Nach Ansicht von brasilianischen Politikexperten wirkte sich der Erenice-Guerra-Skandal offensichtlich stärker auf das Wahlergebnis aus, als die Lula-Regierung erwartet hatte. Erenicegate rief Erinnerungen an den gigantischen Mensalao-Skandal wach. Auch Lulas und Dilma Rousseffs Attacken gegen die Landesmedien wegen jüngster Korruptionsenthüllungen kosteten viele Stimmen. http://www.hart-brasilientexte.de/2010/09/23/autoritarismus-von-lula-in-manifest-verurteilt-pt-grunder-helio-bicudolangst-ausgetreten-und-deutschstammiger-kardinal-evarista-arns-unterzeichnen-regierungsattacken-gegen-medien-zuruckgewies/
Gleiches gilt für die Abtreibungsfrage: http://www.hart-brasilientexte.de/2010/09/30/abtreibung-in-brasilien-abtreibungsbefurworterin-dilma-rousseff-andert-kurz-vor-pflichtwahlen-die-position-erklart-sich-zur-abtreibungsgegnerin-scharfe-kritik-von-marina-silva-und-jose-serra/
Im Arbeiter-Teilstaat Sao Paulo, der wichtigsten Industrieregion ganz Lateinamerikas, konnte José Serra in den letzten Tagen vor der Wahl stärker aufholen als erwartet. Zudem überraschte das gute Abschneiden von Lulas früherer Umweltministerin und Abtreibungsgegnerin Marina Silva, womit nur wenige gerechnet hatten. http://www.hart-brasilientexte.de/2009/09/06/uber-die-halfte-der-brasilianischen-savannenwaldercerrado-bereits-abgeholzt-in-der-amtszeit-von-umweltministerin-marina-silva-rund-100000-quadratkilometer-zerstort/
“Marina Silva gewann Stimmen nicht wegen ihrer Fortschrittlichkeit, sondern wegen des Traditionalismus ihrer Meinungen.”(Folha de Sao Paulo)
Gerade in armen Teilstaaten war das Resultat der Lula-Kandidatin Rousseff keineswegs so überzeugend wie vorausgesagt – in mindestens fünf davon lag Serra vorn. „Ironischerweise zwang ein Wähleranteil, der wirtschaftlich während der Lula-Regierung vorankam, Dilma dazu, sich der Stichwahl zu unterwerfen“, analysiert die „Folha de Sao Paulo“.
Serras nur dem Namen nach sozialdemokratische Partei PSDB stellt künftig die Gouverneure in wirtschaftlich führenden Teilstaaten wie Sao Paulo, Minas Gerais und Paraná, außerdem im nördlichen Tocantins – hat zudem gute Chancen in der Stichwahl auf weitere Teilstaaten. Lulas Regierungspartei – errang im ersten Wahlgang lediglich vier Gouverneursposten, mit Ausnahme von Rio Grande do Sul allesamt wirtschaftlich weniger wichtig.
In der Abgeordnetenkammer des Nationalkongresses verbesserte sich Lulas Arbeiterpartei PT deutlich, stellt künftig von insgesamt 513 Sitzen jedoch immer noch nur 86. Zweitstärkste Fraktion ist die ideologisch ähnlich konfuse PMDB mit 78 Sitzen. Auf das Oppositionslager um José Serra entfallen lediglich etwa 118, hieß es in ersten Analysen.
Brasiliens fragwürdige Umfragen(Lula-Popularität, Dilma-Rousseff-Popularität etc.): Dilma Rousseff waren zwischen 50 und 51 Prozent der Stimmen vorausgesagt worden, José Serra 31 und Marina Silva 17 Prozent. Stattdessen erreichte Dilma Rousseff nicht einmal 47 Prozent – Hinweis auf die tatsächliche Bewertung der Lula-Regierung durch die wahlpflichtige Bevölkerung.
“Die politische Wirrnis in Brasilien ist von shakespearscher Komplexität. Politiker wechseln die Partei wie ihre Kleidung. Täglich werden die absurdesten Koalitionen geschmiedet.” Tim Wegenast, deutscher Professor an der Uni Konstanz.
„Lula diz que terá papel ativo em eventual governo Dilma.“(Folha de Sao Paulo)
José Serra.
„Gefährliche politische Manipulation – diese Umfragen sind nicht sehr vertrauenswürdig“: http://www.hart-brasilientexte.de/2010/10/02/wir-wissen-das-es-grosen-stimmenkauf-im-norden-und-nordosten-gab-gefahrliche-politische-manipulation-emeritierter-katholischer-bischof-emilio-pignoli-zu-pflichtwahlen-anklicken/
http://www.hart-brasilientexte.de/2010/10/03/wahl-humor-in-brasilien-o-globo/
http://www.hart-brasilientexte.de/2010/10/03/brasilien-kampf-ums-neue-wunderland-focus-money/
Steinigen im Iran und in Brasilien: http://www.hart-brasilientexte.de/2010/09/14/steinigen-im-iran-unter-ahmadinedschad-und-in-brasilien-unter-lula-lula-konnte-sich-uber-die-tatsache-beunruhigen-das-brasilien-zu-den-landern-gehort-in-denen-am-meisten-gelyncht-wird-jose/
Obdachloser Nichtwähler am Pflichtwahltag 2010.
Indianische Wählerin im nördlichen Teilstaat Tocantins an Wahlkabine – Ausriß O Estado de Sao Paulo.
Wieso boomt Brasiliens Tourismus nicht so wie in anderen Ländern? http://www.hart-brasilientexte.de/2010/10/03/braslien-tourismus-stagniert-seit-zehn-jahren-degradierung-und-gefuhl-der-unsicherheit-helfen-erklaren-warum-der-jahresdurchschnitt-auslandischer-touristen-seit-1999-nicht-funf-millionen-uberste/
Bewohner Sao Paulos.
Preisniveau, Anti-Hunger-Hilfe, Armutsgrenze in Brasilien: http://www.hart-brasilientexte.de/2010/09/28/brasilien-ist-teuer-geworden-wirtschaftszeitschrift-exame-zu-den-erstaunlichen-preissteigerungen-der-jungsten-zeit/
Erenicegate:
Dilma Rousseff und Amtsnachfolgerin Erenice Guerra…
Enge Vertraute. Nicht wenige Wähler kamen daher ins Grübeln.
„O Lula é um cara manipulador e controlador por excelencia. Quem o conhece minimamente sabe perfeitamente disso.“
José Arbex, Universitätsprofessor in Sao Paulo, in der Zeitschrift „Caros Amigos“, 2010.
« Lula-Dilma-Partner Tiririca – singender Clown – mit Rekordergebnis zum Kongreßabgeordneten Brasiliens gewählt. „Vote Tiririca, pior que tá nao fica.“ Schwache Resultate der Arbeiterpartei Lulas bei Gouverneurswahlen. Tiriricas PR ist Partei des Regierungsbündnisses. – In Lateinamerikas wichtigster Wirtschaftsregion, dem brasilianischen Proletarier-Teilstaat Sao Paulo, votierten die Pflichtwähler mehrheitlich nicht für Lulas Gouverneurs-Wunschkandidaten Aloisio Mercadante(PT), sondern für Geraldo Alckmin(PSDB). Franziskaner Valnei Brunetto und Geraldo Alckmin. Wirtschaftlich wichtiger Teilstaat Minas Gerais fiel ebenfalls an PSDB, die mit Grünen koaliert. »
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