Aktuelle Berichte aus Brasilien – Politik, Kultur und Naturschutz
US-Hinterhof Brasilien – Daten, Statistiken, Bewertungen, Rankings. Logistik und Transport-Infrastruktur in Brasilien – Schiene, Straße, Häfen, Luftverkehr. Als Folge stark manipulierter Auslandsberichterstattung scheinen die Kenntnisse der allermeisten Deutschen über die Alltagsrealität in Drittweltländern wie Brasilien immer mehr abzunehmen.
Brasilien-Wahlzirkus 2018: Wahlgewinner Jair Bolsonaro – Mann der Machteliten wie Lula, Haddad. Die neoliberalen Seilschaften der westlichen Welt…Bolsonaro und die Kubanerin Yoani Sanchez. Deutschsprachige Mainstream-Berichte über das größte katholische Land der Erde weiter abenteuerlich-grotesk – Deutschland-Bezug von Bolsonaro komplett unterschlagen. USA-Hinterhof Brasilien – strategischer Partner der Merkel-GroKo – enge Kapitalverflechtungen seit der Militärdiktatur. “Konvergenz der Ziele, Übereinstimmung der Werte, gleiche Grundkonzeptionen über die Gesellschaft” – SPD-Idol Helmut Schmidt über das brasilianische Folterregime:http://www.hart-brasilientexte.de/2018/10/08/brasilien-wahlzirkus-2018-bolsonaro-46-haddad-29/.
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Lula – Brasiliens Ex-Staatschef – im Juli 2017 zu 9,5 Jahren Gefängnis verurteilt. “Lula Superstar”. “Die Brasilianer lieben ihren Präsidenten Lula da Silva, die Mächtigen der Welt reißen sich um ihn – jetzt besucht der “beliebteste Politiker der Erde” Bundeskanzlerin Merkel in Berlin.” Süddeutsche Zeitung 2010…Lula und das “betreute Denken”:http://www.hart-brasilientexte.de/2017/07/12/lllll/
Wie Barack Obama den Tropenstaat Brasilien bewertet: “Brasilien ist eine beispielhafte Demokratie. Dieses Land ist nicht länger das Land der Zukunft – die Menschen in Brasilien sollten wissen, daß die Zukunft gekommen ist, sie ist hier, jetzt”.
Statistisch alle neun Minuten ein Mord in Brasilien 2015, offiziell registriert, pro Tag rd. 160 Morde, insgesamt über 58000.
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„Fast vierzehn Jahre lang hatte die Arbeiterpartei das Land regiert.“ Deutschlandradio Kultur, 11.10.2016. Bei den Wahlen von 2014 zum Nationalkongreß errang die Arbeiterpartei 70(!) von insgesamt 513 Sitzen des Abgeordnetenhauses, im Senat 12 von insgesamt 81 Sitzen.
Die „Stärke“ der Arbeiterpartei Lulas im Nationalkongreß seit 2003:
Ausriß Wikipedia Brasil.
Brasiliens wichtigster Befreiungstheologe Frei Betto, Lulas Ex-Regierungsberater 2016: „Jene Arbeiterpartei von Dilma Rousseff und Lula paktierte mit den Feinden der Arbeiter, der Armen, änderte die archaischen Gesellschaftsstrukturen nicht.“
Allein im Nationalkongreß von 2016 agieren 32(!) zumeist auf Mauscheleien aller Art spezialisierte Parteien, die auch in den Teilstaaten häufig irrwitzigste, absurdeste Bündnisse eingehen.
Brasilianer, Brasilianerinnen, die Deutschlandradio-Beiträge zum Deutschlernen nutzen, lachen immer wieder laut auf über die seltsame Darstellung ihres Landes.
Brasilien fiel 2015 in verschiedenen Welt-Rankings teils stark zurück, ist längst nicht mehr siebtgrößte Wirtschaftsnation:
UNO-Index für menschliche Entwicklung – Platz 75, u.a. hinter Ländern wie Venezuela und Kuba.
Arbeitsproduktivität Brasiliens sank 2015 um 3 %, zwischen 2000 und 2015 um 9,5 %. In Chile stieg sie um 19,8 %.(The Conference Board)
In der Liste der Länder mit dem größten BIP pro Kopf lag Brasilien 2013 auf Platz 62.(IWF) Chile – 47, Rußland 51.Laut Global Finance Magazine lag Brasilien 2016 auf Platz 79 beim BIP pro Kopf…
Auf Ranking des Weltwirtschaftsforums über globale Wettbewerbsfähigkeit fiel Brasilien 2015 um 18 Positionen auf Platz 75 zurück.
Auf Doing-Business-Effizienz-Ranking der Weltbank fiel Brasilien 2015 um fünf Positionen auf Platz 116 zurück. (Die andere Sicht – deutscher Außenminister Guido Westerwelle 2013, mehrere offizielle Brasilienbesuche:
“Brasilien ist mit seiner Lebendigkeit, Kreativität und kulturellen Vielfalt ein ungemein inspirierender Partner, der gleichzeitig durch Exzellenz in Wirtschaft und Wissenschaft besticht.” )
Ranking des Weltwirtschaftsforums über Geschlechterungleichheit, Benachteiligung der Frauen – Brasilien fiel 2015 vom 71. auf den 85 Platz zurück.
Im Welt-Ranking für Solidarität, Spendenbereitschaft ist Brasilien nicht mehr unter den ersten hundert, fiel auf Platz 105 zurück.
Brasiliens führende Universität, die Bundesuniversität von Sao Paulo ist nicht mehr unter den 200 besten Universitäten der Welt – rangiert nunmehr nur noch unter den 251 bis 300 besten.
Brasilien zählt jetzt weltweit zu jenen Staaten, die gemäß Pro-Kopf-Statistik am wenigsten für Schüler ausgeben.
Im Ranking der friedlichsten Länder fiel Brasilien 2015 um 11 Positionen auf Platz 103 zurück, sogar hinter Länder wie Haiti und Sierra Leone.
Nicht zufällig ist vor diesem Hintergrund der Datenlage Brasilien, Testlabor des Neoliberalismus, strategischer Partner der SPDCDU-Regierung in Berlin, wird u.a. das brasilianische Gewalt-Gesellschaftsmodell zügig in Deutschland kopiert.
Deutscher Bundespräsident Joachim Gauck im Mai 2013 in Brasilien: ”Und zweitens ist der weitere Erfolg Brasiliens auch deswegen für uns eine Chance, da Brasilien unsere Werte – Demokratie, Menschenrechte, Rechtsstaatlichkeit – teilt und seine wirtschaftliche Potenz in den Dienst auch dieser Werte stellt.”
Brasiliens bekanntester Anthropologe Roberto DaMatta 2015 über den Tropenstaat:”In einem Land, wo Lügen die Norm ist…”
1969 – Jahr der Unterzeichnung des Kulturabkommens sowie des Wissenschafts-und Technologieabkommens mit der Folterdiktatur Brasiliens. Unterzeichner sind in Bonn Willy Brandt und José de Magalhaes Pinto.
„Sowohl im wirtschaftlichen als auch im sozialen Bereich ist das größte Land Südamerikas zu einem Vorbild in der Region geworden. “ WeltTrends, Potsdam 2012
„Zwischen 2004 und 2007 wurden in Brasilien mehr Menschen gewaltsam getötet als in den 12 wichtigsten kriegerischen Konflikten der Erde dieser Jahre…Der Schauplatz der Gewalt, die harte Realität der Slumperipherien, veränderte sich wenig.“ Miguel Reale Junior, Rechtsexperte, in Qualitätszeitung O Estado de Sao Paulo 2013
“Von allen linken Präsidenten hat Lula, der als am wenigsten links eingeschätzt wird, die größten Erfolge.” Gregor Gysi
“Brasilien ist eine stabile Demokratie und respektiert die Menschenrechte.” Staatspräsidentin Dilma Rousseff bei der Stimmabgabe 2012 in Porto Alegre, laut Landesmedien.
UNESCO-Bildungsstatistik – wie andere Länder Lateinamerikas abschneiden: In der UNESCO-Bildungsstatistik liegt Deutschland auf Platz 13, Brasilien nur auf Platz 88. Entsprechend gering ist in Brasilien u.a. das Verständnis für deutsche Kultur – erheblich größer in Ländern Lateinamerikas, die bessere Plätze belegen. http://www.unesco.org/new/fileadmin/MULTIMEDIA/HQ/ED/pdf/gmr2011-efa-development-index.pdf
Brasilien ist mit seiner Lebendigkeit, Kreativität und kulturellen Vielfalt ein ungemein inspirierender Partner, der gleichzeitig durch Exzellenz in Wirtschaft und Wissenschaft besticht. Außenminister Guido Westerwelle, FDP, 2013.
Laut Studie halten 72 % den Nationalkongreß für “korrupt oder sehr korrupt”. Polizei 70 %, Gesundheitssystem 55 %, Justizsystem 50 % Presse 38 %, NGO 35 %.
Grundschulen 2013: Laut Statistik sind von über 270000 registrierten Grundschulden 76000 zeitweilig oder ganz geschlossen, zumeist in ländlichen Regionen.
“Von 100 Schülern, die in Sao Paulo die Mittelschule verlassen, können nur 5 Prozent richtig lesen und schreiben. Es ist eine Tragödie.” Gilberto Dimenstein, Journalist der Folha de Sao Paulo, Bildungsexperte, 2010
2011 waren selbst laut offiziellen Angaben 16,3 Prozent der Jugendlichen, die zur Schule gehen muessten, nicht dort. Brasiliens Analphabetenrate liege im Hinterland bei 21 Prozent, in der Altersgruppe zwischen 7 und 14 Jahren seien mehr als 1,4 Millionen Heranwachsende Analphabeten. Wirtschaftsexperten Brasiliens sprechen von einer Tragoedie des nationalen Schulwesens, die indessen zu keinerlei oeffentlicher Aufregung fuehre, wie dies in anderen Laendern der Fall waere.
„Hätte jedes Land einen Präsidenten wie Lula, dann wäre unsere Welt ein besserer Ort. Er ist kein Politiker, er ist ein Staatsmann.“ Deutscher Leserbrief an die „Zeit“.
“In puncto Gleichberechtigung ist Brasilien weiter als viele westliche Länder.”(National Geographic Deutschland 2011)
Laut einer Studie von 2011 haben 47 Prozent der Brasilianerinnen eingeraeumt, von ihren Ehepartnern geschlagen worden zu sein. 38 Prozent der Maenner haetten dies bestaetigt – 12 Prozent schlugen danach ihre Frauen ohne jegliches Motiv.
Rolle von Umwelt-NGO: “Wenn Umweltschützer den Umweltschutz sabotieren – die meisten NGOs haben ihre Seele verloren”:
“Die meisten NGOs haben ihre Seele verloren, den Geist ihrer Gründer, die die Natur liebten. Heute sind diese Umweltorganisationen vergiftet mit städtisch geprägten Ökonomen, Soziologen, Anthropologen, denen der emotionale Bezug zur Natur fehlt. Und wenn es in den NGOs Leute gibt, die sich mit der Sache nicht identifizieren, öffnet sich der Weg für Korruption, schützt man Umweltanliegen vor, um persönliche Interessen zu bedienen.
In Brasilien kommt als großes Problem hinzu, dass die Zahl der wirklich aktiven, eingeschriebenen Mitglieder stets nur bei einigen hundert bis einigen tausend liegt – in so einem Riesenland! Nur zu oft sind es Grüppchen, die viel Lärm machen, um Gelder zu erhalten. Die britische Vogelschutzvereinigung beispielsweise hat dagegen über eine Million feste Mitglieder.”
von Klaus Hart, Sao Paulo Als Deutschlands Bundespräsident Christian Wulff 2011 die chaotische Megacity, Lateinamerikas führenden Wirtschaftsstandort mit über 1.200 deutschen Firmen besucht, wird am Ankunftstag im Zentrum ein Obdachloser lebendig verbrannt, am Abreisetag ein weiterer. In Sao Paulo wüten … Weiterlesen ?
von Klaus Hart, Sao Paulo Die Presselandschaft des Tropenlandes bietet ein eher erfreuliches Bild. Investigativer Journalismus ist auffällig stark in Qualitäts-und Alternativmedien – unabhängig agierende Reporter und Redakteure widersetzen sich den weltweit üblichen Medien-Eingriffen durch Parteien oder Regierungsfunktionäre und enthüllen … Weiterlesen ?
14. Jahrgang | Nummer 13 | 27. Juni 2011
Brasiliens umstrittene Wasserkraftwerke
von Klaus Hart, Sao Paulo Was stimmt denn nun? Bis heute wird das Tropenland von europäischen Öko-Parteien, Umweltorganisationen wie Germanwatch sowie vielen Medien heftig gelobt, weil es den Strombedarf zu etwa 80 Prozent aus Wasserkraftwerken decke. Das sei sehr klima- … Weiterlesen ?
14. Jahrgang | Nummer 12 | 13. Juni 2011
Brasiliens Kreuz mit dem Sex
von Klaus Hart, Sao Paulo Bei Morden an Homosexuellen habe das Land im Weltvergleich „eine grauenhafte Führungsrolle“, prangert der Schwulen-Führer und Anthropologe Luiz Mott an. Es handele sich um „Hass-Verbrechen, ausgeführt mit besonderer Grausamkeit“. In Brasilien würden mehr Gays getötet … Weiterlesen ?
14. Jahrgang | Nummer 11 | 31. Mai 2011
Wirtschaften in Brasilien
von Klaus Hart, Sao Paulo Jetzt in der Erntezeit brennen sie wieder bis zum Horizont – die riesigen Zuckerrohrplantagen des Tropenlandes. Fliegt man über das Flammenmeer, vergisst man’s nie wieder. Nossa Senhora – der ätzende Qualm steigt ja höher als … Weiterlesen ?
14. Jahrgang | Nummer 10 | 16. Mai 2011
Brasiliens vertrackter Rassismus
von Klaus Hart, Sao Paulo Wie wäre das in Deutschland – dürfte man selbst nach richterlichem Verbot noch offen auf der Straße und vor Konzertmikros singen, dass schwarze Frauen stinken und mit diesen Kraushaaren hässlich aussehen? In Brasilien darf man … Weiterlesen ?
14. Jahrgang | Nummer 8 | 18. April 2011
Brasilien und der Libyenkrieg
von Klaus Hart, Sao Paulo Frankreichs Rafale-Kampfflugzeuge starteten auf Befehl von Präsident Nicolas Sarkozy als erste gen Libyen, bombten, was das Zeug hielt, feuerten neueste Hightech-Raketen auch auf zivile Ziele, zeigten aller Welt, was in den Kisten steckt. Der überstürzt … Weiterlesen ?
14. Jahrgang | Nummer 7 | 4. April 2011
Obama in Brasilien
von Klaus Hart, Sao Paulo Auf Gesten und Symbolik, sorgsam abgestimmt zwischen beiden Seiten, sei besonders zu achten, hatte Brasilia vor der Ankunft des US-Präsidenten verlauten lassen. Und als Barack Obama dann in den Amtssitz von Präsidentin Dilma Rousseff schritt, … Weiterlesen ?
14. Jahrgang | Nummer 6 | 21. März 2011
Leonardo Boffs Ungereimtheiten
von Klaus Hart, Sao Paulo In Ländern wie Deutschland betreibt eine bestimmte Gutmenschen-Szene um den einst interessanten brasilianischen Befreiungstheologen einen regelrechten Kult. Sie bewahrt ihn vor öffentlicher Kritik, die als politisch unkorrekt gälte. Im Tropenland dagegen wird Boff seit den … Weiterlesen ?
14. Jahrgang | Nummer 5 | 7. März 2011
Dilma Rousseffs schlechter Start
von Klaus Hart, Sao Paulo Brasiliens neue Staatspräsidentin, zuvor Lulas Chefministerin, verschont die Nation bisher mit dem vom Ziehvater gewohnten Schwall aus Propagandareden – dafür haben es die politischen Ereignisse in sich. Der angesehene kirchliche Menschenrechtsanwalt Sebastiao Bezerra da Silva … Weiterlesen ?
14. Jahrgang | Nummer 2 | 24. Januar 2011
Panzer und Crack
von Klaus Hart, Sao Paulo Der Militär-und Medien-Zirkus um die „Erstürmung“ und „Eroberung“ der Rio-Slumregion „Complexo do Alemão“ wäre schon jetzt ein heißes Thema auch für Deutschlands Kommunikationswissenschaftler – aber wie es aussieht, trauen sie sich nicht. Als „Farce“ hatten … Weiterlesen ?
13. Jahrgang | Nummer 21 | 25. Oktober 2010
Brasiliens konfuse Präsidentschaftswahlen
von Klaus Hart, Sao Paulo Mit Pomp und Getöse zogen Staatschef Luiz Inácio Lula da Silva und Nachfolge-Wunschkandidatin Dilma Rousseff mitten in der City von Sao Paulo Tage vorm ersten Pflichtwahlgang kühn eine „Siegeskundgebung“ durch – der Nation wurde per … Weiterlesen ?
13. Jahrgang | Nummer 17 | 30. August 2010
Brasiliens Massengräber
von Klaus Hart, São Paulo „Wenn die Toten da reingeschmissen werden, sind das Szenen wie in diesen Holocaustfilmen“, beklagen sich Anwohner von Massengräber-Friedhöfen der größten lateinamerikanischen Demokratie. In der Tat wird seit der Diktaturzeit vom Staat die Praxis beibehalten, nicht … Weiterlesen ?
13. Jahrgang | Nummer 15 | 2. August 2010
Sexsklaven
von Klaus Hart, São Paulo Jahrzehntelang werden Brasiliens kirchliche Menschenrechtsaktivisten sogar von Europa aus belächelt, weil sie unermüdlich die Perversität von Menschenhandel und Prostitution anprangern, beim Kampf gegen die Schlepperbanden des organisierten Verbrechens ständig ihr Leben riskieren. Die Warnungen werden … Weiterlesen ?
13. Jahrgang | Nummer 10 | 24. Mai 2010
Moradores de Rua
von Klaus Hart, São Paulo Schon wieder rügt die FIFA, daß Brasilien beim Vorbereiten der Fußball-WM 2014 unglaublich im Rückstand sei, der Neu-und Umbau von Stadien vielerorts nicht einmal begonnen habe. Vielleicht liegt es ja daran, daß die brasilianischen Autoritäten … Weiterlesen ?
13. Jahrgang | Nummer 8 | 26. April 2010
Projektierte Apartheid
von Klaus Hart, São Paulo Brasilia, UNESCO-Weltkulturerbe der Menschheit, wird 50 – und im Tropenland erinnert man sich des Massakers an Bauarbeitern, des Terrors der Bauplatzpolizei damals, als Chefarchitekt Oscar Niemeyer, der sich immer Kommunist nennt, die Errichtung beaufsichtigt. Und … Weiterlesen ?
von Klaus Hart, São Paulo Der brasilianische Präsident Luis Inacio Lula da Silva erhält am Ende der zweiten Amtszeit wegen seiner Politik geradezu überschwängliches Lob aus Europa, darunter Ländern wie Deutschland, sowie internationale Ehrenpreise. Spaniens Ministerpräsident und amtierender EU-Ratspräsident José … Weiterlesen ?
13. Jahrgang | Nummer 2 | 1. Februar 2010
Brandrodungen in Amazonien
von Klaus Hart, São Paulo Gewimmel und Getümmel, Straßenmusik und Sektenprediger, schwüle Hitze von 38 Grad in der Millionenstadt Manaus am Rio Negro, mitten in Amazonien. Doch über die exotische Szenerie wabert ätzender, Krebs erzeugender Qualm. Er stammt von Brandrodungen … Weiterlesen ?
Des Blättchens 12. Jahrgang (XII), Berlin, 16. März 2009, Heft 6
Museu AfroBrasil
von Klaus Hart, São Paulo Der 68jährige Schwarze Emanoel Araújo, Direktor des »Museu AfroBrasil« in São Paulo, zählt heute zu den wichtigsten und außergewöhnlichsten bildenden Künstlern Brasiliens. 1940 als Sklavennachfahre in Bahia geboren, hat der »Afro-Minimalist« als Bildhauer, Zeichner, Maler … Weiterlesen ?
Des Blättchens 11. Jahrgang (XI), Berlin, 8. Dezember 2008, Heft 25
Mann mit Courage
von Klaus Hart, São Paulo In Brasilien hat der Streit über die Bestrafung von Diktaturverbrechen zu einer Krise in der Regierung von Präsident Lula geführt. Sie wurde durch den Bundesstaatsanwalt Marlon Weichert ausgelöst, der einen Prozeß gegen berüchtigte Folteroffiziere des … Weiterlesen ?
Des Blättchens 11. Jahrgang (XI), Berlin, 15. September 2008, Heft 19
Die Bossa Nova wird fünfzig
von Klaus Hart, São Paulo In Brasilien wird 1958 ein neuer Musikstil geboren und macht Weltkarriere: João Gilberto, der Bossa-Nova-Papst, bringt die ersten beiden Hits heraus. Kurioserweise erreicht die Bossa Nova nie im Tropenland selbst durchschlagenden Erfolg, andere Rhythmen wie … Weiterlesen ?
Des Blättchens 11. Jahrgang (XI), Berlin, 28. April 2008, Heft 9
Gefängnisse
von Klaus Hart, São Paulo Im Jahre 2003, zum Amtsantritt von Präsident Luis Inacio Lula da Silva, hatten die neue brasilianische Regierung und das gesamte Justizwesen der größten lateinamerikanischen Demokratie eine grundlegende Verbesserung der gravierenden Menschenrechtslage versprochen. Der Leiter der … Weiterlesen ?
Des Blättchens 11. Jahrgang (XI), Berlin, 3. März 2008, Heft 5
Blamierte Berlinale-Kritiker
von Klaus Hart, São Paulo Bisher hatten Brasiliens Filmschaffende, Intellektuelle und Feuilletonisten Respekt und Hochachtung gegenüber deutscher, europäischer Kulturkritik. Das scheint vorbei zu sein. Auf erste ablehnende Kommentare zum Wettbewerbsstreifen Tropa de Elite, der argumentativ schwach, unintelligent und ohne Tiefgang … Weiterlesen ?
Des Blättchens 11. Jahrgang (XI), Berlin, 4. Februar 2008, Heft 3
Karneval in Leipzig und Rio
von Klaus Hart, São Paulo Fastnachtsfan war ich schon als Kind. In den Karneval am Zuckerhut habe ich mich mehr als ein dutzend Mal gestürzt, bin bei den berühmtesten Sambaschulen mitdefiliert, habe das brasilianische Kulturphänomen in den Medien der deutschsprachigen … Weiterlesen ?
Des Blättchens 11. Jahrgang (XI), Berlin, 7. Januar 2008, Heft 1
Brennende Journalisten
von Klaus Hart, São Paulo Brasiliens Gastfreundschaft ist sprichwörtlich, die Pressefreiheit jedoch etwas beschränkt: Engagierten Journalisten droht der Scheiterhaufen. Nur noch wenige wagen, über die skandalösen Verhältnisse in den Slums zu berichten. Unten, an den Stränden von Copacabana und Ipanema, … Weiterlesen ?
Des Blättchens 10. Jahrgang (X), Berlin, 24. Dezember 2007, Heft 26
Niemeyer und das Blutbad von Brasilia
von Klaus Hart, São Paulo In bestimmten europäischen Medien, in Feuilletonredaktionen, Verlagen und PR-Agenturen herrscht seit Jahrzehnten panische Angst vor diesem Thema, jeder kleinste Hinweis wird unterdrückt. Indessen existieren die Fakten: Der vielfach preisgekrönte brasilianische Dokumentarfilmer Vladimir Carvalho hörte von … Weiterlesen ?
Des Blättchens 10. Jahrgang (X), Berlin, 12. November 2007, Heft 23
Schützer oder Zerstörer?
von Klaus Hart, São Paulo In der südbrasilianischen Millionenstadt Porto Alegre, wo zweimal das Weltsozialforum stattfand, betonten jetzt auf ihrer »Kontinentalversammlung« die Guarani-Indianer Südamerikas, stets mitten in der Natur gelebt und sie immer respektiert zu haben. Andere Stämme Lateinamerikas unterstreichen … Weiterlesen ?
Des Blättchens 10. Jahrgang (X), Berlin, 15. Oktober 2007, Heft 21
Am Abendbrottisch
von Klaus Hart, São Paulo Wie der österreichische Historiker Othmar Plöckinger nachwies, gab es zur Nazizeit in den evangelischen Kirchen Deutschlands sehr viel Begeisterung für Hitlers Ideologie. Zitiert wird beispielsweise die Broschüre Der Nationalismus vor der Gottesfrage des Pastors und … Weiterlesen ?
Des Blättchens 10. Jahrgang (X), Berlin, 1. Oktober 2007, Heft 20
Moderne Scheiterhaufen
von Klaus Hart, São Paulo Stellen wir uns vor, in Havanna oder Moskau würden Oppositionelle, Bürgerrechtler lebendig verbrannt. Wie dann westliche Medien, Regierungen, Institutionen, Parteien reagieren würden, weiß jeder. Aber halten wir uns an die Fakten. In Lateinamerikas größter bürgerlicher … Weiterlesen ?
Des Blättchens 10. Jahrgang (X), Berlin, 3. September 2007, Heft 18
Indio-Realitäten
von Klaus Hart, São Paulo Mehr als die Hälfte der rund fünfhunderttausend brasilianischen Indianer ist bereits in die Städte gezogen – doch auch die übrigen übernehmen vieles vom Lebensstil der weißen und schwarzen Brasilianer. Im größten Indianerreservat nahe der westbrasilianischen … Weiterlesen ?
Des Blättchens 10. Jahrgang (X), Berlin, 10. Juli 2007, Heft 14
Saubere Stadt
von Klaus Hart, São Paulo Deutschlands Städtemachthaber lassen es zu, daß durch immer stupidere Produkt- und Firmenpropaganda die urbanen Landschaften noch häßlicher werden, als sie es ohnehin sind. In São Paulo hat die Präfektur indessen seit Jahresbeginn zugunsten städtischer Ästhetik … Weiterlesen ?
Des Blättchens 10. Jahrgang (X), Berlin, 11. Juni 2007, Heft 12
Ein Volk auf der Flucht
von Klaus Hart, São Paulo Viele ziehen von Moskau, Istanbul oder nordafrikanischen Städten nach Berlin, Frankfurt, Hamburg. Die Migrante Benedita Figueiredo, 40, hatte es erheblich weiter und blieb doch im eigenen Land. Vor über zehn Jahren legte sie von der … Weiterlesen ?
Des Blättchens 10. Jahrgang (X), Berlin, 2. April 2007, Heft 7
Theater von und um Castorf
von Klaus Hart, São Paulo Das Tropenland erlebt derzeit einen Theaterboom, eine Hochphase des Theaters, wie es sie zuletzt vor der Militärdiktatur gegeben hat. Am besten läßt sich dieses Phänomen in São Paulo, Lateinamerikas Kulturhauptstadt, beobachten. Stücke von erstaunlicher Qualität, … Weiterlesen ?
Des Blättchens 10. Jahrgang (X), Berlin, 5. März 2007, Heft 5
Gekaufte Charts
von Klaus Hart, São Paulo Gemäß einer neuen internationalen Studie ist Brasilien das korrupteste Land Lateinamerikas. Bestechung ist gängige Praxis selbst im Musiksektor – und man spricht auch ganz offen darüber. Multinationale Musikkonzerne und Plattenfirmen zahlen an die verantwortlichen Redakteure … Weiterlesen ?
Des Blättchens 10. Jahrgang (X), Berlin, 8. Januar 2007, Heft 1
Brasiliens gefeierte Exportrekorde
von Klaus Hart, São Paulo Nie zuvor in der Geschichte hat das Schwellenland Brasilien, die elfte Wirtschaftsnation der Erde, so viel exportiert wie in jüngster Zeit – entsprechend stolz und zuversichtlich gibt sich Staatschef Luis Inacio Lula da Silva: »In … Weiterlesen ?
Des Blättchens 9. Jahrgang (IX), Berlin, 25. Dezember 2006, Heft 26
Kindermord
von Klaus Hart, São Paulo Aus Amazonien wurde ein unerhörter Fall vermeldet, den auch die deutschen Medien teilweise aufgegriffen haben. Viertausend Kilometer von Rio de Janeiro und São Paulo entfernt hatte ein Indianermädchen im Alter von nur neun Jahren ein … Weiterlesen ?
Des Blättchens 9. Jahrgang (IX), Berlin, 11. Dezember 2006, Heft 25
Das erfundene Paradies
von Klaus Hart, São Paulo Vor 65 Jahren veröffentlichte Stefan Zweig sein Buch Brasilien – ein Land der Zukunft. Bis heute ist es ein Weltbestseller, ein Klassiker der Brasilienliteratur, der auch bei Deutschen aller Generationen nach wie vor Interesse und … Weiterlesen ?
Des Blättchens 9. Jahrgang (IX), Berlin, 13. November 2006 , Heft 23
Elitekandidat Lula
von Klaus Hart, São Paulo Angesichts Lulas Wiederwahl als Staatschef hat der bekannte Befreiungstheologe Frei Betto die Befürchtung geäußert, die Regierung könne in der zweiten Amtsperiode zur »Geisel konservativer Kräfte« werden und damit die Möglichkeit verlieren, Wirtschaftswachstum zu fördern und … Weiterlesen ?
Des Blättchens 9. Jahrgang (IX), Berlin, 16. Oktober 2006, Heft 21
Stadtkriegsfront
von Klaus Hart, São Paulo Der Irak und der Libanon sind täglich wegen der vielen unschuldigen Opfer in den Schlagzeilen – Brasilien nicht. Obwohl in dem Tropenland jährlich weit mehr Menschen umkommen als im Irakkrieg, und in Brasilien Folter alltäglich … Weiterlesen ?
Des Blättchens 9. Jahrgang (IX), Berlin, 2. Oktober 2006, Heft 20
Befreiungstheologie und Kuba
von Klaus Hart, Saõ Paulo Gerade ist Kuba-Experte und Bestseller-Autor Frei Betto von Havanna nach Saõ Paulo zurückgekehrt und bringt wieder einmal interessante Informationen mit. Frei Bettos Buch über seine Nachtgespräche mit Fidel Castro wurde unter dem Titel Fidel und … Weiterlesen ?
Des Blättchens 9. Jahrgang (IX), Berlin, 18. September 2006, Heft 19
Bizarrer Wahlkampf
von Klaus Hart, Rio de Janeiro Man stelle sich folgendes in Deutschland vor: Bundeskanzlerin Angela Merkel hat keine stabile Mehrheit im Bundestag, muß die Parlamentsunterstützung Tag für Tag neu aushandeln. Ihre rechte Hand im Kanzleramt sowie andere ihr nahestehende Politiker … Weiterlesen ?
Des Blättchens 9. Jahrgang (IX), Berlin, 7. August 2006, Heft 16
Terror-Hymnen
von Klaus Hart, São Paulo Brasiliens mächtigste Verbrecherorganisation Primeiro Comando da Capital (PCC – Erstes Kommando der Hauptstadt), die im Mai eine Welle von Attentaten und Häftlingsrevolten auslöste, hat ihre Hauskomponisten und Musiker. Sie verherrlichen zumeist in harten Raps die … Weiterlesen ?
Des Blättchens 9. Jahrgang (IX), Berlin, 26. Juni 2006, Heft 13
Warner aus der Betonwüste
von Klaus Hart, São Paulo Wer den brasilianischen Architekten Paulo Mendes da Rocha derzeit in seinem Büro der lateinamerikanischen Wirtschafts- und Kulturmetropole São Paulo besucht, erlebt ihn euphorisch, zum Feiern aufgelegt – die Flasche mit dem guten Whisky und die … Weiterlesen ?
Des Blättchens 9. Jahrgang (IX), Berlin, 12. Juni 2006, Heft 12
Militäreinsatz in den Slums
von Klaus Hart, São Paulo In der Zuckerhutstadt São Paulo preschten Panzerwagen durch die Straßen und Kampfhubschrauber starteten: Die größten der rund achthundert Slums wurden besetzt. Kurz zuvor hatte ein Banditenkommando eine Kaserne überfallen und dabei zehn Maschinengewehre und eine … Weiterlesen ?
Des Blättchens 9. Jahrgang (IX), Berlin, 18. April 2006, Heft 8
WM und Brasilienklischees
von Klaus Hart, São Paulo Bestsellerautor Joao Ubaldo Ribeiro aus Rio de Janeiro konstatiert bei Deutschlandreisen immer wieder, daß deutsche Medien, aber auch die Normalbürger nicht von den absurdesten Brasilienklischees lassen wollen. Da Ribeiro nebenbei auch Zeitungskolumnist ist, informiert er … Weiterlesen ?
Des Blättchens 9. Jahrgang (IX), Berlin, 3. April 2006, Heft 7
Maomè in Rio
von Klaus Hart, São Paulo In Brasilien leben über zwei Millionen Muslime, es gibt es eine große Zahl islamischer Kulturvereine, Schulen und Kindergärten, arabischer Laden-und Restaurantketten. Sheik Jihad Hassan Hammadeh, Vizepräsident der islamischen Gemeinde, wurde jüngst durch die Wirtschaftszeitung Diario … Weiterlesen ?
Des Blättchens 9. Jahrgang (IX), Berlin, 6. Februar 2006, Heft 3
Ausgeträumt
von Klaus Hart, São Paulo Der Mitgründer des Weltsozialforums, Francisco Whitaker, 74, hat die brasilianische Arbeiterpartei (PT) unter Protest verlassen. In der Partei von Staatschef Luis Inacio Lula da Silva hatte Whitaker zu den letzten hochgeachteten »Aufrechten« gehört, nachdem bereits … Weiterlesen ?
Des Blättchens 9. Jahrgang (IX), Berlin, 23. Januar 2006, Heft 2
Oscar Niemeyer
von Klaus Hart, Rio de Janeiro Nicht nur in Deutschland wird Oscar Niemeyer mit Lob überhäuft. Als Kronzeuge für die Großartigkeit seiner Werke dient er gewöhnlich selber. Er gilt als Schöpfer der brasilianischen Hauptstadt Brasilia. Sämtliche öffentlichen Gebäude, darunter der … Weiterlesen ?
Des Blättchens 8. Jahrgang (VIII), Berlin, 1. August 2005, Heft 16
Stimmenkäufer
von Klaus Hart, Rio de Janeiro Staatschef Luis Inacio Lula da Silva ist durch Korruptionsskandale stark angeschlagen. Wie oft im Tropenlande hat die Krise auch komische, operettenhafte Züge: Ein Emissär von Lulas Arbeiterpartei wird auf dem Flughafen mit einhunderttausend Dollar … Weiterlesen ?
Des Blättchens 8. Jahrgang (VIII), Berlin, 4. Juli 2005, Heft 14
Quebra-Barraco
von Klaus Hart, Rio de Janeiro Merkwürdig widersprüchliches passiert derzeit in Deutschlands Weltmusik-, Drittwelt-und Feministinnen-Szene, die sich immer so politisch korrekt gibt. Ausgerechnet dem dekadentesten, frauenfeindlichsten, sexistischsten Rap-Genre Brasiliens, dem sogenannten Rio-Funk, öffnet man derzeit ganz weit die Tore, preist … Weiterlesen ?
Des Blättchens 8. Jahrgang (VIII), Berlin, 23. Mai 2005, Heft 11
Anwälte, Mediziner – Straßenkehrer
von Klaus Hart, Rio de Janeiro Bei Rios Stadtreinigung bewerben sich über 300000 als Gari – Monatslohn 140 Euro. »So ein Straßenkehrerjob ist bei dieser Massenarbeitslosigkeit direkt ein Privileg«, sagt Rafael Lerner, Personaldirektor der Stadtreinigung Comlurb Rio de Janeiros. Den … Weiterlesen ?
Des Blättchens 8. Jahrgang (VIII), Berlin, 25. April 2005, Heft 9
Hakenkreuze bei C&A
von Klaus Hart, Rio de Janeiro Brasilien: Kleiderständer in Modegeschäften in Hakenkreuzform, Hakenkreuzornamente aus der Nazizeit in Gebäuden, die Familiennamen führender Nazis als amtlich anerkannte Vornamen – auch für die Lula-Regierung bislang alles kein Grund zum Eingreifen. In Deutschland erregen … Weiterlesen ?
Des Blättchens 8. Jahrgang (VIII), Berlin, 14. Februar 2005, Heft 4
Banditen
von Klaus Hart, Rio de Janeiro Wenn die Massen aus den Hügelslums eines Tages zuhauf in unsere besseren Viertel hinabsteigen, um sich zu nehmen, was ihnen am nötigsten fehlt, sind wir geliefert«, lautet eine Standardreflexion von Mittel-und Oberschichtlern der Zehn-Millionen-Stadt … Weiterlesen ?
Des Blättchens 8. Jahrgang (VIII), Berlin, 17. Januar 2005, Heft 2
Chico Buarque
von Klaus Hart, Rio de Janeiro Chico Buarque gilt als der größte, genialste Songpoet. Er wird wie ein Nationalheld verehrt, obwohl er schon längst keine Hitparaden mehr erstürmt. Im Kulturleben der größten lateinamerikanischen Nation ist er nach wie vor enorm … Weiterlesen ?
Des Blättchens 7. Jahrgang (VII), Berlin, 8. November 2004, Heft 23
Grito continental
von Klaus Hart, Rio de Janeiro Alles begann mit dem Grito 1995, als sich die Nationale Bischofskonferenz (CNBB) mit ihrer Brüderlichkeitskampagne erstmals den sozial entwurzelten, marginalisierten Bevölkerungsteilen widmete und mit Hilfe der Pastoralen alljährlich einen landesweiten Grito dos Excluidos (Aufschrei … Weiterlesen ?
Des Blättchens 7. Jahrgang (VII), Berlin, 11. Oktober 2004, Heft 21
Lob und Hudel für einen Diktator
von Klaus Hart, Rio de Janeiro In Lateinamerikas größter Demokratie, Brasilien, geschieht derzeit politisch und zeitgeschichtlich Außergewöhnliches: Die Nation feiert seit Monaten das Andenken des Diktators, Hitlerverehrers und Judenhassers Getulio Vargas. Dessen Todestag jährte sich im August zum fünfzigsten Male. … Weiterlesen ?
Des Blättchens 7. Jahrgang (VII), Berlin, 13. September 2004, Heft 19
Bauhaus am Zuckerhut
von Klaus Hart Eine bizarre Situation: Drinnen im vierstöckigen »Nucleus« spricht Bauhaus-Direktor Omar Akbar zu hunderten Slumkids, die euphorisch kreischen und jubeln – direkt davor auf dem Platz vor der großen Glasfront stehen jugendliche Banditen, die MPi lässig umgehängt, und … Weiterlesen ?
Des Blättchens 7. Jahrgang (VII), Berlin, 19. Juli 2004, Heft 15
Preta
von Klaus Hart, Rio de Janeiro Preta Gil, Tochter des brasilianischen Kulturministers und berühmten Musikers Gilberto Gil, macht in dem Tropenland derzeit Furore. Sie provoziert mit erfrischend politisch unkorrekten Sprüchen und mit kritischen Positionen zu Politik, Kultur, Rassismus und Sex. … Weiterlesen ?
Des Blättchens 7. Jahrgang (VII), Berlin, 5. Juli 2004, Heft 14
Lula in Haiti
von Klaus Hart, Rio de Janeiro Staatschef Lula rühmt die Truppenentsendung nach Haiti als international anerkannten Beitrag für den Frieden auf der Welt. Doch von zahlreichen prominenten Brasilianern, vielen Kongreßabgeordneten seiner eigenen Arbeiterpartei (PT) sowie Würdenträgern der katholischen Kirche wird … Weiterlesen ?
Des Blättchens 7. Jahrgang (VII), Berlin, 6. Juni 2004, Heft 12
Foltern wie im Irak
von Klaus Hart, Rio de Janeiro Die Folterfotos aus dem Irak zeigen uns unglücklicherweise überhaupt nichts Neues, das kennen wir alles«, sagt Isabel Peres, Leiterin der brasilianischen Sektion von ACAT – Christen für die Abschaffung der Folter – in São … Weiterlesen ?
Des Blättchens 7. Jahrgang (VII), Berlin, 10. Mai 2004, Heft 10
Der Trote
von Klaus Hart, Rio de Janeiro Zehntausende neuimmatrikulierte Studenten des Tropenlandes sehen in diesen Tagen übel zugerichtet aus: Wie ein Häufchen Unglück, schauen sie triste, schicksalsergeben. Die älteren Semester haben sie aus Hörsälen gezerrt oder gleich auf dem Campus abgepaßt, … Weiterlesen ?
Des Blättchens 7. Jahrgang (VII), Berlin, 26. April 2004, Heft 9
Clima de Velorio – Begräbnisstimmung
von Klaus Hart, Rio de Janeiro Im Nationalkongreß von Brasilia droht im März ein verzweifelter Arbeitsloser damit, sich von der hohen Zuschauer-Brüstung in den Senatssaal zu stürzen – die Parlamentarier unten springen aus den bequemen Ledersesseln, flehen ihn an, es … Weiter
Der unappetitliche Wahlzirkus/Südwind Österreich 2002
Erstmals lagen in Brasilien bei einem Präsidentschaftswahlkampf zwei „Links“-Kandidaten vorne. Die Allianzenbildung dieser Kandidaten, darunter der legendäre Gewerkschaftsführer Lula, lassen jedoch Zweifel an ihrer politischen Haltung aufkommen. Aus São Paulo berichtet Klaus Hart.
Von Klaus Hart
Gleich nach den Jubelfeiern zum Fußball-WM-Sieg ging es los. Die Geld-und Politikeliten des größten lateinamerikanischen Landes heizten den absurdesten, unappetitlichsten Wahlkampf seit dem Ende der Militärdiktatur 1985 an. Denn im Oktober werden nicht nur ein neuer Staatschef, sondern auch die Gouverneure der 26 Teilstaaten und des Bundesdistrikts Brasilia, Abgeordnete und Senatoren per Pflichtwahl bestimmt. Das Establishment will Machtkontinuität. PolitikexpertInnen und KolumnistInnen betonen, Brasiliens Wahl-Widersprüche seien in Europa schwerlich zu vermitteln. Man stelle sich etwa die Aufregung vor, wenn Österreichs Sozialdemokraten bundesweit mit Rechtsextremen koalieren, Wahlunterstützung gar bei übel beleumdeten neonazistischen Figuren suchen würden und sich die Grünen ebenfalls mit dem extrem-rechten Spektrum zusammenschlössen. Im brasilianischen Politikbetrieb sind derartige Konstellationen normal. Als Markenzeichen des diesjährigen Wahlkampfs wurde bei Kandidaten und Parteiführern jedoch ein bislang nie da gewesener Zynismus ausgemacht. Erstmals bildet die unlängst noch linkssozialdemokratische Arbeiterpartei PT, größte Oppositionskraft gegen die Mitte-Rechts-Regierung und lange Zeit eherne Säule der Ethik und Unbestechlichkeit, keine Ausnahme mehr. Sie warf Grundprinzipien über Bord und verspielt deshalb Sympathien – gewinnt sie aber bei der bisherigen Gegenseite.
Der gemäß Septemberumfragen chancenreichste Präsidentschaftskandidat Luiz Inácio Lula da Silva von der PT tritt am 6. Oktober zu vierten Mal an und wird voraussichtlich auch in die Stichwahl am 20. Oktober gelangen. Er hätte nach dem Willen der Parteibasis den in allen politischen Lagern Brasiliens wegen seiner Kompetenz hochangesehenen Senator Eduardo Suplicy zum Vize bestimmen müssen. Stattdessen entschied sich die rechtssozialdemokratische Mehrheit der PT-Spitze – 43 von 70 Präsidiumsmitgliedern – ausgerechnet für den Milliardär Josè Alencar und eine Wahlallianz mit dessen Rechts-und Sektenpartei PL (Partido Liberal) – und somit auch gegen die von der Führung immer öfters überfahrene PT-Basis. Senator Alencar besitzt die größte Textil-Unternehmensgruppe Brasiliens, ist zudem Vize-Chef des nationalen Industriellenverbands, sieht den Militärputsch von 1964 positiv, hasst die Landlosenbewegung MST, tritt für den Abzug der Israelis aus Nahost (!) und eine Neugründung des Staates Israel anderswo auf der Welt ein. Gerüchte über ein PT-PL-Bündnis galten anfangs als schlechter Witz. Immerhin unterstützt die PL im Teilstaat São Paulo, Lateinamerikas Industrielokomotive, den berüchtigten Diktaturaktivisten und rechten Gouverneurskandidaten Paulo Maluf, im Amazonas-Teilstaat Acre die Gang eines Todesschwadronen-Politikers, im nordöstlichen Alagoas Kandidaten gleicher Sorte, darunter den wegen Machtmissbrauchs und Korruption vom Kongress abgesetzten Ex-Staatspräsidenten Fernando Collor de Mello. Zur PL zählen Bataillone von Sekten-Bischöfen, Predigern und Wunderheilern, die Lula stets als Satan anprangerten. Jetzt betet er mit ihnen. Sekten besitzen in Brasilien viel Medienmacht, haben TV-und Radiosender mit hohen Einschaltquoten – ausgerechnet ihnen winkt via PL jetzt das Kommunikationsministerium. PT-Vorsitzender Josè Dirceu reiste zur Wall Street, war im Weißen Haus, um Banker und Spekulanten zu beruhigen, die seit Juni aus Furcht vor einer „linken“ Regierung bewährte Druckmittel auffuhren, Brasiliens Währung Real und den Börsenkurs absacken ließen, die Länderrisiko-Taxe auf Rekordhöhe schraubten.
Ex-Gewerkschaftsführer Lula verkündete der Nation einen schwer wiegenden Rückzieher nach dem anderen: Entgegen bisherigen Versprechen sollen die erdrückenden Auslandsschulden bei einem Wahlsieg doch weiterbezahlt und die fast durchwegs von Korruption und kriminellen Machenschaften begleiteten Privatisierungen strategischer Unternehmen nicht rückgängig gemacht werden. Banken und Unternehmerverbände, bisher erbitterte PT-Feinde, sehen keine Differenzen mehr: mit einem der ihren als Lulas Vize sollte nichts schief gehen. Das PT-Regierungsprogramm ist von linken Argumentationen weitgehend gesäubert, will keinen Bruch mehr mit dem jetzigen ökonomischen Modell, verteidigt nur noch einen „humanisierten“ Kapitalismus. Die Reaktionen auf den scharfen Kurswechsel der PT-Spitze um Lula und deren Anbiederung ans Kapital sind verheerend: Die Parteilinke, so sickerte durch, diskutiert den Austritt und die Gründung einer neuen Partei selbst für den Fall, dass Lula Staatschef wird. Der starke befreiungstheologische Flügel in der katholischen Kirche, die Basisgemeinden, bisher stets militant auf PT-Seite, sind entsetzt, gehen auf Distanz, nennen die Arbeiterpartei „bourgeois“. Außerdem hagelt es viel Spott: Schließlich kaufte Lula denselben gerissenen Wahlkampfmanager ein, der zuvor stets rechten Politikern wie São Paulos Industriellem Maluf mit nordamerikanischen PR-Methoden zum Sieg verholfen hatte. Der Parade-Linke gibt sich nunmehr bürgerlich, betont antiradikal („PT-light“) und kann sich dank seines milliardenschweren Vizes erstmals einen üppigen Wahlkampf leisten. Der PT-Präsidentschaftskandidat nähert sich auch den konservativen Militärs an. Erstmals kann er sogar ausgerechnet dem berüchtigtsten Generalspräsidenten des Militärregimes, Emilio Garrastazu Medici, Positives abgewinnen: Zu dessen Amtszeit habe es einen Arbeitsplatz-Boom gegeben, seien große Wirtschaftsprojekte realisiert worden. Das erinnert fatal an rechte Argumentationen um Hitlers Autobahnbau. Und als sich Lula Ende August mit dem einstigen Erzgegner Josè Sarney verbündete – Chef der Diktaturpartei ARENA, Ex-Staatspräsident, heute einflussreicher Senator, dazu tonangebender Oligarch im archaischen, sogar noch von Sklaverei gezeichneten Nordost-Teilstaat Maranhão – nannten selbst bürgerliche Qualitätsblätter die politische Ethik der Arbeiterpartei nur noch „ultralight“.
Erschwerend kommt hinzu, dass die PT derzeit nicht nur im wirtschaftlich bedeutendsten Teilstaat São Paulo, sondern auch im zweitwichtigsten – Rio de Janeiro, mit einem größeren Bruttosozialprodukt als ganz Chile – wegen enttäuschender Sozialpolitik, Missmanagement und Skandalen stark an Ansehen verliert. Am Zuckerhut regiert die populistische PT-Gouverneurin Benedita da Silva, Mitglied einer Sektenkirche, vorhersehbar desaströs. Sie toleriert in den Slums die hochgerüsteten, global vernetzten Verbrechersyndikate und Banditenmilizen als neofeudale Parallelmacht, die zahlreiche Schulen schließt, Ausgangssperren verhängt, BewohnerInnen terrorisiert, Zehntausende Slumkinder rekrutiert und missliebige Großfamilien aus ihren Hütten vertreibt. BürgerrechtlerInnen, die sich dem Gangster-Diktat widersetzen, werden auch unter Benedita da Silva zur Abschreckung umgebracht. Für eine zweite Amtszeit hat Benedita da Silva gemäß den jüngsten Umfragen nicht die geringsten Wahlchancen. Ähnlich steht es um den PT-Gouverneurskandidaten Josè Genuino in São Paulo – die Politik der amtierenden PT-Präfektin Marta Suplicy ist für ihn offenbar kontraproduktiv: Der früher als „progressiv“ geltenden Feministin, Therapeutin und Sexualexpertin wird vorgeworfen, vor allem zugunsten der hochprivilegierten Eliten, der „Classe A“, zu regieren. Diesen genehmigt sie im abgasverpesteten, lärmgeplagten São Paulo noch einen weiteren kommerziellen Hubschrauber-Airport, obwohl die Stadt bereits über mehr als 220 private Landeplätze verfügt.
Statt Lula hätten die Eliten indessen am liebsten Gesundheitsminister Josè Serra als Nachfolger von Staatschef Fernando Henrique Cardoso. Beide gehören zur eher konservativen Zentrumspartei PSDB (Sozialdemokratische Partei Brasiliens), nach der rechten PFL (Partei der Liberalen Front), mit der sie gemeinsam regiert, zweitstärkste im Nationalkongress. Gemäß den Septemberumfragen liegt Serra auf Platz zwei. Er wird von den Mitbewerbern natürlich für die überwiegend schlechte achtjährige Regierungsbilanz von Cardoso mitverantwortlich gemacht: Rekordarbeitslosigkeit, stetig sinkende Reallöhne, zunehmend ungerechtere Einkommensverteilung – deshalb vor allem die die letzten Jahre spürbare Verarmung. Neue Sozialprogramme verteilen lediglich Almosen: So erhalten verelendete Familien, deren gesamtes Monatseinkommen – bei annähernd europäischem Preisniveau – umgerechnet etwa dreißig Euro nicht übersteigt, pro Kopf eine monatliche Hilfe von rund sieben Euro. Gemäß den Regierungsangaben werden inzwischen über zehn Millionen BrasilianerInnen „begünstigt“. In der immerhin zwölftgrößten Wirtschaftsnation der Welt hat von den etwa 170 Millionen EinwohnerInnen ein Drittel weniger als fünfzig Euro im Monat zum Leben – Bauarbeiter etwa verdienen pro Stunde maximal nur zwei Euro. Brasiliens Gesundheitssystem liegt auf Platz 125 der Weltrangliste, das Land auf Platz 74 des UN-Index für „menschliche Entwicklung“. Nicht zufällig wirft deshalb die katholische Kirche den Eliten „anhaltende Sklavenhaltermentalität“ vor. Die von Korruptions-und Stimmenkauf-Skandalen begleitete Cardoso-Regierung geht als Rekordhalter bei der Regenwaldvernichtung in die Geschichte ein. Sie vervielfachte die Staatsverschuldung zur Freude der in-und ausländischen Geldinstitute – die dreißig größten Banken im Lande verdreifachten ihre Gewinne seit 1995.
Ein weiterer schillernder Kandidat ist Ciro Gomes, der ebenfalls ein bizarres, widersprüchliches Links-Rechts-Wahlbündnis anführt. Gomes begann seine politische Karriere in der Diktaturpartei PDS, wechselte dann nacheinander zu den Zentrumsparteien PMDB und PSDB – in letzterer ist Staatschef Cardoso – und gehört neuerdings zur PPS, der Nachfolgerin der Kommunistischen Partei Brasiliens. Bei Ciro Gomes fühlen sich traditionelle Oligarchien und deren zwielichtigste Figuren heimisch. Im archaischen Nordost-Teilstaat Alagoas unterstützt die PPS ausgerechnet den nach wie vor einflussreichen Ex-Präsidenten und jetzigen Gouverneurskandidaten Collor de Mello und hat landesweit die Arbeitspartei PDT des Linkspopulisten Leonel Brizola sowie die Rechtspartei PTB, Sammelbecken der Großgrundbesitzer, an ihrer Seite. „Solche widersprüchlichen Wahlabkommen sind menschlich und normal“, sagt der Präsidentschaftskandidat. Brasiliens größte Rechtspartei, die PFL, schloss sich ebenfalls Ciro Gomes an, hält indessen aber auch Türen zum Regierungskandidaten Josè Serra offen. Schließlich hat dieser zunehmend größere Chancen. Nach den Wahlen sind noch ganz andere Bündnisse möglich.
Zwar herrscht endlich relative Preisstabilität – doch wurden die letzten acht Jahre Mieten um etwa 380 Prozent, Kochgas um 470 Prozent, Strom um 220 Prozent, Bus und Metro um über 220 Prozent teurer; ähnliche Preissprünge gab es bei vielen Lebensmitteln. Weil Cardosos Geldpolitik – mit wachstumshemmenden Leitzinsen von über 18 Prozent jährlich – das Land außerordentlich anfällig für spekulative Attacken und Währungskrisen machte, musste Brasilia noch mitten im Wahlkampf vom Internationalen Währungsfonds einen Dreißig-Milliarden-Dollar-Kredit erbitten. Der ist an strenge Auflagen geknüpft, zwingt der künftigen Regierung für die nächsten drei Jahre einen harten Sparkurs auf. Etwa zwei Drittel der Exporteinnahmen schluckt allein der Schuldendienst. Lula und Serra versprechen in ihren relativ ähnlichen, recht allgemein gehaltenen Programmen enorme Investitionen im Sozialbereich, um weit über acht Millionen Arbeitsplätze zu schaffen. Schon jetzt scheint festzustehen, dass dafür aber das Geld fehlt. Auffällig ist, dass die PT derzeit das Thema Menschenrechte – wohl wegen eigener Versäumnisse etwa in Rio de Janeiro – fast völlig ausklammert. Dabei ist Cardosos Regierungsbilanz hier besonders verheerend: Die Sklavenarbeit nahm zu, Brasilien ist weiter ein Folterstaat. Vielerorts, ob in Amazonien oder in den Großstadtslums, herrschen bürgerkriegsähnliche Zustände. Im Vorjahr wurden allein aus politischen und kriminellen Motiven – oft vermischt – über 43.000 Menschen umgebracht, in den acht Amtsjahren Cardosos über dreihunderttausend. Das ist, in absoluten Zahlen, viel mehr als in dem aktuellen Konfliktherd Kolumbien. Die Straflosigkeit ist sehr hoch – nicht einmal zehn Prozent der Täter werden zumindest ermittelt. Allein in São Paulo sind über eine Million Feuerwaffen illegal in Privathand. Die Mitte-Rechts-Regierung Cardosos, resümiert Brasiliens größte Qualitätszeitung „Folha de São Paulo“ in einem Septemberkommentar, „ist eine der Reichen für die Reichen und hat das Volk in acht Jahren verroht, brutalisiert“.
Klaus Hart ging 1986 als freier Korrespondent und Buchautor nach Brasilien und arbeitet in S?o Paulo für österreichische und deutsche Medien. Im Picus-Verlag Wien erschien von ihm zuletzt der Reportagenband Unter dem Zuckerhut Brasilianische Abgründe
TV-Ausriß, deutsche und brasilianische Politiker.
“Wir lernen von anderen und besonders gerne von Brasilien.” Merkels Bundesaußenminister Guido Westerwelle/FDP
Behinderte Kinder werden getötet, die eigene Frau wird dem Gast zum Geschlechtsverkehr angeboten. Auch die lukrative Indianer-Industrie Deutschlands legt großen Wert darauf, solche wichtigen Details indianischen Lebens, indianischer Wertvorstellungen zu verheimlichen, zu vertuschen, zu unterschlagen. “…und der Gastgeber – nun, er bietet ihm seine Frau an. Eine Form von Gastfreundschaft…Natürlich ist die Frau nicht immer einverstanden, und dann gibt es Ärger”. Google-Suche, Stichwort Yanomami… Mit Indianerverklärung läßt sich nach wie vor sehr viel Geld verdienen.
Ausriß: “Häufig werden Frauen aus anderen Stämmen geraubt. Einige von ihnen werden die Ehefrauen der Männer, die sie geraubt haben. Sie können sich glücklich preisen, denn nicht wenige ihrer Leidensgenossinnen erwartet ein anderes Schicksal – das von Prostituierten in dem neuen Verband. Diese Frauen haben kaum den Rang von menschlichen Wesen…”
Unter dem Zuckerhut
Zwölf Jahre lebte Klaus Hart in Rio de Janeiro als freier Korrespondent für diverse Magazine und Tageszeitungen und studierte dabei ausgiebig den Alltag seiner heißblütigen Mitmenschen. Er mischte sich unter entfesselte Karnevalstruppen, hatte es mit charismatischen Tanzlehrern und lebte die Erotik des Alltags aus, ebenso wie er die Anatomie eines Slums charakterisiert. Natürlich nimmt er auch das Thema Nazis unterm Zuckerhut ins Visier, gleichzeitig mit seinen Betrachtungen, die Juden unterm Zuckerhut betreffend. Und auch die Umweltsheriffs von Santarém, die auf verlorenem Posten gegen Wilderer, Dynamitfischer und Urwaldvernichter kämpfen. Aber dann wieder die Erotik im Alltag – intensiv wie eine Tropengewitter, wie Hart das nennt und seine Betrachtungen in diesem sehr langen Kapitel von allen Seiten schildert.
Dieses Buch als Einstieg zu der ersten Brasilienreise zu lesen, wäre zwar nicht fatal, aber auch nicht angenehm. Denn die Folgen wären unerreichbare Erwartungen. Klingt doch in jedem Kapitel, in jedem Thema die enorme Erfahrung des Brasilienkorrespondenten an. Das gereicht zu einem phantastischen Einstieg in die Seele des Landes, die uns so fremd ist, denen unsere Kultur aber noch fremder erscheint. Das lernt man bei Hart, auf stellenweise recht direkte, andererseits wundervoll einfühlsame Weise.
Dieser Beitrag wurde am Dienstag, 20. September 2011 um 20:20 Uhr veröffentlicht und wurde unter der Kategorie Kultur, Naturschutz, Politik abgelegt. Du kannst die Kommentare zu diesen Eintrag durch den RSS-Feed verfolgen.