Unter der Überschrift „Die künstlichen Wutanfälle“ veröffentlicht die Basler Zeitung eine Analyse, die zum Vergleich mit im deutschen Mainstream durchgeschalteten Argumentationen anregt. Einige Zitate aus der Schweizer Zeitung. In vielen Medien kommen Analysen dieser Art nicht durch die Zensur.
„Die meisten Kommentatoren in den Medien waren sich einig und wiederholten brav, was auch Hillary Clinton, die Aussenministerin in der US-Regierung von Barack Obama, sowie der Sprecher des Weissen Hauses der Öffentlichkeit mitzuteilen hatten. Ursache der antiamerikanischen Demonstrationen und Ausschreitungen von Australien bis nach Tunesien sei das antiislamische Video mit dem Titel «The Innocence of the Muslims», das auf Youtube aufgetaucht sei. Die bärtigen Männer seien durch die herabwürdigende Darstellung des Propheten Mohammed in ihren religiösen Gefühlen verletzt worden und müssten daher als Reaktion laut schreien und amerikanische Fahnen verbrennen und Botschaften abfackeln. Der Streifen, der den Propheten unter anderem beim angedeuteten Oralsex zeigt, sei «verurteilungswürdig und abstossend», urteilte der zum Filmkritiker gewandelte Regierungssprecher, und die Journalisten schlossen sich empört und unisono diesem Urteil an. «Primitiv, dumm, widerlich», sei der Film, vergass keiner als Erstes zu betonen, bevor er seinen Beitrag zur Affäre niederzuschreiben begann.
“Endlich kann Amerika jetzt wirklich in Frieden schlafen.”
Karikatur von Angeli, größte brasilianische Qualitätszeitung “Folha de Sao Paulo” von 2011 zur Tötung von Bin Laden, der entsprechenden Fernsehansprache von Friedensnobelpreisträger Barack Obama. Gleichgeschaltete Argumentationen hörte man damals auch in Mitteleuropa von Autoritäten.
In Afghanistan werden wichtige soziokulturelle Aspekte eigenartigerweise erst jetzt bei der Zusammenarbeit zwischen Nato-Truppen und afghanischen Soldaten in Betracht gezogen.
“Schon vor Bekanntwerden des Videos sind dieses Jahr bei Angriffen durch afghanische Sicherheitskräfte mehr als 50 Isaf-Soldaten getötet worden.” FAZ
In Mitteleuropa nimmt die mühselig gesteuerte öffentliche Diskussion über angebliche Wirkungen des Islam-Films immer lächerlichere Züge an. Offenbar soll die soziokulturelle, anthropologische Unkenntnis vieler Menschen ein weiteres Mal perfide ausgenutzt werden.
Plötzlich entdecken dieselben Leute, die sich über die Verhöhnung des Papstes als inkontinenter Greis durch das Magazin «Titanic» gefreut oder die flegelnde Punkmädchengruppe Pussy Riot als mutigste Frauen Russlands gefeiert hatten, weil sie in der Moskauer Christ-Erlöser-Kirche deren Priester als «Scheisse des Herrn» beschimpft hatten, oder die bei den diesjährigen Filmfestspielen in Venedig den Juryentscheid beklatscht hatten, jenen Film um die Krankenschwester Anna Maria zu prämieren, in dem sich die «missionarische Krankenschwester» Anna Maria, «die ihre Liebe zu Jesus bis ins Extrem treibt», das heisst, mit dem Kreuz masturbiert – plötzlich entdecken dieselben Leute ihr mitfühlendes Herz für die tobenden, angeblich in ihren heiligen Empfindungen vergewaltigten Bartträger.
Nun ist das 14-minütige Filmchen tatsächlich derart grottenschlecht gemacht, dass es einen Kultplatz in der Halle der kuriosesten Trashproduktionen verdient hätte. Aber warum es jemanden dazu aufstacheln sollte, eine amerikanische Niederlassung abzubrennen, bleibt ein Geheimnis. Auch ein aufgebrachter Arbeitsloser in Pluderhosen aus Karachi ist nicht so dumm, dass er nicht wüsste, dass der Film nicht von der amerikanischen Regierung, sondern von einer Privatperson gemacht worden ist. Anfänglich ging gar das von der «New York Times» kolportierte Gerücht um die Welt, ein jüdischer Israeli sei der Produzent, etwas später wurde ein ägyptischer Kopte als Verantwortlicher genannt.
Filmchen schon über ein Jahr alt
Die Ursachen für die Tumulte liegen woanders. Sie waren keinesfalls spontan und gehorchten nicht gekränkten Sensibilitäten, sondern einem schon oft erfolgreich inszenierten Drehbuch. Das Filmchen soll ein Jahr lang unbemerkt in der virtuellen Welt des Internets existiert haben, bevor es im vorigen Monat von einem salafistischen Fernsehsender in Ägypten ausgestrahlt wurde. Garniert mit antiamerikanischen Tiraden diente es dazu, die Gefolgschaft aufzuheizen und vorzubereiten auf den Botschaftssturm, der auf den 11. September, den Jahrestag der Anschläge in Amerika, geplant war.
Die Randale wurde angeführt von Mohammed al-Zawahiri, dem Bruder von Al-Qaida-Boss Ayman al-Zawahiri. «Obama, Obama, wir haben noch eine Milliarde Osamas» war neben «Allahu-akbar» der Schlachtruf des Mobs. Das Video war ein Vorwand. Hätte es ihn nicht gegeben, man hätte einen anderen gefunden oder erfunden – eine Karikatur, ein Teddybär namens Mohammed, eine angesengte Koranseite.
Ebenso war die Verwüstung des amerikanischen Konsulats im libyschen Benghazi innerhalb derselben 24 Stunden Resultat längerer Planung. Die 400 Angreifer waren mit schweren Maschinengewehren und panzerbrechenden Mörsern bewaffnet. Sie hatten die Räumlichkeiten zuvor genau ausspioniert, sie kannten die Adresse des geheimen, sicheren Hauses, wohin sich die diplomatischen Angehörigen geflüchtet hatten, sie konfiszierten klassifizierte Unterlagen, was manchen libyschen Mitarbeiter der Amerikaner das Leben kosten wird, und sie töteten vier Amerikaner, darunter Botschafter Chris Stevens. Der arabische TV-Sender Al Mayadeen zeigte kurz darauf Bilder des Ermordeten, der durch die Strassen von Benghazi geschleift und von aufgeputschten Einheimischen begleitet wird, die mit ihren Mobiltelefonen Erinnerungsfotos schiessen.
Gezielte Kriegshandlung
Der Benghazi-Sturm war kein Aufschrei frommer Sensibelchen, sondern eine gezielte Kriegshandlung. Einen Tag vor dem Überfall hatte al-Qaida ein Video veröffentlicht, in dem Ayman al-Zawahiri seine Glaubensbrüder aufforderte, sich für die Tötung seines Stellvertreters zu rächen. Abu Al Yahya al-Libi, Nummer 2 von al-Qaida, war im Juni durch eine US-Drohne in Pakistan eliminiert worden.
Die übereifrigen Distanzierungen der Obama-Regierung und der anderen westlichen Politiker vom Schmuddelfilmproduzenten – offenbar ein ehemaliger Drogenhändler und Betrüger – die händeringenden Beteuerungen, nichts gegen den Islam zu haben, bewirkten vor allem eine: Sie beflügelten den brandschatzenden Mob, der ebenfalls Fernsehen schaut und den Angstschweiss der Westler förmlich riechen konnte. Seit mehreren Tagen rotten sich von Kuala Lumpur über Jakarta, Kabul, Sanaa, Khartum, Kairo bis nach Tunis, quer durch die muslimische Welt, Religionshooligans vor amerikanischen Niederlassungen zusammen und feiern Krawallgottesdienste. Angeblich, um die Ehre ihres Propheten zu verteidigen; tatsächlich, um die allzumenschliche Lust am anarchischen Vandalismus zu geniessen, am Allmachtsgefühl durch die Verschmelzung im Kollektiv, am Rausch der Triebjagd und Grenzüberschreitung. Und sie ahnen, dass ihr Feind schwach und unentschlossen ist. Das Kalkül der schlauen islamistischen Drahtzieher ist fürs Erste wieder aufgegangen.“
« Brasiliens aufschlußreicher Mensalao-Prozeß um Abgeordneten-und Parteienkauf, Bandenbildung unter der Lula-Rousseff-Regierung. Oberstes Gericht sprach bereits zehn Angeklagte verschiedenster Verbrechen schuldig, darunter aktive und passive Korruption, Geldwäsche, Veruntreuung öffentlicher Gelder. Warum der Regierungsstil unter Lula-Rousseff in Mitteleuropa so gelobt wurde. – Medien heute – wie es läuft. „Der fast normale Wahnsinn.“ Frankfurter Allgemeine Zeitung »
Noch keine Kommentare
Die Kommentarfunktion ist zur Zeit leider deaktiviert.