Laut Minister liegt die Zahl der Abtreibungen jährlich bei über einer Million – trotz strengen gesetzlichen Verbots, das lediglich Ausnahmen, etwa bei Lebensgefahr für die Mutter, zuläßt. Daher, so Temporao, müßten theoretisch täglich etwa 780 Frauen verhaftet werden – ganz zu schweigen von den ausführenden Ärzten und Krankenschwestern.
Abtreibungen werden zwar illegal, aber  massenhaft in fast jedermann bekannten Privatkliniken praktiziert. In Großstädten stehen die von Mittelschichtsfrauen frequentierten gelegentlich sogar gegenüber von Kirchen. Nur sehr selten werden Abtreibungsärzte angezeigt und laut Gesetz bestraft. Abtreibungen bilden für Privatärzte in Brasilien ein außerordentlich profitables Geschäft. Der Widerstand gegen die Freigabe der Abtreibung wird von nicht wenigen Brasilianern damit erklärt, daß just die Privatärzte verhindern wollen, daß Abtreibungen künftig gratis in öffentlichen Hospitälern vorgenommen werden – und damit dieser lukrative Erwerbszweig wegfiele.
In Deutschland, mit einer nicht einmal halb so großen Bevölkerungszahl, wurden 2008 gemäß amtlicher Statistik 114500 Abtreibungen registriert. Brasilien verzeichnet nach wie vor rasches Bevölkerungswachstum, vor allem in den ärmsten Schichten.
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