Unterzeichnung in Congregação Israelita Paulista
http://www.juedische-allgemeine.de/article/view/id/17232/highlight/Klaus&Hart
http://www.juedische-allgemeine.de/article/view/id/10916/highlight/Klaus&Hart
Neue Zürcher Zeitung: „Schlechte Menschen“(Klaus Hart): http://www.nzz.ch/aktuell/feuilleton/uebersicht/schlechte-menschen-1.1247073
Gilberto Lerner, leitender Ingenieur beim Museumsbau.
http://www.juedische-allgemeine.de/article/view/id/11212/highlight/Klaus&Hart
Dr. Sergio Simon, renommierter Krebsexperte am Hospital Israelita „Albert Einstein“ in Sao Paulo.
http://www.juedische-allgemeine.de/article/view/id/1683/highlight/Klaus&Hart
http://www.hart-brasilientexte.de/2013/11/04/brasiliens-antisemitismus-diskriminierung-von-juden-tv-schauspielerin-tata-werneck-wird-von-judischer-gemeinde-wegen-bullying-reflexion-angezeigt-laut-landesmedien/
DIE ZEIT und der Tod des Mitherausgebers Helmut Schmidt/SPD 2015 – was alles in den Nachrufen fehlt:http://www.hart-brasilientexte.de/2015/11/12/die-zeit-und-der-tod-des-mitherausgebers-helmut-schmidtspd-2015-was-alles-in-den-zeit-nachrufen-fehlt/
Kissinger hält Rede für Schmidt in Hamburg:
http://www.hart-brasilientexte.de/2015/11/17/henry-kissinger-haelt-rede-auf-staatsakt-fuer-helmut-schmidtspd-am-23-11-2015-in-hamburg-kissinger-und-schmidt-viele-gemeinsame-wertvorstellungen/
Kuriose Mythenbildung um Schmidt und Lula:
http://www.hart-brasilientexte.de/2015/11/11/helmut-schmidt-2015-gestorben-mainstream-verbreitet-falschmeldungen-kuriose-mythen-schmidt-hatte-angeblich-den-damaligen-gewerkschaftsfuehrer-lula-begehrt-bei-unternehmern-als-verhandlungs-und-g/
http://www.hart-brasilientexte.de/2013/11/22/mehr-demokratie-wagen-willy-brandt-1969-jahr-in-dem-er-in-bonn-vertrage-mit-der-brasilianischen-folterdiktatur-unterzeichnete/
Kriegsverbrecher Gustav Wagner, stellvertretender Kommandant des KZ Sobibor, SS-Oberscharführer, berüchtigter sadistischer Judenmörder – von der Militärdiktatur Brasiliens nicht ausgeliefert: „Die deutsche Regierung stellte ebenfalls ein Ersuchen auf Auslieferung, das jedoch vom Obersten Gerichtshof Brasiliens am 22. Juni 1979 zurückgewiesen wurde.“ Wikipedia
Brasilien: Der berüchtigte rechtsextreme Diktaturaktivist Antonio Carlos Magalhaes – ausgezeichnet mit dem Großkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland. Der jüdische Stefan-Zweig-Experte Alberto Dines über Antonio Carlos Magalhaes. Makabre offizielle Geschichtsschreibung und kontrastierende Faktenlage. **
tags: antonio carlos magalhaes, großkreuz zum bundes
http://www.bundespraesident.de/DE/Amt-und-Aufgaben/Orden-und-Ehrungen/Verdienstorden/verdienstorden.html
http://www.hart-brasilientexte.de/2013/12/28/brasiliens-wahrheitskommission-uber-diktaturverbrechen-der-rechtsgerichtete-diktaturaktivist-antonio-carlos-magalhaes-die-fdp-und-ihre-friedrich-naumann-stiftung-in-brasilien/
http://www.hart-brasilientexte.de/2008/02/21/stefan-zweig-und-judenhasser-getulio-vargas/
Der jüdische Zweig-Experte Alberto Dines in Sao Paulo beim Website-Interview.
Alberto Dines bei Edition Büchergilde – “Tod im Paradies”: http://www.amazon.de/Tod-Paradies-Trag%C3%B6die-Stefan-Zweig/dp/3936428646
Kurzbeschreibung
Erscheinungstermin: 1. September 2006
In Tod im Paradies übernimmt Alberto Dines die Rolle eines sorgfältigen Reporters, sensiblen Schriftstellers, erfahrenen Historikers und aufmerksamen Psychologen. Kritisch und mitfühlend zugleich zeichnet er das Porträt eines Humanisten, der sich den Anforderungen seiner Zeit nicht gewachsen sah. Er dokumentiert mit besonderer Ausführlichkeit die letzten Lebensjahre dieses erstklassigen Schriftstellers in Brasilien, beschreibt dessen Liebe zu diesem Land und geht ausführlich auf die beiderseitigen Missverständnisse ein, die zu einem tragischen Ende führten. Es ist zugleich die Biografie über einen Biografen, der bis heute in Europa unvergessen ist. Sein Schreib- und Lebensstil prägte folgende Generationen nachhaltig; zu seinen Freunden zählten u.a. Sigmund Freud, Romain Rolland und Joseph Roth. Detailliert und kenntnisreich liefert Dines Hintergrundwissen über die Situation und Atmosphäre in Brasilien in der damaligen Zeit. Die Ursachen der Entwicklung von der zunächst überschwänglichen Verliebtheit in dieses Land nach seiner ersten Brasilienreise bis zur allmählichen Enttäuschung und Vereinsamung sind vielschichtig. Dines schreibt mit großer Empathie und Einfühlungsvermögen, die es dem Leser ermöglichen, die Tragödie dieses Todes in ihrem ganzen Ausmaß und in einer Intensität zu erfahren, die keinen unberührt lassen kann. Der Selbstmord des österreichischen Autors jüdischer Herkunft wird in seiner ganzen Tragweite vermutlich nie ganz zu verstehen sein, doch Dines trägt mit den brasilienbezogenen Aspekten viele neue Erkenntnisse zu einem umfassenderen Gesamtbild bei. Das Buch machte in Brasilien bei seiner Ersterscheinung 1981 vor allem deshalb Furore, weil Alberto Dines als einer der ersten auf den Antisemitismus und die opportunistische Haltung des Vargas-Regimes einging. Die vorliegende Übersetzung ist eine Überarbeitung der bereits erweiterten 3. Auflage der brasilianischen Ausgabe und berücksichtigt neue Quellen und Zeitzeugen(Amazon)
Willy Brandt und sein Diktatur-Amtskollege José Magalhaes Pinto: http://www.hart-brasilientexte.de/2013/11/19/brasiliens-folter-diktatur1964-1985-mit-wem-bundesausenminister-willy-brandt-damals-bilaterale-vertrage-unterzeichnet-das-massaker-an-stahlarbeitern-unter-gouverneur-jose-magalhaes-
“Wir wollen mehr Demokratie wagen”: http://www.hart-brasilientexte.de/2013/11/22/mehr-demokratie-wagen-willy-brandt-1969-jahr-in-dem-er-in-bonn-vertrage-mit-der-brasilianischen-folterdiktatur-unterzeichnete/
Das offizielle Foto vom angeblichen Selbstmord des jüdischen Journalisten und Fernsehdirektors von TV Cultura, Vladimir Herzog 1975 in einer Polizeizelle Sao Paulos – in Wahrheit wurde er totgefoltert. Bundesrichter Marcio José de Morais annullierte 1979 das offizielle Dokument der Diktatur über die Todesursache, gab indessen Zeugen recht, denen zufolge Herzog gefoltert worden war, machte den Staat für den Tod des Juden verantwortlich. Unterdessen wurde ermittelt, daß unter Geisel gefolterte Regimegegner auch durch Giftspritzen umgebracht wurden, das Militär zahlreiche Oppositionelle außergerichtlich exekutierte.
http://www.hart-brasilientexte.de/2013/11/14/brasilien-bau-des-judischen-museums-in-sao-paulo-deutsche-regierung-beteiligt-sich-mit-rund-300000-euro-prasident-des-museums-dr-sergio-simon-und-der-deutsche-generalkonsul-friedrich-dauble-unte/
Der Fernsehdirektor und Journalist war eine bekannte Person der Mittelschicht und vom Militärregime nicht festgenommen oder verhaftet, sondern für den 25. Oktober 1975 zwecks Erteilung von Auskünften zum Sitz der politischen Polizei bestellt worden – das macht vorstellbar, wie die Diktatur mit nicht bekannten Oppositionellen, mutmaßlichen Oppositionellen etwa der Unterschicht, in den Slums umging, Aktionsfeld der Todesschwadronen des Regimes.
“Du hättest alle Juden töten sollen”: http://www.hart-brasilientexte.de/2012/03/21/brasiliens-nazistisch-antisemitische-militardiktatur-hohe-militars-zu-herbert-cukurs-massenmorder-von-rigadu-hast-einen-einzigen-fehler-begangen-du-hattest-alle-juden-toten-sollen-hintergrun/
Walter Scheel(FDP) und die nazistisch-antisemitisch orientierte Militärdiktatur Brasiliens: http://www.hart-brasilientexte.de/2013/11/26/bundesprasident-walter-scheel-1978-anlaslich-des-besuchs-von-diktator-ernesto-geisel-in-bonndie-freundschaft-zwischen-brasilien-und-der-bundesrepublik-deutschland-kann-als-modell-fur-die-nord-sud/
Brasiliens Folterdiktator Ernesto Geisel in der Bundesrepublik Deutschland 1978 – Fotoserie: http://www.hart-brasilientexte.de/2014/01/06/brasiliens-deutschstammiger-folterdiktator-ernesto-geisel-in-der-bundesrepublik-deutschland-1978-fotoserie/
Ausriß, Diktator Ernesto Geisel und Bundeskanzler Helmut Schmidt in Bonn.
Diktator General Ernesto Geisel(Operation Condor), deutschstämmig, in dessen Amtszeit der jüdische Journalist Herzog gefoltert und ermordet wurde – und Willy Brandt, Ausriß. Im “Forum Willy Brandt Berlin” werden dieses und ähnliche Fotos von Brandt und Folterdiktatoren immer noch nicht gezeigt, was Bände spricht. Auffälligerweise fehlen derartige Fotos im Internet fast völlig, werden auch u.a. von der SPD nicht bereitgestellt.
Diktator Geisel nennt die Ermordung von Regimegegnern eine Notwendigkeit – in Gespräch mit General Dale Coutinho(zitiert in Nachrichtenmagazin Veja 2003):
Geisel: “Brasilien wird heute als eine Oase angesehen.”
Dale Coutinho: “Ah, die Dinge haben sich sehr verbessert. Unter uns gesagt, läuft es besser, seit wir begonnen haben zu töten. Wir haben begonnen zu töten.”
Geisel:”Denn vorher hat man einen festgenommen – und der kam dann wieder frei. Coutinho, Töten ist zwar barbarisch, aber ich denke, das muß sein.”
Veja:”Der Kongreßabgeordnete Ulysses Guimaraes verglich Geisel mit Ugandas Diktator Idi Amin…Geisel, General der demokratischen Öffnung, war für politischen Mord…Geisel wollte die Fortsetzung der Ausrottungspolitik.”
Die brasilianische Militärdiktatur produzierte in Rio de Janeiro Napalm im Stadtteil Bonsucesso und setzte es gegen Regimegegner u.a. 1972 in Araguaia ein.
Ausriß: Folterdiktator Ernesto Geisel und sein für die Operation Condor(länderübergreifende Jagd auf Regimegegner) zuständiger Geheimdienstchef Joao Figueiredo. Im Hintergrund der von Oscar Niemeyer entworfene Präsidentenpalast in Brasilia.
http://www.hart-brasilientexte.de/2013/12/28/brasilien-der-beruchtigte-diktaturaktivist-antonio-carlos-magalhaes-ausgezeichnet-mit-dem-groskreuz-des-verdienstordens-der-bundesrepublik-deutschland/
Die “Terroristen” der katholischen Kirche Brasiliens: http://www.hart-brasilientexte.de/2014/01/17/brasilien-2014-50-jahre-nach-dem-militarputsch-von-1964-die-terroristen-der-katholischen-kirche-welche-bonner-politiker-damals-gegen-das-foltern-und-totfoltern-von-regimegegnern-nicht-protesti/
Die Neue Zürcher Zeitung 1994 zum 30. Jahrestag des Militärputsches von 1964:
…Exponenten der Diktatur als starke Männer demokratischer Parteien
Politik-und Wirtschaftswissenschaftler sowie die führenden Kommentatoren der Qualitätszeitungen begründen die Rückständigkeit Brasiliens in Artikelserien zum Putschjubiläum unter anderem damit, daß nach 1985 kein echter demokratischer Wandel begann, sondern die Kontinuität gewahrt blieb. Politiker, Bürokraten und Parteien, die die Diktatur aktiv unterstützten, behielten Einfluß und Macht. Sie gehen heute auch Koalitionen mit einstigen Gegnern ein, was bisweilen irrational erscheint. Erster Zivilpräsident nach dem Generalsregime wurde der frühere Chef der Militärpartei PDS José Sarney. Der derzeitige Finanzminister Fernando Henrique Cardoso, Inhaber des wichtigsten Kabinettsressorts, fungierte damals als Sarneys Interessenvertreter(portugiesisch: „Lider do Governo“) im Senat. Bei der Übernahme des Ministerpostens sagte 1993 das bisher zu den Linksintellektuellen gerechnete Mitglied der Sozialdemokratischen Partei(PSDB):“Vergessen Sie alles, was ich bisher geschrieben habe.“…Führende Intellektuelle, wie etwa der Schriftsteller Antonio Callado, nennen es bezeichnend für Brasiliens Zustand, für fehlende politische Kultur und kollektiven Gedächtnisschwund, daß hohe Amtsinhaber der Diktaturregierungen , die sich damals schamlos bereicherten, heute immer noch zu den wichtigsten Meinungsmachern zählen und ihre Wochenkolumnen auch noch in den Provinzblättern der entlegensten Amazonasregionen erscheinen…Der ehemalige Justizminister Armando Falcao bekommt derzeit nicht weniger Platz in den Medien für schönfärberische Interpretationen. Seiner Meinung nach begann 1964 eine vom Volk gewollte demokratische Revolution. Exekutionen, Folter, Gewalt und illegale Verhaftungen habe es nicht gegeben, von Diktatur könne keine Rede sein, behauptet er. Der damalige Planungsminister und heutige PPR-Abgeordnete Roberto Campos hebt seinerseits den „triumphalen Erfolg“ des sogenannten „brasilianischen Wunders“ 1968-1973 hervor, als Brasilien jährlich über zehnprozentige Wachstumsraten in der Wirtschaft verzeichnete. Laut Campos erhöhten sich damals das Pro-Kopf-Einkommen und der Lebensstandard für die gesamte Bevölkerung. Davon kann indessen keine Rede sein; vom „Milagre brasileiro“ profitierten lediglich die Eliten, die Mittelschicht und nur ein Bruchteil der unterprivilegierten Bevölkerungsmehrheit, während die Arbeitslosigkeit erheblich zunahm. Campos verschweigt natürlich auch, daß 1964 Brasiliens Schuldenlast bei nur fünf Milliarden Dollar lag, von den Generalsregierungen aber auf über 100 Milliarden hochgetrieben wurde. Zu den hyperteuren pharaonischen Projekten jener Zeit ist auch das mit der Regierung des deutschen Bundeskanzlers Helmut Schmidt vereinbarte Nuklearprogramm zu zählen.
Spätfolgen in Mentalität und Psyche
Das autoritäre Regime von 1964 hinterließ in Mentalität und Psyche der Brasilianer tiefe Spuren. Politische Gefangene wurden damals lebendig den Haien zum Fraß vorgeworfen, Studentenführer zuerst gefoltert und dann vor die Wahl gestellt, entweder zu sterben oder im Fernsehen vorfabrizierte Erklärungen abzugeben. Bis heute fordern Menschenrechtler und Angehörige vergeblich Aufklärung über die „Verschwundenen“, deren Zahl nicht einmal annähernd bekannt ist. Aus Angst vor Repressalien gehen wichtige Zeugen barbarischer Diktaturverbrechen nicht an die Öffentlichkeit – schließlich gibt es weiterhin die Todesschwadronen und auch die berüchtigte Militärpolizei, die immer noch nicht auf Folter verzichtet.
Für den Anthropologen Gilberto Velho resultiert das Ausmaß an Gewalt in der heutigen brasilianischen Gesellschaft unter anderem aus der vom Militärregime entwickelten „Kultur der Brutalität“. Die seinerzeit institutionalisierte Gewalt und Korruption ist nach Darstellung von Rechtsexperten hauptverantwortlich für die tiefe ethisch-moralische Krise Brasiliens, für den extremen Egoismus, das Fehlen von Solidarität und das Mißtrauen gegenüber den sogenannten demokratischen Institutionen, für die kalte Indifferenz und den Zynismus der Politiker…
Aus Neue Zürcher Zeitung, Brasiliens Last der Militärdiktatur, Klaus Hart, Freitag/Samstag 1./2.April 1994
SPD-Politiker Andreas von Bülow:
http://www.hart-brasilientexte.de/2014/02/07/brasiliens-folterdiktatur-spd-politiker-andreas-von-bulow-uber-militarputsche-in-lateinamerika-soldner-des-faschismus/
Die Brücke der Diktatur – Judenhasser Getulio Vargas: http://www.hart-brasilientexte.de/2014/02/09/brasiliens-folterdiktatur-brucke-uber-die-bucht-von-rio-de-janeiro-immer-noch-nach-beruchtigtem-militardiktator-costa-e-silva-benannt-dem-willy-brandt-einst-den-atomvertrag-mit-bonn-vorgeschlagen-ha/
Von Protesten Willy Brandts und Helmut Schmidts gegen die barbarische Repression unter der Diktatur in Brasilien, etwa gegen das sadistische Foltern von Frauen, ist nichts bekannt.
Lula war Informant der Diktatur-Geheimpolizei Dops, laut neuem Buch: http://www.hart-brasilientexte.de/2014/02/12/brasilien-die-folterdiktatur-lula-und-die-arbeiterpartei-pt-rufmord-ein-kapitalverbrechen-buch557-seiten-mit-schweren-vorwurfen-gegen-lula-macht-schlagzeilen/
Hintergrundtext – Neue Zürcher Zeitung:
Schlechte Menschen
Antisemitismus in Südamerika – weit verbreitet und wenig erforscht
Klaus Hart 11.11.2008
Antisemitismus in Südamerika ist ein Gebiet, das noch nicht ausreichend erforscht ist. Umso willkommener ist ein kürzlich in Brasilien erschienener gewichtiger Sammelband , der das Phänomen in seinen vor allem in Lateinamerika erschreckenden Ausmassen beschreibt.
Viele Lateinamerikaner tragen amtliche Vornamen wie Hitler, Himmler und Eichmann, im Telefonbuch von São Paulo steht allen Ernstes ein «Himmler Hitler Göring Ferreira Santos». Immer wieder werden Anschläge auf Synagogen verübt, die Zahl antisemitischer Websites und neonazistischer Gruppierungen hat erschreckend zugenommen, jüdische Persönlichkeiten erhalten oft Morddrohungen. Erstmals liegt jetzt ein 740 Seiten starker Sammelband vor, in dem Experten das Phänomen des Judenhasses in Nord- und Südamerika aus verschiedenen Blickwinkeln beleuchten. Herausgeberin und Mitautorin ist Lateinamerikas führende Antisemitismus-Forscherin Maria Luiza Tucci Carneiro, die bereits zahlreiche Bücher zu diesem Thema publiziert hat. Carneiro lehrt an der Universität São Paulo und baut derzeit in Kooperation mit dem Yad-Vashem-Institut in Jerusalem ein virtuelles Archiv über Holocaust und Antisemitismus auf. Ausserdem erarbeitet sie dringlich notwendiges didaktisches Material für Brasiliens Lehrer – Material, das seit Jahrzehnten vorliegen sollte.
Der Antisemitismus in Kanada und den USA wird in dem Sammelband als unbedeutend und kaum bedrohlich beschrieben, daher auch relativ kurz abgehandelt. Ganz im Gegensatz zum Riesenland Brasilien und zu seinem Nachbarn Argentinien, die Lateinamerikas grösste jüdische Gemeinden aufweisen, welche zunehmendem Neonazismus und Antisemitismus ausgesetzt sind. Erinnert werden muss an den Bombenanschlag auf das jüdische Gemeindezentrum in Buenos Aires von 1994, bei dem 85 Menschen getötet wurden. Dieses Attentat und andere Vorkommnisse führten auch in Brasilien zu scharfen Sicherheitsvorkehrungen an den Synagogen. Brasilianische Rabbiner betonen, dass die iberische Kultur bis heute stark antisemitisch geprägt ist und dass Spanien und Portugal den von ihnen kolonisierten Ländern Lateinamerikas sowohl den christlichen Antijudaismus als auch den rassistischen Antisemitismus, mit all ihren Stereotypen und Vorurteilen, tief einpflanzten.
Eine Prachtausgabe von «Mein Kampf»
Für Maria Luiza Tucci Carneiro tarnt sich Antisemitismus in Brasilien und den anderen Ländern Nord- und Südamerikas heute gewöhnlich als Antizionismus, als Hass auf Israel. «Doch wenn man genau hinschaut, geht es gegen die Juden, sehen wir jenen tiefsitzenden, traditionellen Antisemitismus.» Vor allem in Brasilien, Argentinien und Chile sei die antijüdische Mentalität stark und artikuliere sich politisch. Antisemitische Machwerke aus der Nazizeit würden neu aufgelegt. In Brasilien selbst ist die Übersetzung von Hitlers «Mein Kampf» als Prachtausgabe seit Jahren ein rasch ausverkaufter Bestseller; Buchhändler raten einem stets, sofort zuzugreifen. Seit dem 19. Jahrhundert wurden die wichtigsten Rassentheorien aus Deutschland und Frankreich in Brasilien von führenden Kreisen übernommen und von renommierten Intellektuellen propagiert. «Man wollte hier eine reine Rasse – weiss, nichtjüdisch und katholisch.»
Im Sammelband findet sich eine überraschende Studie der Historikerin Silvia Cortez Silva über eine Ikone der brasilianischen Kultur, den Schriftsteller Gilberto Freyre, dessen 100. Geburtstag im Jahr 2000 mit offiziellem Pomp gefeiert worden war. Freyre hatten schon zu Lebzeiten viele grosse Universitäten der Welt geehrt – obwohl er in seinem Klassiker «Herrenhaus und Sklavenhütte» übelste antijüdische Vorurteile verbreitet. Gilberto Freyre habe nie versteckt, was er über die Juden denke, schreibt Silva. «Die Art und Weise, wie er das Profil und die Identität der Juden beschreibt, könnte antisemitischer nicht sein.» Es finden sich Ausdrücke und Attribute wie Blutsauger, Parasit, Ausbeuter, Skrupellosigkeit, Gerissenheit, Judennase, Geiergesicht – um nur weniges zu nennen. Als besonders interessant hebt Silva hervor, dass solches in den langen Jahren der Rezeption unbeachtet geblieben sei.
Bis heute sind in Lateinamerika antisemitische Ansichten gängig. In manchen brasilianischen Fremdwörterbüchern steht unter Jude allen Ernstes «schlechter Mensch». Auch offiziell wird in Brasilien nach wie vor der Diktator und Judenhasser Getulio Vargas als grösster Staatsmann in der nationalen Geschichte verehrt, der indessen ab 1936 per Geheimdekret die Erteilung von Einreisevisa für verfolgte Juden verboten hatte. »Wir wissen von über 10 000 abgelehnten Visaanträgen – und es sind noch viel mehr», erklärt Carneiro. Zudem wurden zahlreiche Juden nach Deutschland deportiert.
Hunderte von Kriegsverbrechern
Der Forscherin liegen viele anonyme Briefe nicht deutschstämmiger Brasilianer vor, die in das Tropenland geflohene Juden denunzierten. «Brasilien kooperierte bei der Judenvernichtung, die Vargas-Regierung hat sich am Holocaust mitschuldig gemacht – was sich die Brasilianer endlich einmal bewusst machen sollten.» Vargas förderte die Ausbreitung der NSDAP in Brasilien, liess Nazi-Instrukteure ins Land, die auch an den deutschen Schulen Indoktrination betrieben. Man grüsste mit «Heil Hitler», sang bei Aufmärschen der Ortsgruppen Rio und São Paulo SA- und SS-Lieder. In keinem Land ausserhalb Deutschlands brachte es die NSDAP auf mehr Mitglieder. Nach Filinto Müller, dem berüchtigten Chef und Oberfolterer der politischen Polizei von Vargas, sind bis heute Schulen, Plätze, Strassen und sogar ein Plenarsaal im Nationalkongress von Brasilia benannt. Erst 1942 bricht der Diktator Vargas mit Nazideutschland, um nicht auf der Verliererseite zu stehen – auch auf Druck der USA. Deutschland wird noch der Krieg erklärt. Im ebenfalls stark antisemitischen Argentinien lässt sich der wie Vargas bis heute populäre Nazi-Kollaborateur Juan Domingo Perón damit bis vier Wochen vor Hitlerdeutschlands Kapitulation Zeit. Wie er nach 1945 die Einreise Hunderter Kriegsverbrecher organisieren liess, ist bestens dokumentiert und hinreichend bekannt.
Nach dem Krieg wurde in Brasilien die antisemitische Politik sogar fortgesetzt. Noch 1949, so beschreibt Carneiro in ihrem Klassiker «O Antisemitismo na Era Vargas», werden Einreisevisa für Juden erneut per Geheimdekret verweigert mit dem Argument, es handle sich um Überlebende der KZ, also psychisch gestörte Leute, an denen Brasilien kein Interesse haben könne. Brasiliens Deutschstämmige spielten dabei keine geringe Rolle. Tausende von ihnen teilten die Nazi-Begeisterung, nahmen in Europa an Krieg und Judenvernichtung teil und kehrten nach 1945 ungeschoren nach Brasilien zurück, wo sie den Nazi-Ungeist weiter kultivierten. Erst heute, viel zu spät, will man diesen Kriegsverbrechern auf die Spur kommen. Maria Luiza Tucci Carneiro wirft lateinamerikanischen Intellektuellen, aber ebenso wie dem portugiesischen Literaturnobelpreisträger José Saramago vor, einen neuen Antisemitismus zu fördern. Das Vorgehen Israels gegen die Palästinenser mit dem Holocaust zu vergleichen, sei absurd, und Brasiliens Regierung sei heute viel mehr proarabisch als proisraelisch.
Der Fall Stefan Zweig
Aber hatte nicht der grosse jüdische Schriftsteller Stefan Zweig just unter Diktator Getulio Vargas Zuflucht in Brasilien gefunden? Um den schönen Schein einer vorurteilsfreien, antirassistischen Nation zu wahren, wurden ausnahmsweise bestimmte Juden durchaus ins Land gelassen: Jene, die eine hohe Summe beim Banco do Brasil deponierten, oder jene, von denen man sich Image-Vorteile versprach. Der jüdische Publizist und Zweig-Biograf Alberto Dines nennt die Hintergründe: «Dieses Einreisevisum war damals eine kostbare Sache für jeden Juden, der aus Europa flüchten wollte. Und Stefan Zweig machte eben ein Geschäft mit der Vargas-Regierung – er schrieb ein Buch zugunsten Brasiliens im Tausch gegen ein Dauervisum und erhielt dieses mit unglaublicher Leichtigkeit. Zweig war kein politisierter Mensch, er hat die Augen vor vielem verschlossen. Stattdessen erfand er ein Paradies.» Das realitätsfremde Buch «Brasilien – ein Land der Zukunft» ist bis heute ein Weltbestseller, kurioserweise ein Klassiker der Brasilienliteratur. Über den grauenhaften brasilianischen Antisemitismus unter dem Diktator Vargas findet sich selbstredend kein Wort.
Die Kommentarfunktion ist zur Zeit leider deaktiviert.