http://pt.wikipedia.org/wiki/Apesar_de_Voc%C3%AA
http://pt.wikipedia.org/wiki/Jorge_Maravilha
Textzeile „Du magst mich nicht – aber deine Tochter mag mich“ – vom Publikum bezogen auf die Tochter vom deutschstämmigen Folterdiktator Ernesto Geisel, Amalia Lucy, die erklärt hatte, ein großer Fan von Chico Buarque zu sein.
Große Sozialdemokraten und ihre besonderen Beziehungen zu Brasilien – Willy Brandt und Helmut Schmidt: http://www.hart-brasilientexte.de/2011/11/16/helmut-schmidt-und-lula-lulas-sonderbeziehungen-zu-deutschland/
Diktator General Ernesto Geisel(Operation Condor), deutschstämmig, in dessen Amtszeit der jüdische Journalist Herzog gefoltert und ermordet wurde – und Willy Brandt, Ausriß.
Ausriß: Folterdiktator Ernesto Geisel und sein für die Operation Condor(länderübergreifende Jagd auf Regimegegner) zuständiger Geheimdienstchef Joao Figueiredo. Im Hintergrund der von Oscar Niemeyer entworfene Präsidentenpalast in Brasilia.
Kein Foto von Brandt und Geisel im Willy-Brandt Forum Unter den Linden, Berlin. http://www.hart-brasilientexte.de/2013/11/19/brasiliens-folter-diktatur1964-1985-mit-wem-bundesausenminister-willy-brandt-damals-bilaterale-vertrage-unterzeichnet-das-massaker-an-stahlarbeitern-unter-gouverneur-jose-magalhaes-pinto/
Wie die brasilianische Militärdiktatur Frauen folterte: http://www.hart-brasilientexte.de/2013/03/26/brasiliens-komplizierte-vergangenheitsbewaltigung-maria-amelia-de-almeida-teles-grauenhaft-gefolterte-regimegnerin-heute-mitglied-der-wahrheitskommission-des-teilstaats-sao-paulo-zur-aufklarung-der/
“Willy Brandt wollte Welt ohne Armut…Er baute auch Brücken zwischen den reichen Industrieländern im Norden und den armen Entwicklungsländern im Süden.” Thüringer Allgemeine 2012
http://analisedeletras.com.br/chico-buarque/apesar-de-voce/
Meistverboten, meistzensiert
Chico Buarque wird 1944 in Rio geboren, wächst aber in São Paulo und Italien auf, komponiert in Rom seine ersten Karnevalsmärsche, bricht wegen der Musik schließlich ein Architekturstudium ab, steht 1964 – dem Jahr des Militärputsches – erstmals als Musiker auf der Bühne, hat 1966 mit dem poetischen Lied „A Banda“ („Die Straßenkapelle“) seinen nationalen und internationalen Durchbruch. In Deutschland wird daraus ein Schlager mit Latinoklischees über eine Mexikanerin namens Rosita, mit „Apfelsinen im Haar und an der Hüfte Bananen“. Er kann sich auch nicht dagegen wehren, dass das Diktaturregime „A Banda“ sogar im Fernsehen zur Rekrutenwerbung benutzt.
1969 ging Chico Buarque für zwei Jahre ins Exil nach Italien, sein Apesar de voce wurde nach seiner Rückkehr zur Anti-Diktatur-Hymne. Mit Gilberto Gil schrieb er das Protestlied Càlice, das prompt verboten wurde. Gil und Buarque versuchten 1973 dennoch, es bei einem Konzert zu singen, doch die deutsche Polygram, so ist überliefert, ließ hektisch die Mikrophone ausschalten, befürchtete Repressalien des Regimes.
Chico Buarque ist der meistverbotene Künstler Brasiliens, sein zynischer Hauptzensor eine Frau, die sich ihm auf einer Hochzeit sogar vorstellt. Der Künstler ist sprachlos, perplex. „Ich war eine Hure des Systems, habe mich für Geld verkauft“, bekennt sie später.
Buarque trickste die Zensoren eine Weile lang aus, indem er sich hinter der Figur des von ihm erfundenen Julinho da Adelaide versteckte, der sogar Zeitungsinterviews gab, mit Fotos erschien, Chico Buarque schlechtmachte. Was Julinho da Adelaide an Doppelsinnigem einreichte, ließen die Aufpasser durchgehen. Wurde Chico Buarque trotzdem verhaftet, baten ihn die Beamten der politischen Polizei um Autogramme. Er organisierte den Kulturaustausch mit Kuba, nannte den Inselstaat ein Beispiel, das Brasilien nicht kopieren, dem es aber folgen sollte, hatte hohe Wertschätzung für Fidel Castro. Nach dem Ende der Diktatur beteiligte er sich an der Anti-Hunger-Kampagne und an Aktionen der Landlosenbewegung.
Als er sechzig wurde, würdigen die Kritiker Chico Buarque auch als Symbol kulturellen Widerstands bis in unsere Tage – gegen die Korruption im Musikbusiness, die Überschwemmung des Marktes mit Wegwerf-Pop, gegen allgemeine kulturelle Verflachung, kurzlebige, künstliche Trends und Moden. Denen hat sich Chico Buarque schon immer verwehrt. Ein interessantes Detail: In den sechziger Jahren buhten ihn die Fans von Gilberto Gil und Caetano Veloso bei Musikfestivals aus, schrien ihm in Sprechchören entgegen, daß er völlig überholt, out sei, weil er immer noch Sambas spiele. Während Gil und Veloso bereits die Rockgitarre schwangen, sich anglo-amerikanischen Trends anpaßten. Einen Sprechchor gegen Chico Buarque dirigierte Gilberto Gil damals sogar persönlich, laut Zeitzeugen.
Musik anklicken: http://www.youtube.com/watch?v=R7xRtSUunEY
Apesar de Você
Hoje você é quem manda
Falou, tá falado
Não tem discussão
A minha gente hoje anda
Falando de lado
E olhando pro chão, viu
Você que inventou esse estado
E inventou de inventar
Toda a escuridão
Você que inventou o pecado
Esqueceu-se de inventar
O perdão
Apesar de você
Amanhã há de ser
Outro dia
Eu pergunto a você
Onde vai se esconder
Da enorme euforia
Como vai proibir
Quando o galo insistir
Em cantar
Água nova brotando
E a gente se amando
Sem parar
Quando chegar o momento
Esse meu sofrimento
Vou cobrar com juros, juro
Todo esse amor reprimido
Esse grito contido
Este samba no escuro
Você que inventou a tristeza
Ora, tenha a fineza
De desinventar
Você vai pagar e é dobrado
Cada lágrima rolada
Nesse meu penar
Apesar de você
Amanhã há de ser
Outro dia
Inda pago pra ver
O jardim florescer
Qual você não queria
Você vai se amargar
Vendo o dia raiar
Sem lhe pedir licença
E eu vou morrer de rir
Que esse dia há de vir
Antes do que você pensa
Apesar de você
Amanhã há de ser
Outro dia
Você vai ter que ver
A manhã renascer
E esbanjar poesia
Como vai se explicar
Vendo o céu clarear
De repente, impunemente
Como vai abafar
Nosso coro a cantar
Na sua frente
Apesar de você
Amanhã há de ser
Outro dia
Você vai se dar mal
Etc. e tal
Lá lá lá lá laiá
http://guiadoestudante.abril.com.br/aventuras-historia/censura-brega-434196.shtml
Diktatur und Kulturszene: http://ditaduraportalprofessor.wordpress.com/cultura-na-ditadura/
2014 – 50 Jahre blutiger Militärputsch von 1964: http://www.hart-brasilientexte.de/2014/01/04/brasilien-2014-50-jahre-blutiger-militarputsch-von-1964-brasilianische-qualitatsmedien-und-verlage-beginnen-mit-ausfuhrlichen-retrospektiven-deutscher-mainstream-verzichtet-bisher-noch-auf-dars/
Die Kennedy-Doktrin gegen Brasiliens Demokratie: http://www.hart-brasilientexte.de/2014/01/06/brasilien-2014-50-jahre-blutiger-militarputsch-die-kennedy-doktrin-us-prasident-erwog-militarintervention-in-brasilien-die-durch-unterstutzten-mit-vorbereiteten-putsch-unnotig-wurde-laut-neuen/
Die Militärdiktatur – wie sie weiterwirkt: http://www.hart-brasilientexte.de/2010/10/26/romeu-tuma-beruchtigter-brasilianischer-diktaturaktivist-einstiger-chef-eines-folterzentrums-in-sao-paulo-gestorben-wie-brasiliens-politiker-reagieren/
http://www.amnesty.de/journal/2009/juni/kolumne-kopf-unter-wasser
Tags: Antisemitismus, Brasilien, Kultur, Musica Popular Brasileira, Nazismus, Politik, Samba, Weltmusik
Über 50 Jahre Bossa Nova im Folter-und Scheiterhaufen-Land Brasilien wird aus den bekannten Gründen in Mitteleuropa meist bewußt unpolitisch reflektiert, obwohl der politische Kontext zu den interessantesten, aufschlußreichsten Aspekten gehört. Gewöhnlich wird ausgeklammert, wo die Stars der Bossa Nova politisch standen, wie sie sich beispielsweise zu Hitler und dem zweiten Weltkrieg, zur 21 Jahre währenden Militärdiktatur Brasiliens sowie generell zur grauenhaften Menschenrechtslage in dem Tropenland, zu den entsetzlichen Sozialkontrasten, zum Massenelend verhielten. Da kommt Desillusionierendes zutage.
Beispiel Vinicius de Morais – ein Karrierediplomat und Poet, wichtigster Texter der Bossa Nova, Alkoholiker, Frauenaufreißer. In den dreißiger Jahren des vergangenen Jahrhunderts zählt Morais zu den führenden Intellektuellen Brasiliens, gehört zur ultrarechten Partei der „Integralistas”, die Beziehungen zur NSDAP pflegt, ein totalitäres Brasilien anstrebt. „Integralistas” gehen mit Gewalt gegen Juden, Schwarze, Ausländer vor. Der brasilianische Bossa-Nova-Experte Ruy Castro erinnert im Website-Interview daran, daß Morais zu Beginn des zweiten Weltkrieges sogar auf seiten der Wehrmacht, Hitlers und dessen Verbündeten stand. ”Das war damals überhaupt kein Geheimnis, alle wußten das. Vinicius de Morais und eine große Zahl von Intellektuellen hatten Sympathien für Mussolini und Hitler. Zu Kriegsbeginn trat Morais für Deutschland ein, wie zahlreiche andere Intellektuelle von den Integralistas, einer brasilianischen Version des Nazismus. Ja, der hatte Sympathien für das nazistische Deutschland, für das faschistische Italien – ließ sich später aber davon abbringen.”
Das war etwa 1942, als Brasiliens damaliger Diktator, der Hitler-Verehrer und Judenhasser Getulio Vargas, auch auf Druck der USA umschwenkt, um nicht auf der Verliererseite zu stehen. Deutschland wird noch der Krieg erklärt. Vinicius de Morais strebt unter Vargas ein Amt im diplomatischen Dienst an, bewirbt sich 1943 zum ersten Mal im Außenministerium des Diktators, wird 1944 angenommen, bekommt bis 1968 mehrere hohe Auslandsposten.
Auch nach 1945 bleibt Brasilien ein Land mit Sklaverei, extrem archaischen Eliten und Massenelend, wüten auch in den Slums über der Copacabana und über Ipanema Lepra und Tuberkulose. Selbst manchen der betuchten, aus der Mittelschicht stammenden Bossa-Nova-Musiker in Rios Nobel-Strandvierteln geht daher die strikt kultivierte, sentimentale und realitätsfremde Liebe-Blumen-Meer-Masche relativ rasch auf die Nerven, man vermißt schlichtweg Inhalte. Daher die Spaltung zwischen Politisierten, sozial Engagierten und politisch Indifferenten, zwischen Linken und Rechten. Ruy Castro: „Zur Spaltung kam es, weil einige sich eben für Politik interessierten, und von den anderen, desinteressierten forderten, politisch Position zu beziehen. Doch die wollten weiter nur Musik machen, ihr Künstlerleben fortsetzen – darunter Tom Jobim, Joao Gilberto, Roberto Menescal. Solche Musiker wurden dann eben als realitätsfremd, oder sogar als rechts eingestuft. Wer sich im Bossa-Nova-Spektrum mit Politik befaßte, waren doch nur zwei oder drei – wie Carlos Lyra, Sergio Ricardo, Geraldo Vandré. Tom Jobim sagte mal provozierend-spaßig, er gehöre zur Biertisch-Rechten. Texter Vinicius de Morais schuf zwar einige Poesien, die zu Klassikern der Linken wurden – aber Politik mochte er im Grunde garnicht.”Just 1964, als Brasiliens Elite die Militärs zum Putschen vorschickt, kommt “Garota de Ipanema” auf den Weltmarkt, mit dem bekannten Erfolg, hilft mit, den Diktatur-Horror Brasiliens garnicht so schlimm aussehen zu lassen. Die Militärs verhaften, foltern, lassen Ungezählte „verschwinden”. Bei Rio werden politische Häftlinge den Haien lebendig zum Fraß vorgeworfen. Wer es wissen will, erfährt es auch. 1975 wird mit den Diktatoren der deutsch-brasilianische Atomvertrag geschlossen. Die Realitätsfremden, Apolitischen halten sich weiterhin heraus – wenigstens ein kleines Häuflein der Bossa-Nova-Szene komponiert Protestlieder, geht damit auf die Straße. Joao Gilberto lebt inzwischen in den USA – ein Jahr nach dem Militärputsch besucht er Brasilien. Jene neue „Musica do Protesto” interessiert ihn überhaupt nicht, er nennt sie „bobagem demagogico”, demagogische Dummheit. Experte Ruy Castro bestätigts: ”Ja, exakt so war das – und nicht nur er, viele Leute dachten so. Diese Protestmusik wirkte tatsächlich eher künstlich, die konnte man einfach nicht ernst nehmen. Joao Gilberto mochte sie überhaupt nicht.” Den Gegenpol bildet Bossa-Nova-Star Carlos Lyra, Exponent des linken Lagers.”In Wahrheit war ich der einzige Linke in der Bossa Nova – der Rest war garnichts, oder eben rechts. Ich hielt es für Feigheit, keinerlei Position gegen das Militärregime zu beziehen. Diese Leute dachten, wenn ich mich engagiere, könnte ich ja bestraft werden – also halte ich mich lieber raus. Rios Strand-Südzone war die Region der Mittelschicht, die völlig mit der Diktatur übereinstimmte, war ein Bollwerk der Rechten oder der Realitätsfremden. Alle total zufrieden mit der Diktatur! Und in dieser Südzone lebten ja die großen Namen der Bossa Nova “ alle entfremdet! Es gab die Biertisch-Linke, die nur vor den Frauen angeben wollte – aber nichts tat gegen das Regime, gar keine politischen Überzeugungen hatte. Ich gehörte damals zu den organisierten Diktaturgegnern, wir haben sogar die Guerillha unterstützt.”
Ruy Castros Empfehlung:Das beste Produkt der Bossa Nova, für meinen persönlichen Geschmack, ist `Maria Ninguem` von Carlos Lyra, gesungen von Brigit Bardot.
Indessen – alles kein Vergleich mit der musikalischen, textlichen Dichte und Tiefe eines Chico Buarque. Eine Brasilianerin Sao Paulos enthusiastisch über Chico: “Ele é Bossa Nova!”
Brasiliens Folterdiktator Ernesto Geisel in der Bundesrepublik Deutschland 1978 – Fotoserie: http://www.hart-brasilientexte.de/2014/01/06/brasiliens-deutschstammiger-folterdiktator-ernesto-geisel-in-der-bundesrepublik-deutschland-1978-fotoserie/
Ausriß, Diktator Ernesto Geisel und Bundeskanzler Helmut Schmidt in Bonn.
http://www.folker.de/200805/07bossanova.htm
Hintergrund:
–Brasilienklischees sind Diktaturprodukt”
Brasiliens Kommentatoren erinnern auch daran: Jenes Klischeebild Brasiliens als Land von Samba, Karneval, Fußball, unbändiger Lebensfreude und Rassendemokratie wurde kurioserweise von Diktator Getulio Vargas, einem Hitlerverehrer und Judenhasser, in den dreißiger und vierziger Jahren produziert, wurde Teil der Auslandspropaganda. Diogo Mainardi, provokanter Kolumnist des führenden Nachrichtenmagazins „Veja”, formuliert es so:”D e r Brasilianer existiert gar nicht, ist eine Täuschung, eine Lüge. Wer den Typus des Brasilianers erfunden hat, war die Getulio-Diktatur. Die erfand eine Rasse, glorifizierte die Mischung zwischen Weißen, Schwarzen und Indianern – Frucht einer kollektiven Vergewaltigung. Erfunden wurden Mythen, der Fußball, der Karneval, die Populärmusik. Die Getulio-Diktatur erfand d e n Brasilianer, um ihn besser beherrschen zu können.” Mussolinis Italien, aber auch Hitlers Deutschland seien hier vorbeigekommen, es habe ein „ambiente goebbeliano” gegeben. „Der Unterschied ist, daß sich Italien und Deutschland von jenem sechzig Jahre zurückliegenden totalitären Diskurs befreit haben. In Brasilien wird er gleich fortgesetzt, werden Ideen von 1930 wiedergekäut. Die großen Namen unserer Intelligentsia und unserer Kultur sind jene alten Kollaborateure der Getulio-Diktatur, die mitgeholfen haben, jenes Image vom Brasilianer zu schmieden.” Diogo Mainardi nennt Namen wie Architekt Oscar Niemeyer, Lucio Costa, Gilberto Freyre und Vinicius de Morais. „Getulio Vargas wußte, daß man am besten mit Künstlern und Intellektuellen fertig wurde, wenn man ihnen einen Job verschaffte.”
Hintergrund zur Vargas-Ära, Neonazismus und Antisemitismus in Brasilien:
« Brasiliens wichtigste, angesehenste Theaterkritikerin Barbara Heliodora hört mit 90 auf. – Brasilien – die gravierende Sicherheitslage vor der Fußball-WM: Banditenkommandos attackieren Nahverkehrsbusse und Polizeiwachen in Teilstaatshauptstadt Sao Luis. Sechsjähriges Mädchen mit 90 % verbrannter Haut stirbt, laut Landesmedien. Lage außer Kontrolle. Unruhen in Rio-Viertel Mangueira mit Toten. »
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