Klaus Hart Brasilientexte

Aktuelle Berichte aus Brasilien – Politik, Kultur und Naturschutz

Brasiliens Vorzeige-Bergbaukonzern Vale und der Preis von Davos 2012 – Greenpeace-Mitteilung. Warum ThyssenKrupp mit Vale eng kooperiert. Große Entscheider in der Demokratie. Handelsblatt: Brasiliens Regierung hat de facto durch Beteiligungen die Kontrolle über den größten Eisenerzproduzenten der Welt.

The Public Eye Awards 2012: Schmähpreise gehen an Barclays und Vale

In Sichtweite des Weltwirtschaftsforums (WEF) haben die Erklärung von Bern (EvB) und Greenpeace Schweiz heute an einer Medienkonferenz besonders krasse Menschenrechtsverstösse und Umweltsünden von Unternehmen gebrandmarkt. Den Jurypreis erhielt der britische Bankkonzern Barclays für seine Spekulationen mit Nahrungsmitteln auf dem Buckel der Ärmsten. Der Publikumspreis ging via Internet-Voting an Vale. An der Abstimmung beteiligten sich 88’766 Menschen. US-Starökonom und Nobelpreisträger Professor Joseph E. Sitiglitz hielt ein flammendes Plädoyer für mehr Verantwortung gegenüber den Menschen und der Umwelt.

Mit den Public Eye Awards 2012 prämieren die EvB und Greenpeace zwei Konzerne, die exemplarisch für jene WEF-Mitglieder und Unternehmen stehen, deren soziale und ökologische Vergehen die Kehrseite einer rein profitorientierten Globalisierung zeigen.

ThyssenKrupp will sich mit Gebäude in Ostberlin verewigen – Ostteil zunehmend häßlicher, umweltfeindlicher und seelenloser gestaltet: http://www.tagesspiegel.de/berlin/neubau-am-schlossplatz-der-blick-fuers-ganze-fehlt/6122858.html

“Vale verschafft Thyssen Luft.” Manager-Magazin. Brasiliens Vorzeige-Minenkonzern in Davos ausgezeichnet. Pressefreiheit unter Lula-Rousseff – “Reporter ohne Grenzen”.

http://www.manager-magazin.de/unternehmen/artikel/0,2828,637723,00.html

http://www.onvista.de/news/alle-news/artikel/25.02.2011-20:07:34-rekordergebnis-fuer-brasiliens-eisenerz-giganten-vale

http://www.hart-brasilientexte.de/2012/01/27/brasiliens-minenkonzern-vale-unter-lula-rousseff-und-die-auszeichnung-in-davos-2012/

ThyssenKrupp und Vale:  http://www.hart-brasilientexte.de/2012/01/20/grose-deutsche-entscheider-thyssenkrupp-erwagt-verkauf-des-neuen-stahlwerks-in-rio-de-janeiro-laut-manager-magazin-wer-das-werk-bereits-uber-den-grunen-klee-lobte-lula-deutsche-politiker/

ruttgersthyssenkrupp.jpg

NRW-Ministerpräsident Jürgen Rüttgers auf der Super-Baustelle von ThyssenKrupp in Rio de Janeiro: http://www.hart-brasilientexte.de/2009/03/23/thyssenkrupp-rio-de-janeiro-wichtige-investition-starkt-auch-den-industriestandort-nordrhein-westfalennrw-ministerprasident-dr-jurgen-ruttgers/ 

http://www.hart-brasilientexte.de/2009/11/06/thyssenkrupp-neues-stahlwerk-erhoht-den-co2-ausstos-von-rio-de-janeiro-um-763-prozent-melden-landesmedien-der-preis-des-fortschritts-o-precocruel-do-progressonoblat/

Pressefreiheit: http://www.hart-brasilientexte.de/2012/01/26/brasiliens-medien-berichten-in-groser-aufmachung-uber-den-absturz-auf-dem-pressefreiheit-ranking-von-reporter-ohne-grenzen-warum-brasilien-aus-mitteleuropa-soviel-lob-erhalt/

http://www.hart-brasilientexte.de/2010/09/05/brasiliens-zeitungen-eine-fundgrube-fur-medieninteressierte-kommunikations-und-kulturenforscher/

http://www.hart-brasilientexte.de/2010/09/14/steinigen-im-iran-unter-ahmadinedschad-und-in-brasilien-unter-lula-lula-konnte-sich-uber-die-tatsache-beunruhigen-das-brasilien-zu-den-landern-gehort-in-denen-am-meisten-gelyncht-wird-jose/

Für ihre Spekulationen mit Nahrungsmitteln verlieh die Fachjury der britischen Grossbank Barclays den Public Eye Global Award. Die weltweit wohl schnellstwachsende Nahrungsmittelspekulantin treibt die Nahrungsmittelpreise auf Kosten der Ärmsten in die Höhe. Allein im zweiten Halbjahr 2010 wurden weltweit 44 Millionen Menschen durch steigende Nahrungsmittelpreise in extreme Armut gedrängt. «Frauen im armen Süden werden durch Lebensmittelspekulation oft am härtesten getroffen», betonte Amy Horton vom World Development Movement, das Barclays für den Award nominiert hatte . Kumi Naidoo, Direktor von Greenpeace International und Mitglied der Jury sagte dazu: «Der Public Eye Award ist unsere Chance, den UnternehmensführerInnen, die in diesem Moment ganz in unserer Nähe hier in Davos sitzen, zu zeigen, dass die Menschheit und die Umwelt auch eine Stimme haben, und dass wir eine Stimme sind, die keine Ruhe geben wird.»

Noch nie haben so viele Menschen online über die Vergabe des Public Eye People’s Award abgestimmt. Am meisten Stimmen (25’041) gingen an Vale, knapp gefolgt von Tepco (24’245) und Samsung (19’014). Vale ist der zweitgrösste Konzern Brasiliens, weltweit der zweitgrösste Minenkonzern und global der grösste Eisenerzhersteller. Der Konzern hat eine 60-jährige Geschichte, in der immer wieder Menschenrechtsverstösse, unmenschliche Arbeitsbedingungen und rücksichtslose Naturausbeutung vorkommen. Momentan beteiligt sich Vale am Bau des Belo-Monte-Staudamms im Amazonas. Dieser hat voraussichtlich 40’000 Zwangsumsiedlungen zur Folge, die Betroffenen erhalten weder Mitsprache noch Entschädigung. Eine Fläche so gross wie der Bodensee würde unter Wasser gesetzt mit verheerenden Auswirkungen für die indigene Bevölkerung sowie für Flora und Fauna.

François Meienberg von der EvB: «Wir verfolgen mit den Public Eye Awards auch ein längerfristiges Ziel. All die Nominationen, die wir jährlich publizieren, zeigen einen eklatanten Mangel an Rechtstaatlichkeit. Sie sind ein Aufschrei gegen ein System, in welchem Menschenrechtsverbrecher und Umweltschänder sich vor keiner Strafe fürchten müssen. Dies muss geändert werden.»

Die Trägerorganisationen und Nominierenden der Public Eye Awards verlangen von der Politik schon lange rechtlich verbindliche Regeln für mehr Unternehmensverantwortung. Greenpeace und die EvB haben sich in der Schweiz mit fast 50 Menschenrechtsorganisationen und Hilfswerken, Gewerkschaften und Umweltverbänden, Frauenverbänden und aktionärskritischen Vereinigungen zur Allianz «Recht ohne Grenzen» zusammengeschlossen. Diese fordert Bundesrat und Parlament auf, Firmen mit Sitz in der Schweiz zur Achtung von Menschenrechten und Einhaltung vom Umweltstandards gesetzlich zu verpflichten.

Der heutige Stargast der Preisverleihung, Professor Joseph E. Stiglitz, richtete seinen Blick auf die Weltwirtschaftskrise: «Um unseren Planeten und unsere Gesellschaft zu schützen, sind zwei Sachen grundlegend. Zum Einen brauchen wir staatliche Regulierungen, um Missbrauch zu verhindern. Es braucht aber noch mehr; Einzelpersonen und Unternehmen müssen ihre Vorstellung von Eigeninteresse ausweiten. Die privilegiertesten Menschen und Gesellschaften dieser Erde werden nicht für immer von den Konsequenzen verschont bleiben. Es ist also im Interesse aller, – sogar der reichsten 1 % – dass es unserem Planeten gut geht, und dass der Graben zwischen den Reichen und den Armen sich nicht noch mehr vertieft.» In Bezug auf die Public Eye Awards fordert er: «Mit diesen Nominationen wurden einige der schlimmsten Auswüchse von unverantwortlichem Handeln von Unternehmen des letzten Jahres benannt. Nun ist es wichtig, nicht nur zu benennen, was genau an ihrem Verhalten gegenüber den Arbeitnehmenden und der Umwelt falsch ist, sondern auch systematische Verbesserungen zu fordern – des Anreizsystems, der rechtlichen Grundlagen und unserer eigenen Erwartungen und Forderungen an Unternehmen als Global Citizens. Nur dann können wir hoffen, dass nachhaltige und faire Unternehmenspraktiken zukünftig die Regel und nicht die Ausnahme sind.»

Weitere Infos auf www.publiceye.ch oder bei:

Kumi Naidoo, Direktor Greenpeace International, +31 6 29 00 11 48

Amy Horton, Food Justice Kampagne World Development Movement, +44 7905 482 707

Michael Baumgartner, Projektleiter Public Eye, Greenpeace, +41 79 946 75 79, michael.baumgartner@greenpeace.org

François Meienberg, Projektleiter Public Eye, Erklärung von Bern, +41 79 796 76 12, françois.meienberg@evb.ch

Yves Zenger, Medienverantwortlicher Public Eye, Greenpeace, +41 78 682 00 91, yves.zenger@greenpeace.org

In den Medienmitteilungen fehlt jeglicher Hinweis auf die vom Handelsblatt betonte Regierungskontrolle über Vale.

http://www.hart-brasilientexte.de/2012/01/27/weltsozialforum-2012-in-porto-alegre-offenbar-weitgehend-brav-biederer-empfang-fur-politisch-verantwortliche-der-nationalen-umweltdesaster-keine-kritischen-fragen-an-sektenpredigerin-marina-silva-e/

http://www.hart-brasilientexte.de/2012/01/26/libyen-intervention-neues-von-der-nato-gestutztes-regime-foltert-gefangene-laut-mediziner-ohne-grenzen/

Dieser Beitrag wurde am Freitag, 27. Januar 2012 um 16:14 Uhr veröffentlicht und wurde unter der Kategorie Kultur, Naturschutz, Politik abgelegt. Du kannst die Kommentare zu diesen Eintrag durch den RSS-Feed verfolgen.

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