Richter Vidal bekräftigte seine Situationsanalyse des vorherigen Website-Interviews. Er verurteilte zudem die Straflosigkeit für die landesweit von Staatsangestellten geführten Todesschwadronen.
In Bríefen an die Website bedanken sich u.a. auch akademisch gebildete Brasilianer, die in deutschsprachigen Ländern leben, besonders für die Menschenrechtsfragen betreffenden Texte und nutzen diese ebenso wie die zitierten Quellen auch beruflich. Renommierte patriotische brasilianische Menschenrechtsaktivisten bezeichnen in Schreiben die Website als einziges verbliebenes Medium, um gravierende Menschenrechtsverletzungen wie alltägliche Folter durch Staatsangestellte, Gefängnishorror oder Massaker von Todesschwadronen einer außerbrasilianischen Öffentlichkeit kontinuierlich und detailliert mitzuteilen. Andererseits stellen Kritiker der Website aus den deutschsprachigen Ländern klar, daß sie just derartige Themen absolut nicht mögen.
http://www.bpb.de/publikationen/JU16H0,0,Vom_Umgang_mit_der_Diktaturvergangenheit.html
“Schönheit und Fäulnis”. Neue Zürcher Zeitung/NZZ – Klaus Hart:https://www.nzz.ch/schoenheit_und_faeulnis-1.700750
Richter Vidal beim Website-Interview in Sao Paulo.
Todesschwadronen in Brasilien unter Lula-Rousseff: http://www.hart-brasilientexte.de/2011/01/09/todesschwadronen-in-brasilien-menschenrechtspolitik-unter-lula-rousseff-polizisten-kommandieren-ausrottungskommandos-im-ganzen-land-viel-lob-aus-europa-fur-brasilias-kurs/
Mehr Morde an Homosexuellen: http://www.hart-brasilientexte.de/2011/01/10/mehr-morde-an-homosexuellen-in-brasilien-eine-grauenhafte-fuhrungsrolle-laut-uni-anthropologe-luiz-mott-angesehenster-schwulenaktivist-des-tropenlandes-lula-erfullte-verfassungspflichten-nic/
“Die derzeitigen Polizei-und Militäroperationen von Rio de Janeiro sind eine Farce – wir erkennen starke Merkmale der Aktion eines totalitären Staates, der das Gesetz nicht respektiert und die Rechte der Slumbewohner mit Füßen tritt. Das organisierte Verbrechen, die Banditenkommandos existieren nur deshalb in den Armenvierteln, weil der Staat dort nicht präsent ist – und auch garnicht präsent sein will. Und wenn er sich doch einmal wie derzeit in den Slums sehen läßt, verbreitet er Terror.“ Richter Barros Vidal erinnert an die Klagen von Kardinal Eugenio Salles, der zu seiner Residenz auf den Slumhügeln nur dann gelange, wenn er sich vor den dortigen Banditenkommandos als religiöser Führer ausweise. Was derzeit in Rio de Janeiro geschehe, so Barros Vidal, müsse die Gesellschaft äußerst kritisch beobachten, da man den Versprechen der Regierenden nicht trauen könne. “Mit Blick auf die bevorstehende Fußball-WM und die Olympischen Spiele am Zuckerhut wird derzeit ein Medienspektakel veranstaltet und ein völlig unakzeptabler offizieller Diskurs gepflegt. Für die Slumbewohner wird all dies auf lange Sicht keinerlei soziale Verbesserungen bringen. Der Kampf für das Menschenrecht auf öffentliche Sicherheit muß strikt legal geführt werden, was aber nicht geschieht. Stattdessen werden ganze Bevölkerungsteile kriminalisiert. Wenn in den jetzt von Polizei und Militär besetzten Slumregionen die Bewohner im Durchschnitt nur über eine fünfjährige Schulbildung verfügen, zeigt dies ebenfalls, wie der Staat diese Menschen verachtet, vernachlässigt und sich selbst überläßt – statt das verfassungsmäßige Recht auf Bildung zu garantieren. In Brasilien fehlt eine Kultur der Menschenrechte.“http://www.hart-brasilientexte.de/2010/04/15/annette-schavan-deutschlands-bildungs-und-forschungsministerin-mit-brasiliens-wissenschaftsminister-sergio-rezende-in-sao-paulo/
Laut Barros Vidal hätten ihn Richterkollegen aus Rio de Janeiro informiert, daß die großen Medien derzeit Gewaltakte und Polizeiwillkür unterschlagen.
AJD-Leiter für Rio de Janeiro, Rubens Casara: http://www.cartacapital.com.br/sociedade/quando-a-acao-policial-perde-a-legitimidade
Richterin Kenarik Felippe: “Der Staat ist in das organisierte Verbrechen verwickelt – und derzeit ereignen sich während der Operationen barbarische Dinge, die nicht zu rechtfertigen sind. Besonders die Slumbewohner leiden stark unter der Gewalt durch Polizei, paramilitärische Milizen und die Banditenkommandos. Im ganzen Land, und nicht nur in Rio de Janeiro, foltern Staatsangestellte, gibt es Todesschwadronen, zu denen Staatsbeamte gehören. Bei dem jetzigen Konflikt in Rio spielen wirtschaftliche Aspekte, darunter der Drogenhandel, eine wichtige Rolle. Derzeit geht er überall in der Stadt ganz offen weiter, redet man nur von den kleinen Fischen im Rauschgiftgeschäft, nicht aber den Drogenbaronen.“
Der katholische Priester André Hombrados, Leiter der bischöflichen Gefangenenseelsorge des Staates Rio de Janeiro, stimmte gegenüber der Website den Einschätzungen der Richter zu, nannte die Militär-und Polizeioperationen ebenfalls eine „Farce“ und sprach von gravierenden Menschenrechtsverletzungen.
Italienischer Menschenrechtspriester Renato Chieira in Rio de Janeiro: http://www.hart-brasilientexte.de/2010/12/04/krieg-in-rio-gegen-wen-krieg-in-rio-gegen-die-diktatur-des-organisierten-drogen-verbrechens-krieg-gegen-die-die-jungen-und-heranwachsenden-die-die-gesellschaft-und-die-regierenden-seit-vielen-j/
In brasilianischen Qualitätsmedien hieß es, die jüngsten Polizei-und Militäroperationen seien nur für das Ausland gedacht, bisher seien lediglich kleine Fische gefaßt worden. Es gebe korrupte Polizisten, engstens liiert mit dem organisierten Verbrechen. De facto ändere sich nichts. Es werde wieder Wahlen geben – und die Politiker würden erneut Gelder des organisierten Verbrechens brauchen, lauten Argumente.
Kurios war auch diesmal das heftige Feuern von Polizei und Militär auf nicht vorhandene Gegner, von zahlreichen TV-Teams direkt an der Seite der Einheiten begeistert abgefilmt und teuer weltweit verbreitet. Entsprechend fielen dann “Erstürmung” und “Eroberung” der Slumregion aus. Staats-Agitprop des Gouverneurs Cabral wird derzeit direkt nach Europa durchgeschaltet, Menschenrechtsorganisationen und Rechtsexperten haben mit ihrer Kritik im Mainstream keine Chance.
Katholischer Menschenrechtspriester André Hombrados in Rio de Janeiro im Website-Interview: „Derzeit viele Verletzungen der Menschenrechte, gravierende Lage, hohes Lebensrisiko für kirchliche Menschenrechtsaktivisten der Slums, abgehörte Telefone, überwachter Mail-Verkehr – die Militär-und Polizeioperationen sind eine Farce.“
AJD-Präsident beim Website-Interview.
A ASSOCIAÇÃO JUIZES PARA A DEMOCRACIA – AJD, entidade não governamental e sem fins corporativos, fundada em 1991, que tem por finalidade estatutária o respeito absoluto e incondicional aos valores próprios do Estado Democrático de Direito, em consideração às operações policiais e militares em curso no Rio de Janeiro, vem manifestar preocupação com a escalada da violência, tanto estatal quanto privada, em prejuízo da população que suporta intenso sofrimento.