Mudama Bavighadish, Roseli Lima, Lia Ribeiro Nunes Cabrini e outras 15 pessoas curtiram isso.
Domingo
Sentimos muito, mas infelizmente a programação do KultutTour na Virada Cultural foi cancelada por motivos de segurança.
O caminhão estará partindo direção sul para Florianópolis, dando início a turnê cultural por todo o Brasil.
Você poderá acompanhar essa viagem pelo site kulturtour.com.br
e aqui no www.facebook.com/goethebr
“Es tut uns sehr leid, aber unglücklicherweise wurde das Programm der Kultur Tour auf der Virada Cultural aus Sicherheitsgründen abgesagt.”
Der einzige Satz zur Lage – Angaben zur Art der “Sicherheitsgründe” wurden nicht gemacht. Schließlich standen von Anfang an Militärpolizisten an dem Deutschlandjahr-Truck, beobachteten auch den Abbau der Installationen aus wenigen Metern Abstand. Für das Festival waren laut Landesmedien immerhin 3400 Militärpolizisten sowie 1400 Polizisten der Präfektur-Stadtgarde aufgeboten worden… Zur komplexen Problematik zählt, daß Begriffe wie Sicherheit, Gewalt oder Polizei in Deutschland eine völlig andere Bedeutung haben als in Brasilien, dies auch auf viele andere Schlüsselbegriffe des Lebens zutrifft. Wegen der Vorschriften politischer Korrektheit sind entsprechende Kulturvergleiche u.a. in Medien gewöhnlich untersagt. Dies führt dann nachvollziehbar selbst zu Einschätzungen deutscher Mittelschichtler in Führungsfunktionen, wonach es am Frankfurter Hauptbahnhof gefährlicher sei als in Rio de Janeiro.
Zügige Gewaltförderung in Ländern wie Deutschland, Großbritannien und Schweden zeigt in jüngster Zeit immer häufiger die erwarteten Resultate.
http://www.hart-brasilientexte.de/2013/05/23/amnmesty-international-der-neue-report-fur-2013-uber-brasilien-widespread-use-of-torture/
http://www.hart-brasilientexte.de/2010/09/05/brasiliens-zeitungen-eine-fundgrube-fur-medieninteressierte-kommunikations-und-kulturenforscher/
Die Slum-Sondergerichte, die Scheiterhaufen in Brasilien: http://www.hart-brasilientexte.de/2013/05/16/brasilien-die-sondergerichte-des-organisierten-verbrechens-in-den-slums-polizei-konnte-zufallig-ein-gefesseltes-und-bereits-gefoltertes-opfer-in-rio-de-janeiro-befreien-am-tage-des-besuchs-von-bu/
http://www.hart-brasilientexte.de/2013/05/22/brasilien-20-schwerbewaffnete-banditen-sturmen-campus-der-fuhrenden-bundesuniversitat-in-sao-paulo-nehmen-mindestens-30-geiseln-rauben-geldautomaten-aus-und-fluchten/
Vier der Militärpolizisten, die dem Abbau der Kulturbus-Installationen zusehen…
Ausriß – Festivalbesucher in seinem Blut.
http://www.hart-brasilientexte.de/2013/04/07/brasilien-das-land-der-selbsttauschung-philosoph-und-psychoanalytiker-andre-martins-analysiert-vor-deutschlandjahr-2013-die-situation-des-tropenlandes-aufgebaute-fassade-hinter-der-unsere-g/
“Alegando falta de segurança, evento cultural alemão deixa Cracolândia”
Auf Zeitungsfotos sah man Festivalbesucher in ihrem Blut liegen – Folge von Messerstichen, eine häufige Attacke auf der “Virada Cultural”.
Fotoserie: http://www.hart-brasilientexte.de/2013/04/26/brasiliens-zeitungen-brasilianischer-fotojournalismus-teil-2-eine-fundgrube-fur-medieninteressierte-kommunikations-und-kulturenforscher/
http://www.hart-brasilientexte.de/2013/05/22/brasilien-das-deutschlandjahr-kulturfiasko-auf-festival-virada-cultural-offenbar-nachrichtensperre-nur-brasilianische-medien-berichteten-kultur-tour-projekt-muste-bereits-am-start-wegen-gewal/
Brasiliens größte Qualitätszeitung “Folha de Sao Paulo” hatte Reporter zum deutschen Kulturevent in der berüchtigten Crack-Straße entsandt:http://www1.folha.uol.com.br/ilustrada/2013/05/1281204-alegando-falta-de-seguranca-evento-cultural-alemao-deixa-cracolandia.shtml
Die Deutschlandjahr-Pleite auf dem Festival betitelte die Qualitätszeitung “Folha de Sao Paulo” mit “Deutsche Frustration”(Frustracao alemao).
Deutschlandjahr in Brasilien – deutscher Beitrag auf Kulturfestival “Virada Cultural” von Sao Paulo scheitert an Gewaltsituation. Soweit bekannt, ließen sich keine mitteleuropäischen Medienfunktionäre vor Ort blicken, um sich ein Bild der Lage zu machen.
Bischof Erwin Kräutler: http://www.hart-brasilientexte.de/2013/05/14/erwin-krautler-ich-stehe-unter-polizeischutz-franfurter-rundschau-uber-katholischen-bischof-in-brasilien-das-pleite-wasserkraftwerksprojekt-belo-monte-baukosten-inzwischen-bereits-verdoppe/
VIRADA CULTURAL” Deutschlandjahr 2013-2014: Der deutsche Kulturbus – unverrichteter Dinge muß das Programm vor seinem Start abgebrochen, der Bus in Sicherheit gebracht werden. Die Analysen des deutsch-brasilianischen Personals sind vor Ort entsprechend…
Weil dem deutschen Festivalbeitrag, wie es hieß, am Sonntag kein neuer, sicherer Platz zugewiesen wurde, fiel die deutsche Kulturpräsentation aus. Bisher ist nicht bekannt, ob die deutsche Seite entsprechende Kritik an die Veranstalter, besonders die Haddad-Präfektur richtete.
Am Montag nach dem Festival gab es zunächst keinerlei Stellungnahmen zuständiger deutscher Regierungsfunktionäre – auch die deutschen Kulturmedien, dazu die Propagandamedien, berichteten noch nicht.
Brasilianische Besucher äußerten, den Deutschen beim Kulturfestival einen solchen Platz zuzuweisen, wirke wie “Bestrafung”.
Der berühmte brasilianische Sänger Sidney Magal rief zu Beginn seines Konzert der Virada Cultural die Bewohner von Sao Paulo auf, sich an allen Friedensdemonstrationen der Stadt zu beteiligen: “Brasilien gibt mit soviel Gewalt der Menschheit ein schlechtes Beispiel.” Friedensdemonstrationen in Brasilien sind nicht Konflikten anderer Länder, sondern besonders dem Stadtkrieg im eigenen Land gewidmet.
Vor dem Hintergrund der gravierenden Menschenrechts-und Sicherheitslage bekommt das Politikmodell Brasiliens aus Mitteleuropa sehr viel Lob, unterbleibt auffälligerweise Kritik an den lediglich sehr prekär garantierten Bürgerrechten.
Nicht nur der Deutschlandjahr-Kulturbus erlebte eine Pleite, betroffen war auch der Event des deutschen DJ Thomas Haferlach, wie selbst die Lokalpresse registrierte: http://www1.folha.uol.com.br/ilustrada/2013/05/1281264-isolada-do-resto-da-virada-voodoohop-sofreu-com-falta-de-banheiros-e-seguranca.shtml
Die Analysen des deutsch-brasilianischen Personals sind vor Ort entsprechend…
Wegen der stark gewaltbereiten Cracksüchtigen, so erklärte das Personal des deutschen Kulturbusses, seien die geplanten Programmpunkte nicht realisierbar. Der Kulturbus war unter anderem von Crack-Kindern umringt, die teils schwere Steine zwecks Attacken auf Personen, griffbereit hatten. Vorhersehbar fand sich in der berüchtigten Straße der offenen Crackszene unbeschreiblichen menschlichen Elends niemand, der sich u.a. deutsche Filme ansehen, Musik anhören wollte. Eine bemerkenswert groteske Situation am Auftakt des Deutschlandjahres in Brasilien. Bereits während des Besuchs von Bundespräsident Joachim Gauck hatte die Öffentlichkeit Sao Paulos ungläubig auf die Information reagiert, daß der deutsche Beitrag für die Virada Cultural ausgerechnet an der ungeeignetsten Stelle, in Cracolandia, Crack-Land des organisierten Verbrechens, zu sehen sein würde. Wie das Personal des Kulturbusses erklärte, sei völlig unverständlich, wieso die Verantwortlichen des Deutschlandjahres nicht für einen anderen, geeigneten Standort für die deutschen Kulturaktivitäten der Virada Cultural gesorgt hätten. Es müsse vermutet werden, daß den zuständigen deutschen Kulturverwaltern, die sich nur in besseren Vierteln aufhielten, garnicht bewußt gewesen sei, um welchen extrem gefährlichen Standort es sich bei der Rua dos Gusmoes gehandelt habe. Geplant war, daß beim deutschen Event u.a. Filme gezeigt werden und sich drei DJs präsentieren, darunter der deutsche DJ Thomash(Voodoohop)
http://www.hart-brasilientexte.de/2013/05/17/brasilien-historischer-besuch-des-deutschen-bundesprasidenten-joachim-gauck-im-tropenland-trotz-gravierender-menschenrechtslage-folter-todesschwadronen-gefangnis-horror-sklavenarbeit-etc-b/
http://www.hart-brasilientexte.de/2013/05/17/brasilien-offentliche-sicherheit-und-basis-menschenrechte-unter-der-rousseff-regierung-hier-wurde-ich-uberfallen-poster-aktion-in-sudbrasilianischer-millionenstadt-porto-alegre-weist-auf-gewalt/
Idee offenbar bereits in Mitteleuropa aufgegriffen – Resultate weisen auf verdeckte Ziele: http://www.hart-brasilientexte.de/2008/02/15/wem-nutzen-banditendiktatur-und-immer-mehr-no-go-areas/
Menschenrechtssamba von Jorge Aragao: http://www.hart-brasilientexte.de/2010/11/24/der-irak-ist-hier-menschenrechtssamba-von-jorge-aragao-erneut-recht-aktuell-in-der-olympia-stadt-rio-de-janeiro/
Samba anklicken: http://www.youtube.com/watch?v=XkvjkxERac4
Zeitgeist-Waffen-Rap aus Rio de Janeiro: http://www.hart-brasilientexte.de/2010/07/01/hit-der-fusball-wm-in-sudafrika-rap-das-armas-aus-rio-de-janeiro-musik-des-berlinale-gewinners-tropa-de-elite-anklicken-zeitgeist/
Rap anklicken: http://www.youtube.com/watch?v=ZthNYozVwNM
Brasiliens Besonderheiten, Ausriß O Globo. Patrouillierender junger Bandit in Rio de Janeiro, an der Stadtautobahn, über die der deutsche Bundespräsident Joachim Gauck fuhr.
http://www.hart-brasilientexte.de/2013/05/20/brasilien-teuerung-druckt-22-millionen-brasilianer-wieder-ins-elend-laut-landesmedien-langst-wegen-starken-preissteigerungen-uberholter-indikator-versteckt-jene-22-millionen-verelendeten-hies-es/
freitag, 17. mai 2013 von klaus hart **
Ausriß:”Hum, Salzgebäck, woraus besteht das denn?” “Aus den Zähnen von Dilma!”
http://www.hart-brasilientexte.de/2013/05/15/brasilien-staatsbesuch-von-bundesprasident-joachim-gauck-groste-qualitatszeitung-folha-de-sao-paulo-mit-karikatur-zur-soziopolitischen-situation-des-landessie-haben-die-verfassung-zerrissen/
http://www.hart-brasilientexte.de/2013/05/14/bundesprasident-gauck-beeindruckt-in-brasilien-die-welt/
http://www.hart-brasilientexte.de/2013/05/14/brasilien-deutscher-bundesprasident-joachim-gauck-eroffnet-in-sao-paulo-das-deutschlandjahr-20132014-rede-im-theatro-muncipal-konzert-des-young-euro-classic-orchester/#more-15585
In der UNESCO-Bildungsstatistik liegt Deutschland auf Platz 13, Brasilien nur auf Platz 88. Entsprechend gering ist in Brasilien u.a. das Verständnis für deutsche Kultur – erheblich größer in Ländern Lateinamerikas, die bessere Plätze belegen. http://www.unesco.org/new/fileadmin/MULTIMEDIA/HQ/ED/pdf/gmr2011-efa-development-index.pdf
http://www.hart-brasilientexte.de/2011/11/10/die-zensur-gibt-nie-auf-the-censorship-never-gives-up-zensur-heute-auch-dank-google-relativ-leicht-zu-entdecken/
Yoani Sanchez – viel Sympathie für das brasilianische Politikmodell: http://www.hart-brasilientexte.de/2013/05/14/yoani-sanchez-das-medienexperiment-2013-ist-es-moglich-fakten-und-informationen-uber-die-spektakularen-engen-kontakte-der-kubanerin-zu-einflusreichen-politikern-des-rechten-und-rechtsextremen-spe/
Hintergrundtexte:
Elend, Angst und Gewalt
Brasilien: In den Elendsvierteln an den Peripherien der Millionenstädte wirken Geistliche mit hohem Lebensrisiko
2014 trägt Brasilien die Fußball-WM aus. Viel Geld wird für neue Stadien und in die notwendige Infrastruktur gesteckt. Auf der anderen Seite fehlt Geld für die sozialen Probleme an den Rändern der Großstädte.
Provisorisch zusammengezimmerte Katen aus Holz- und Pappabfällen im Labyrinth der Favela Cachoeirinha von Sao Paulo, stinkende Kloakegräben, Schwärme von Fiebermücken und Scharen von großen braunen Kakerlaken, dazu Ratten. »Die Leute hier im Slum beten sehr viel – bitten Gott um spirituelle Kraft, um Hilfe in dieser Misere«, sagt Gelegenheitsarbeiter Pedro, der seine Kate notgedrungen auf Pfählen mitten in einen Abwasserbach baute. »Nachts klettern Ratten und sogar Kobras zu uns hinauf, müssen wir unheimlich aufpassen.« Über andere Gefahren redet auch er lieber nicht.
Denn überall in den mehr als 2600 Favelas von Sao Paulo wird man von bewaffneten Drogengangstern beäugt, die die Slums als Hochburgen und Verstecke nutzen, neufeudal die Regeln bestimmen, sogar Ausgangssperren verhängen. »Gewalt und Drogenkriminalität sind unglaublich hoch«, erläutert Gemeindepriester Aecio Cordeiro da Silva. »Es gibt Hunger und Elend, die Menschen haben Angst«, ergänzt der irische Geistliche Bernardo Daly, der sich in seiner eigenen Kirchengemeinde, zu der die Favela Cachoeirinha gehört, keineswegs frei bewegen kann.
Orlando Barbie zählt zu seinen aktivsten Gemeindegliedern: »Die starke Mafia der Drogengangster beobachtet alles und jeden – einfach furchtbar. Wer wie wir von der Kirche jemanden aus dem Drogenmilieu, aus der Sucht rausholen will, also jemanden, der für deren Profit sorgt – da werden die böse, da wird man gnadenlos verfolgt. Die Polizei kommt und geht wieder – aber die Banditenkommandos bleiben, terrorisieren, zwingen den Bewohnern das Gesetz des Schweigens auf. Wer sich nicht unterwirft, weiß, was ihn erwartet.«
Laut Weltstatistik ist Brasilien das Land mit der höchsten Zahl an Morden – über 50000 sind es jährlich laut amtlichen Angaben. Die Dunkelziffer dürfte sehr hoch sein, da Verbrechen in den Slums, wo der Staat nicht oder kaum präsent ist, gewöhnlich nicht registriert werden. Landesweit agierende Todesschwadrone richten besonders in den Elendsvierteln regelmäßig Blutbäder an. Nur etwa fünf Prozent der Mörder werden gefasst.
Nicht zufällig belegt Brasilien in der UNO-Statistik für menschliche Entwicklung lediglich Platz 84, Chile dagegen Platz 44, Argentinien Platz 45. Kommen Vertreter kirchlicher Hilfswerke aus Deutschland, die in Brasilien Projekte finanzieren, bereitet das Erzdiözesen wie in Sao Paulo oder Rio de Janeiro enormes Kopfzerbrechen. Welche Slums kann man den Gästen zeigen, ohne deren Leben zu gefährden?
Padre Juarez de Castro, jahrelang Sprecher der Erzdiözese Sao Paulos, kennt diese Probleme nur zu gut: »Die Regierung sorgt nicht für die Einhaltung der Gesetze, lässt in den Favelas ein Machtvakuum, eine Banditendiktatur zu. Wir haben regelrechte Parallelstaaten mit Parallelregierungen. Die Kirche wird landesweit frontal von der Gewaltkriminalität attackiert. Vor allem in Nordbrasilien stehen zudem viele Bischöfe und Priester auf einer Todesliste, weil sie die Armen und deren Rechte verteidigen.«
2006 drohte Brasiliens führende Verbrecherorganisation PCC erstmals den Slumgeistlichen Sao Paulos ganz offen die Ermordung an. Der PCC unterhält in den Slums sogar Sondergerichte, verhängt Todesurteile, verscharrt Opfer auf geheimen Friedhöfen. Bedrückend für den deutschstämmigen Kardinal Odilo Scherer, dass Banditen jedes Jahr Geistliche ermorden, weil sie deren seelsorgerische Tätigkeit als geschäftsschädigend ansehen. »Wir als Kirche dürfen angesichts dieser Realität nicht die Courage verlieren, müssen immer wieder Initiativen ergreifen, die Zustände anprangern. So viele Menschenleben gehen ver-
loren«, sagt Scherer.
Besonders in Rio liefern sich rivalisierende Gangstersyndikate teils monatelang heftige Gefechte um die Vorherrschaft in Elendsvierteln. »Dann bleiben unsere Sozialprojekte, Kindergärten geschlossen, niemand traut sich aus den Katen«, so Slum-Seelsorger Luis Antonio Pereira Silva.
Derzeit leben noch über 30 Millionen Brasilianer in extremer Armut. Dank der Unterstützung deutscher kirchlicher Hilfswerke ist es in den Slums von Sao Paulo aber gelungen, wenigstens einen Teil der Mädchen und Jungen schulisch zu fördern – manche besuchen sogar die Salesianer-Universität, schaffen den Absprung aus der Favela. »Solche Bildungsförderung müsste es in diesem reichen Land massenhaft geben – was wir von der Kirche aber alleine nicht leisten können«, betont der Slumgeistliche Aecio Cordeiro da Silva in Cachoeirinha.
»Die Politiker wollen große teure Bauten wie dieses neue WM-Stadion in Sao Paulo, weil ihnen die Baufirmen dann ihre Wahlkampagnen finanzieren«, resümiert da Silva. Doch es regt sich Protest: Zwei Busstunden von den Favelas entfernt, in der City Sao Paulos, fordern Demonstranten vor Präfektur und Bankpalästen lautstark Gelder für die Bildung, statt für die Fußball-WM.
Brasilien: Die Kirche attackiert grassierenden Sextourismus und damit verbundenen Kindesmissbrauch.
Die Bischöfe fordern von der Regierung angesichts neuer gravierender Fälle von Sextourismus Gegenmaßnahmen. Massenelend zähle zu den Hauptursachen sexueller Ausbeutung.
Die riesige Flussinsel »Ilha de Marajó« im Delta des Rio Amazonas wird in der deutschen Tourismuswerbung als paradiesisch gerühmt – malerische Strände, idyllische Fischerdörfchen. »Ich lebe im Delta und schaue genauer hin, empöre mich über pures Elend und Seuchen«, sagt Bischof Flavio Giovenale in der Diözese Abaetetuba. »Von den rund 15000 Inselbewohnern erkrankten seit Jahresbeginn über 12000 an Malaria – doch medizinische Betreuung fehlt! Hilfsgelder werden häufig abgezweigt, kriminelle Organisationen sind sehr aktiv.«
Neuerdings wird Sextourismus zumindest auf Airport-Plakaten der Regierung als Verbrechen gebrandmarkt. (Foto: Klaus Hart)
Giovenale machte in Brasilien bereits Schlagzeilen, weil er den Sextourismus ganz Amazoniens anprangerte, deshalb Morddrohungen bekam, Bewachung brauchte. »Korrupte Politiker, Justiz und Polizeibeamte sind beteiligt!«
Er weiß, dass seine Worte viele Europäer schockieren. »Es ist trist – Menschen prostituieren sich für einen Hotdog, aus Hunger. Die Misere ist so groß, dass oft als völlig normal gilt, wenn sich Familienmitglieder feilbieten.«
Nur selten greift die Bundespolizei ein. Jetzt wurde eine Bande aus Nordamerikanern und Brasilianern verhaftet, die gar Amazonas-Sexreisen mit Indiomädchen verkaufte. »Viele Leute haben an solchem Tourismus großes wirtschaftliches Interesse und propagieren Brasilien daher als karnevaleskes Land, wo alles erlaubt ist.«
Neuerdings wird Sextourismus zumindest auf Airport-Plakaten der Regierung als Verbrechen gebrandmarkt. »Das finde ich positiv.«
Brasilien reagierte damit auf jahrelange Proteste der Kirche, denen sich selbst die UNO anschloss.
Die Bischöfe erreichten sogar einen parlamentarischen Untersuchungsausschuss, der sich viele konkrete Vorschläge gegen sexuelle Ausbeutung, gegen Menschenhandel, Zwangsprostitution brasilianischer Frauen und Männer in Mitteleuropa anhören musste. Opfer des Sextourismus sind auch immer mehr Kinder.
Die Anklagen machen stutzig – bekämpft Brasiliens Regierung nicht seit acht Jahren erfolgreich die Misere?
»Das Anti-Hunger-Programm der Regierung hat krasses Elend verringert, doch wegen der hohen Preise reichen die Hilfen nicht. Eine Familie mit mehr als drei Kindern erhält monatlich umgerechnet höchstens 50 Euro, eine mit zwei Kindern nur an die 20 Euro. Davon kann man unmöglich leben.«
Bislang galt Thailand als wichtigste Sextourismus-Destination – Ermittler in den USA sehen ebenso wie im Frauenhandel inzwischen Brasilien an erster Stelle.
Giovenale: »Wir sind in einer komplizierten Situation, die uns ängstigt. Als Kirche leisten wir Präventionsarbeit, vermitteln christliche Werte – haben aber nicht die Macht, diese Probleme allein zu lösen – der Staat muss aktiv gegen das Verbrechen vorgehen, was aber nicht geschieht.«
Im Delta des Rio Amazonas liegen unzählige Inseln, die sich gut als Verstecke eignen, doch es gibt nicht einmal eine Wasserschutzpolizei.
»Das ist hier wie Niemandsland – der Staat ist nicht präsent, auch illegale Waffenhändler und die Drogenmafia haben freie Hand«, analysiert Giovenales Amazonas-Amtsbruder, Bischof José Luiz Azcona, der sich wegen seiner Anzeigen gegen sexuelle Ausbeutung ebenfalls viele Feinde machte, Morddrohungen erhält. Auch Giovenale hat die polizeiliche Bewachung nach einiger Zeit stoppen lassen.
»Für mich war das ein Unding. Die Polizei beschützt den Bischof – doch die Gläubigen bleiben schutzlos – so geht das nicht!«
Monique Laroche, kirchliche Expertin für Sextourismus, leitet Ausstiegsprojekte für Prostituierte. »Manche absolvieren einen berufsbildenden Kurs, finden hinterher aber keine Arbeit – und da sie von irgendetwas leben müssen, kehren sie in die Prostitution und zu den Drogen zurück.«
Sie ärgert, dass sexueller Missbrauch verharmlost werde. »Selbst im Fernsehen wird es so dargestellt, als sei Prostitution ein lukrativer Beruf der Zukunft, mit Glamour und Kick. Gerade wenig gebildete Mädchen der Unterschicht denken dann, wenn Prostitution also weder negativ noch problematisch ist, gehe ich eben auf den Strich.«
Doch dann, so analysiert Monique Laroche, sitzen sie regelrecht in der Falle, werden von einer Zuhältermafia beherrscht. »Prostitution zerstört die geistige und körperliche Gesundheit – wir sehen viel Grauenhaftes, Deprimierendes auf diesem Menschenmarkt.«
http://www.hart-brasilientexte.de/2013/04/07/brasilien-das-land-der-selbsttauschung-philosoph-und-psychoanalytiker-andre-martins-analysiert-vor-deutschlandjahr-2013-die-situation-des-tropenlandes-aufgebaute-fassade-hinter-der-unsere-g/