Klaus Hart Brasilientexte

Aktuelle Berichte aus Brasilien – Politik, Kultur und Naturschutz

Zensurpeitsche „politische Korrektheit“ – oder „Aussprechen, was ist“ – Deutschlandradio Kultur über ein hochbrisantes Gesellschafts-und Medienproblem

Deutschlandradio Kultur: Die Selbstfesselung – Zum Zustand der demokratischen Kultur. Von Paul-Hermann Gruner

http://www.dradio.de/dkultur/sendungen/politischesfeuilleton/769853/

…Angefangen hat es mit der sprachpolizeilichen Selbstfesselung. Politisch korrekte Sprache kann in der Regel Genus und Sexus, also grammatisches und natürliches Geschlecht, nicht auseinanderhalten. So bezeichnete die Feministin Hannelore Mabry nichtfeministische Frauen einst auch als Arschlöcherinnen. Viele wollen die Welt seitdem mit Sprache verbessern.

Billiger Antidiskriminierungseifer ersetzte auf diese Weise zum Beispiel das Attest „geistig behindert“ durch „anders begabt“ und die Diagnose „blind“ durch „visuell herausgefordert“. Mitunter wähnt man sich eher in einer Comedy-Show als im realen Diskurs. Es wirkt also eine Sprachpolizei, die einfache Wahrheiten verschleiert oder kosmetisch verändern will. Damit sind wir schon mitten drin im Übergang von der Sprach- zur Denkpolizei. Und die arbeitet mit Einschüchterung statt mit Vernunft. 

Inzwischen hört die demokratische Gemeinschaft gerne auf die Handlungspolizei. Eine Art Weiterentwicklung des Opportunitätsprinzips. Wenn Ralph Giordano Ablehnendes anmerkt über den Bau einer Großmoschee in Köln, muss er sich in zig Interviews rechtfertigen, dass er dies sagen könne – geradezu müssen dürfe -, obwohl er keiner rechtsnationalen Partei angehöre. Ein typischer Fall, denn das Thema des islamischen Glaubensauftritts in Deutschland ist ebenso interessant und diskursreif wie das Thema Jugendkriminalität und Migration, das gerade dann angemessen zu thematisieren ist, wenn man Integration leben will. Ohne Diagnose keine Therapie. 

Aber die Hegemonie des politisch Korrekten zieht immer öfter um attraktive Felder der geistigen Auseinandersetzung ein rotweißrotes Flatterband und erklärt sie im Folgenden zum Tabu. So endet der Kreuzzug für Anstand in Mundverboten und Stillstand. Auszusprechen, was ist, gilt gegenüber schwierigen, hypersensiblen oder gewaltbereiten Gruppen gar als peinlich und aufrührerisch. 

Nun zeigt der Niederländer Geert Wilders ein einfaches 16-Minuten-Filmchen, das ohne Zweifel ein schneidig-sarkastisches Bild vom Islam zeichnet, verkürzend und karikierend. Und es regnet Kritik von allen Seiten. Aber Wilders erdreistet sich nichts Fiktionales, sondern montiert Bilder aus Nachrichtensendungen und dokumentiert einfach mal, wie Hände abgehackt oder Homosexuelle öffentlich gehängt werden. Wenn eine solche Kritik des gelebten Islam in unseren Demokratien nur noch unter strafandrohenden Protesten möglich ist, dann klopft die Selbstfesselung der künstlerischen Freiheit, der intellektuellen Rauflust im Namen der Aufklärung und im Gedenken an die Menschen, die für diesen religiösen Extremismus geopfert werden, an der Tür. Ganz egal, wie ästhetisch simpel oder schlecht das Filmchen nun ist – es darf sein…

Dieser Beitrag wurde am Mittwoch, 16. April 2008 um 14:40 Uhr veröffentlicht und wurde unter der Kategorie Kultur, Politik abgelegt. Du kannst die Kommentare zu diesen Eintrag durch den RSS-Feed verfolgen.

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