„Eu sou brega“:https://www.youtube.com/watch?v=5eqXGzONpkI
Kirche und Gesellschaft – Sammelband: http://www.hart-brasilientexte.de/2013/11/05/brasilien-%E2%80%93-kirche-und-gesellschaft-sammelbandtexte/
Ausriß. Polizei-Spezialeinheit BOPE in Rio de Janeiro:“O BOPE Deseja a todos Feliz Natal!“. Wo deutsche Machteliten ihre Anregungen und Ideen herholen…Brasilien – strategischer Partner der Merkel-Regierung, Testlabor des Neoliberalismus.
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Wem nützt die Banditendiktatur?
http://www.hart-brasilientexte.de/2008/02/15/wem-nutzen-banditendiktatur-und-immer-mehr-no-go-areas/
-http://www.hart-brasilientexte.de/2008/02/16/tropa-de-elite-gewann-goldenen-baren-der-berlinale-politisch-korrekte-mainstream-kritiken-blieben-auf-jury-ohne-wirkung/
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http://www.hart-brasilientexte.de/2016/08/05/rio-de-janeiro-5-8-2016-willkommen-in-der-hoellewelcome-to-hell-polizeibeamte-wiederholen-protest-am-tag-der-spiele-eroeffnung-vor-maracana-stadion/
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“Der Irak ist hier” – Menschenrechtssamba von Jorge Aragao, anklicken:http://www.youtube.com/watch?v=XkvjkxERac4
http://www.hart-brasilientexte.de/2008/10/12/o-iraque-e-aqui-der-irak-ist-hier-hit-von-jorge-aragao/
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Der Sound von Rio de Janeiro.
Brasiliens populärer Waffen-Rap, zur Fußball-WM von Südafrika in den dortigen Diskotheken häufig gespielt – neoliberaler Zeitgeist heute – anklicken: http://www.youtube.com/watch?v=ZthNYozVwNM
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“Schönheit und Fäulnis”. Neue Zürcher Zeitung/NZZ – Klaus Hart:https://www.nzz.ch/schoenheit_und_faeulnis-1.700750
Clip-Ausriß.
“Terror-Rap statt Samba” – Tagesspiegel: http://www.tagesspiegel.de/weltspiegel/terror-rap-statt-samba/763272.html
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Brasilien bewegt den Bundespräsidenten: Während seines Besuchs zeigte sich Joachim Gauck beeindruckt von der Aufbruchstimmung im Land. Deutschland könne von dem Mut zu Veränderungen lernen. Regierungssender Deutsche Welle 2013
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Joachim Gauck 2013 in Rio de Janeiro: http://www.hart-brasilientexte.de/2013/05/17/brasilien-historischer-besuch-des-deutschen-bundesprasidenten-joachim-gauck-im-tropenland-trotz-gravierender-menschenrechtslage-folter-todesschwadronen-gefangnis-horror-sklavenarbeit-etc-b/
“In der Hölle hinter Gittern” – Langtext: http://www.welt-sichten.org/artikel/221/der-hoelle-hinter-gittern
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Rap das ArmasCidinho e Doca
Parapapapapapapapapa
Paparapaparapapara clack bum
Parapapapapapapapapa
Morro do Dendé é ruim de invadir
Nois, com os Alemáo, vamo se diverti
Porque no Dendé eu vo dizer como é que é
Aqui náo tem mole nem pra DRE
Pra subir aqui no morro até a BOPE treme…
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Weihnachten in Angst – Banditenterror in Brasilien-Slums unterdrückt Freude über Christi Geburt
„Die Slum-Bewohner werden vom Staat im Stich gelassen.“ Bischof Milton Kenan Junior
Kirchliche Friedensdemonstration in Sao Paulo gegen Attentats-und Mordwelle in Brasilien
Nicht wenigen deutschen Christen ist es ein Herzensbedürfnis, gerade in der Weihnachtszeit solidarisch all jener zu gedenken, die in den Konfliktzonen dieser Erde Christi Geburt weder hoffnungsvoll-fröhlich noch entspannt feiern können. Millionen von Menschen in den Elends-und Armenvierteln von Brasilien, dem größten katholischen Land, gehören dazu. „Die schwerbewaffneten Banditenkommandos des organisierten Verbrechens verhängen Ausgangssperren, verüben immer wieder Blutbäder – hier wirken starke, finstere Kräfte gegen die christlichen Werte“, sagt Priester Edson Jorge Feltrin von der Gemeinde des Heiligen Franziskus. „Das bringt auch mich als Geistlichen in eine komplizierte Situation – denn die Weihnachtsgottesdienste müssen zuende sein, bevor es dunkel geworden ist. Die Menschen meiner Slumregion Brasilandia leben in Angst und Bedrückung, ziehen sich immer mehr in ihre armseligen Behausungen zurück, gehen kaum noch ins Freie. Wie soll da weihnachtliche Stimmung aufkommen?“ Wenn es ums tägliche Überleben gehe, der Leidensdruck von Jahr zu Jahr höher werde, so Padre Feltrin, könnten die Slumbewohner schwerlich eine starke innere Beziehung zum Weihnachtsfest entwickeln. „Da ist nicht viel Raum für Reflexionen, wenn von draußen Schüsse, sogar MG-Salven zu hören sind, Banditen mit Benzin immer wieder Busse in Brand stecken. Kurz vor Weihnachten verkohlen zwei Menschen, die nicht rechtzeitig aus dem Nahverkehrsbus flüchten konnten. Für Feltrin und seine Gemeindemitglieder sind es nicht die ersten Weihnachten dieser Art. „ Auch letztes Jahr gab es bereits diese Gewalt – mußten wir den günstigsten Zeitpunkt für die Christmetten finden, um das Risiko für die Gläubigen so gering wie möglich zu halten.“ Feltrin spricht über das Netz der Solidarität unter seinen Gemeindemitgliedern, für die Kirche wie eine große, gute Familie ist. Wo man sich trifft, sich hilft, unterstützt, offen seine Sorgen und Nöte aussprechen kann. „Über die diese kleine Kirche hier haben meine Gläubigen in beharrlichem Kampf viel erreicht – daß es überhaupt Strom und Wasser gibt, man eine Buslinie hierher legte.“ Und daß katholische Gemeinden aus bessergestellten Vierteln der Megacity Sao Paulo gerade zu Weihnachten Nahrungsspenden, Geschenke besonders an Kinder und Alte von Brasilandia verteilen. „Es gibt hier mehr Verelendete, als man denkt. Elend versteckt sich heute nicht in Holzkaten, sondern diesen simplen, provisorischen Backsteinhütten. Denn Holz ist ja viel teurer als Backstein“.
Padre Feltrin hat auch sehr viele junge engagierte Katholiken an seiner Seite, die schon jetzt die T-Shirts des bevorstehenden Jugendtreffens mit dem Papst – 2013 in Rio de Janeiro – tragen – auch zur jüngsten, sehr risikoreichen Friendensdemonstration in Brasilandia.
„Wir alle hier in der Kirchengemeinde des Heiligen Franziskus sind tagtäglich von Gewalt betroffen – Familienangehörige, Freunde und Bekannte werden überfallen, ermordet“, sagt Ana Cristina de Souza, die unweit der kleinen Gemeindekirche in einer Hang-Kate lebt. „Doch die Regierenden kümmern sich nicht um uns.“
Eine Frau neben ihr trägt ein T-Shirt mit dem Foto eines jungen Mannes:
“Das ist mein Enkel Duda – er kam von der Schule, wurde auf offener Straße erschossen. Niemand kennt den Grund, die Polizei hat nichts aufgeklärt. Gott möge uns beschützen.“
Viele auf der Friedensdemonstration erinnern mit solchen T-Shirts an Gewaltopfer der jüngsten Zeit.
Mehrere tausend Christen ziehen tagsüber durch eine der gefährlichsten Regionen Sao Paulos und wissen um das Lebensrisiko. Denn wie das organisierte Verbrechen, dessen Banditenkommandos hier herrschen, auf den kirchlichen Protest reagiert, kann niemand voraussagen. Entlang der Route wurden in letzter Zeit zahlreiche Morde verübt, steckten Gangster einen Nahverkehrsbus in Brand und ließen ihn eine steile Straße hinabrollen – vier Slumbewohner wurden zu Tode gequetscht.
“Für ein friedliches Zusammenleben – keine Gewalt“, hallen immer wieder Sprechchöre.
Auffällig, wie wenige Bewohner auf der Straße sind – hinter stabilen Stahlgittern schauen manche eher mißtrauisch auf den Demonstrationszug. Nachts oft Ausgangssperren – Polizei läßt sich nur selten blicken. 2012 wurden allein in Sao Paulo bereits über 100 Beamte meist hinterrücks bei Anschlägen erschossen. Laut Statistik wird in Brasilien durchschnittlich alle neun Minuten und 48 Sekunden ein Mensch getötet, bei beträchtlicher Dunkelziffer – weit über 50000 Morde sind es im Jahr, mehr als in jedem anderen Land der Erde, weit mehr als in Konfliktgebieten wie Afghanistan.
“Mich haben die Gangster schon zweimal zusammengeschlagen“, sagt Gemeindepriester Feltrin. „Ich lebe in Angst wie alle Gläubigen – denn wir sind dem organisierten Verbrechen ausgeliefert, das vor allem Jugendliche anlockt, rekrutiert. Ich beerdige hier größtenteils junge Menschen, die umgebracht wurden. Und dann die verdeckte Gewalt: Frauen werden mißhandelt, viele Kinder sogar vergewaltigt. Wir leben in einer Kultur des Todes.“
Feltrins Bischof Milton Keno Junior, der die Friedensdemonstration führt, sieht Gewalt als ein gravierendes Problem von ganz Brasilien, zudem gebe es weiterhin Elendsregionen.
“Verbesserungen sind nur langfristig vorstellbar, sofern der Staat an den Slumperipherien stärker präsent ist und eine echte Sozialpolitik praktiziert, zugunsten von Bildung, Arbeitsplätzen, menschenwürdigen Wohnungen. Man muß das Drogengeschäft und den illegalen Waffenhandel stoppen. Brasiliens große Plage ist die Korruption – Gelder für soziale Zwecke werden massiv abgezweigt. Unsere Kirchengemeinden in den Slums befinden sich in prekärer Lage – umso dankbarer sind wir für die Hilfe von Adveniat aus Deutschland.“
Wir laufen mit Bischof Milton Keno Junior und Padre Feltrin in der Nachbargemeinde des deutschen Priesters Konrad Körner aus Ampferbach/Bayern auch an einer kleinen, armseligen Straßenbar vorbei. Eine Woche später verhängen die Banditenkommandos wieder eine Ausgangssperre, doch die Besitzer der Straßenbar überschreiten die festgesetzte Zeit. Motorrad-Killer feuern wahllos in die Gäste – Leichen, stöhnende Verwundete liegen in einer enormen Blutlache.
Konrad Körner: „In Deutschland kann man sich all dies schwerlich vorstellen – noch dazu in der Weihnachtszeit.“
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Weihnachtswünsche aus dem Elend: Überleben, nicht lebendig verbrannt werden, keine Vertreibung aus dem Slum…(2013)
Oben, an der üppig geschmückten Flanier-Avenida Paulista von Lateinamerikas reichster Megacity Sao Paulo zücken Betuchte in Kaufpalästen und Luxusboutiquen ihre Kreditkarten, erfüllen sich nahezu jeden materiellen Wunsch. Mit dem Fahrrad ist man über abschüssige Straßen rasch bei jenen, die nahe der Kloakeflüsse schon froh sind, wenn sie das Weihnachtsfest lebend überstehen. „Gott möge uns vor Feuer bewahren“, sagt Aline Campos in der Favela Heliopolis – eines von über 30 Elendsvierteln, deren eng aneinander geklebteHütten und Katen aus Abfallholz und Pappe 2013 niederbrannten, nur teilweise wieder aufgebaut werden konnten. Auch die Hütte ihrer Schwester zerfiel zu Asche. „Mein größter Wunsch ist, daß ich sie doch noch lebend wiedertreffe, in so vielen Hospitälern habe ich schon nach ihr gefragt.“
Unter der nahen Straßenbrücke nächtigen Dutzende von Obdachlosen, wie fast überall in Sao Paulo, auch direkt an der Kathedrale. Kurz vor Weihnachten sind wieder mehrere von ihnen im Schlaf erschossen worden – „soziale Säuberung“ heißt das zynisch. In der Nordoststadt Caruaru wird einer mit Benzin übergossen, verbrennt lebendig. In Rio de Janeiro und Belo Horizonte, Spielorten der Fußball-WM, geschah dies ebenfalls.
„Der neue Bürgermeister Eduardo Haddad hat auch uns Obdachlosen Sao Paulos im Wahlkampf viel versprochen – könnte er uns nicht wenigstens durch seine Polizei vor solchen Sadisten schützen lassen, gerade in der Weihnachtszeit?“, fragt Antonio Soares.
In der Favela Cachoeirinha zieht der zehnjährige Pedro dos Santos 2012 den künftigen Bürgermeister am Ärmel ins Hüttenlabyrinth, bittet ihn darum, einen schlammigen vermüllten Platz für die Kinder zum Spielen herzurichten. „Das ist der schlechteste, grauenhafteste Ort ganz Sao Paulos“, entfährt Haddad über die Favela. Den Platz kennt man in Deutschland – 2011 feiert dort Adveniat mit den Slumbewohnern einen Gottesdienst, live übertragen vom ZDF. „Wir leben hier ohne Hoffnung in die Politik“, sagt Gemeindepriester Bernardo Daly. „Klar – mein Wunsch wäre, daß sich die Politiker dafür interessieren, wie es dem Volk tatsächlich geht. Doch Bürgermeister Haddad ist vollauf mit Korruptionsskandalen seiner Präfektur beschäftigt – hier bessert sich nichts.“ Größter Wunsch der Slumbewohner, keineswegs nur zu Weihnachten, so Padre Daly, wäre eine sichere, feste Behausung. Denn hier, am stinkenden Abwässerbach, haben sie illegal ihre Katen errichtet, in ständiger Angst, morgen schon, etwa wegen eines Autobahnbaus, von der Präfektur vertrieben zu werden, dann obdachlos auf der Straße zu liegen. „Auch diese Ungewißheit macht die Leute fertig – wir von der Kirche kämpfen dafür, daß sie Besitztitel bekommen.“ Einigermaßen gesund bleiben – noch so ein Weihnachtswunsch der „Favelados“. Denn bei heftigen Tropengewittern steigt der Abwässerbach rasch über die Ufer, steht die üble Brühe dann in den Hütten, krachen manche zusammen, werden weggespült. „Ratten, Schlangen, Stechfliegen übertragen viele Krankheiten.“
In der nordöstlichen Küstenstadt Fortaleza, mit etwa soviel Einwohnern wie Berlin, beten Arleane und Silvio zu Gott, nicht entdeckt zu werden, Weihnachten sicher zu überstehen. Ihr Bruder Felipe, 17, wird dieses Jahr von 15 Revolverkugeln durchsiebt. Mit 13, 14 ist er noch ein richtig netter Junge, doch Analphabet, fast nie in der Schule, der Staat kommt seiner Kontrollpflicht nicht nach. Felipe wird von einem Banditenkommando angeworben, macht eine steile Verbrecherkarriere, ist gefürchtet, wird mehrfach von rivalisierenden Gangstersyndikaten verwundet. Nach dem jähen Tod erschießt seine Gang sofort zwei jugendliche Gegner, Arleane und Silvio flüchten und verstecken sich aus Angst vor üblicher Rache in einem anderen Slum. „Hier werden auch regelmäßig Jugendliche abgeknallt, die ihre Drogenschulden nicht bezahlten.“
„Wie halten die Menschen das in diesen Slums nur aus“, hört man oft von deutschen Christen, die Brasilien besuchen. Schlecht, bzw. garnicht, möchte man antworten. Ana, 15, hochsensibel und sehr aufgeweckt, sieht in ihrer Favela von Fortaleza mehrere Morde, dreht dieses Jahr regelrecht durch, wird zum Pflegefall, hockt jetzt vor Weihnachten in einem dunklen Verschlag der Kate, von starken Psychopharmaka halb betäubt. „Ana war die Beste in der Klasse, hätte den Absprung aus dem Slum schaffen können“, sagt die kirchliche Sozialarbeiterin Benedita Graziano. „Alle in ihrer Familie sind Voll-oder Halbanalphabeten, verstehen das Mädchen garnicht. Unser sehnlichster Wunsch ist, daß sie wieder gesund wird.“ Gewalt und Verbrechen machen psychisch krank, konstatiert auch die Weltgesundheitsorganisation. Brasilien ist das Land mit den meisten Morden. Über 20 Prozent sind dort laut Expertenstudien körperlich oder geistig behindert, in Ländern wie Deutschland ist es nur etwa ein Prozent.
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Deutschlandfunk-Deutschlandradio-Beiträge – Kirche und Religion:
http://www.deutschlandfunk.de/attraktivitaet-des-islams-in-den-favelas.886.de.html?
dram:article_id=244062
http://www.deutschlandfunk.de/irgendwie-durchschlagen.886.de.html?dram:article_id=220755
http://www.deutschlandfunk.de/jesusmarsch-der-brasilianischen-pfingstler.886.de.html?
dram:article_id=216019
http://www.deutschlandradiokultur.de/da-sein-wo-gelitten-wird.1278.de.html?dram:article_id=192907
http://www.deutschlandradiokultur.de/kampf-fuer-die-schoepfung.1278.de.html?dram:article_id=192659
http://www.deutschlandradiokultur.de/koscher-in-sao-paulo.1079.de.html?dram:article_id=176195
http://www.deutschlandradiokultur.de/echte-und-falsche-wunder.1278.de.html?dram:article_id=192487
Deutschlandfunk-Deutschlandradio-Beiträge – Landeskunde, Kultur:
http://www.deutschlandfunk.de/das-verzehren-der-untiere.1242.de.html?dram:article_id=189856
http://www.deutschlandfunk.de/kolonialvergangenheit-und-weltraumbahnhof.1242.de.html?dram:article_id=189705
http://www.deutschlandfunk.de/idyll-fuer-gestresste-staedter.1242.de.html?dram:article_id=189399
http://www.deutschlandfunk.de/angepasste-denker-unter-dem-zuckerhut.691.de.html?
dram:article_id=52898
http://www.deutschlandradiokultur.de/missbrauch-mord-machismus.979.de.html?dram:article_id=151634
http://www.deutschlandradiokultur.de/ohne-boegen-und-schnoerkel.1013.de.html?
dram:article_id=166070
http://www.deutschlandradiokultur.de/ein-festival-der-demagogie.1013.de.html?dram:article_id=165793
http://www.deutschlandfunk.de/truegerische-ruhe.799.de.html?dram:article_id=120110
http://www.deutschlandradiokultur.de/das-erfundene-paradies.1013.de.html?dram:article_id=166512
http://www.deutschlandfunk.de/brasiliens-profitabler-ideenklau.680.de.html?dram:article_id=35851
http://www.deutschlandradiokultur.de/gekaufte-chart-platzierung.1013.de.html?dram:article_id=166383
http://www.deutschlandfunk.de/die-vergessene-diktatur.691.de.html?dram:article_id=52655
http://www.deutschlandfunk.de/kindermord-am-parana.691.de.html?dram:article_id=52594
http://www.deutschlandfunk.de/unter-einsatz-des-lebens.761.de.html?dram:article_id=114038
http://www.deutschlandradiokultur.de/fast-wie-im-mittelalter.979.de.html?dram:article_id=151784
http://www.deutschlandfunk.de/herzlichkeit-freundschaft-und-gewalt.680.de.html?dram:article_id=36527
http://www.deutschlandfunk.de/sind-wasser-und-boeden-verseucht.697.de.html?dram:article_id=72778
Deutschlandfunk-Deutschlandradio-Beiträge – Wissenschaft und Forschung:
http://www.dradio.de/dkultur/sendungen/wissenschaft/2218551/
http://www.dradio.de/dkultur/sendungen/wissenschaft/1779605/
http://www.dradio.de/dlf/sendungen/tagfuertag/1698492/
http://www.wissen.de/thema/nationalpark-iguacu
http://www.dradio.de/dkultur/sendungen/religionen/1624771/
http://www.dradio.de/dkultur/sendungen/fazit/668242/
http://www.dradio.de/dkultur/sendungen/ewelten/1651902/
http://www.dradio.de/dkultur/sendungen/wissenschaft/1081848/
http://www.dradio.de/dkultur/sendungen/wissenschaft/1375344/
http://www.dradio.de/dkultur/sendungen/wissenschaft/1480331/
http://www.swr.de/swr2/programm/sendungen/wissen/-/id=660374/nid=660374/did=1641370/svtjys/
http://www.deutschlandradiokultur.de/die-palme-braucht-den-tukan.1067.de.html?dram:article_id=258181
http://www.dw.de/wie-viel-portugal-steckt-in-brasilien/a-5318083
https://www.juedische-allgemeine.de/autor/klaus-hart/
Ausriß. Ein Land in der Mentalitätsfalle.
„Brasilien ist das Kraftzentrum Südamerikas geworden und zu einer Gestaltungsmacht mit globalem Anspruch herangewachsen“ – Bundesaußenminister Guido Westerwelle.
Dilma Rousseff 2016 – Bischof Erwin Kräutler und die “Zivildiktatur” in Brasilien. Hintergrundtexte, Fotos:
Was das Mainstream-Blatt entgegen der Faktenlage noch 2009 behauptete: “Brazil takes off. A 14-Page-Special Report on Latin Americas Big Success Story”. Nach dem üblichen Motto “Einer schreibt vom andern ab” wurden auch deutsche Mediennutzer mit derartigen “Success Stories” belästigt. Relotius-Journalismus anderswo…
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Hanna Schygulla 75(25. Dezember 2018):
Hintergrundtext von 2002:
Hanna Schygulla, brasilianisch
Vorm ersten Brechtabend in dem Tropenland brauchte sie nur raus aus der Hotelsuite Sao Paulos, runter auf die Rua Augusta, hatte Mackie-Messer-Szenerien pur: Kleine, große Gangster, Top-Manager, Dealer, Nutten, Luxuslimousinen, Absteigen, teure und billige Restaurants, Geistesgestörte und Besoffene, abgerissene Straßenkinder und verelendete Familien, die in stinkenden Müllsäcken nach Eßbarem wühlen, nachts im Dreck der Bürgersteige schlafen. Gleich daneben Lateinamerikas Wallstreet, Bankenpaläste von Milliardären, Globalisationsgewinnern. Nur Schritte entfernt, trat die von der Kritik als „Amazone, brechtische Anti-Walküre” Gefeierte vors Publikum, hatte, absichtlich oder nicht, überdeutliche Bezüge auf die brasilianische Realität en masse im Programm, durchweg in exzellentem Spanisch.
Den Mackie-Messer -Song brachte sie zweimal, spielte ihn außerdem mit Brechts Stimme ein – in einem Land extrem korrupter, zynischer Machteliten, die auch im jetzigen Präsidentschaftswahlkampf nach Kräften versuchen, wieder ihre Leute an die Spitze zu hieven. Damit alles so bleibt, wie es ist: Die weltweit fast krassesten Unterschiede zwischen Arm und Reich, Elend wie in Afrika und sogar noch Sklaverei – in der immerhin elftgrößten Wirtschaftsnation der Welt. ”Die Unerträglichkeit des Seins”, sagt sie mir im Exklusivinterview, „ist hier bis auf die Spitze getrieben, gibt es diese Art von Obszönität – und deshalb denke ich , daß Brecht eben nicht tot ist, sondern hochaktuell, die Haifische schwimmen nach wie vor in den Meeren der großen, umlaufenden Gelder. Globalisacion zielt doch nur auf Maximierung der Profite.”
Und Haifisch, Tubaráo ist in Brasilien geradezu ein fester Begriff, wenn es um Figuren der Geld-und Politikerelite geht, denen auch die größten Bestechungsskandale, Enthüllungen über absurdesten Machtmißbrauch letztlich nichts anhaben können. Hanna Schygulla interessiert natürlich brennend, wie Künstler, Musiker, die einfachen Leute mit diesen Problemen, dieser Realität umgehen. ”Die Lichtseite dieses großen Schattens ist, daß die Menschen viel mehr im Jetzt leben, weil alles so unstabil ist. Da man nicht weiß, ob morgen etwas noch so sein wird wie heute, gibt man sich dem Heute wirklich mehr in die Arme. Während wir doch in Europa doch sehr krampfen, sehr am Festhalten immer sind und am Planen. Und ist das Leben? In diesem höchst gefährdeten, höchst unausgeglichenen, durch viele Erdbeben sozialer Art erschütterten Brasilien sind indessen trotz allem sehr viel Glücksmomente möglich, passiert kulturell sehr viel.” Anfang der Neunziger steckt ihr jemand bei Dreharbeiten auf Cuba eine Kassette mit Liedern von Maria Bethania zu, die hört sie jeden Tag, ist fasziniert. ”Es gibt ja Stimmen, da hat man das Gefühl, die möchte man trinken, die sind wie ein Elixier – und sie hat so eine – ist für mich eigentlich die Stimme Brasiliens.”1993 sieht, hört sie Maria Bethania in Rio de Janeiro erstmals auf der Bühne, beide treffen sich, werden enge Freundinnen, und jetzt, ebenfalls in Sao Paulo der erste gemeinsame Auftritt, im schönsten Konzertsaal der 17-Millionen-Stadt. Man war gespannt, welchen Titel Hanna Schygulla unbedingt mit Maria Bethania singen wollte. Die Wahl fiel auf Emoçoes, ganz intensiv gelebte Gefühle, ein sentimentaler Bolero-Hit von Roberto Carlos, Brasiliens seit Jahrzehnten erfolgreichstem Sänger, Komponisten und Texter – in Deutschland jedoch von den Worldmusic-Puristen als schnulziger Schlagersänger heruntergemacht, im Radio so gut wie nie gespielt. Für Hanna Schygulla liegt das auch an der Unfähigkeit vieler Deutscher, mit großen, romantischen Gefühlen umzugehen – für Brasilianer gewöhnlich kein Problem. „Deshalb sind auch die deutschen Schlager so schrecklich. Roberto-Carlos-Lieder, noch dazu von Maria Bethania gesungen, finde ich wunderbar. Die Musik des eigenen Landes ist das Blut, das durch die ganze brasilianische Kultur pulsiert, die Texte haben es in sich, das ist kein billiges Zeug, sondern lebendige Poesie!” Man spürt es, Hanna Schygulla liebt Lateinamerika, keine andere deutsche Künstlerin hat so enge Beziehungen zum Theater und zur Musik Brasiliens. Sämtliche ihrer Filme mit und nach Faßbinder hatten hier einen enormen Erfolg. Mit Maria Bethania singt sie nicht nur „Emoçoes” zusammen, auch Französisches, dazu „Lili Marlen”, das Publikum ist vorhersehbar aus dem Häuschen, man hörte beide gerne öfters. Das wird passieren , „Vidas paralelas”, parallele Lebensläufe, heißt ihr nächstes Projekt für Brasilien und sogar Europa, mit viel Wort und Musik, Persönlichem, ein Zeitporträt . „Wir sind nun mal jetzt alle in einem Boot – faszinierend, aus verschiedenen Kulturen zu kommen, die Sprache des anderen zu erlernen.”
Kurios, die Reflexionen von Hanna Schygulla 2010 erneut zu lesen. Die Künstlerin wird Sao Paulo, Brasilien sehr verändert vorfinden. Roberto-Carlos-Lieder, die sie so mag, kommen auch heute in Ländern wie Deutschland kaum durch die Musikzensur, “die Musik des eigenen Landes” hat es heute schwerer denn je – die Autoritäten, darunter ein Kulturminister namens Gilberto Gil, haben gemeinsam mit den interessierten Industrien für zügige Amerikanisierung gesorgt. Schygullas Freundin Maria Bethania nennt sich völlig aus der Mode, das Interesse europäischer Mainstream-Medien an Brasilien-Kultur ist noch weit geringer als 2002.
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