Klaus Hart Brasilientexte

Aktuelle Berichte aus Brasilien – Politik, Kultur und Naturschutz

Brasilien: Einwanderermuseum in Joinville, Santa Catarina. Auffällig viele „Imigrantes“ aus Sachsen – Lateinamerikas führender T-Shirt-Produzent „Hering“ in Blumenau von Bruno und Hermann Hering aus Hartha/Sachsen gegründet.

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http://www.hart-brasilientexte.de/2011/10/12/brasiliens-joinville-stadt-im-deutsch-gepragten-sud-teilstaat-santa-catarina-lebensstandard-soziokulturelles-niveau-weit-uber-dem-landesdurchschnitt-fotoserie/

http://www.hart-brasilientexte.de/2012/10/21/brasilien-bmw-baut-autowerk-in-deutschstammigem-teilstaat-santa-catarina-laut-landesmedien/

Der südliche Teilstaat Santa Catarina besetzt zwar nur rund 1 Prozent der Landesfläche, erwirtschaftet indessen mit nur etwa drei Prozent der Landesbewohner(6,2 Millionen geschätzt für 2010) das sechstgrößte Bruttosozialprodukt Brasiliens – hinter den großen Teilstaaten Sao Paulo, Rio de Janeiro, Minas Gerais, Rio Grande do Sul und Paraná.

4,5 Prozent des brasilianischen Bruttosozialprodukts werden in Santa Catarina erzeugt.

Der Teilstaat besitzt zudem die viertgrößte verarbeitende Industrie Brasiliens, führt bei der Produktion von Textilien und Keramik, dem Export von Schweinefleisch. In ganz Lateinamerika ist Santa Catarina größter Hersteller von Keramik zur Wandverkleidung, darunter Kacheln, von Tischporzellan, Tassen und Kristallgläsern, verschiedenen Motorteilen.

Santa Catarina ist der brasilianische Teilstaat mit der höchsten Lebensqualität und den niedrigsten Kriminalitätsraten.

In den letzten Jahren haben andere Teilstaaten nicht zu Santa Catarina aufgeschlossen, ist vielmehr der Entwicklungsabstand größer geworden – vergleichbar dem sich stetig vergrößernden Entwicklungsabstand zwischen Deutschland und Brasilien.

http://www.hart-brasilientexte.de/2012/10/09/brasilien-oktoberfest-2012-beginnt-in-blumenau-eine-der-grossen-zudem-gewaltfreien-touristischen-attraktionen-des-tropenlands-beste-biere-wie-auf-keinem-fest-n-rio-de-janeiro-oder-sao-paulo/

http://www.hart-brasilientexte.de/2008/03/06/internationale-tourismusborse-berlin-curitiba-brasiliens-grosstadt-mit-hochster-lebensqualitat-und-bester-verwaltung/

Die Deutschen in Brasilien

Verblüffend starke Position in Wirtschaft, Gesellschaft und Kirche/Viele Bischöfe und Kardinäle deutschstämmig

Wo reisen eigentlich Brasilianer am liebsten hin, wenn sie im eigenen Land, 24-mal größer als Deutschland, Urlaub machen – nach Rio oder Amazonien? Kaum zu glauben – in den deutsch geprägten südlichen Teilstaat Santa Catarina, nur etwa ein Prozent der Landesfläche, 2012  zum fünften Mal hintereinander   zur besten Tourismusdestination gekürt. Und welches Volksfest ist gleich nach dem Karneval das beliebteste? Das Oktoberfest – nach Münchner Vorbild wurde es 1984 zum erstenmal in der Fachwerkhaus-Stadt Blumenau von Santa Catarina veranstaltet, um Gelder für  das Beseitigen schwerer Überschwemmungsschäden zusammenzukriegen – zur Überraschung der Initiatoren findet es nun  landauf, landab immer mehr Nachahmer. Selbst im fernen Amazonien trifft man auf Indianer im Oktoberfest-T-Shirt – sie waren in ganzen Gruppen nach Blumenau gereist, hatten sich dort köstlich amüsiert, reichlich Maßkrüge mit den besten, nur dort gebrauten Bieren Brasiliens gestemmt und wissen kurioseste Geschichten über das exotische Zusammentreffen indianisch-teutonischer Feierkultur zu erzählen. Zumal in Blumenau und Umgebung dann immer echt bayrische Trachtenkapellen auftreten, auch bei den faszinierend komischen Umzügen wahren Kultstatus genießen.

In dem Tropenland leben unter den rund 190 Millionen Bewohnern zwar nur an die sechs Millionen Deutschstämmige sowie über 80000 Paß-Deutsche, darunter Ingenieure und Techniker der weit über tausend deutschen Unternehmen – doch im brasilianischen Alltag stolpert man sozusagen  alle paar Meter über das Erbe der Einwanderer.  Hemden, T-Shirts der Marke „Hering“ trägt so gut wie jeder Brasilianer – 1880 gründeten Bruno und Hermann Hering aus dem sächsischen Hartha just in Blumenau eine kleine Wirkwarenfabrik – heute ist es eine der größten weltweit. Und wo immer Elektromotoren in Lateinamerikas Haushaltsgeräten, ob Kühlschrank, Ventilator oder Waschmaschine, surren, stammen die fast durchweg aus den Fabriken der Firma WEG in Santa Catarina, ebenfalls von technisch begabten Nachfahren deutscher Einwanderer gegründet. Längst produziert WEG auch in den USA  und Asien.

Verrückt wird es in  Joinville, unter den wichtigsten Industriestädten Brasiliens – ganz in der Nähe baut  BMW ein Autowerk. Bürgermeister Udo Döhler: „Meine Familie kam 1881 – meinem Urgroßvater wies man einen Mangrovensumpf zu – das ganze heutige Stadtgebiet war so, mußte von den Deutschen erst entwässert werden – soviele sind durch Malaria umgekommen“,  Döhler leitet zudem den Unternehmerverband von Joinville(ACIJ), das  “Hospital Dona Helena”,  die von seinen Vorfahren gegründeten Textilfabriken. „Auf diesen Teilstaat Santa Catarina entfallen nur 1 Prozent des brasilianischen Territoriums, nur 3 Prozent der Gesamtbevölkerung – doch er erzeugt unter den 26 Teilstaaten das sechstgrößte Bruttosozialprodukt.“

Weil für die Industrien von Joinville ständig händeringend hochqualifizierte Ingenieure gesucht werden, schaltet sich sogar Diözesanbischof Irineu Scherer ein:  „Wir haben zahlreiche technische Ausbildungsgänge der Katholischen Universität in die Stadt geholt, um mehr jungen Menschen gleich am Ort beste Berufschancen zu bieten – berufsbildende Kurse bieten wir als Kirche schon seit Jahren an“, erläutert er der Neuen Bildpost.

 Neun Jahre führt  Scherer die Diözese Guaranhuns, aus der Ex-Präsident Lula stammt – leistet Pionierarbeit in einer Hunger-und Elendsregion des Nordostens. Seit 2007 sozusagen soziokulturelles Kontrastprogramm – Scherer wird nach Joinville versetzt, wo Misere, Analphabetismus und Arbeitslosigkeit keineswegs drängendste Probleme sind. Auch Anfang 2013 reist er natürlich zum  großen Familientreffen aller Scherers – nicht nur unter Deutschstämmigen sind sie  hoch geachtet: 1872 wandert der saarländische Landarbeiter Mathias Scherer mit seiner Frau Elisabeth ins südbrasilianische „Alto Feliz“(Glücklicher Berg) aus, hat mit ihr in dem deutsch geprägten Ort, der heute rund 3000 Einwohner zählt,  elf Kinder. Nachfahren sind auch Bischof Irineu Scherer und sein Bruder Odilo, 63-jähriger Kardinal in Sao Paulo,  der als aussichtsreicher Papst-Kandidat gilt. Alle aus dem Scherer-Stamm, auch Kardinal Vicente Scherer, 1996 verstorben, wuchsen in und um „Bom Prinicipio“(Guter Anfang) auf, das  man in Brasilien trotz der nur rund 12000 Bewohner  auch „Hauptstadt der Priester“ nennt: An dortigen Seminaren wurden auffällig viele Geistliche geformt, die zur Erneuerung, Modernisierung der Kirche des größten katholischen Landes außerordentlich beitrugen.

Deutsche Religionstouristen sollten sich im Süden auch Sao José do Hortencio anschauen, das die Regierung bereits zum vorbildlichsten und bestverwalteten Ort ganz Brasiliens kürte. Anibaldo Petry, dreimal hintereinander Bürgermeister der 4000-Seelen-Gemeinde, ist direkt ein wenig ungemütlich, weil Brasiliens Qualitätsmedien den Spitzenplatz darauf zurückführen, daß 95 Prozent der Einwohner Deutschstämmige seien, mit traditionell hohem Gemeinschaftssinn, Modernisierungsmentalität, diszipliniert, verläßlich, fleißig.

Die sogenannten deutschen Tugenden, zuhause von Deppen nur zu oft lächerlich gemacht, werden einem in Brasilien, das in der UNO-Statistik für menschliche Entwicklung weit abgeschlagen lediglich  auf Platz 84 liegt, permanent positiv angekreidet. „Daß wir Erster geworden sind“, so Petry, „liegt vor allem daran, wie wir planen und uns mit den Einwohnern abstimmen. Es wird nicht mehr ausgegeben, als in der Gemeindekasse ist. Die Leute wollen, daß wir sparsam wirtschaften. Anderswo sind die Präfekturen aufgebläht – bei uns nicht. Wir haben hier keine Reichen, keine Armen, keinen Slum –  jeder hat Arbeit, seinen Beruf, das ist uns sehr wichtig. Deshalb sieht man niemanden, der rumhängt. Kriminalität? Für die Polizei gibts hier nichts zu tun. Mir spreche, wie ich jetzt spreche, ne, so tun mir spreche. Und so sind viele ältre Leut hier, wo nicht portugiesisch könnt spreche.“

 

 

Das deutsch geprägte Santa Catarina ist der brasilianische Teilstaat mit der höchsten Lebensqualität und den niedrigsten Kriminalitätsraten.

Diözese Joinville – rund 750000 Katholiken.

In der landesweit berühmten Stadt des Tanzes hat Bischof Scherer eine „Schule des sakralen Tanzes“ ins Leben gerufen. „Ich tanze für Gott!“(Escola de Danca Sacra) – jährlich ein Tanzfestival

Joinville – auffällig hohe Sauberkeit und Hygiene – kein Müll-und Uringestank wie in Sao Paulo oder Rio de Janeiro.

Joinville – deutscher Einwandererfriedhof, Deutscher Kulturverein, Bonbons der Marke Schimmelpfeng, Kaufhaus Müller,

 

Viele doppelte Straßennamen: Rua Jaguaruna, früher Bierstraße.

Deutschstämmige Kuchen-und Wursthersteller am Marktstand in Joinville: “Wir liefern Geschmack – statt übermäßig viel Zucker und Chemie wie sonst im üblichen brasilianischen Kuchen.” 

Joinville – Einwandererdenkmal von Fritz Alt.

“Gott zur Ehr, dem nächsten zur Wehr – Einer für alle , alle für einen. Feuerwehr-Spruch im Einwanderermuseum

 

Rogério Giessel, investigativer Journalist der “Gazeta de Joinville” schaut Politikern und Behörden auf die Finger.

 

 Einzige Bolshoi-Ballettschule außerhalb Rußlands – “Escola do Teatro Bolshoi no Brasil”. Drei Absolventen  aus Joinville tanzen im Moskauer Bolshoi-Ballett, weitere werden übernommen. 

“In Joinville tanzen die Leute gerne, gibt es viele Bälle, viel Geselligkeit.”

Pommeraner in Brasilien – Nachfahren in Santa Maria de Jetibá(Teilstaat Espirito Santo) anzutreffen. Rund 90 % der 35000 Bewohner sprechen noch „pommersch“, wie es in Mecklenburg-Vorpommern längst nicht mehr zu hören ist. Ismael Tressmann, 52, gab ein pommeranisch-portugiesisches Wörterbuch heraus.

Ortsschild:“Seja Bem-Vindo(Koomt Gaud An)“

Dieser Beitrag wurde am Donnerstag, 13. Oktober 2011 um 02:02 Uhr veröffentlicht und wurde unter der Kategorie Kultur, Politik abgelegt. Du kannst die Kommentare zu diesen Eintrag durch den RSS-Feed verfolgen.

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