Sambaschule Portela, 3.Platz 2009.
Die mit großem Abstand originellste, karnevaleskeste Sambaschule, die das Publikum sichtlich am meisten mitriß, war „Vila Isabel“ mit dem hochkreativen künstlerischen Leiter Paulo Barros. Statt des ersten kam „Vila Isabel“ indessen dank der zunehmend fragwürdigeren Jury nur auf den vierten Platz. Außerordentlich schwach, mit vielen Kostümen und selbst Allegorienwagen zur Parade lediglich halbfertig, die einst so traditionsbewußte Sambaschule Mangueira – dennoch absurderweise ein sechster Platz und damit die Teilnahme an der Siegerparade. Über Brasiliens Karneval sind viele Klischees im Umlauf – laut einer Meinungsumfrage beteiligen sich lediglich 25 Prozent der Brasilianer aktiv am Straßenkarneval. Weitere 28 Prozent „gehen“ zu Straßenumzügen, Paraden der Sambaschulen sowie auf Karnevalsbälle – was, wie zu beobachten ist, keineswegs aktive Teilnahme am Karnevalsgeschehen bedeutet. Auch im Karneval von Rio stehen die allermeisten nur mit der Bierbüchse herum und schauen zu, wackeln bestenfalls ein wenig mit den Hüften. Infrage gestellt wurde zudem erneut der Sex-Mythos des Karnevals. Zwar ließ die Regierung zehn Millionen Kondome verteilen – selbst Staatschef Lula warf welche händeweise von seiner Karnevalsloge Rios auf die Leute, wenngleich auf die völlig falsche Zielgruppe. Der Kommentar einer Qualitätszeitung:“A farra da camisinha alimenta o mito do macho que bebe feito gambá, pula que nem canguru e ainda dá expediente de coelho depois de andar pra burro até a cama mais proximo.“ Marcelo Coelho von „Folha de Sao Paulo“ schaute bei der Parade im Sambodrome genauer hin:“Tudo me parece tambem incompreensivel, grotesco, e nem consigo v er onde está a alegria dos passistas e dos destaques. Quando a camera os focaliza de perto, vejo pessoas exaustas, de olhar asgazeado, com sorrisos que parecem caretas, como se aquele entusiasmo todo tambem fosse feito de silicone…O descompasso entre o que vejo e o que se diz é tao grande…“ In der Tat ist es sehr schwierig, Paradeteilnehmer, besonders Frauen, mit „normalem“ Gesichtsausdruck zu fotografieren: Sobald man aus der Nähe die Kamera auf eine Person richtet, fällt diese meist blitzschnell in eine künstliche Pose. Wer eben noch mürrisch, gestreßt, gespannt dreinblickte, schaut auf einmal lachend, scheinbar fröhlich, ausgelassen und entspannt. Das so typische artifizielle Grinsen vieler Brasilianerinnen findet nicht zufällig massive Verwendung in Auslandspropaganda und Tourismusreklame. Siehe Marcelo Coelho: „…como se aquele entusiasmo todo tambem fosse feito de silicone.“
http://www.hart-brasilientexte.de/2009/02/07/karneval-in-rio-portela-3/
“Ensaio” in Sao Paulo.
http://www.hart-brasilientexte.de/2013/01/25/brasilien-sambaschule-vai-vai-2013-in-sao-paulo/
« „Lateinamerikaner haben akzentuierte Ausländerfeindlichkeit, enthüllt Studie.“ („Latino-americanos tem xenofobia acentuada, revela estudo“) Vielzitierter Bericht von Qualitätszeitung „Folha de Sao Paulo“, verbreitet auch von Brasiliens größtem Nachrichtenmagazin „Veja“. “ Mas convenhamos que no Brasil o desapego verdade dos fatos chegou a extremos.“(Estadao) Auslaenderfrauen als Nutten beschimpft. – Brasilien: Vorurteile von Brasilianern gegen Brasilianer – Fall Paula Oliveira. „Demofobia“, soziokulturelle Faktoren. »
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