Klaus Hart Brasilientexte

Aktuelle Berichte aus Brasilien – Politik, Kultur und Naturschutz

Wirtschaftliche Falschprognosen für 2011 – alles lacht über die „Analytiker“ und ihre hochbezahlten Verstärker in den Wirtschaftsmedien. „Economistas voltam a errar projecoes em 2011 no Brasil e no mundo.“(Folha de Sao Paulo) „Ölmacht“ Brasilien.

 http://www.hart-brasilientexte.de/2012/08/14/brasiliens-grauenhaft-falsche-wirtschaftliche-vorhersagen-wirtschaftsjournalistin-miriam-leitaoo-globo-macht-sich-uber-fehlenden-okonomischen-sachverstand-von-regierung-banken-consulting-firmen-l/

http://www.hart-brasilientexte.de/2012/09/03/brasilien-nicht-mehr-sechstgroste-wirtschaftsnation-laut-landesmedien-wieder-platz-sieben-hinter-grosbritannien/

Wer derzeit sich die Mühe macht, solche Prognosen für 2011 noch einmal zu lesen, wird sich amüsieren. Da hatten große Banken, sogar aus der Schweiz, u.a. die Aktienmärkte von Brasilien wärmstens emfohlen – wer dort spekulierte, fiel auf die Nase – Brasiliens Bovespa erlitt einen Wertverlust von über 18 Prozent. Ähnlich stand es um die Wachstumsprognose von Brasilien – wer Regierungspropaganda kopierte, für bare Münze nahm, steht nun dumm da und ertappt – weil wegen der Ausgangsbedingungen klar war, daß Brasilien keine 5,5 Prozent schaffen würde, nach bisherigen Korrekturen bestenfalls 2,9 Prozent(2012 offiziell verkündet 2,7 %). Damit sind viele wirtschaftliche Fehlentscheidungen auch von ausländischen Unternehmen verbunden, die sich auf derartige halbgare Trendangaben verließen. So wurden im Vertrauen auf solche falschen Wachstumserwartungen teils große Überkapazitäten geschaffen, die 2012 einen schmerzhaften Kostenfaktor darstellen und nun wieder abgebaut werden müssen.

Fall 2009:  http://www.hart-brasilientexte.de/2009/12/11/brasilien-musterknabe-enttauscht-die-markte-propaganda-pleite-mit-in-europa-medien-durchgeschalteten-positiv-zahlen-der-lula-regierung/

Lage 2012: http://www.hart-brasilientexte.de/2012/04/13/boomland-brasilien-absinkende-produktion-und-mehr-entlassungen-in-der-industrie-selbst-laut-gewohnlich-geschonten-offiziellen-angaben-beschaftigungslage-in-der-industrie-ist-schlechteste-seit/

„Strategen der Banken überschätzten einhellig das Potenzial von Aktien und Rohstoffen“ Neue Zürcher Zeitung

„Industria quase parada“-  O Globo

„Industrieproduktion stagnierte nahezu 2011″ – Folha de Sao Paulo

„Ein Großteil der Währungsreserven Brasiliens ist garnicht den Brasilianern“ – „O Estado de Sao Paulo

http://www.hart-brasilientexte.de/2011/12/29/brasiliens-borsenbilanz-2011-bovespa-ist-schlechteste-investition-des-jahres-folha-de-sao-paulo/

http://www.hart-brasilientexte.de/2012/01/05/brasiliens-wirtschaftswachstum-2011-besonders-wegen-hausgemachter-faktoren-nur-bei-etwa-29-prozent-argentinien-85-prozent-chile-und-peru-uber-sechs-prozent-laut-brasilianischen-wirtschaftsexpert/

cach3.JPG

 Wo bitte gehts hier zum Boom? Slum in Sao Paulo, Dezember 2011.


Brasilianische Unternehmer und Unternehmensberater verwiesen im Website-Interview auf die geringe Präzision der Landesstatistiken – ein treffendes Beispiel seien die niedrigen offiziellen Inflationsraten, die sich nie mit der eigenen Wahrnehmung deckten, hieß es.  

Brasiliens Wirtschaftsexperten stellten zu den neuesten Daten klar, daß es sich dabei um keinerlei Überraschung handele, lediglich Prognosen regierungsunabhängiger Institutionen seit dem ersten Halbjahr 2011 bestätigt wurden – die Flaute zeichnet sich bereits seit den ersten Monaten des Jahres ab. 

http://www.hart-brasilientexte.de/2011/12/04/brasilien-drei-finnen-zwei-frauen-ein-mann-im-nordostteilstaat-paraiba-erschossen/

Vorhergesagtes Wachstum der brasilianischen Industrieproduktion – 5,3 Prozent – voraussichtlich nur 0,78 Prozent.

http://www.hart-brasilientexte.de/2011/09/23/brasiliens-borse-wertverlust-2011-bereits-2312-prozent-statt-vorausgesagtem-boom-hausgemachte-ursachen-der-probleme-von-borse-und-wirtschaft-wie-von-regierungsunabhangigen-experten-vorausgesagt/

„Ölmacht“ Brasilien: http://www.hart-brasilientexte.de/2012/01/09/brasilien-olmacht-selbstversorger-weniger-produktion-geringere-investitionen-hohere-benzin-und-ethanolimporte-petrobras-vom-3-auf-den-5-platz-der-grosten-olkonzerne-zuruckgefallen/

Weltwirtschaftsforum-Daten zu Brasilien 2012: http://www.hart-brasilientexte.de/2012/09/06/brasilien-neue-statistische-daten-des-weltwirtschaftsforums-fur-2012-bemerkenswerte-verschlechterungen-gegenuber-2011/

Brasiliens Infrastrukturpolitik – Auslandspropaganda und Realität. Neueste Daten des Weltwirtschaftsforums. Doing-Business-Ranking der Weltbank – Brasilien hinter Uganda. **

Das Weltwirtschaftsforum hat Brasilien in seinem Ranking für Wettbewerbsfähigkeit eine deutliche Verschlechterung in wichtigen Kategorien bescheinigt. Danach ist dasTropenland unter der Lula-Rousseff-Regierung in der Kategorie „Infrastruktur“ gegenüber 2010 vom 84. auf den 104. Platz zurückgefallen, beim Lufttransport sogar von der 93. auf die 122. Position. Brasilien rutschte zudem bei der Straßenqualität (118.) ebenso auffällig ab wie bei Häfen(130.) und Bahntransport(91.) Auffällig schlechte Noten bekommt Brasilien zudem für das Bildungssystem: Dessen Qualität liegt im Ranking auf Platz 115, die Qualität des Unterrichts von Mathematik und anderen Wissenschaften auf Platz 127. In einigen Kategorien des Weltwirtschaftsforums ist Brasilien das schlechteste unter den 142 aufgeführten Ländern. Auf dem Gesamt-Ranking für Wettbewerbsfähigkeit liegt Brasilien indessen auf Platz 53.

http://www.hart-brasilientexte.de/2011/03/10/brasilien-hat-als-einziger-bric-staat-keine-spitzen-universitat-laut-welt-akademiker-umfrage-bildungspolitik-unter-lula-rousseff/

Bildungsexperten hatten immer wieder eine Verschlechterung des Schulwesens unter Lula-Rousseff betont.

http://www.hart-brasilientexte.de/2011/08/31/brasilien-auf-doing-business-ranking-hinter-uganda-swaziland-nepal-bangladesh-jemen-und-athiopien-2011-nur-auf-platz-127-2010-noch-platz-124/

karrenpaulista.JPG

http://www.hart-brasilientexte.de/2011/09/20/brasilien-daten-statistiken-bewertungen-rankings/

Brasiliens Infrastrukturprobleme

 Korruptionsskandale verzögern Verkehrsprojekte

 

Die jüngste Welle von Korruptionsskandalen in der brasilianischen Regierung hat zum Aufschub bzw. Stopp zahlreicher wichtiger Infrastrukturprojekte geführt.

Die unterentwickelte Transportstruktur, lauten Einschätzungen von Wirtschaftsexperten,  produziere hohe ökonomische Verluste – tief verwurzelte Korruption bedeute Abzweigung öffentlicher Mittel, die für Investitionen und Professionalisierung dringend benötigt werden. Verhindert werde damit zugleich, den enormen Logistik-Rückstand Brasiliens zu verkleinern.

Zur derzeitigen Krise im Transportsektor Brasiliens gehört auch die von der Regierung angeordnete Revision aller in Ausführung oder Planung befindlichen Vorhaben. Darunter sind u.a. die Nord-Süd-Eisenbahnstrecke(Ferrovia Norte-Sul), die West-Ost-Bahnverbindung(Ferrovia Oeste-Leste) sowie mehrere hochwichtige Fernstraßenprojekte. Über 80 Prozent der brasilianischen Straßen werden als schlecht eingestuft.

Betroffen sind zudem Vorhaben, die einen selbst von der „Economist Intelligence Unit“ in London als möglich erachteten Verkehrskollaps während der Fußball-WM 2014 und der Olympischen Spiele 2016 verhindern sollen. So sieht die internationale Luftverkehrsvereinigung IATA bisher keinerlei Fortschritte beim versprochenen Ausbau der benötigten Flughäfen, nicht einmal dem wichtigsten internationalen Airport in Sao Paulo. Die Verkehrsprobleme der Megacity, darunter die Dauerstaus, werden von Monat zu Monat gravierender, ohne daß ebenso wie in Rio de Janeiro eine durchgreifende Verbesserung der chaotischen Transportverhältnisse in Angriff genommen wird.  

Ursprünglich sollte der Bau einer Hochgeschwindigkeitsstrecke zwischen Sao Paulo und Rio de Janeiro für eine annehmbare, komfortable Reiseverbindung zwischen den beiden wichtigsten Spielorten sorgen. Inzwischen ist nicht einmal mehr die Errichtung einer simplen Zugstrecke möglich, wurden erste Ausschreibungen für den Hochgeschwindigkeitszug auf Februar 2012 verschoben. Daher werden sich in-und ausländische Fans mit jenen abgasintensiven, engen Bussen begnügen müssen, die auf der über 400 Kilometer langen Fernstraße oft im Stau steckenbleiben und bei weitem nicht die Durchschnittsgeschwindigkeit eines normalen Zuges erreichen. Bezeichnend für Brasiliens Transportpolitik – bereits vor mehreren Jahrzehnten wurde allen Ernstes der preiswerte und umweltfreundliche Zugverkehr zwischen den beiden Metropolen gestoppt – und auf teurere Busse umgestellt. In der Megacity Sao Paulo leben immerhin rund 24 Millionen Menschen, im Großraum von Rio de Janeiro etwa 12 Millionen.

Wichtige wirtschaftliche Akteure wie Lateinamerikas bedeutendster Industriellenverband FIESP in Sao Paulo sehen sich in ihrer Kritik am Rousseff-Kurs bestätigt. Der von Brasilia immer wieder als „antipatriotisch“ gescholtene FIESP-Fachdirektor für  Wettbewerbsfähigkeit und Technologie, José Roriz Coelho, nannte das Ausmaß der Korruption im Lande, verglichen mit anderen großen Wirtschaftsnationen, unakzeptierbar hoch und komme Brasilien sehr teuer zu stehen, kompliziere alles. Neue Verkehrsprojekte könnten viel billiger sein. „Die schlechte Infrastruktur ist ein großes Problem – Transportkosten sind deshalb weit höher als in anderen Ländern.“ Korruption gehe Hand in Hand mit überbordender Bürokratie, die den Marktteilnehmern ebenfalls immense Kosten verursache. „In US-Firmen reicht gewöhnlich ein Mitarbeiter für Steuerfragen aus – doch wir brauchen jeweils zehn Leute! Um bürokratische Hemmnisse zu überwinden, wird daher oft korrumpiert.“ All dies verringere Brasiliens Konkurrenzfähigkeit.

Nicht zufällig ist Brasilien auf dem Doing-Business-Ranking der Weltbank, das die Wirtschaftsfreundlichkeit eines Landes bewertet,  2011 vom 124. auf den 127. Platz zurückgefallen, liegt hinter Rußland. In der Weltstatistik 2010 des Anti-Korruptions-Netzwerks „ Transparency International“ rangiert das Tropenland nur an 69. Stelle, noch hinter Ruanda und Ghana. Deutsche Unternehmensberater in Brasilien kritisieren ebenfalls „wachsende Korruption“ – im Gütertransport geschehe zudem Raub in großem Ausmaß. Schon 2007 hatte PricewaterhouseCoopers konstatiert, daß beinahe die Hälfte der in Brasilien tätigen Firmen bereits zum Zahlen von Bestechungsgeldern animiert worden war, um wirtschaftliche Möglichkeiten nicht zu verlieren.

 

Brasilien: Schlechteste Transport-Infrastruktur unter großen Wirtschaftsnationen

 

Laut neuesten Studien investiert das Schwellenland Brasilien so wenig in seine Transport-Infrastruktur, daß diese sogar im Verfall begriffen ist. Die Produktivität   im Gütertransport erreicht daher nur 22 Prozent der nordamerikanischen.

 

Studien zufolge verfügt Brasilien über 212000 Kilometer befestigte, asphaltierte Straßen – das flächenmäßig viel kleinere Indien jedoch über 1,5 Millionen.

Nicht zufällig stuft daher die Londoner „Economist Intelligence Unit“ Brasiliens Güterverkehrs-Infrastruktur, eingeschlossen die Qualität des Straßen-und Schienennetzes, als schlechteste unter den zehn wichtigsten Wirtschaftsnationen ein, schlechter noch als in Indien. Gute Asphalt-Fernstraßen seien selten, gigantische Stau-Probleme inzwischen regelrecht „berühmt“. Während der Fußball-WM 2014 und der Olympischen Spiele 2016 drohe ein Verkehrskollaps.

Einen Hinweis auf die dramatische Lage geben auch die ständig zunehmenden Unfälle – laut brasilianischen Versicherern zählt das Land inzwischen jährlich rund 58400 Verkehrstote, etwa 160 pro Tag.

Deutschland besitzt rund 38000 Kilometer Schienenwege, das etwa 24-mal größere Brasilien jedoch nur 28000 Kilometer, sodaß den Londoner Experten zufolge das prekäre Straßennetz leiste, was eigentlich die Bahn erledigen müßte. Der brasilianische Industrieverband CNI sieht das eigene Land im Transport-und Logistik-Ranking ebenfalls als Schlußlicht hinter den wichtigsten internationalen Konkurrenten, von Kanada und Rußland bis Australien und Argentinien. 74 Prozent des gesamten Bahntransports entfielen lediglich auf Eisenerz – und ein Großteil der Häfen könne nicht einmal von großen Frachtern angelaufen werden. 

All diese Faktoren machen nachvollziehbar, weshalb die gesamten Logistikkosten Brasilien, von der Administration bis zur Lagerhaltung, fast doppelt so hoch wie in den USA, Italien oder Japan sind.

Da das Land zu den führenden Agrarexporteuren zählt und bei Soja nur von den USA übertroffen wird, gilt für einheimische Wirtschaftsexperten der extrem kostenintensive Sojatransport zu den Häfen als besonders schockierendes Beispiel. Denn trotz eines erheblich niedrigeren Lohnniveaus ist er viel teurer als in den USA, kam es in den letzten Jahren vor allem wegen immer schlechterer Straßen zu explosiven Kostensteigerungen.

 So muß Soja aus dem bedeutendsten Anbaugebiet, dem Teilstaat Mato Grosso, zu etwa 70 Prozent mit LKW über mehr als 2000 Kilometer zu den Häfen von Santos, Paranaguá und Vitoria transportiert werden, weil die Kapazitäten von Bahn und  Flußschifffahrt sehr gering sind. Brasiliens Sojaproduzenten müssen mit umgerechnet bis zu 120 Dollar daher im Durchschnitt viermal mehr pro Tonne Fracht bezahlen als die nordamerikanischen und argentinischen Konkurrenten, gemäß den häufigen Klagen mehr als irgendwo sonst auf der Welt für LKW-Transport. China belegt in der aktuellen Statistik des Weltwirtschaftsforums  für Wettbewerbsfähigkeit  den 27. Platz, Brasilien nur Rang 58.

 

Brasiliens problematische Häfen – Regierungsversprechen und Realität

Fehlende Professionalität und politische Einflußnahme machen die meisten brasilianischen Häfen weiterhin zu einem Ärgernis für in-und ausländische Nutzer.

 

Brasiliens unterentwickelter Bahntransport

 

Deutschland besitzt rund 38000 Kilometer Schiene, das etwa 24-mal größere Brasilien jedoch nur 28000 Kilometer, zumeist in schlechtem Zustand.

 

Das brasilianische Schienennetz für den Frachttransport befindet sich laut neuesten Erhebungen in einem bedenklichen Zustand. So fahren die Güterzüge lediglich mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 29 Kilometern pro Stunde – um 34 bzw. 62 Prozent langsamer als die nordamerikanischen und chinesischen. Auf wichtigen Strecken werden sogar nur 15 km/h erreicht – den Extremfall bilden Bahnzufahrten an Lateinamerikas wichtigstem Hafen Santos bei Sao Paulo, in der sogenannten Baixada Santista.

Nach Berechnungen des nationalen Bahntransport-Verbandes müßten umgerechnet rund 4,4 Milliarden Euro in nicht weniger als 728 Modernisierungsprojekte an den Strecken investiert werden, damit die Güterzüge dann um durchschnittlich etwa 30 Prozent schneller fahren könnten.

Große Flächenstaaten wie die USA kommen auf 226000 Kilometer Schiene, Rußland auf 87000 und China auf 77000 Kilometer – Argentinien zählt immerhin 31000. Brasilien aber hat sein Netz seit den 50er Jahren um rund ein Viertel reduziert – und nutzt von den derzeit etwa 28000 Kilometern laut der nationalen Transportagentur ANTT nur 10 Prozent mehr oder weniger effizient. Über 90 Prozent der transportierten Güter sind zudem lediglich zehn Produkte, größtenteils Eisenerz sowie Soja. Beim Containertransport per Bahn, so betonen Logistikexperten Brasiliens, befinde man sich noch in der „Steinzeit“, betrage der Anteil am Bahn-Güterverkehr derzeit nur etwa ein Prozent. Lateinamerikas wichtigster Industrieellenverband FIESP in Sao Paulo beklagt, daß zahlreiche Unternehmen einfach keine Container-Kapazität für den Hafen Santos bekommen und deshalb auf den viel teureren LKW-Transport angewiesen sind.

Brasiliens wichtigstes Streckenprojekt, die über 2200 Kilometer lange Nord-Süd-Verbindung „Ferrovia Norte-Sul“, wurde bereits in den achtziger Jahren konzipiert und sollte seit Jahren fertig sein. Bislang ist indessen nur ein Teilstück von 240 Kilometern befahrbar, wurden die Bauarbeiten auch 2011 wegen Betrügereien, Planungsfehlern und Ausführungsmängeln immer wieder gestoppt.

All dies erklärt, warum in Brasilien bisher nur etwa 25 Prozent der Fracht kostengünstig per Schiene transportiert werden – im BRIC-Staat Rußland sind es 81 Prozent, in den USA 43 und in Kanada 46 Prozent. Für das Tropenland sind damit schwere Wettbewerbsnachteile verbunden. Die nationalen Wirtschaftsexperten weisen besonders auf die im internationalen Vergleich weit höheren Fracht-und Treibstoffkosten wegen des teuren LKW-Transports über zumeist schlechte Straßen.

“Von 100 Schülern, die in Sao Paulo die Mittelschule verlassen, können nur 5 Prozent richtig lesen und schreiben. Es ist eine Tragödie.” Gilberto Dimenstein, Journalist der Folha de Sao Paulo,  Bildungsexperte, 2010 

http://www.hart-brasilientexte.de/2010/03/08/in-brasilien-maschinen-und-ausrustungen-zu-produzieren-ist-3627-prozent-teurer-als-in-deutschland-beim-gleichen-produkt-mario-bernardini-wirtschaftsexperte-der-industrievereinigung-abimaq/

http://www.hart-brasilientexte.de/2011/09/27/die-andere-brasilienkarte-the-economist-vergleicht-die-teilstaaten-mit-landern-der-erde/

http://www.hart-brasilientexte.de/2011/10/18/die-zeit-uber-brasilienneuer-global-playerder-brasilianische-boomrelativ-unbeschadet-durch-die-wirtschaftskrise-2008gefestigte-demokratie/

Brasiliens Industriellenverband FIESP zu Wirtschaftsstagnation – hausgemachte Ursachen: Warnungen vom Jahresbeginn bestätigt – schädliche Wirkung der hohen Zinsen, überbewertete Landeswährung Real. “Brasil para de crescer.” Rasches Wachstum bei Slums… **

“A Fiesp prevê que o PIB de 2011 fechará o ano com crescimento de 2,8%. Para 2012 a entidade também espera um fraco desempenho, com a economia brasileira registrando crescimento de apenas 2,6%.

“Há meses a Fiesp vem alertando a sociedade e o governo sobre os efeitos nocivos dos juros altos e da avalanche de importados que chega ao Brasil, estimulada por um real sobrevalorizado. Agora, o resultado está aí. Não podemos mais perder tempo, é preciso aprofundar a queda dos juros e os estímulos à produção”, afirmou, em nota, o presidente da Fiesp, Paulo Skaf.”(O Globo)

Vergleichs-Quartalszahlen anderer Länder:  http://oglobo.globo.com/economia/pib-do-brasil-teve-desempenho-semelhante-ao-da-espanha-3393475

Brasiliens Wirtschaftsexperten stellten zu den neuesten Daten klar, daß es sich dabei um keinerlei Überraschung handele, lediglich Prognosen regierungsunabhängiger Institutionen seit dem ersten Halbjahr 2011 bestätigt wurden – die Flaute zeichnet sich bereits seit den ersten Monaten des Jahres ab. Oft würden veraltete, überholte Zahlen bekanntgegeben. Zudem seien Trend-Stories in Wirtschaftsmedien nur zu oft gesponsert. Die Wirtschaftsflaute des dritten Quartals war in den betreffenden Monaten in Brasilien ausführlich analysiert worden. 

examecrisecapa.JPG

“Wirtschaftsmacht der Zukunft”:

http://www.welt.de/dieweltbewegen/article13665169/Brasilien-ist-die-Wirtschaftsmacht-der-Zukunft.html

“Wirtschaftswunder unterm Zuckerhut”:  http://www.welt.de/debatte/kolumnen/article13638342/Wirtschaftswunder-unterm-Zuckerhut.html

http://www.hart-brasilientexte.de/2011/12/06/boomland-brasilien-stagnierende-wirtschaft-im-dritten-quartal-industrieproduktion-schrumpfte-um-09-prozent-gegenuber-zweitem-quartal/

Wirtschaftswachstum in Brasiliens Nachbarländern: http://www.hart-brasilientexte.de/2011/09/20/iwf-korrigiert-brasiliens-wachstumsprognose-fur-2011-nach-unten-von-41-auf-38-prozent-argentinien-8-prozent-wachstum-chile-65-prozent-deutsch-brasilianische-wirtschaftstage-in-rio-de-janeiro/

Hintergrund von Anfang 2011:

Rousseff-Regierung in Brasilia macht Spekulanten neues Riesengeschenk: Leitzinsen auf 11,75 Prozent erhöht. “Brasil – lider global em juros reais.” (Folha de Sao Paulo) Wirtschaftsmacht Brasilien? **

Führende brasilianische Wirtschaftsexperten haben die Hochzinspolitik der Regierung wiederholt heftig kritisiert. José Roriz Coelho, Fachdirektor für Wettbewerbsfähigkeit und Technologie in Lateinamerikas wichtigstem Industriellenverband FIESP in Sao Paulo, verglich 2011 im Website-Interview das Zinsniveau Brasiliens mit hohem Fieber, einer Krankheit: “Brasiliens Zinsen sind die höchsten der Welt – also ist die Krankheit sehr gravierend. Wieso sagen dann viele,  die Zeitungen, daß im Lande alles wunderbar läuft, obwohl wir 40 Grad Fieber haben? Also läuft da etwas falsch. Denn die meisten Devisenzuflüsse, die unsere Landeswährung Real so ungünstig aufwerten, sind nur Spekulation mit Zinsgewinnen und leider keine Investitionen. Wo soll da für Brasilien ein Vorteil liegen? Zu einer Wirtschaftsmacht können wir nur werden, wenn der jetzige Kurs deutlich korrigiert wird.”

joserorizcoelho1.JPG

Direktor José Roriz Coelho beim Exklusivinterview in Sao Paulo 2011.

“In Brasilien nimmt der Anteil der Industrie am Bruttosozialprodukt zunehmend ab. Dafür gibt es verschiedene Gründe. So hat die Regierung ihre Ausgaben stark erhöht – muß also die Steuern erhöhen, um die Ausgaben decken zu können. Doch die Steuererhöhungen betreffen just den Industriesektor stark. Brasilien verkauft seine Rohstoffe sehr billig ins Ausland – doch teuer an die Unternehmen im Inland. Rohstoff-Firmen kommen viel billiger an Kredite als die mittleren und kleinen Industriebetriebe.  Brasiliens Anteil am Welthandel ist sehr niedrig. Daß unsere Infrastruktur so teuer ist, bildet ein großes Problem. Denn unsere Transportkosten sind viel höher als in anderen Ländern, die Logistik ist sehr teuer. Die Regierung ist sehr unbeweglich – wir haben viel Bürokratie, für die die Ausgaben enorm sind. Zudem ist das Korruptionsniveau in Brasilien unakzeptierbar hoch – wir brauchen ein Programm gegen Korruption. In Brasilien existiert eine regelrechte Banken-Diktatur – Brasiliens Banken sind die rentabelsten der Welt. Dieses hiesige Bankensystem hat sehr viel Macht. In Ländern wie Deutschland ist dieses System ein Mechanismus, um die Wirtschaft zu ölen, ist das Öl im Räderwerk. Doch in Brasilien nimmt es sich fast allen Reichtum, den die Wirtschaft erzeugt. Die Regierung muß die Augen öffnen – und Korrekturen veranlassen.”

Wirtschaftsmacht Brasilien?(2011)

In Deutschland wird das Schwellenland Brasilien bereits als Industrienation, gar Wirtschaftsmacht gerühmt, das sich in einer außergewöhnlichen Boomphase befinde. Brasilianische Experten widersprechen – das Land werde industriell immer schwächer und im Außenhandel immer weniger konkurrenzfähig. Brasilien gewöhne sich daran,  ein großer Rohstofferzeuger zu sein.

 

Große Luftfahrtgesellschaften würden Brasilien gerne mit dem neuen Super-Airbus A 380 anfliegen – wegen der sehr mangelhaften Flughäfen leider unmöglich. Unter den zehn größten Wirtschaftsnationen hat Brasilien laut einer neuen Weltstudie das schlechteste Transportwesen, schlechter noch als in  Indien oder Südafrika. Das Riesenland transportiert nur 25 Prozent der Fracht kostengünstig mit der Bahn, während es in Rußland 81 Prozent und in Australien und den USA 43 Prozent sind. Auf dem Doing-Business-Ranking der Weltbank, das die Wirtschaftsfreundlichkeit eines Landes bewertet, ist Brasilien 2011 vom 124. auf den 127. Platz zurückgefallen,  liegt hinter Rußland. Stutzig macht zudem, daß Baden-Württemberg mit seinen nur rund 10,7 Millionen Einwohnern auch 2010 wieder mehr exportierte als Brasilien mit seinen etwa 190 Millionen Bewohnern – und das Tropenland am Welthandel mit nicht einmal 2 Prozent beteiligt ist. In Lateinamerikas wichtigstem Industriellenverband FIESP von Sao Paulo  ist José Roriz Coelho Fachdirektor für Wettbewerbsfähigkeit und Technologie. Als Wirtschaftsmacht sieht er Brasilien nicht, zumal eine sehr verfrühte Deindustrialisierung im Gange sei. 1995 lag der Industrieanteil am Bruttosozialprodukt bei 28 Prozent – heute sind es nur noch 13,5 Prozent – in China dagegen über 46 Prozent.

“Rohstoffe, Commodities, die wir sehr billig verkaufen, werden immer mehr zur Stütze unseres Wachstums, während die Konkurrenzfähigkeit bei Industrieprodukten niedrig ist, Importe zunehmen. Das ist gefährlich. Wenn morgen die Rohstoffpreise fallen, wird Brasilien keine starke verarbeitende Industrie mehr haben, aber ein großer Importeur sein. Arg betroffen von Deindustrialisierung sind bereits Branchen wie Maschinen und Ausrüstungen, Kunststoffe, Papier, Schuhe und Textilien. Uns fehlt Technologie – und ein Bildungssystem, das Leute formt, die neue hochwertige Produkte entwickeln können.“

Aber heißt es nicht immer, der Flugzeugbauer EMBRAER sei als Hightech-Konzern ein Beleg für Brasiliens enorme wirtschaftliche Fortschritte?

“EMBRAER macht nur die Montage von Flugzeugen – kauft die Teile im Ausland zusammen. Denn Firmen, die hier EMBRAER unterstützen, haben garnicht die die technische Kapazität, um nötige Flugzeugteile herzustellen.“

Und in der Tat ist EMBRAER nach dem Ölkonzern Petrobras zweitgrößter Importeur Brasiliens – beide Unternehmen beziehen sehr viel Hightech aus Ländern der Ersten Welt wie den USA und Deutschland. Etwa die Hälfte der stimmberechtigten Aktien von EMBRAER liegt zudem in den Vereinigten Staaten, bei großen Kapitalfonds, heißt es.

“Wir verlieren unsere Fähigkeit, aus Rohstoffen hochwertige Produkte herzustellen. Zellulose produzieren wir sehr konkurrenzfähig, verkaufen sie aber an China – und beziehen von dort das Papier.“

Als besonders typischen – und kuriosen Fall nennt Coelho zudem die Rohkaffee-Produktion, bei der Brasilien weltweit führt.

“Wir liefern nach Deutschland und auch nach Italien – und der veredelte Kaffee kommt zurück, geht in alle Welt, Deutschland ist der größte Exporteur ist. Ich kritisiere, daß Brasilien nicht auch diese Fähigkeit zur Veredelung entwickelt.“

Für Coelho ist lediglich „Gerede“, daß in Brasilien derzeit alles wirtschaftlich gut laufe. Kritiker wie ihn nenne man „antipatriotisch“. Enorme Hemmnisse, große Probleme und Wettbewerbsnachteile seien auch die starke Bürokratie, die unakzeptierbar hohe Korruption.

“Wenn Brasiliens Zinsen derzeit die höchsten der Welt sind, heißt das für mich, wir haben 40 Grad Fieber, sind also schwer krank, läuft etwas falsch. Denn die meisten Devisenzuflüsse, die unsere Landeswährung Real so ungünstig aufwerten, sind nur Spekulation mit Zinsgewinnen und leider keine Investitionen. Doch zu einer Wirtschaftsmacht können wir nur werden, wenn der jetzige Kurs deutlich korrigiert wird – darunter die Deindustrialisierung. In Brasilia diskutiere ich darüber mit den zuständigen Ministern.“

 

Ein entwickeltes Land zu werden, heiße auch Bildung, Kultur, Gesundheitswesen und öffentliche Sicherheit stark zu verbessern. Der Mindestlohn liegt derzeit bei umgerechnet nur etwa 248 Euro brutto. Selbst die Regierung räumt ein, daß es weiterhin Hunger und Misere gibt – und sogar noch häufige Sklavenarbeit.

 

Zu den Positiv-Faktoren zählt Coelho, daß Brasilien große Ölvorräte unter einer kilometerdicken Salzschicht besitze, ein großer Ölexporteur sein werde. Doch die Förderung ist teuer und sehr schwierig. Der US-Konzern Exxon setzte jetzt in seinem Konzessionsgebiet bei Sao Paulo für 400 Millionen Dollar drei Bohrungen vergeblich – fand nicht das versprochene Petroleum.

“Die Korruption ist strukturell im brasilianischen Staat.” José Eduardo Cardozo, neuer Justizminister unter Dilma Rousseff, in Interview vor Amtsantritt, Dezember 2010

http://www.hart-brasilientexte.de/2011/09/05/brasilien-die-vielgelobt-wirtschaftspolitik-von-lula-rousseff-wachstumshemmende-hochzinspolitik-die-spekulanten-stark-begunstigte-zeigt-immer-negativere-folgen-bestatigt-fiesp-warnungen/

Udo Döhler, Präsident des Textilunternehmens Döhler S/A in Joinville, Santa Catarina. Energischer Kritiker der Wirtschaftspolitik Brasilias, darunter der Deindustrialisierung. Gesichter Brasiliens. **

Tags: , , ,

udodohler1.JPG

Udo Döhler, Präsident des Unternehmerverbands von Joinville(ACIJ),  beim Interview in dem von ihm geleiteten “Hospital Dona Helena”.

“Die Joinville-Region wächst wirtschaftlich stark – ganz im Gegensatz zum Rest des Landes. Denn wir setzen auf Innovation, investieren stark in Bildung, Ausbildung – schon seit drei Jahrzehnten zudem kräftig in die Technologen-und Ingenieurs-Ausbildung. Santa Catarina gibt seit langem ein Beispiel – doch Brasilia verhält sich uns gegenüber blind, taub, stumm. Auf diesen Teilstaat Santa Catarina entfallen nur 1 Prozent des brasilianischen Territoriums, nur 3 Prozent der Gesamtbevölkerung – doch er erzeugt unter den 26 Teilstaaten das sechstgrößte Bruttosozialprodukt, alles amtliche Daten des IBGE. Dies sollte notwendig erscheinen lassen, sich eine solche Region genau anzuschauen. Doch das geschieht nicht. Wenn Brasilien sich derzeit deindustrialisiert, industrialisieren wir uns in Santa Catarina immer mehr, gehen wir andere Wege. Doch die Regierung widmet uns deshalb nicht gerade größere Aufmerksamkeit, fördert uns gar bei Besteuerung und Infrastruktur, nichts dergleichen. Kein Zweifel – der brasilianische Staat kümmert sich nicht um Santa Catarina, will die hiesigen Realitäten einfach nicht wahrnehmen. Santa Catarina hat nicht nur eine starke metallverarbeitende Industrie, von Motoren bis Autoteilen, sondern zudem eine leistungsfähige Agroindustrie, ist in Brasilien größter Produzent von Geflügel und Schweinen. Joinville ist in Brasilien die einzige Stadt, die von der Einwohnerzahl her größer und zudem wirtschaftlich stärker als die Teilstaats-Hauptstadt ist – Florianopolis. Santa Catarina wurde immer diskriminiert, aber hat sich gut entwickelt, ist sehr gewachsen. Meine Familie kam 1881 aus Deutschland – meinem Urgroßvater hat man einen Mangrovensumpf zugewiesen – das ganze heutige Stadtgebiet war so, mußte von den deutschen Einwanderern erst entwässert werden – soviele sind durch Malaria umgekommen. 

Vor vier Jahren hat unser Unternehmen noch über die Hälfte der Produktion exportiert. Doch weil sich der Wechselkurs extrem verschlechterte – von 2,8  auf 1,53 Real  pro Dollar,  verloren wir unsere Marktanteile im Ausland, exportieren nur noch 8 Prozent unserer Erzeugnisse, konzentrieren uns auf den Binnenmarkt, mit neuen Technologien – und kräftigem Produktionswachstum: 2011 erreichen wir gegenüber dem Vorjahr etwa 18 Prozent, nächstes Jahr dürften es zwischen 12 und 15 Prozent sein. Wir widerstehen der Versuchung, Produkte aus Asien zu importieren und dann hier nur noch das Etikett aufzukleben. So wie wir agiert die gesamte Industrie im Norden und Nordosten von Santa Catarina.”

http://www.dohler.com.br/pt/imprensa/ver_texto.php?banco-dados=9

http://www.dohler.com.br/pt/marketing/revista-dohler.php

http://www.dohler.com.br/pt/marketing/informativo-dohler.php

http://www1.an.com.br/grande/dohler/0gra2.htm

Döhlers Position deckt sich in vielen Punkten mit der des FIESP von Sao Paulo:

http://www.hart-brasilientexte.de/2011/03/03/rousseff-regierung-in-brasilia-macht-spekulanten-neues-riesengeschenk-leitzinsen-auf-1175-prozent-erhoht-brasil-lider-global-em-juros-reais-folha-de-sao-paulo/

Adveniat in Sao Paulo – die Realwirtschaft: http://www.hart-brasilientexte.de/2011/12/02/brasiliens-slums-die-krise-die-korruptionsfolgen/

http://www.hart-brasilientexte.de/2011/11/27/zdf-adveniat-gottesdienst-in-favela-cachoeirinha-von-sao-paulo-2011-brasiliens-kontraste-fotoserie/#more-11606

Brasilien nach acht Jahren Lula-Regierung:”Warum hat Sao Paulo noch 2627 Slums?”, fragt die wichtigste Qualitätszeitung “O Estado de Sao Paulo”. Adveniat in der Megacity. **

Wie aus den von der Qualitätszeitung unter Berufung auf unabhängige Experten und Präfekturangaben veröffentlichten Daten hervorgeht, hat sich die Zahl der Slums in der reichsten Stadt Lateinamerikas damit innerhalb weniger Jahre um etwa 500, auf nunmehr 2627 erhöht, hausen die Verelendeten zunehmend dichtgedrängter. Rund eine Million Familien, meist kinderreich, leben damit in Risikozonen, für Wohnbebauung ungeeigneten Stadtregionen bzw. auf illegal besetztem Grund, etwa in Trinkwasser-Einzugsgebieten, zerstörten Wäldern, als Stadtparks ausgewiesenen Grünflächen. Die Verslumungs-und Verwahrlosungsprozesse haben sich in ganz Brasiliens während der achtjährigen Amtszeit von Staatschef Lula deutlich beschleunigt – sichtbar besonders in den Millionenstädten, darunter Rio de Janeiro, Fortaleza oder Manaus. Der Großraum von Sao Paulo ist die Hochburg von Lulas Arbeiterpartei PT.
http://www.hart-brasilientexte.de/2011/11/17/adveniat-in-brasilien-wie-lebt-es-sich-in-der-reichsten-stadt-lateinamerikas-der-siebtgrosten-wirtschaftsnation-nach-acht-jahren-lula-regierung-adveniat-gottesdienst-in-der-favela-cachoeirinha-von/

Um in Sao Paulo das Wohndefizit einigermaßen zu beseitigen, müßten nach Angaben der Qualitätszeitung  in den nächsten 14 Jahren etwa 58 Milliarden Real, umgerechnet lediglich 24 Milliarden Euro, investiert werden. Bis 2014 würden in Sao Paulo wegen öffentlicher Projekte, darunter Stadtautobahnen, etwa 12000 Wohnbauten, meist in den Slums, enteignet. Da die betroffenen Slumbewohner nicht Besitzer ihres Wohnterrains sind, müssen sie, wie es hieß, die Gegend verlassen, bekämen eine Entschädigung. Diese reiche indessen nicht aus, um beispielsweise( zu derzeitigen Höchstpreisen) wenigstens eine Mini-Wohnung zu kaufen – so daß die Vertriebenen notgedrungen in einen anderen Slum umzögen.

Die Adveniat-Weihnachtsaktion von 2011 hat anschaulich daran erinnert, wie die Lage in den brasilianischen Slums ist:

http://www.hart-brasilientexte.de/2011/11/27/zdf-adveniat-gottesdienst-in-favela-cachoeirinha-von-sao-paulo-2011-brasiliens-kontraste-fotoserie/

cach3.JPG

Gemäß europäischen Sichtweisen hatte Brasilien die Finanz-und Wirtschaftskrise recht gut überstanden.

http://www.hart-brasilientexte.de/2010/02/01/brasiliens-erfolgreiche-auslandspropaganda-2009-uber-40-millionen-euro-investiert-laut-brasil-economico-enge-zusammenarbeit-mit-medien-europas/

Häufige Slum-Barackenbrände, anklicken: http://g1.globo.com/sao-paulo/noticia/2010/09/moradores-dizem-que-outro-incendio-havia-atingido-favela-na-madrugada.html

cach5.JPG

“Krise – was denn für eine Krise?”

http://www.hart-brasilientexte.de/2011/11/26/zdf-und-adveniat-in-favela-cachoeirinha-von-sao-paulo-verschiedene-sichtweisen-der-gravierenden-menschenrechtslage-brasiliens-je-nach-wertvorstellungen-und-vorschriftenkatalog/

http://www.hart-brasilientexte.de/2010/10/22/fabio-konder-comparato-wir-hatten-bis-heute-nie-demokratie-wir-leben-immer-unter-einem-oligarchischen-regime-menschenrechtsaktivist-rechtsprofessor-an-brasiliens-fuhrender-bundesuniversitat-us/

Grüner Ministerpräsident Winfried Kretschmann in Brasilien 2011: http://www.hart-brasilientexte.de/2011/11/23/gruner-ministerprasident-winfried-kretschmann-in-brasilien-2011/

http://www.hart-brasilientexte.de/2011/12/05/thyssenkrupp-in-rio-de-janeirodas-stahlwerk-in-den-brasilianischen-mangroven-sumpfen-verbrennt-eine-milliarde-nach-der-anderen-statt-13-milliarden-kostete-es-acht-waz-top-entscheider-in-der-r/

c1.JPG

Hausen  an stinkender Kloake – in Lateinamerikas reichster Stadt Sao Paulo. “Ich lebe hier schon 14 Jahre so in dieser Kate.”(Mutter von vier Kindern)Deutliches Wachstum bei Slums:
http://www.hart-brasilientexte.de/2011/12/07/brasiliens-boom-und-die-slumhutten/

http://www.hart-brasilientexte.de/2011/12/06/boomland-brasilien-regierung-revidiert-wachstumszahlen-des-jahresbeginns-nach-unten/

Dieser Beitrag wurde am Freitag, 06. Januar 2012 um 01:32 Uhr veröffentlicht und wurde unter der Kategorie Kultur, Politik abgelegt. Du kannst die Kommentare zu diesen Eintrag durch den RSS-Feed verfolgen.

«  –  »

Keine Kommentare

Noch keine Kommentare

Die Kommentarfunktion ist zur Zeit leider deaktiviert.

    NEU: Fotoserie Gesichter Brasiliens

    Fotostrecken Wasserfälle Iguacu und Karneval 2008

    23' K23

interessante Links

Seiten

Ressorts

Suchen


RSS-Feeds

Verwaltung

 

© Klaus Hart – Powered by WordPress – Design: Vlad (aka Perun)