„…Was wir wollten, war, einfach darauf hinzuweisen, dass das Fernsehen ohne Not Positionen, vor allem formale und sagen wir mal formalistische Positionen aufgegeben hat, die sie sich früher leisten konnten und die damals dazu geführt haben, dass man das Fernsehen doch eigentlich sehr ins Herz geschlossen hatte… Ich glaube, dass überhaupt nichts davon Verklärung ist. Ich glaube, dass das Fernsehen 100-prozentig auf einem höheren Standard war, sowohl intellektuell als auch ästhetisch und emotional. Verklärt wird da gar nichts. Ich versuche ja auch, an Beispielen im Gegensatz zu heutigen, was weiß ich, allein Logos, Logos von ZDF-Sendungen zu erklären, dass einfach jegliche Fantasie verlorengegangen ist und man das offenbar auch gar nicht mehr für notwendig hält, die Leute so zu locken, dass sie tatsächlich etwas sehen, was sie noch nicht gesehen haben. Inzwischen werden sie damit gelockt, dass sie etwas sehen, was sie so schon 100 Mal gesehen haben. Das ist einfach ein Riesenunterschied. Mit Verklärung hat das gar nichts zu tun.
Hanselmann: So hört man denn auch in Ihrem Film von ehemaligen und heute noch leitenden Verantwortlichen des öffentlich-rechtlichen Fernsehens wie beispielsweise Bettina Reitz, der Fernsehdirektorin des Bayrischen Rundfunks, Dinge wie: „Das Fernsehen ist ein Medium der Bequemlichkeiten geworden, der künstlerisch-kreative Spielraum wird immer kleiner“, und noch, wie ich finde, deprimierender: „Ich glaube, wir können uns gar nicht mehr so viel selber helfen, ich glaube, man muss uns von außen zwingen“, das sagt Barbara Buhl, Fernsehchefin des WDR. Das klingt ja, als hätten die Verantwortlichen ihre Ressorts überhaupt nicht mehr selbst im Griff, als seien sie irgendwie fremdbestimmte Marionetten.
Graf: Ich glaube, dass von oben aus einer apparatschikhaften, sagen wir mal, Organisation heraus das Fernsehen permanent quasi par Ordre du Mufti sich dahin wenden soll, wo die, was weiß ich, die Intendantur oder wer auch immer das sein mag das so gerade sich vorstellt. Das erlebt man ja jetzt auch beim WDR, wird ja auch von der Bettina Reitz kommentiert. Ich glaube, dass das, worauf es wirklich ankommt und worauf vor allem Rohrbach ja auch abzielt, die Kreativität der Redakteure – denn die Redakteure sind kreativ ihrer Definition nach –, dass die immer mehr eingeschränkt wird, dass die Filme nicht mehr … dass die alle gleich lang sein müssen, dass sie bestimmten Standards sozusagen allein schon in der Dramaturgie inzwischen genügen müssen. Es gab ja genug Süßstoff und andere Dramaturgiepapiere, die dann als, ja, auch als orders, als Gesetze ausgegeben wurden in den 90er- und den 00er-Jahren. Ich denke einfach, dass das Fernsehen auf dem Weg ist, zu erstarren komplett, und auch für alle Erstarrungsgründe wiederum erstarrte Begründungen formulieren kann, warum es denn nicht anders sein muss, anders sein kann, als es jetzt sein muss. Und das kann natürlich irgendwann tatsächlich zur Selbstentleibung führen…
Es wirkt im Augenblick so, als seien seit den 90ern sozusagen Zwänge, Formalzwänge, juristische Zwänge, Copyright-Zwänge, was auch immer, Quotenzwänge quasi en masse eingeführt worden, die das Fernsehen absolut so bleiben lassen wollen, wie es ist. Und wenn es mal geändert wird wie jetzt dort mit der Öffnung zum Internet, dann kommen neuerliche Zwänge, die aber auch dann so auf die Kreativen weitergegeben werden, die Gelder werden immer nur da gestrichen, wo eigentlich Programm gemacht werden muss. Ich glaube, dass das Fernsehen tatsächlich im Begriff ist, sich selber einzuzementieren in eine Position, aus der es eventuell dann nicht mehr rauskommt…Fernsehen damals als Volksbildung sozusagen begriffen, so zu machen, wie man sich das vorstellt, als ein demokratisches Erfüllungsmedium in gewissem Sinn, vielgestaltig, formal gewagt und lehrreich auch, wenn Sie so wollen. Das kann man vergleichen, denke ich, mit der Art und Weise, wie so eine, ja, Retortenstadt aus dem Boden gestampft wurde, allerdings mit teilweise höchsten architektonischen Ansprüchen. Das wollte irgendwo hin, das wollte Gemeinschaft, Gesellschaft, das wollte Diskurs und offene Auseinandersetzung, und das wollte eben auch das Abseitige mit dem Populären in Einklang bringen, und nicht für alles, was ein bisschen anders ist als der Mainstream sozusagen einen Spartensender eröffnen. Das hat sich inzwischen geändert.
„Das Einzige, was zählt, ist die Einschaltquote“
Ja, dass die Quote, die ja auch eine sehr einfache und sehr schlichte und auch nicht unbedingt immer nachvollziehbare Feststellungsform des Zuschauerinteresses ist, eben letzten Endes als Einziges gilt. Und das muss sich auch der Grimme-Preis klarmachen, dass er längst nicht mehr in der Lage ist, durch seine Wahl, durch seine Kür diejenigen, die er da wählt und kürt sozusagen auch wirklich zu rechtfertigen. Es gibt sehr viele Abteilungen in den Sendern, die auf diese Preise überhaupt nicht reagieren. Das ist ihnen vollkommen egal. Das Einzige, was zählt, ist die Einschaltquote… Wir waren weiter, wir waren einfach in dem Zusammenlegen von Intellektualität und Emotion wesentlich weiter. Wir machen jetzt zu viele Schubladen, wir engen die Sicht auf die Dinge ein, wir werden sozusagen, wenn Sie so wollen, kleiner. Und wir haben schon mal weiter geguckt, unser Horizont auch im öffentlich-rechtlichen Fernsehen war erheblich weiter.“
Kleiner Leitfaden der Manipulationstricks von Medien und Politikern in der Ukrainekrise 2014:
Deutsche Medien vermitteln den Eindruck an Medienkonsumenten, die Gedanken hoher Politiker lesen zu können. Ausriß, Illustrierte “Der Spiegel”.
Ausriß, “Fußball-Weltmeisterschaft 2014?. 25.2.2014. “Brasil embrutecido”(Verrohtes Brasilien).
« „Over 8,000 former Ukrainian military apply for Russian citizenship – Shoigu“. – „Wie man die Öffentlichkeit infiziert. Die angelsächsischen Geheimdienste nutzen die sozialen Netzwerke für Propaganda. Jährlich treffen sich hunderte Agenten, um neuste Techniken zur Manipulation der öffentlichen Meinung zu diskutieren.“ Frankfurter Allgemeine Zeitung zu Mediensteuerung und Zensur heute. “ Darüber hinaus gehe es um Einflussnahmen auf Journalisten und deren Medienhäuser.“ »
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