Klaus Hart Brasilientexte

Aktuelle Berichte aus Brasilien – Politik, Kultur und Naturschutz

»Das Leben in Europa geht nach den Morden in Toulouse so weiter wie bisher, aber für die jüdische Gemeinschaft ist nichts mehr so, wie es einmal war.“ Jüdische Allgemeine, Berlin. Warum es in Deutschland immer mehr antisemitische Aktivisten gibt. „Zentralratspräsident Dieter Graumann: Bösartiger Angriff auf das Judentum in Deutschland.“ Günter Grass.

http://www.hart-brasilientexte.de/2012/08/30/angriff-auf-rabbiner-in-berlin-das-ubliche-scheinheilige-betroffenheitsgesulze-der-politisch-verantwortlichen-autoritaten/

Jüdische Allgemeine, Berlin, zu neuestem antisemitischen Vorfall:

http://www.juedische-allgemeine.de/article/view/id/13893

Bestimmte europäische Länder haben viele hochaktive Antisemiten, die jedes Attentat auf Juden feiern, ins Land geholt – und damit ihre Haltung zum Antisemitismus definiert.

Brasilien: Jüdische Gemeinde Sao Paulos zur bekannten Taktik antisemitischer Terrorgruppen des Nahen Ostens, militärische Aktionszentren in Wohngebäuden, Schulen, sogar neben Kindergärten zu installieren. “Das Bild sagt alles.” **

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Lage in der EU – altbekannt: http://www.erinnern.at/bundeslaender/oesterreich/e_bibliothek/antisemitismus-1/431_anti-semitism_in_the_european_union.pdf

http://www.jcrelations.net/Bad+People.+Anti-Semitism+in+South+America+–+widespread+and+rarely+explored.2970.0.html?L=3

http://www.hart-brasilientexte.de/2009/12/13/deutschland-und-japan-wurden-nach-dem-zweiten-weltkrieg-jahrelang-dafur-bestraft-das-sie-der-angelsachsischen-welt-fuhrung-getrotzt-diese-herausgefordert-hatten-die-sicht-der-lula-regierung-zu/

Günter Grass:  http://www.hart-brasilientexte.de/2012/04/13/grass-gedicht-und-kritische-reaktion-in-brasilien-sein-fuhrer-in-der-jugend-adolf-hitler-hatte-es-nicht-besser-gesagt-groste-qualitatszeitung-folha-de-sao-paulo/

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In Israel geboren: Weltsozialforum-Erfinder Oded Grajew, beim Website-Interview in Sao Paulo.  http://www.juedische-allgemeine.de/article/print/id/10916

Hintergrundtext:

Niemand in Lateinamerika hat soviel über Antisemitismus geforscht und publiziert wie Maria Luiza Tucci Carneiro von der Bundesuniversität Sao Paulo. „Die Gemeinde ist sehr besorgt über zunehmenden Antisemitismus nicht nur in Brasilien, sondern vor allem in Europa – will, dass endlich auch die Regierung mehr dagegen tut.“ Der Lula-Regierung wird von den Juden allgemein vorgeworfen, nicht eben hilfreich gewesen zu sein – des Staatschefs Freundschaft zum Holocaust-Leugner Ahmadinedschad spreche Bände. Neonazi-Gruppen wüchsen täglich mehr in Brasilien, nazistische Symbole, Figuren von Hitler und Himmler würden für 350 Euro ganz offen in Sao Paulo verkauft, Antisemitismus entlade sich auf bizarrste Weise. Taxifahrer schimpfen, an Sao Paulos irrwitzigen Verkehrsstaus seien nur die Juden schuld. Im auch von 15.000 Juden bewohnten Viertel Higienopolis schimpft ein Vater lautstark in der Impf-Schlange, dass er nur wegen dieser „verdammten Juden“ solange warten müsse. „Den Impfstoff für dein Kind hat ein Jude entwickelt“, kontert ein Kipa-Träger. Sei der dann auch ein „judeu maldito?“ Der Vater wird ganz still.

http://www.juedische-allgemeine.de/article/view/id/9895/highlight/Klaus&Hart

Pedro Herz in Sao Paulo – seine Eltern flohen aus Berlin wegen militantem Antisemitismus, Angriffen auf Juden:

Reichskristallnacht – “Noite dos Cristais” – Brasiliens deutschstämmige Juden gedenken der Schrecken von damals. Antisemitismus im Tropenland. Buchkaufhaus von Pedro Herz.

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„Meine Eltern haben all den Horror in Berlin miterlebt, konnten in letzter Minute von Italien mit dem Schiff nach Argentinien flüchten”, sagt Sao Paulos jüdischer Buchhändler Pedro Herz. Brennende Synagogen, zerstörte Geschäfte, ermordete Juden, die SA-Horden  – Herz und mit ihm die große jüdische Gemeinde Brasiliens erinnern sich in diesen Tagen besonders an die Schrecknisse von 1938.

In der Megacity Sao Paulo ist der 9.November sogar offizieller Gedenktag. Dabei wird vielen jungen Brasilianern erstmals schmerzlich bewußt, daß die verfolgten Juden damals im Tropenland keineswegs mit offenen Armen aufgenommen wurden. „Diktator Getulio Vargas war Hitler-freundlich, verbot per Geheimdekret Einreisevisa für Juden”, so Pedro Herz. Seit 1936 läßt Vargas sogar von der GESTAPO in Deutschland Polizei-und Armeeoffiziere ausbilden. 1938 wird die „Noite dos Cristais” daher in Brasilien keineswegs nur von Deutschstämmigen gefeiert. Der Diktator fördert die NSDAP, läßt Nazi-Instrukteure ins Land, die auch an den deutschen Schulen indoktrinieren. Dort grüßt man „Heil Hitler”, singt alle gängigen SA-Lieder “ wie bei den Aufmärschen der NSDAP-Ortsgruppen Rio de Janeiro und Sao Paulo seit 1933. Nirgendwo außerhalb Deutschlands hat die Nazi-Partei mehr Mitglieder. Und aus Deutschland, Österreich geflüchtete Juden, die illegal die brasilianische Grenze passieren, um zu ihren längst im Tropenland lebenden Angehörigen zu gelangen, müssen sich vorsehen. Maria Luiza Tucci Carneiro, Antisemitismus-Expertin von der Bundesuniversität Sao Paulo, liegen zahlreiche anonyme Briefe nicht deutschstämmiger Brasilianer vor, die solche verfolgten Juden bei der Polizei denunzieren. Ungezählte werden nach Nazi-Deutschland deportiert, enden in den KZs. „Brasilien kooperierte bei der Judenvernichtung, die Vargas-Regierung ist mitschuldig an nazistischer Ausrottung, was sich jeder Brasilianer endlich einmal bewußt machen sollte”, betont Tucci Carneiro. Anläßlich des Jahrestages der Reichskristallnacht verurteilen Deutschlands Juden zunehmenden Antisemitismus “ und auch die jüdischen Gemeinden Brasiliens sind besorgt. Noch 1949 werden Einreisevisa für Juden erneut per Geheimdekret mit dem Argument verboten, es handele sich um Überlebende der KZs, also psychisch gestörte Leute, an denen Brasilien kein Interesse haben könne. Der polnische Jude Aleksander Laks hat Auschwitz überlebt, schafft es dennoch, in Brasilien unterzukommen. Seine Mutter wird in Auschwitz vergast, sein Vater erschlagen “ er selbst wird von KZ-Arzt Josef Mengele selektiert, der seinen Lebensabend geruhsam und ungestört wie viele andere Kriegsverbrecher in Brasilien verbringt. Laks leitet heute in Rio eine Vereinigung der Holocaust-Überlebenden und nennt entsetzlich, daß Hakenkreuzornamente aus der Nazizeit in brasilianischen Häusern nicht beseitigt werden, in den Modegeschäften Kleiderständer in Hakenkreuzform stehen, die man praktischerweise auch gleich „Suastica”, Hakenkreuz nennt. Und ein Blick in die brasilianischen Telefonbücher zeigt: Ungezählte Brasilianer tragen allen Ernstes den amtlichen Vornamen „Hitler” und sogar „Adolf Hitler”. Auch Dora Finkielsztajn in Rio, heute fast blind, trifft in Auschwitz auf Dr. Mengele, verliert dort fast alle Angehörigen. Der heutige Judenhaß, die nazistischen Vornamen erschrecken die über 80-Jährige, ebenso wie antisemitische Beschimpfungen. Die von 1964 bis 1985 währende Militärdiktatur ist nazistisch und antisemitisch inspiriert, rückhaltlose Vergangenheitsbewältigung bleibt indessen aus. Aber wird wenigstens Judenhasser Getulio Vargas inzwischen kritisch gesehen? 2004 bekommt er in Rios City ein großzügig gestaltetes Memorial “ in der Ausstellung kein Wort über seine dunklen Seiten. Aleksander Laks und Dora Finkielsztajn leben nahe einem nach Filinto Müller benannten Platz, ein ganzer Flügel des Nationalkongresses trägt ebenfalls dessen Namen. Als Chef der Politischen Polizei von Vargas sorgt Filinto Müller u.a. für die Auslieferung der deutschen Jüdin Olga Benario “ in Bernburg wird sie vergast.

1953 wird Ex-Diktator Getulio Vargas unter Bundeskanzler Adenauer von der Bundesrepublik Deutschland mit dem ersten deutschen Bundesverdienstkreuz der Spitzenklasse, der nur an Staatschefs verliehenen “Sonderstufe des Großkreuzes” ausgezeichnet.  Adenauers rechte Hand ist damals Hans Globke, der als Referent für Staatsangehörigkeitsfragen im Reichsinnenministerium Adolf Hitlers den offiziellen Kommentar zu den Nürnberger Rassegesetzen der Nazis verfaßte und antijüdische Gesetze mitformulierte.

herzlyraklein.jpgBuchhändler Pedro Herz(links) mit Bossa-Nova-Star Carlos Lyra in der Livraria Cultura an der Avenida Paulista, mit dem besten Sortiment Brasiliens an Büchern über Juden, Antisemitismus und Nazismus. Lyra signierte sein Buch “Eu & Bossa”.

Dieser Beitrag wurde am Donnerstag, 30. August 2012 um 16:10 Uhr veröffentlicht und wurde unter der Kategorie Kultur, Politik abgelegt. Du kannst die Kommentare zu diesen Eintrag durch den RSS-Feed verfolgen.

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