Rio längst abgehängt bei Besucherzahlen und Einnahmen
Bei Brasilien denken viele Europäer sofort an das tropische Rio de Janeiro, halten die Stadt am Zuckerhut sogar für Südamerikas Tourismusmagnet. Das 450 Kilometer südlicher gelegene subtropische Sao Paulo hat zwar keine Strände, schlägt indessen gerade im Fremdenverkehr Rio de Janeiro nach Längen, empfängt auch viel mehr deutsche Besucher, wurde zum neuen Geheimtip für deutsche Kulturtouristen. Lateinamerikas bestes Sinfonieorchester, die interessantesten Theaterstücke, die meisten Konzerte “ alles in Sao Paulo.Â
 Während Rio de Janeiro auf europäischen Fremdenverkehrsmessen seit jeher kräftig die Trommel rührt, zieht Sao Paulo kurioserweise erst jetzt nach, bastelt an seinem touristischen Image. Das „Sao Paulo Convention and Visitors Bureau” ist eine private Stiftung,  betreibt in der Megacity die Tourismusförderung und geht erstmals kräftig in die Offensive. Bisher schaute man eher mit Neid auf Brasiliens touristische Visitenkarte Rio de Janeiro und gab sich völlig zu Unrecht viel zu bescheiden “ so als wäre Sao Paulo nur ein häßliches Betonmeer und gerade für den verwöhnten ausländischen Besucher gänzlich unattraktiv. Doch nun stellte Brasiliens staatliche Tourismusbehörde erstmals fest, daß keine andere Stadt in Südamerika so viele in-und ausländische Besucher empfängt wie Sao Paulo. Rio folgt erst weit abgeschlagen, wie Toni Sando, Direktor des „Sao Paulo Convention und Visitors Bureau” im Exklusivinterview betont. ”Nach Sao Paulo kommen jährlich zehn Millionen Menschen “ nach Rio nur etwa halb so viel. Sao Paulo hat über fünfhundert Hotels “ von simpel bis Luxus “ Rio zählt nur an die zweihundert. In Rio konzentriert sich der Tourismus auf die Strandviertel “ hier in Sao Paulo verteilt er sich auf die ganze Stadt. Unsere Stärke ist die Mischung aus Geschäfts-und Freizeittourismus.”Das große Geld mit dem Fremdenverkehr macht daher keineswegs Rio. 43 Prozent der brasilianischen Tourismuseinnahmen entfallen just auf Sao Paulo, gerade zwanzig Prozent auf Rio. Wer die letzten Jahre von Deutschland an den Zuckerhut flog, stellte überrascht fest, daß beim Zwischenhalt in Sao Paulo gewöhnlich etwa drei Viertel der Passagiere ausstiegen, darunter auch immer mehr Ruchsacktouristen. Es hat sich eben herumgesprochen, daß Sao Paulo viel mehr bietet. Dort kommt man mit Englisch auch viel besser zurecht als in Rio. Toni Sando: ”Es ist die Kultur, es ist die Gastronomie, es ist die Vielfalt “ das dürfte gerade die Deutschen am meisten interessieren. Sao Paulo ist die Kulturhauptstadt Lateinamerikas “ wir sind da unschlagbar. Wer ein Bad in Kultur nehmen will, muß zu uns kommen. Nirgendwo sonst in Brasilien existiert Vergleichbares. Gleich drei Shows vom Broadway zur selben Zeit “ in Lateinamerika nur bei uns. Überhaupt das Nachtleben, die Konzerte, dazu die Museen und Ausstellungen, die Shopping Center, das Gewimmel und Getümmel in den Einkaufsstraßen der City. Und auch das zählt: Sao Paulo hat viel weniger Sicherheitsprobleme, viel weniger Kriminalität als Rio “ und funktioniert auch viel besser.”Doch Toni Sando weiß natürlich, daß in dieser Drittweltmetropole mit ihren über zweitausend Slums noch sehr viel im Argen liegt, die Sozialkontraste enorm sind.”Der Paulistano kritisiert vieles an seiner Stadt “ aber will hier nie wieder weg. Wir müssen noch sehr viel tun, im Tourismus können wir uns noch längst nicht an Europa messen. Das Niveau ist dort natürlich viel höher. Als das heutige Brasilien erst einmal entdeckt wurde, gab es in Europa bestimmt schon die Stadtrundfahrten.”Sao Paulo zählt zu den wenigen wirklich kosmopolitischen Städten des Erdballs “ unter den rund siebzig Nationalitäten fallen einige besonders auf.”Wir sind die Stadt mit den meisten Italienern außerhalb Italiens und sozusagen die größte japanische Stadt außerhalb Japans.” Â
SWR 2 Wissen: Sao Paulo – atemberaubendes New York tropical:  http://www.swr.de/swr2/programm/sendungen/wissen/-/id=660374/nid=660374/did=1641370/svtjys/index.html
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