Olodum-Präsident Joao Jorge Rodrigues, 57, sagte gegenüber Brasiliens größter Qualitätszeitung Folha de Sao Paulo:“Der Karneval des Landes ist ein Abbild des derzeitigen Brasiliens. Er ist ein diskriminierender Karneval, gesellschaftlich trennend, mit Mechanismen, die den brasilianischen Kapitalismus reproduzieren: der große Ausschluß der Mehrheit zugunsten einer Minderheit. Es wäre Naivität, zu erwarten, daß wir im Karneval von Salvador, Sao Paulo, Recife oder Rio Demokratie, Chancengleichheit, Gleichheit hätten. Wenn man 359 Tage im Jahr alle Formen institutioneller Gewalt, von institutionellem Rassismus praktiziert, wie will man dann, daß der Karneval in sechs Tagen demokratisch ist? In Bahia ist die Lage noch schlechter…Es gibt dicke Seile, mit denen man die Straßenumzüge vom Volk trennt…Die Vielfalt, früher der Reichtum des Karnevals von Bahia, wird immer geringer…Bahia wurde zum Land einer einzigen Sängerin. Es scheint so, als ob die anderen alle tot wären…Das Fest besteht darauf, eine einzige Person reich zu machen – doch in Wahrheit verarmt man eine Stadt, einen Teilstaat.“ Weiße Sängerinnen, wie Ivete Sangalo und Claudia Leitte, so Rodrigues weiter, beherrschen den Markt der Werbung, den Markt der Konzerte. Dabei gebe es in Bahia sehr gute schwarze Sängerinnen, in einer Stadt mit schwarzer Bevölkerungsmehrheit – dies nicht zu nutzen, sei ein strategischer Fehler. „Da sieht man die Macht des Rassismus und der Verdrängung. Bahias Sängerinnen wären in den USA Millionärinnen.“ Die Umzüge der Sambaschulen in Rio und Sao Paulo seien wundervolle Spektakel – zum Zuschauen. „Der Karneval ist das Abbild der Gesellschaft. Nur in einem Moment zeigt sich der Brasilianer, wie er ist. Das ist im Karneval.“
Ausriß.
« „Popes also resign.“ Dominikaner Frei Betto, Brasiliens wichtigster Befreiungstheologe. – Brasilien, Karneval 2013: Von BASF gesponserte Sambaschule „Vila Isabel“ wurde Sieger der Parade Rio de Janeiros. Deutliche öffentliche Kritik an BASF-Sponsorenschaft bereits im Vorkarneval. „Karneval der Desaster“, Anschlagsserie im Südstaat Santa Catarina, Chaos und Tumulte in Rio de Janeiro, deutlich weniger TV-Zuschauer bei Parade-Übertragungen, noch mehr Gewalt in Salvador da Bahia. »
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