Klaus Hart Brasilientexte

Aktuelle Berichte aus Brasilien – Politik, Kultur und Naturschutz

Brasilien, Rousseff-Wiederwahl 2014, Koalitionsbildung, Lula:“Es ist nicht leicht, eine Koalition aus 28 Parteien zu bilden.“(Wie wäre das im deutschen Bundestag?)

http://www.hart-brasilientexte.de/2014/10/13/brasiliens-bundestag-hat-derzeit-22-parteien-demnachst-28-warum-viele-deutsche-politiker-das-brasilianische-gesellschaftsmodell-so-positiv-und-lobenswert-finden/

 http://www.hart-brasilientexte.de/2014/10/27/brasiliens-geldfusballer-neymar-naturlich-fur-rechtsgerichteten-kandidaten-aecio-neves/

Wahlumfragen und deutscher Mainstream: http://www.hart-brasilientexte.de/2014/10/28/brasilien-prasidentschaftswahlen-2014-wahlumfragen-die-den-sieg-von-dilma-rousseff-vorhersagten-waren-korrekt-laut-landesmedien-deutscher-mainstream-hatte-kurioserweise-behauptet-das-rennen-sei/

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Rousseff-Wähler. 

Willy Brandt und Brasilien.  SPD Thüringen – auf wen sie sich beruft: http://www.hart-brasilientexte.de/2014/10/20/spd-in-thuringen-auf-wen-sie-sich-beruft-willy-brandt-ans-fenster/

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Kurios, daß Deutschlands gesteuerter Mainstream ausgerechnet der evangelikalen Sektenpredigerin Marina Silva große Chancen bei der Präsidentenwahl 2014 einräumte:

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Evangelikale Sektenpredigerin Marina Silva, Lieblingskind des deutschsprachigen Mainstreams(sogar des kirchlichen Mainstreams) – natürlich Partner von Rechtskandidat Aecio Neves.

Deutscher Mainstream trommelte zuerst für Marina Silva: http://www.hart-brasilientexte.de/2014/09/30/brasiliens-prasidentschaftswahlen-2014-deutscher-mainstream-darunter-der-kirchliche-trommelt-fur-evangelikale-sektenpredigerin-marina-silva-wie-zuvor-fur-lula-dilma-rousseff-spektakulare-schwach/

http://www.hart-brasilientexte.de/2014/10/09/brasilienwahlen-2014-sozialbewegungen-konstatieren-rechtsruck/

Sektenpredigerin Marina Silva, Liebling des deutschen Mainstreams, unterstützt Rechtskandidat Aecio Neves.  http://www.hart-brasilientexte.de/2010/10/04/marina-silva-predigerin-einer-evangelikalen-wunderheiler-sektenkirche-abtreibungsgegnerin-kreationistin-weltweit-bekannteste-grune-brasiliens-wie-tickt-lulas-ex-umweltministerin-die-selbst-beim/

Deutscher Mainstream vorhersehbar für Rechtskandidat Aecio Neves: http://www.hart-brasilientexte.de/2014/10/22/brasilien-prasidentenwahlen-2014-deutscher-mainstream-trommelt-erst-fur-sektenpredigerin-marina-silvaschatzt-deren-aussichten-vollig-falsch-ein-jetzt-fur-den-rechtsgerichteten-kandidaten-aecio-nev/

Peter Scholl-Latour: “Wir leben in einem Zeitalter der Massenverblödung, besonders der medialen Massenverblödung. Wenn Sie sich einmal anschauen, wie einseitig die hiesigen Medien, von TAZ bis Welt, über die Ereignisse in der Ukraine berichten, dann kann man wirklich von einer Desinformation im großen Stil berichten, flankiert von den technischen Möglichkeiten des digitalen Zeitalters, dann kann man nur feststellen, die Globalisierung hat in der Medienwelt zu einer betrüblichen Provinzialisierung geführt. Ähnliches fand und findet ja bezüglich Syrien und anderen Krisenherden statt.”(Telepolis)

Bemerkenswert ist, wie ausländische Automultis an der Zerstörung der Lebensqualität, Umwelt und Natur in Brasilien stark beteiligt sind:

Paulo Mendes da Rocha, Sao Paulo, Pritzker-Preisträger. Warner aus der Betonwüste. “Wichtig ist, daß wir uns vom PKW befreien. Der PKW ist ein Desaster.”

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Rocha im Website-Interview.

 http://www.hart-brasilientexte.de/2009/10/10/paulo-mendes-da-rocha-sao-paulo-pritzker-preistrager-warner-aus-der-betonwuste-gesichter-brasiliens/

“häßliches Rio, häßliches Sao Paulo”

”Diese Planlosigkeit, diese Zerstörung des Raums in der brasilianischen Stadt ist einfach ein Horror”, sagt er im Website-Interview. „Das zeigt die Armseligkeit des Denkens der Wohlhabenden. Wie die Geier über Aas sind der Markt, die Immobilienspekulanten über Sao Paulo hergefallen, haben es in eine Ware verwandelt und jeden Quadratzentimeter verhökert, die Stadt immer mehr verdichtet. Hier blüht das Absurde. Ich leide darunter unglaublich, hier kann man ein enormes Spektrum von Widersprüchen studieren. Die Distanz zwischen den urbanistischen, architektonischen Möglichkeiten und der abstoßenden Realität ist einfach enorm. All dies hier dient keineswegs den Interessen der Bevölkerung. Vergiftete Flüsse und verpestete Luft durch die Autos, überall krasse Fehler.”
Nicht zufällig nennen die über 20 Millionen Bewohner ihre Stadt selber „feio”, häßlich.
Pritzker-Preisträger Rocha stammt aus einer Familie erfolgreicher Bauingenieure, wurde in der nordöstlichen Hafenstadt Vitoria geboren. Als Kind sah er, wie sein Großvater und sein Vater in unberührter Tropennatur Brücken und Hafenanlagen errichteten “ das reizte ihn, später einmal ebenfalls an solchen Transformationsprozessen teilzunehmen, Nützliches zu schaffen. Stattdessen muß er hinnehmen, wie in den letzten Jahrzehnten Brasiliens Stadtlandschaften immer monotoner, langweiliger wurden “ schlechter architektonischer Geschmack dominiert. Europas Altstädte werden zumeist sorgfältig restauriert –  in Brasilien reißt man das Alte zumeist rücksichts-und bedenkenlos nieder.
”Sao Paulo wurde bereits dreimal übereinander errichtet, ohne jemals bombardiert worden zu sein. Es wäre nicht nötig gewesen, soviel Desaströses zu schaffen, das später nur schwerlich korrigiert werden kann. Architekten und Urbanisten wie ich, die all dies kritisieren, fühlen sich an Galileu erinnert, der wegen seiner Ansichten auf dem Scheiterhaufen landete.”
Brasiliens Städte, urteilt der Warner Rocha, könnten ungangbar werden. So wird in Sao Paulo trotz der viel zu engen, mit Autos verstopften Straßen weiterhin ein Hochhaus ans andere geklebt, bleibt kaum Platz für Grün. Architekt Rocha plädiert deshalb für eine radikale, wenngleich utopische Lösung:
”Ich würde die Privat-Autos abschaffen, dafür einen effizienten, komfortablen Nahverkehr installieren, das U-Bahn-Netz entsprechend erweitern. Man kann doch nicht eine Stadt für die Menschen und eine nur fürs Unterstellen der Autos errichten. Die Tiefgaragen der Blocks sind nur zu oft größer als die Wohnungen selbst.”

Wie analysiert Rocha die Stimmungslage im heutigen Brasilien? „Wir verwandeln uns in eine Gesellschaft, die monstruös zynisch sowie niedrig, gemein ist, die konformistisch das Desaster der Obdachlosen akzeptiert. Wir haben eine Gesellschaft, die so kolonialistisch wird, wie der originale Kolonialist. Sie ist ausbeuterisch, ohne jegliches Gefühl des Mitleids und der Solidarität mit dem anderen.”

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Ex-Gewerkschaftsführer Lula – jetzt Teil der Eliten. Foto aus Ausstellung in Sao Paulo.

Insider der Arbeiterpartei PT betonen, Lula sei einst von den deutschen Automultis aufgebaut worden.Dies würde die Sonderstellung dieser Unternehmen in Brasilien, die vielfältigen staatlichen Vergünstigungen erklären, betonen brasilianische Wirtschaftsfachleute.

Autos aus Multi-Produktion und Giftluft in Großstädten wie Sao Paulo: http://www.hart-brasilientexte.de/2012/08/21/brasilien-megacity-sao-paulo-ruft-wegen-giftluft-und-sehr-geringer-luftfeuchtigkeit-den-notstandsfall-aus-mehr-infarkte-schlaganfalle-atemprobleme/

Brasiliens wichtigster katholischer Befreiungstheologe Frei Betto: “So, als ob die Profite der Automobilindustrie tabu, unangreifbar wären”:

In einem von der katholischen Nachrichtenagentur ADITAL Brasiliens  veröffentlichten Beitrag mit dem Titel “Treibstoffe des Todes” schrieb Frei Betto in Sao Paulo, der Boom bei fälschlicherweise als Biosprit bezeichneten Produkten provoziere bereits weltweit einen deutlichen Preisanstieg bei Lebensmitteln, darunter in Europa, in China, Indien und den USA. In Brasilien selbst, das die Herstellung von Ethanol aus Zuckerrohr nach Kräften fördere, habe die Bevölkerung im ersten Halbjahr dieses Jahres für Nahrungsmittel dreimal soviel ausgeben müssen wie im gleichen Vorjahreszeitraum. Die brasilianischen Großfarmer, so Frei Betto weiter, stürzten sich geradezu auf das neue “Gold” namens Zuckerrohr und ließen den Anbau traditioneller Agrarprodukte beiseite. Dies wirke sich nicht anders als in den USA natürlich auf die Lebensmittelpreise aus. In der ganzen Welt gebe es etwa 800 Millionen Autos – die gleiche Zahl von Menschen leide unter chronischer Unterernährung. Beunruhigend sei, daß dennoch keine der jetzt von den Agrartreibstoffen so begeisterten Regierungen das Modell des Individualverkehrs in Frage stelle. “So, als ob die Profite der Automobilindustrie tabu, unangreifbar wären.” Der Theologe, Bestsellerautor und Zeitungskolumnist erinnert zudem daran, daß der Zuckerrohranbau in Brasilien seit der Kolonialzeit auf extremer Ausbeutung, Umweltvernichtung und Abzweigung öffentlicher Gelder beruht. Die Regierung von Staatschef Luis Inacio Lula da Silva habe dieses Jahr Großfarmen wegen Sklavenarbeit bestraft. Diese sei indessen weiterhin häufig. 1850 habe ein Sklave auf den Zuckerrohrplantagen für fünfzehn bis zwanzig Jahre geschuftet – heute seien es wegen des exzessiven Arbeitspensums nur noch durchschnittlich zwölf Jahre. Der Boom beim Zuckerrohranbau bewirkt laut Frei Betto zudem eine gewaltige Binnenmigration, Slumwachstum, die Zunahme von Morden und Rauschgifthandel sowie Kinderprostitution. Weil sich der Sojaanbau im Südosten Brasiliens durch die Ethanolproduktion verringere, komme es zu einer starken Ausweitung der Sojaflächen in Amazonien. Und dies bedeute rücksichtslose Urwaldzerstörung.  Frei Betto fordert die Lula-Regierung auf, sich um die Hungernden des Tropenlandes zu kümmern, anstatt die Zuckerrohrunternehmer reich zu machen.

“Handelsblatt” über rechtsgerichteten brasilianischen Präsidentschaftskandidaten Aecio Neves(PSDB): “Er galt als Hoffnung der Wirtschaft, sollte Reformen bringen, am Ende muss sich Herausforderer Aecio Neves geschlagen geben.” Neoliberale Wertvorstellungen und Aecio Neves. **

tags: 

http://www.handelsblatt.com/finanzen/boerse-maerkte/marktberichte/praesidentenwahl-brasilien-rousseffs-wahlsieg-schickt-boerse-auf-talfahrt/10895620.html

Üblicherweise will der straff gesteuerte deutsche Wirtschaftsmainstream den Eindruck erwecken, als sei an der jetzigen Situation – Rezession und hohe Teuerung – einzig und allein die Rousseff-Regierung schuld – und nicht eine mental entsetzlich zurückgebliebene brasilianische Unternehmerschaft, die sich nach wie vor strikt weigert, fortschrittliche Wirtschafts-und Effizienzmodelle aus kapitalistischen Ländern der Ersten Welt zu übernehmen, den gravierenden Produktivitätsrückschritt zu bekämpfen. Ein Blick in den alltäglichen Wahnsinn anti-marktwirtschaftlichen Improvisierens der brasilianischen Unternehmerschaft spricht Bände.  Ebenso aufschlußreich ist, welche großen Privatunternehmen Brasiliens den Wahlkampf der drei von den Geldeliten ins Rennen geschickten Präsidentschaftskandidaten hauptsächlich finanzierten. Immer noch ist Tatsache, daß als dominierender Korrumpierer, Käufer von Politikern im Lande just Privatunternehmen auftreten – und damit für entsprechend viel Sand im Getriebe Brasiliens sorgen. 

Wahlkampfkosten – dreifach höher als für die Fußball-Weltmeisterschaft 2014, laut Landesmedien…

Laut neuesten nationalen Wahlanalysen hängt der Wahlerfolg absolut von durch Tausende von Unternehmen bereitgestellten Mitteln für die immer kostspieligeren Wahlkampagnen ab:”Wer bei den Wahlen bestimmt, sind die Unternehmen. Sie setzen fest, wer gewählt wird.”

Die jüngste Wahlkampagne wurde zum allergrößten Teil durch 30 brasilianische Konzerne finanziert – an der Spitze JBS, OAS und Vale. 

Der Präsident der brasilianischen Anwaltsvereinigung OAB, Marcus Coelho:”Unsere Demokratie darf keine Geisel der wirtschaftlichen Macht sein…Tausende von Brasilianern sind nicht in der Lage, für Wahlen zu kandidieren, weil ihnen das nötige Geld fehlt.”  Nachvollziehbar liest man über derartige Tatbestände nichts im straff gesteuerten deutschen Wirtschaftsmainstream. 

 http://www.hart-brasilientexte.de/2008/02/11/deutsche-firmen-und-wirtschaftskriminalitat-in-brasilien1/

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 José Roriz Coelho, Fachdirektor für Wettbewerbsfähigkeit und Technologie in Lateinamerikas wichtigstem Industriellenverband FIESP in Sao Paulo,  im Website-Interview. 

 ”In Brasilien existiert eine regelrechte Banken-Diktatur – Brasiliens Banken sind die rentabelsten der Welt. Dieses hiesige Bankensystem hat sehr viel Macht. In Ländern wie Deutschland ist dieses System ein Mechanismus, um die Wirtschaft zu ölen, ist das Öl im Räderwerk. Doch in Brasilien nimmt es sich fast allen Reichtum, den die Wirtschaft erzeugt. Die Regierung muß die Augen öffnen – und Korrekturen veranlassen.”

 ”Die großen Unternehmen, ob Banken, Baufirmen oder Großgrundbesitzer, investierten massiv in Rousseffs Präsidentschaftswahlkampagne – über 100 Millionen Real – betrachteten dies als Investition, verlangen jetzt von Rousseff Gegenleistungen. Sie unterwirft sich diesen Interessen.” Waldemar Rossi, Führer der Arbeiterseelsorge in der Erzdiözese Sao Paulo 2012.

Die Werte, Wertvorstellungen der heutigen neoliberalen “Wirtschaft” – Aecio Neves:

 Dieser galt als Favorit der Wirtschaft. „Aus Marktsicht ist der Rousseff-Erfolg eine klar negative Nachricht“, betonte Analystin Stanislawa Prawdowa von der Danske Bank

Tricksen, Manipulieren etc.:

 http://www.hart-brasilientexte.de/2014/10/30/brasilien-prasidentschaftswahlen-2014-warum-der-deutschsprachige-mainstream-den-rechtsgerichteten-kandidaten-aecio-neves-so-mochte-die-tricks-mit-umfragen-die-neves-mit-grosem-vorsprung-klar-in-f/

Brasiliens führende Wirtschaftszeitung “Valor economico” über lügende Top-Manager:”Studie über 330 Top-Manager zeigt, daß Entscheider die Angestellten, Kunden und sogar die Regierung anlügen.” Top-Entscheider-Sprüche werden weltweit fast problemlos in die Medien durchgeschaltet – mit bekanntem Ergebnis. **

tags: 

 ”Os dirigentes brasileiros mentem.”

Laut Valor economico haben die Top-Manager eingeräumt, daß in ihren Unternehmen das Lügen gängig sei – in Angelegenheiten, die Angestellte, Zulieferer, Partner und sogar die Regierung betreffen. “Sie sagen eine Sache, und tun etwas ganz anderes.” 74 Prozent hätten zugegeben, daß der offizielle Diskurs das Gegenteil von dem sei, was in der Praxis geschehe. In den brasilianischen Unternehmen sei Autoritarismus vorherrschend. Von demokratischer Führung zu reden, sei eine große Lüge. Unter Top-Managern jemanden “Amigo” zu nennen, bedeute garnichts, da hinter dessen Rücken” jeder mit dem Messer auf diesen einsticht”. Klassischer Fall sei, daß der Manager etwas abstreite, was er tatsächlich gesagt habe. 

Parallelen zu anderen Ländern sind natürlich wie immer rein zufällig…

Unternehmen, Automultis, Lebensqualität: Luftvergiftung im Teilstaat Rio de Janeiro ist zweifach über dem von der Weltgesundheitsorganisation akzeptierten Niveau. Brasiliens Unternehmerschaft hat bisher defacto nicht das geringste Interesse gezeigt, für eine Verbesserung zu sorgen. 

Dieser Beitrag wurde am Montag, 27. Oktober 2014 um 14:42 Uhr veröffentlicht und wurde unter der Kategorie Politik abgelegt. Du kannst die Kommentare zu diesen Eintrag durch den RSS-Feed verfolgen.

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