Die erneute Leitzinsanhebung hemme das Wirtschaftswachstum, verteuere Kredite, vergrößere Schulden, schaffe dem Staat höhere Kosten. Der Dollarabfluß aus Brasilien gehe weiter – in den ersten zehn Januartagen seien es 1,2 Milliarden Dollar gewesen.
Wie es in den nationalen Wirtschaftsmedien heißt, hatte Lula vor vier Jahren betont, die Fußball-WM werde zu wichtigen Infrastruktur-Investitionen führen, das Leben aller Brasilianer verbessern – pflichtgemäß waren solche Sprüche vom mitteleuropäischen Wirtschaftsmainstream übernommen worden. Anfang 2014 sei indessen klar, daß von 56 bedeutenden Vorhaben nur 39 übrigblieben. Erinnert wird an die großartig für die WM versprochene Schnellzugverbindung zwischen den beiden wichtigsten Städten Sao Paulo und Rio de Janeiro – es bleibt weiter beim grausig unbequemen, langsamen Bustransport über Stau-Strecken. In Spielorten wie Sao Paulo und Manaus bleiben die versprochenen logistischen Verbesserungen aus.
In Brasiliens weiter schwächelnder Industrie nimmt die Zahl der Arbeitsplätze ab – während gleichzeitig Fachkräftemangel einem Großteil der Betriebe zu schaffen macht, die internationale Konkurrenzfähigkeit herabsetzt.
Das bevorstehende Weltwirtschaftsforum in Davos wird sich der Frage widmen, weshalb Brasilien heute wirtschaftlich keineswegs so glänzend dasteht, wie in zahlreichen deutschsprachigen Propaganda-Veröffentlichungen beschrieben worden war. Staatspräsidentin Dilma Rousseff, die in Mitteleuropa als ausgezeichnete Administratorin gerühmt wurde, im eigenen Land indessen gegenteilig beurteilt wird, nimmt am Davos-Gipfel teil.
Als interessantes Indiz gilt, daß just vor der Fußball-WM große brasilianische Fluggesellschaften wie TAM ihre Direktflüge nach Europa, die auch Fracht befördern, kürzen, wovon besonders Rio de Janeiro betroffen ist. So hat TAM bereits die Direktflüge von Rio nach Frankfurt und Paris eingestellt, im März fällt die Route nach London weg – unter anderem Hinweis auf die Bedeutung Rio de Janeiros und die wirtschaftliche Lage der TAM, die auch zahlreiche Inlandsflüge einstellte. Brasilianische Logistikexperten stuften die Routenkürzungen für Rio als sehr schlecht für die Stadt sowie insgesamt für Wirtschaft und Tourismus Brasiliens ein. Schockierend sei derartiges vor allem im Jahr der Fußball-WM sowie zwei Jahre vor den olympischen Sommerspielen in Rio de Janeiro.
Auch der Absturz des Ex-Milliardärs Eike Batista, von Rousseff als Unternehmervorbild gerühmt, wirkt sich im Wirtschaftsleben Brasiliens weiter negativ aus.
Unterdessen rudern Mainstream-Wirtschaftspropagandisten zurück – was in Brasilien seit Jahren zur keineswegs rosigen Wirtschaftslage bekannt ist, läßt sich auch dem mitteleuropäischen Publikum nicht länger als prachtvoll verkaufen.
Karikatur zur Wirtschaftslage Januar 2014, Folha de Sao Paulo, Ausriß.
Reisewarnungen vor WM 2014: http://www.hart-brasilientexte.de/2014/01/11/brasilien-reisewarnungen-vor-der-fusball-wm-2014-von-favela-besuchen-wird-dringend-abgeraten/
Brasilien längst wieder 7. Wirtschaftsnation, hinter Großbritannien: http://www.hart-brasilientexte.de/2013/01/22/brasilien-langst-wieder-7-wirtschaftsnation-hinter-grosbritannien-laut-weltbank-etc-in-mitteleuropa-wird-brasilien-dagegen-weiter-als-6-wirtschaftsnation-gefuhrt/
Doing-Business-Ranking: http://www.hart-brasilientexte.de/2012/09/27/doing-business-ranking-der-weltbank-brasilien-verschlechterte-sich-gegenuber-2011-um-sechs-platze-fiel-auf-rang-126-zuruck/
Brasilien – Daten, Statistiken: http://www.hart-brasilientexte.de/2011/09/20/brasilien-daten-statistiken-bewertungen-rankings/
http://www.hart-brasilientexte.de/2013/11/08/brasilien-kultur-und-gesellschaft-sammelbandtexte/
Das Buch zum Land – “Brasilien fürs Handgepäck”, Unionsverlag Zürich: http://www.unionsverlag.com/info/title.asp?title_id=2720
« Brasilien, Testlabor des Neoliberalismus: „Alle machen weniger Sex.“ Norma Couri über Kultur-und Erotikverlust weltweit. „Sex wird öde.“ Pedro Bial: „In Brasilien nur Bla-bla-bla über Sex, während das Sexualleben der Leute so glücklich nicht ist. Oralsex ist hier, über Sex nur zu reden.“ – ThyssenKrupp in Rio de Janeiro 2014 – politisch einflußreiche Topmanager in der Demokratie heute, die Folgen. „Wir waren uns immer sicher, die richtigen Entscheidungen getroffen zu haben.” Ekkehard Schulz, Einweihung, Juni 2010″. “Das Werk ist das modernste und das umweltschonendste weltweit.” Parallelen zum Energiewende-Bluff… »
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