Klaus Hart Brasilientexte

Aktuelle Berichte aus Brasilien – Politik, Kultur und Naturschutz

Brasilien: Luiz Ruffato, sachkundiger Chronist von Landesrealität und nationalem Zeitgeist, erhält Literaturpreis von Kuba. Warum Brasiliens Lebensstil in Ländern wie Deutschland angesichts neoliberalen Wertewandels so bewundert wird. Auf UNO-Index für menschliche Entwicklung liegt Chile auf Platz 44, Kuba auf Platz 51, Brasilien weit abgeschlagen nur auf Platz 84.

http://blogs.estadao.com.br/radar-cultural/chico-buarque-e-luiz-ruffato-premiados-em-cuba/

http://www.hart-brasilientexte.de/2012/01/26/brasiliens-autor-und-filmemacher-paulo-linscity-of-god-zur-pressefreiheitwurde-ich-die-realitat-so-schildern-wie-sie-ist-konnte-man-das-garnicht-publizieren/

“Auch die zwischenmenschlichen Beziehungen sind von Angst und Aussichtslosigkeit geprägt, man belügt sich, betrügt sich und letztlich ist jeder auf sich allein gestellt.” 

Ganz gleich, in welcher Gesellschaftsschicht die Vignetten angesiedelt sind: In der Mehrzahl spielt Gewalt eine Rolle. Direkte Gewalt wie Überfälle und Schusswechsel oder strukturelle Gewalt, also Armut und menschenunwürdige Lebensbedingungen, prägen das Bild São Paulos, das Luiz Ruffato zeichnet. “Es waren viele Pferde” vermittelt somit eine Stimmung der Aussichtslosigkeit und Angst, wie schon Paulo Lins’ 1997 erschienener Roman “Die Stadt Gottes”, der in den Favelas von Río de Janeiro angesiedelt ist. Auch die zwischenmenschlichen Beziehungen sind von Angst und Aussichtslosigkeit geprägt, man belügt sich, betrügt sich und letztlich ist jeder auf sich allein gestellt. Von der Leichtigkeit des Karnevals und seinen Sambarhythmen, die wir gewöhnlich mit Brasilien verbinden, ist in Ruffatos São Paulo der Einsamkeit, der Alkoholexzesse und des Rassismus nichts zu spüren. In Ruffatos São Paulo halten Weiße Schwarze zunächst einmal für Verbrecher und Indianer für dumm.
Es waren viele Pferde – der Titel stammt von einer Vignette – ist ein bedrückendes und beeindruckendes Buch, das hinter die Fassaden der Glitzerwelt der berühmten Avenida Paulista blickt. Luiz Ruffato beschreibt eine soziale Wirklichkeit Brasiliens, die wie seine Prosa ihren eigenen Regeln gehorcht, und wie sie in den offiziellen Werbebroschüren für die Fußballweltmeisterschaft 2014 und die Olympischen Sommerspiele zwei Jahre später nicht vorkommt. 

Literatur:

Luiz Ruffato: Es waren viele Pferde. Aus dem Portugiesischen von Michael Kegler. Assoziation A, Berlin und Hamburg 2012, 160 Seiten, EUR 18,00. (Deutschlandfunk 2013)

http://www.hart-brasilientexte.de/2013/02/01/brasilien-nachtclub-tragodie-soziokulturelle-faktoren-therapeut-jorge-forbes-analysiert-bereits-2008-politisch-unkorrekte-mentalitatsaspekte-der-spiegel-2013/

Fakten, die zum Vergleich zwischen Chile, Kuba und Brasilien anregen:  http://www.hart-brasilientexte.de/2010/09/05/brasiliens-zeitungen-eine-fundgrube-fur-medieninteressierte-kommunikations-und-kulturenforscher/

In Brasilien ist es für Touristen nicht gefährlicher als in Europa, wenn man einige Vorsichtsmaßnahmen beachtet. Wikivoyage 

„Wir sind das Land, wo man am meisten mordet“:  http://www.hart-brasilientexte.de/2012/04/13/brasilienwir-sind-das-land-wo-man-am-meisten-in-der-welt-mordet-groste-nationale-qualitatszeitung-folha-de-sao-paulo-2012/

„Zwischen 2004 und 2007 wurden in Brasilien mehr Menschen gewaltsam getötet als in den 12 wichtigsten kriegerischen Konflikten der Erde dieser Jahre…Der Schauplatz der Gewalt, die harte Realität der Slumperipherien, veränderte sich wenig.“ Miguel Reale Junior, Rechtsexperte, in Qualitätszeitung O Estado de Sao Paulo 2013

Dieser Beitrag wurde am Freitag, 01. Februar 2013 um 17:19 Uhr veröffentlicht und wurde unter der Kategorie Kultur, Politik abgelegt. Du kannst die Kommentare zu diesen Eintrag durch den RSS-Feed verfolgen.

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