https://www.youtube.com/watch?v=sP4mhUZoPyk
Maluco Beleza anklicken, anhören: http://www.youtube.com/watch?v=sP4mhUZoPyk&feature=related
http://www.hart-brasilientexte.de/2009/09/18/agua-branca-sao-paulo-gesichter-brasiliens/
“Schönheit und Fäulnis”. Neue Zürcher Zeitung/NZZ – Klaus Hart:https://www.nzz.ch/schoenheit_und_faeulnis-1.700750
Brasiliens Bestsellerautor Paulo Coelho schrieb auch brasilianische Rockgeschichte “ an der Seite von Rocklegende Raul Seixas(1945-1989)Â
Der Brasilianer Paulo Coelho(Paul Hase) von der Copacabana zählt heute zu den meistgelesenen Schriftstellern der Welt, ist seit Jahren teils gleich mit zwei, drei Romanen auch auf den deutschen Bestsellerlisten. Kaum bekannt ist jedoch, daß Paulo Coelho auch brasilianische Rockgeschichte schrieb – und weiter schreibt. Denn jene Songs, die er mit der 1989 verstorbenen Rocklegende Raul Seixas textete und komponierte, sind in dem Tropenland nach wie vor höchst populär und beeinflussen die junge Rockszene, werden von den bekanntesten Bands neu interpretiert. Derzeit ist in Brasilien wieder einmal eine Raul-Seixas-Welle ausgebrochen – ob Caetano Veloso aus Rio oder die neue, sehr erfolgreiche Punkrockerin Pitty aus Bahia – sie alle haben Hits des Duos Seixas-Coelho im Repertoire. Paulo Coelho, Jahrgang 1947, macht heute einen eher gesetzten Eindruck – doch in den siebziger Jahren stand er als Rockmusiker in schwarzer Lederjacke neben Raul Seixas am Mikrophon und schmetterte den Song „Sociedade Alternativa”, alternative Gesellschaft, in die Massen. Mitten in der härtesten Phase der Militärdiktatur provozierten beide damit die Foltergeneräle, attackierten Mitläufer, Speichellecker, Karrieristen. „Sociedade Alternativa” wurde auch zur Hymne der brasilianischen Hippies, der Spaßguerillha, die das verknöcherte System mit absurd-anarchistischen Aktionen ärgern und herausfordern wollte.Der Song brachte Paulo Coelho und Raul Seixas Verhaftung und Folter ein. Worauf beide erst einmal für eine Weile in die USA gingen, sich mit John Lennon und Yoko Ono trafen, gemeinsam mit Jerry Lee Lewis auftraten. Heute ist die “Sociedade Alternativa” weiterhin ein Hit – auch in der Version von Rocksänger Nasi. Denn das Duo Seixas-Coelho hat viele Nachfolger, sogar unter Rappern und Sambistas. „Ich bin der Theoretiker von uns beiden”, sagt damals Paulo Coelho, „Raul ist der Praktiker.” Über zweihundert Musiktexte verfaßt Paulo Coelho nicht nur für Raul Seixas – es sind kleine, teils philosophische Meisterwerke, die Brasiliens Politgangster, Spießer und selbst das scheinheilige Protestsong-Business attackieren. „Eu tambem vou reclamar” – ”Ich bin eigentlich ein Kleinbürger”, singt Raul Seixas, ”ich will viel Kohle und eine große kitschige Wohnung. Ich werde mich als neuer Bob Dylan ausgeben, obwohl ich doch nur ein armseliger Latino bin, der auch mal ein bißchen rumlamentieren will.” Nach der Rückkehr aus den USA hält sich Paulo Coelho auf der Bühne eher im Hintergrund, spielt, wie es der brasilianische Musikexperte Pedro Alexandre Sanches aus Sao Paulo im Website-Interview definiert, den Mentor und Produzenten von Raul Seixas, formuliert die Ideologie, die Message der beiden. ”Auf dem Höhepunkt der Diktatur und Repression bringen sie zwischen 1973 und 1976 vier Platten heraus – es sind die revolutionärsten, politischsten und gleichzeitig populärsten aller 21 Raul-Seixas-Scheiben. Paulo und Raul sind damals hochgradig subversiv, opponieren gegen die Diktatur, gegen den Kapitalismus, predigen die freie Liebe und spirituell-mystische Erfahrungen. Und sie leben all das auch – mehr Freiheiten, Verrücktheiten hat sich unter den brasilianischen Musikern bis heute wohl niemand erlaubt. Die Texte von Paulo Coelho sind sehr intelligent, ich finde, die haben Brasilien vorangebracht.” Bei vielen neuen Rockbands spürt man Paulo Coelhos Handschrift – denn sie alle haben dieses Groteske, Doppelsinnige, Anarchistische übernommen. Und besonders jene Songs, die Paulo Coelho textete und mitkomponierte, etwa Al Capone, werden auf den alljährlichen Raul-Seixas-Festivals neu interpretiert, auch von der Band “CPM 22?. Der große geniale exzentrische Raul Seixas stirbt bereits 1989 in Sao Paulo nahe der Avenida Paulista in der Rua Frei Caneca an Alkoholismus – Paulo Coelho kämpft dafür, daß die Bands und Sänger Brasiliens alles musikalische Material ungehindert für Neuaufnahmen nutzen können. Denn dies verbietet die Witwe und Nachlaßbesitzerin Kika Seixas, hält vieles Unveröffentlichte unter Verschluß. Coelho liegt deshalb mit ihr im Dauerclinch, weil sie auch seine Autorenrechte stark beschneidet. Wenigstens hat sie dem großen Caetano Veloso in Rio erlaubt, den Superhit „Maluco Beleza” aufzunehmen – was soviel heißt, wie „schön verrückt”.
Der Rockpalast „Casebre” in Sao Paulo. Mehrere tausend junger Leute hotten zu den Hits von Paulo Coelho und Raul Seixas – denn jeweils einmal im Monat wird hier der größten brasilianischen Rocklegende aller Zeiten gedacht. In den siebziger und achtziger Jahren stand Partner Paulo Coelho zeitweise mit am Mikrophon, doch heute schmettert der eher gesetzt wirkende Bestsellerautor die Songs nur noch auf den Privatfeten in seinem südfranzösischen Landhaus. ”In Sao Paulo haben die Rockschuppen der Peripherie sogar jede Woche einen Tag für Raul-Seixas-Coverbands reserviert – und dann ist dort jedesmal die Hölle los”, freut sich Silvio Passos, Präsident des größten nationalen Raul-Seixas-Fanclubs, im Website-Interview. Einst arbeitete Passos mit dem genialen, exzentrischen Musiker eng zusammen, mit Coelho ist er weiterhin gut befreundet. „Weil in Brasilien heute Idole mit Substanz und interessanten Songs fehlen, interessieren sich auch immer mehr 14-und 15-jährige für diese Musik aus den siebziger und achtziger Jahren.” Der Gymnasiast Fernando Azevedo und seine Freunde zählen zu diesen jungen Fans. ”Der berühmteste Brasilianer ist doch heute Paulo Coelho – seine intelligenten, hintergründigen Texte sind einzigartig – was er mit Raul Seixas komponierte, wurde Teil der brasilianischen Kultur. Weil unsere neuen Bands deren Titel aufnehmen und neu interpretieren, wächst auch das jüngere Publikum.” Silvio Passos vom Fanclub: ”Raul und mich haben sie einmal als angeblich Geistesgestörte in die Psychiatrie gesperrt – denn ich wollte ja ebenfalls so frei wie möglich leben. Paulo Coelho pflegte damals eine ziemlich unverständliche akademisch-hochgestochene Minderheitensprache. Raul Seixas hat ihn davon abgebracht. Er sagte, rede zu den Massen so einfach und verständlich wie möglich – und du wirst Millionen von Büchern verkaufen. Nach dieser Methode schrieben sie ihre Songs – und nach dieser Methode schreibt Coelho heute seine Romane und hat deshalb diesen enormen Erfolg.”
Silvio Passos in Sao Paulo
Raul Seixas und Paulo Coelho in den USA – YouTube: http://www.youtube.com/watch?v=QoIBW43-JfQ
Maluco Beleza: http://www.youtube.com/watch?v=sP4mhUZoPyk&feature=related
Raul Seixas bebado: http://www.youtube.com/watch?v=us15IDCoyRM&feature=related
Metamorfose ambulante: http://www.youtube.com/watch?v=us15IDCoyRM&feature=related
Eu tambem vou reclamar: http://www.youtube.com/watch?v=us15IDCoyRM&feature=related
Raul Seixas, letztes TV-Interview: http://www.youtube.com/watch?v=99e7NHfFKUE&feature=related
Gita: http://www.youtube.com/watch?v=PILsE-6eSHk&feature=related
http://www.youtube.com/watch?v=Is-zWk5awSA&feature=related
Raulzito no Faustao: http://www.youtube.com/watch?v=Z9acj80LtvM&feature=related
Eu tambem vou reclamar – Text:
Composiçáo: Raul Seixas – Paulo Coelho
Mas é que se agora
Pra fazer sucesso
Pra vender disco
De protesto
Todo mundo tem
Que reclamar
Eu vou tirar
Meu pé da estrada
E vou entrar também
Nessa jogada
E vamos ver agora
Quem é que vai güentar
Porque eu fui o primeiro
E já passou tanto janeiro
Mas se todos gostam
Eu vou voltar
Tô trancado aqui no quarto
De pijama porque tem
Visita estranha na sala
AÃ eu pego e passo
A vista no jornal
Um piloto rouba um “mig”
Gelo em Marte, diz a Viking
Mas no entanto
Náo há galinha em meu quintal
Compro móveis estofados
Me aposento com saúde
Pela assistência social
Dois problemas se misturam
A verdade do Universo
A prestaçáo que vai vencer
Entro com a garrafa
De bebida enrustida
Porque minha mulher
Náo pode ver
Ligo o rádio
E ouço um chato
Que me grita nos ouvidos
Pare o mundo
Que eu quero descer
Olhos os livros
Na minha estante
Que nada dizem
De importante
Servem só prá quem
Náo sabe ler
E a empregada
Me bate à porta
Me explicando
Que tá toda torta
E já que náo sabe
O que vai dá prá mim comer
Falam em nuvens passageiras
Mandam ver qualquer besteira
E eu náo tenho nada
Prá escolher
Apesar dessa voz chata
E renitente
Eu náo tô aqui
Prá me queixar
E nem sou apenas o cantor
Que eu já passei
Por Elvis Presley
Imitei Mr. Bob Dylan, you know…
Eu já cansei de ver
O Sol se pôr
Agora eu sou apenas
Um latino-americano
Que náo tem cheiro
Nem sabor
E as perguntas continuam
Sempre as mesmas
Quem eu sou?
Da onde venho?
E aonde vou, dá?
E todo mundo explica tudo
Como a luz acende
Como um aviáo pode voar
Ao meu lado um dicionário
Cheio de palavras
Que eu sei que nunca vou usar
Mas agora eu também resolvi
Dar uma queixadinha
Porque eu sou um rapaz
Latino-americano
Que também sabe
Se lamentar
E sendo nuvem passageira
Náo me leva nem à beira
Disso tudo
Que eu quero chegar
-E fim de papo!
–
https://www.deutschlandfunkkultur.de/hemmungslos-romantische-volksmusik-aus-brasilien-100.html
https://www.youtube.com/watch?v=-6rg6MkvyeM
https://www.youtube.com/watch?v=k0enDO1UhQM
https://oglobo.globo.com/cultura/nos-80-anos-de-roberto-carlos-15-curiosidades-sobre-cantor-24974420
…Man war gespannt, welchen Titel Hanna Schygulla unbedingt mit Maria Bethania singen wollte. Die Wahl fiel auf Emoçoes, ganz intensiv gelebte Gefühle, ein sentimentaler Bolero-Hit von Roberto Carlos, Brasiliens seit Jahrzehnten erfolgreichstem Sänger, Komponisten und Texter – in Deutschland jedoch von den Worldmusic-Puristen als schnulziger Schlagersänger heruntergemacht, im Radio so gut wie nie gespielt. Für Hanna Schygulla liegt das auch an der Unfähigkeit vieler Deutscher, mit großen, romantischen Gefühlen umzugehen – für Brasilianer gewöhnlich kein Problem. „Deshalb sind auch die deutschen Schlager so schrecklich. Roberto-Carlos-Lieder, noch dazu von Maria Bethania gesungen, finde ich wunderbar. Die Musik des eigenen Landes ist das Blut, das durch die ganze brasilianische Kultur pulsiert, die Texte haben es in sich, das ist kein billiges Zeug, sondern lebendige Poesie!”…
https://www.youtube.com/watch?v=YRLMw_kYJiI
Ausriß.
https://www.youtube.com/watch?v=Xp9ohtWDl_U&feature=related
https://www.youtube.com/watch?v=oJPSIswZYmc
http://www.hart-brasilientexte.de/2011/10/27/marisa-monte-e-voce/
https://www.youtube.com/watch?v=pL2QPS6lWgo
https://www.youtube.com/watch?v=bxqolDU5dJw
https://www.youtube.com/watch?v=QFEpJE3i5Uo
https://www.youtube.com/watch?v=EGHxDvm8sHY
“Esse cara sou Eu”:https://www.youtube.com/watch?v=1V_iPrLlxfA
http://www.hart-brasilientexte.de/2019/01/05/marcelo-yuka-im-komario-januar-2019/
–
http://www.hart-brasilientexte.de/2013/11/08/brasilien-kultur-und-gesellschaft-sammelbandtexte/
http://www.hart-brasilientexte.de/2012/08/24/brasilien-chico-buarque-die-ewig-aktuellen-hits/
http://www.hart-brasilientexte.de/2012/05/23/brasiliens-grose-caipira-musikerin-inezita-barroso/
—
Brega-Star Wando war außerordentlich beliebt besonders bei Frauen und Mädchen. Bei Konzerten in Rio de Janeiro konnte man aus nächster Nähe beobachten, wie Frauen begeistert ihre Schlüpfer auszogen und Wando auf die Bühne warfen. Später hat Wando daraufhin bei seinen Konzerten stets neue Damenschlüpfer verteilt – die Frauen rissen sich darum. Der Massenauflauf stark erregter brasilianischer Frauen bei Wandos Freiluft-Konzerten, etwa bei der Virada Cultural von Sao Paulo, war stets soziokulturell sehr beeindruckend und aufschlußreich. Angesichts des allgemeinen Kultur-und Erotik-Verlusts in der brasilianischen Ersatzbefriedigungsgesellschaft gibt es zur Zeit niemanden, der Wandos Platz einnehmen könnte.
Wando erhielt 19 goldene Schallplatten, siebenmal Platin, zweimal Diamant.
Titel: http://www.youtube.com/watch?v=6_4n05tHWzI
http://www.youtube.com/watch?v=3m2YnFteQ04&feature=related
http://www.territorioeldorado.limao.com.br/musica/mus168266.shtm
Erregte Brasilianerinnen beim Wando-Konzert der Virada Cultural 2009 in der City von Sao Paulo, vor weit über 50000 begeisterten Menschen – Wando verteilte Calcinhas. Ausriß. “Me deita”. “Vem ni mim”.http://www.hart-brasilientexte.de/2012/02/08/brasiliens-hochpopularer-musiker-und-sanger-wando-gestorben-seine-songs-fast-chancenlos-in-deutschsprachigen-musikmedien-wie-die-von-roberto-carlos/
—
http://www.hart-brasilientexte.de/2011/04/27/musikant-in-ouro-preto-gesichter-brasiliens/
—
–
http://www.hart-brasilientexte.de/2010/10/11/montreal-caipira-musiker-unverdrossen/
http://www.hart-brasilientexte.de/2010/07/15/daniel-piza-eine-trane-fur-paulo-moura-musik-anklicken/
—
—
http://www.hart-brasilientexte.de/2008/10/14/jorge-aragao-musik-youtube-videos-texte/
http://www.hart-brasilientexte.de/2008/09/12/waldick-soriano-tot/
Kommerzielle Vorkoster, selbsternannte Experten zeichnen ein schiefes Bild
Deutschsprachige Radiosender mit Weltmusikanteil spielen durchweg, was die Brasilianer am allermeisten mögen, informieren die Hörer kontinuierlich über die neuesten Hits und CDs der populärsten Musiker. Und auch in den deutschen Zeitungen steht alles Wichtige über die Szene in Rio, Sao Paulo, Salvador da Bahia. Richtig? Leider falsch.
Burka, “Girl from Ipanema”, sinnliche Bossa Nova in Itanhaem/Teilstaat Sao Paulo an der Statue von Padre Anchieta. “Garota de Ipanema” mit Tom Jobim und Vinicius Morais:https://www.youtube.com/watch?v=KJzBxJ8ExRk –
Islamische Frauenunterdrückung, Burka, soziokulturelle Kontraste…
Wer demnächst beruflich oder privat ins Tropenland kommt, sollte einfach mal testen: Sind Gilberto Gil, Caetano Veloso, Chico Buarque, Carlinhos Brown, Chico Cesar, Tom Zé oder Marisa Monte wirklich die großen Namen dieser Musik-Supermacht, liefern sie dem Volke die Ohrwürmer, tanzt man in den Schwoofdielen am liebsten nach deren Titeln, werden deren CDs am meisten verkauft, am meisten im Radio gespielt? Und sind Interpreten, Bands wie Badi Assad, Lenine, Virginia Rodrigues, Daudè, Trio Mocoto oder Olodum, die man in Deutschland so anpreist, in ihrem Heimatland tatsächlich populär? Bebel Gilberto “ am Zuckerhut jetzt ein Star, gar die „Königin der neuen brasilianischen Musik”? Sorry, oder besser auf Portugiesisch “ sinto muito “ alle Genannten machen eine meist interessante, wohlelaborierte Musik, doch verglichen mit den wirlichen Stars und Hitmachern sind einige davon direkt kleine Lichter, sogar Bebel Gilberto. Schon mal was vom Sänger und Komponisten Roberto Carlos gehört? Seit über drei Jahrzehnten ist er Brasiliens einziger Megastar – von keinem anderen wurden mehr Tonträger, DVDs verkauft, keiner wird so oft nachgespielt. Selbst von Caetano Veloso, dessen Schwester Maria Bethania, von Gal Costa, Marisa Monte, den bekannten Rockbands. Über keinen steht mehr in der Musikpresse. Landauf, landab strahlen Sender tägliche(!) stundenlange Spezialsendungen mit Balladen, Boleros von Roberto Carlos aus. Natürlich hat er den Grammy in der Sparte „bester lateinamerikanischer Sänger”, der ganze Kontinent liebt ihn. Theoretisch dürfte er deshalb in keinem internationalen Musikprogramm deutscher Sender fehlen – doch genau das passiert. Roberto Carlos paßt nicht ins Konzept. Denn wider alle Klischees mögen die meisten Brasilianer, auch die jungen, sentimentale bis ultraromantische Stücke weit mehr als hektisch-aufgeregte Titel nach Art der immer schnelleren, marschähnlichen Karnevalssambas. „Politisch korrekt” wäre daher, wenn auch die Weltmusiksparte endlich den dominierenden Musikgeschmack der Brasilianer akzeptieren, entsprechend reflektieren würde, anstatt weiter absurde Klischees von afrobrasilianischer Exotik, vom feurigen, temperamentvollen Brasileiro zu pflegen. Sentimentales, Langsames von den Beatles, Stones, allen heutigen anglo-amerikanischen Rock-und Pop-Größen legen die deutschen Radios gerne auf – da winkt man in Brasilien ab, wir haben Besseres. Neben Roberto Carlos auch Nana Caymmi, Leandro, Roberta Miranda, Alexandre Pires und viele andere. In dem Tropenland, 24-mal größer als Deutschland, hat einheimische Musik heute einen konstanten Marktanteil von über achtzig Prozent, selten verläuft sich einmal ein nordamerikanischer, britischer Titel unter die ersten Zehn, Zwanzig der Hitparaden. Ricardo Moreira in Rio de Janeiro, Product-Manager von Universal Music Brasil, kennt die Probleme mit der europäischen Weltmusikszene, deren Machern nur zu gut. Er hat die auch in Deutschland erhältliche, sehr empfehlenswerte CD-Serie „Pure Brazil” konzipiert, alle Titel alleine ausgesucht. Doch von Megastar Roberto Carlos ist kein einziger dabei. „Den mag ich unheimlich”, sagt Moreira im Exklusivinterview, „Roberto Carlos ist einer der größten Interpreten, den ich kenne, psychologisch-gefühlsmäßig gesehen soooo brasilianisch. Er ist eine Ikone der romantischen Musik ganz Lateinamerikas, hat dort Riesenerfolg. Nicht zu leugnen – die Brasilianer mögen das Tiefromantische, die mögen langsame Titel. Schnellere, zum Tanzen, sicher auch, aber die langsamen, romantischen bleiben immer am längsten in der Hitparade. Wir haben ja diese Tristeza in uns, die vielleicht noch aus der Zeit der Sklavenschiffe herrührt. Aber ich dachte mir eben, wenn ich Roberto Carlos in die Pure-Brazil-Kollektion mit reinpacke, wird das unsere Zielgruppe draußen in der Welt ablehnen. Man muß eben auch Marktaspekte berücksichtigen.” Aus den selben Gründen wagte es der Universal-Manager auch nicht, wenigstens einen einzigen Titel der ultraromantischen Sertaneja-Musik mitzunehmen. Die ist in Brasilien unangefochten Marktführer, war in den meisten Regionen Brasiliens schon immer populärer als Samba, den nur eine Minderheit richtig zu tanzen weiß. Und – man ahnt es schon, auch Sertaneja-Musik wird in den deutschen Radios ebenfalls unterschlagen, nur in absoluten Ausnahmefällen gespielt. Die Megastars dieser enormen Sparte der Musica Popular Brasileira(MPB) sind das Falsett-Duo „Zezé di Camargo e Luciano”, der Nation liefern sie einen Ohrwurm nach dem anderen. Nicht zufällig erwählte sie Staatschef Lula strategisch geschickt zu seiner Anheizer-Band für die Kundgebungen im Präsidentschaftswahlkampf – und gewann. „Wir sind mehr MPB als Chico Buarque und Caetano Veloso”, sagt Zezé di Camargo. „Das P steht schließlich für populär “ und das sind wir viel mehr als die.” Daran gibt es nicht den geringsten Zweifel – von solchen CD-Auflagen können Gil, Caetano, Carlinhos Brown und all die anderen in Deutschland mehr oder weniger bekannten Musikusse nur träumen. „Sertaneja” ist inzwischen ein weiter Begriff “ reicht von der schlichten Gitarrenballade der Viehtreiber nachts am Feuer bis zum brasilianischen Country-Pop, unverkennbar der Einfluß des Bolero, des mexikanischen Maratchi. Auf jede im Laden legal verkaufte CD kommen heute in Brasilien etwa zehn Raubpressungen. Wer in Rio die Copacabana entlanggeht, kann das Angebot der illegalen CD-Straßenhändler begutachten – alles offen auf den Fußwegen ausgelegt. Die „Ambulantes” bieten nur Musik an, die das Volk wirklich mag. Deshalb fehlen nie Roberto Carlos und Sertaneja-Duos wie Zezè di Camargo e Luciano, Xitaozinho e Xororò, Bruno e Marrone und viele andere der Sparte. Bebel Gilberto, Caetano Veloso? Leider Fehlanzeige. In den Slums an den Großstadtperipherien kennt die kaum einer. Roberto Carlos, Sertaneja-Musik “ „vielleicht zu romantisch für coole Europäer”, sagt in Sao Paulo der brasilianische Musikexperte Biaggio Baccarin. Da ist was dran. Zudem sind viele coolen Vorkoster, von löblichen Ausnahmen abgesehen,  der brasilianischen Landessprache gar nicht mächtig, plappern nur nach, was auf den Waschzetteln der Plattenfirmen steht, bedienen nur den eigenen Geschmack. Motto “ das macht doch nichts, es merkt ja keiner. Brasilianer tanzen gerne eng zusammen, pflegen den erotisch-sinnlichen Paartanz wie keine andere Nation weltweit “ Deutsche nicht mehr, Erfolg der Amerikanisierung durch die westliche Führungsmacht. Aus teils panischer Angst vor Körperkontakt lieber alleine hopsen in der Disco, dem Treffpunkt der Nichttänzer. Doch die populäre brasilianische Musik ist Tanzmusik, erschließt sich am besten über den Paartanz. Von den Verwaltern der Musica Popular Brasileira in den deutschen Sendern, Printmedien ist nicht bekannt, daß sie sich regelmäßig bei Samba, Bolero, Forrò oder Zouk austoben, gar gelegentlich in Rios seelenvollen Schwoofdielen auftauchen, Kurse bei Brasiliens bestem Tänzer und Tanzlehrer Jaime Aroxa in Rio nehmen. Vielleicht haben deshalb die wirklichen Stars der MPB sowenig Chancen in Deutschland. In Jaime Aroxas Tanzakademien werden Roberto Carlos & Co. hoch und runter gespielt. Und beim Samba? Natürlich der in Deutschland fast völlig unterschlagene Jorge Aragao, in Brasilien gemäß Branchenstatistiken die Nummer Eins der Sparte, populär wie Alcione, noch so eine große Unbekannte.
Der dunkelhäutige Aragao schafft bis zu zweiundvierzig Auftritte pro Monat, kämpft seit jeher für authentischen, sehr gut tanzbaren Samba “ und für schwarzes Selbstbewußtsein, ist einer von den ganz politischen Sambistas. Jahrelang schleppt er Kühlschränke und Möbel, macht nur nebenbei Musik. Doch dann läßt er Brasiliens Schwarze vor zwei Jahrzehnten mit dem Lied „Coisa de Pele”, die Sache mit der Haut, aufhorchen, protestiert gegen kulturelle Überfremdung. „Als ich diesen Samba schrieb,” sagt er im Interview, „wurden in Brasilien zu achtzig Prozent nur ausländische, anglo-amerikanische Titel gespielt “ fast nichts von uns, genau das Gegenteil von heute. Dieser Samba steht für eine Zeit, als sich auf einmal die Dinge änderten.” Martinho da Vila, Zeca Pagodinho, neugegründete Sambabands feierten zuvor undenkbare Erfolge. Einen Samba-Hit, „Hot-Saia”, hat Aragao auf Tanzstar Jaime Aroxa gemünzt:”Der hat mich immer angefeuert, solche Sambas für die Schwoofdielen zu komponieren, für Leute, die gerne zusammentanzen, frei, leicht, fließend. Genau mein Ding.” Schauen wir auf die „Hitparade” der CD-Straßenhändler “ Aragao und die göttliche Alcione sind natürlich immer reichlich im Angebot. Brasiliens größtes Nachrichtenmagazin „Veja” schrieb, daß die Erste Welt in Wahrheit gar nicht daran interessiert sei, die echte nationale Musik kennenzulernen. Man wolle doch nur ein bißchen andere Würze, die zum sonst üblichen Musikgeschmack der Nordamerikaner und Europäer passe. Brasilianische Musik guter Qualität klinge nicht exotisch genug, sei gar zu sanft. Um in der Ersten Welt Erfolg zu haben, müßten sich die brasilianischen Musikusse daher den dortigen Stilen, Genres anpassen “ das typisch Brasilianische werde dann lediglich zu etwas Temperinho, Würze. Bebel Gilberto “ für „Veja” das beste Beispiel. Andere mixen ebenfalls Elektronik, sogar Tecno mit Bossa-Nova, damits ankommt. Nichts für Jaime Aroxa, der gerade in Rio de Janeiro den Zouk, die charmantere, elegantere, sinnlichere Version der Lambada populär macht.  Brasiliens schwierigster Paartanz hat seine Wurzeln auch auf den französischen Antillen, fand bereits in Paris viele Anhänger, könnte in der stark vereinfachten europäischen Version von dort aus gar nach Deutschland überschwappen. Eher unwahrscheinlich, daß dort der brasilianische Grundschritt akzeptiert wird “ das Bein des Cavalheiro ganz tief zwischen den Schenkeln seiner Partnerin, denn so führt er ja.
„Der Irak ist hier”, singt Jorge Aragao auf seiner neuesten CD, „das Volk in den Ghettos hat Angst”. Der Sambista bedient keines der in Deutschland so beliebten sozialromantischen Brasil-Klischees “ schließlich werden in dem Tropenland mehr Menschen umgebracht als im Irakkrieg.
In Brasilien darf man ruhig einen sehr eklektischen Musikgeschmack haben “ in der deutschen Szene sturer Puristen nicht. Zum Filmstart von „2 Filhos de Francisco” bekennt der renommierte Psychologe und Kolumnist Contardo Calligaris in der Qualitätszeitung „Folha de Sao Paulo”, bereits seit den 80ern Sertaneja zu mögen, dies aber immer verschwiegen zu haben: „Leandro und Leonardo oder Zezè di Camargo e Luciano zu hören, galt in meinen Kreisen als Zeichen extremer musikalischer Vulgarität. Aber ich wette “ wenn unsere Sertaneja-Duos englisch sängen, würden sie in Nashville genauso triumphieren wie in unserem Barretos.”
http://www.hart-brasilientexte.de/2013/11/08/brasilien-kultur-und-gesellschaft-sammelbandtexte/
https://www.deutschlandfunkkultur.de/ein-festival-der-demagogie-100.html
https://www.deutschlandfunkkultur.de/gekaufte-chart-platzierung-100.html
http://www.hart-brasilientexte.de/2011/09/20/brasilien-daten-statistiken-bewertungen-rankings/
« Bundesfinanzminister Christian Lindner/FDP 2022: „Der Ukrainekrieg macht uns alle ärmer“. (Lindner ist Millionär wie Selenskyj). „Bewaffnete Zivilisten wollen die ukrainische Hauptstadt Kiew gegen russische Angriffe verteidigen. Das Verteidigungsministerium hatte Bürger dazu aufgerufen, zur Waffe zu greifen.“ Morgenpost – Grünen-Habeck – brachialer Vertreter der hochsubventionierten Windkraftkonzerne in der deutschen Regierung. Ukraine-Konflikt als hochwillkommener Vorwand für naturfeindlichen Windkraft-Ausbau. Grüne profilieren sich immer stärker als Anti-Umwelt-Partei.(Fracking-Gas-Import etc.) Unter echten Naturschützern gilt Habeck als Marionette umweltfeindlicher Industrien, der Kriegsgewinnler – und der USA. Besserte sich der Zustand von Umwelt und Natur in Deutschland, seit die Grünen in Regierungsverantwortung sind – oder passierte just das Gegenteil?(siehe Artenschutz…) »
Noch keine Kommentare
Die Kommentarfunktion ist zur Zeit leider deaktiviert.