Soziologe Jessé de Souza sagte Brasiliens wichtigster Qualitätszeitung „O Estado de Sao Paulo“ weiter, diese Arbeiterklasse arbeite viel, aber verdiene wenig. Die brasilianische Arbeiterklasse in prekären Verhältnissen werde fälschlicherweise neue Mittelschicht genannt.
Zu mitteleuropäischen Propagandatricks gehört, beim Agitprop über eine angeblich stark wachsende brasilianische Mittelschicht auf aussagekräftige Daten über Einkommen, Preise und Lebenshaltungskosten bewußt zu verzichten.
Ideologie der konservativsten Mittelschicht Brasiliens, so Souza, sei der Kampf gegen Korruption im Staat – als ob es keine Korruption im Markt gebe, wo die Mittelschicht tagtäglich die billig geleistete Arbeit der Unterschicht ausbeute und diese damit zu ewiger Erniedrigung verurteile. In Brasilien existiere heute eine Klasse der sozial Ausgeschlossenen – bis zu 30 % der Bevölkerung. Sozialhilfeprogramme unter Lula-Rousseff holten diese Menschen keineswegs aus dem Status der Ausgeschlossenheit.
Insgesamt gebe es vier Klassen – die der Betuchten mit weniger als 1 % der Bevölkerung, aber der Kontrolle über mehr als 50 % des Bruttoinlandsprodukts. Dann folgt die Mittelschicht, die sich auch ein anderes entscheidendes Kapital im gesellschaftlichen Wettbewerb aneigne – das kulturelle. Dann – als Teil der Bevölkerungsmehrheit die Arbeiterklasse, darunter die Klasse der Ausgeschlossenen. „Es handelt sich um einen wilden Kapitalismus, unmenschlich, mit Kapitalkonzentration zugunsten Weniger…Dies ist das wahre Abbild unserer Misere.“Staatliche Korruption lenke die Aufmerksamkeit ab von dieser so absurden Reichtumskonzentration. Der Markt erscheine so als Verwirklicher aller Tugenden.
„Die Fußball-WM ist ein Abbild Brasiliens – wer gewinnt, sind die Betuchten. Das Volk schaut nur von draußen auf die Spiele.“
Ausriß. Aus Sicht der Illustrierten DER SPIEGEL handelt es sich bei Brasilien um eine Großmacht. Das Land belegt auf dem UNO-Index für menschliche Entwicklung lediglich Platz 79.
Ausriß – Brasiliens Soziologe Jessé de Souza. Schwer zu sagen, ob seine Studien an der Universität von Heidelberg, wo er seinen Doktor machte, willkommen sind. Grünen-Ministerpräsident Winfried Kretschmann vertrat bei seiner Brasilienreise eine bestimmte Argumentationslinie, die mit der von Souza kontrastiert.
„Unter Präsident Lula erlebte das Land einen enormen Aufschwung, die neue Präsidentin Dilma Rousseff setzt dessen Kurs fort. Eine breite Mittelschicht wächst heran, die Zahl der Armen geht deutlich zurück. Das Land durchläuft eine intensive Industrialisierung.“(Stuttgarter Nachrichten)
Kretschmann in Rio de Janeiro – Reaktionen: http://www.hart-brasilientexte.de/2013/12/30/brasiliens-florierende-wachstumsbranche-organisiertes-verbrechen-pccerstes-kommando-der-hauptstadt-aus-sao-paulo-verstarkt-aktivitaten-in-rio-de-janeiro-laut-landes-qualitatsmedien-prasenz-bei/
„Umweltbewußtsein gleich Null“: http://www.hart-brasilientexte.de/2013/07/03/brasiliens-umweltexperte-dr-mauro-galetti-von-der-universitat-unesp-in-rio-claro-zur-naturschutzsituation-im-tropenland-umweltbewustsein-gleich-null/
„Brasilien kauft 36 schwedische Jagdflugzeuge für 4,5 Milliarden Dollar.“(Ankündigung im Dezember 2013)
Soziale Ungleichheit und Statistiktricks in Brasilien: http://www.hart-brasilientexte.de/2008/09/23/soziale-ungleichheit-in-brasilien-folha-de-sao-paulo-wirft-offiziellen-statistikinstituten-falschinformation-vor/
Brasilien lacht über Lula-Deppen in Deutschland – Folgen der Mediensteuerung: http://www.hart-brasilientexte.de/2011/09/26/brasilien-lacht-uber-lula-deppen-in-deutschland-lula-der-grosse-schriftsteller-joao-ubaldo-ribeiro-nimmt-lula-personenkult-in-deutschland-ironisch-auf-die-schippe-warum-importieren-sie-nicht/
Wie üblich völlig kritiklos wurden bislang auch die realitätsfremden Bewertungen von Leonardo Boff übernommen, der gar behauptete, mit Lula sei die Befreiungstheologie an die Macht gekommen. Boff erklärte: “Lula machte die größte Revolution der sozialen Ökologie des Planeten, eine Revolution für die Bildung, ethische Politik.” Boff, der auch im deutschsprachigen Mainstream nicht kritisiert werden darf, fungierte als Obererklärer der Lage Brasiliens – jetzt auf einmal tauchen widersprechende Argumente auf, die irgendwie mit jener “Revolution für die Bildung” nicht zusammenpassen. Während Boff von “ethischer Politik” unter Lula-Rousseff spricht, erinnert sich der ausländische Mainstream derzeit des Megaskandals um Parteien-und Abgeordnetenkauf, der bereits 2005 enthüllt worden war. Zahlreiche enge Freunde Lulas wurden verurteilt, die ersten sitzen bereits im Gefängnis. Leonardo Boff indessen kritisiert das Urteil des Obersten Gerichts, die Vorgehensweise des schwarzen Präsidenten des Obersten Gerichts, Joaquim Barbosa. Es sei bestraft worden gegen die Prinzipien des Rechts. http://site.adital.com.br/site/noticia.php?lang=PT&cod=78939
Boffs Kritik sagt sehr viel über ihn selbst, seine Wertvorstellungen.
Joachim Gauck in Brasilien: http://www.hart-brasilientexte.de/2013/05/17/brasilien-historischer-besuch-des-deutschen-bundesprasidenten-joachim-gauck-im-tropenland-trotz-gravierender-menschenrechtslage-folter-todesschwadronen-gefangnis-horror-sklavenarbeit-etc-b/
Brasilien ist mit seiner Lebendigkeit, Kreativität und kulturellen Vielfalt ein ungemein inspirierender Partner, der gleichzeitig durch Exzellenz in Wirtschaft und Wissenschaft besticht. Guido Westerwelle, FDP 2013
« Brasiliens florierende Wachstumsbranche organisiertes Verbrechen: PCC(Erstes Kommando der Hauptstadt) aus Sao Paulo verstärkt Aktivitäten in Rio de Janeiro, laut Landes-Qualitätsmedien. „Präsenz bei Arbeitstreffen der Rio-Verbrecher-Organisationen Comando Vermelho, Freunde der Freunde, Drittes Kommando – Entsendung von Waffen, Drogen, Geldern.“ – Brasiliens Mentalität, soziokulturelle Faktoren:“Wir sind tatsächlich nichtig, belanglos, oberflächlich.“Schriftstellerin Heloisa Seixas nach der Rückkehr von einer Deutschlandreise, dem Besuch der Frankfurter Buchmesse, in Qualitätszeitung O Globo. Bundesaußenminister Steinmeier vor seiner Reise 2015 nach Brasilien:”Wir teilen ein Fundament gemeinsamer Werte und kultureller Verbundenheit.” »
Noch keine Kommentare
Die Kommentarfunktion ist zur Zeit leider deaktiviert.