In Brasilien reißt die öffentliche Debatte über die Gründe des niedrigen BIP-Wachstums und der Deindustrialisierung – in europäischen Analysen auch Anfang 2012 als Boom definiert – nicht ab. Die brasilianischen Wirtschaftsmedien stellen heraus, daß von allen lateinamerikanischen Staaten 2011 nur Guatemala und El Salvador eine niedrigere Wachstumsrate aufweisen als Brasilien mit offiziell 2,7 % . Argentinien habe 8,8 %, Uruguay 5,5 %, Mexiko 3,9 %, Ecuador 9%, Venezuela 4,2 % erreicht. Wünschenswerte für Brasilien, so die einheimischen Fachleute, wäre eine jährlich Wachstumsrate von 6 %.
Im Ranking der Produktivität liege Brasilien in Lateinamerika lediglich an 15. Stelle, hinter Guatemala. Argentinien liege dagegen an 3., Chile an 4. und Mexiko an 5. Stelle. Zu den Hauptproblemen Brasiliens werden u.a. ungenügende Investitionen, fehlende Fachkräfte und schlechte Infrastruktur gerechnet. Industriegüter ließen sich derzeit billiger in den USA produzieren als in Brasilien. Als Gründe werden die infolge der spekulationsfördernden rekordhohen Realzinsen überbewertete Landeswährung Real, aber auch Arbeits-und Energiekosten genannt. Die Energiepreise zählen zu den höchsten der Erde. Fabriken werden in den verschiedensten Industriebranchen geschlossen, darunter Chemie, Textilien, Autoteile. Automultis importieren Teile aus ihren Herkunftsländern, statt weiter Teile in Brasilien herzustellen, hieß es.
„Das Land durchläuft eine intensive Industrialisierung.“ Stuttgarter Nachrichten 2011
„Für 2011 und 2012 wird mit einem Wirtschaftswachstum von jeweils ca. 3,7 und 4% (2010: 7,5%) BIP-Anteil gerechnet.“ Auswärtiges Amt
„In der Welt des Wachstums“: http://www.hart-brasilientexte.de/2011/11/23/gruner-ministerprasident-winfried-kretschmann-in-brasilien-2011/
Ausriß. Karikatur der größten brasilianischen Qualitätszeitung “Folha de Sao Paulo” zum schwachen Bruttosozialprodukt 2011.