2011 hat die Rousseff-Regierung gemäß Landesmedien die Grenze für extreme Armut auf 70 Real pro Kopf monatlich, also umgerechnet etwa 29 Euro, festgelegt.Faustao, Moderator der beliebten Sendung „Domingao do Faustao“ von TV Globo, erhält laut Landesmedien für jeden TV-Propagandaspot 2 Millionen Real. Richter bekommen monatlich über 40000 Real brutto.
“Brasilien verabschiedet sich von der Armut”: http://www.welt.de/wirtschaft/article112414503/Brasilien-verabschiedet-sich-von-der-Armut.html
Armutsgrenze in Brasilien: http://www.hart-brasilientexte.de/2012/03/28/deutschlands-armutsgrenze-940-euro-monatseinkommen-in-brasilien-umgerechnet-rund-50-euro/
In Rio de Janeiro, eine der inzwischen teuersten Städte der Welt, definiert die Präfektur die Armutsgrenze, wie es hieß, auf 105 Real pro Kopf, umgerechnet etwa 45 Euro. Familien, die in Rio de Janeiro die staatliche Hilfe Bolsa Familia bekommen, erhalten im Monat für alle Personen durchschnittlich 95 Real, umgerechnet etwa 39 Euro. Indessen wird diese Hilfe keineswegs allen Anspruchsberechtigten gezahlt – auch in Slums von Sao Paulo fällt die große Zahl in absolutem Elend lebender Familien auf, die keine Bolsa Familia erhalten.
http://www.hart-brasilientexte.de/2011/12/07/brasiliens-boom-und-die-slumhutten/
Familie in Sao Paulo 2011, mit umgerechnet rund 31 Euro pro Kopf, Bolsa Familia(sechs Personen in der Kate) leicht oberhalb der offiziellen Grenze absoluter Armut. Hausen an stinkender Kloake – in Lateinamerikas reichster Stadt. “Ich lebe hier schon 14 Jahre so in dieser Kate.”(Mutter von vier Kindern)
Hintergrund:
Brasiliens kuriose Armutsgrenze – ab 65 Euro schon nicht mehr arm, ab 500 Euro Familieneinkommen schon Mittelschicht:
Wie angesichts des Besuchs der Adveniat-Delegation in Brasilien festzustellen war, besteht in Ländern wie Deutschland offenbar der Glaube, daß das Bolsa-Familia-Programm der Regierung dafür gesorgt hat, daß dank der Geldhilfe und der damit eingegangenen Elternverpflichtung die begünstigten Kinder nunmehr in die Schule gehen, nicht mehr beispielsweise Kinderarbeit leisten oder herumlungern. De facto entsprach dies von Anfang an nicht den Tatsachen, hatte nicht zufällig der wichtigste Befreiungstheologe Brasilien, der Dominikaner Frei Betto schon nach einem Jahr seine Beratertätigkeit im Präsidentenpalast für das Anti-Hunger-Programm aufgekündigt. Wie die Qualitätsmedien Brasiliens Ende November 2011 melden, gehen selbst nach dem Eingeständnis des Sozialministeriums derzeit fast zwei Millionen Kinder und Heranwachsende, die durch Bolsa Familia begünstigt werden, nicht zur Schule, wie das entsprechende Gesetz fordere. Wie hoch die Zahl tatsächlich ist, läßt sich wegen fehlender Daten regierungsunabhängiger Institutionen derzeit nicht feststellen.
Lateinamerikas teure Lebensmittel – Preissteigerungen um 40 Prozent in den letzten vier Jahren – Gefahr für Hungerbekämpfung: http://exame.abril.com.br/economia/mundo/noticias/precos-dos-alimentos-na-america-latina-sobem-40-em-4-anos–2
Das Niveau öffentlicher Schulen just in Regionen, in denen die von Elend und Armut betroffenen Brasilianer leben, ist durch Studien und Statistiken, darunter der Unesco belegt.
Leonardo Boff 2010 :“Lula machte die größte Revolution der sozialen Ökologie des Planeten, eine Revolution für die Bildung, ethische Politik.“
Der soziale Aufstieg von Lula: http://www.hart-brasilientexte.de/2011/05/04/lula-bekommt-500000-dollar-von-lg-fur-vortrag-in-sudkorea-laut-brasilianischen-landesmedien-uber-eine-million-dollar-damit-vier-monate-nach-ende-der-amtszeit-kassiert-laut-kalkulation-von-parte/
http://www.estadao.com.br/estadaodehoje/20101217/not_imp654765,0.php
http://www.jornalagora.com.br/site/content/noticias/detalhe.php?e=6&n=5221
Sporttreiben ist unpopulär – hinzu kommt, daß ein beträchtlicher Teil der Brasilianer angesichts der hohen Behinderten-und Krankheitsrate zu Sport nicht in der Lage ist. Diese Raten bedeuten wiederum für die Pharmaindustrie einen Glücksfall, Brasilien ist ein wachsender Pharmamarkt. http://www.hart-brasilientexte.de/2011/12/05/brasiliens-hohe-rate-von-behinderten-2391-prozent-der-bevolkerung-gegenuber-rund-1-prozent-in-hochentwickelten-landern-laut-studien/
Übergewicht und Fettleibigkeit als Resultate schlechterer Lebensbedingungen, schlechterer Ernährung setzen die Leistungsfähigkeit und Effizienz der Beschäftigten herab.
T-Shirt.
Zudem werden vom System ungesunde, Krankheiten bewirkende Lebensweisen gefördert, was auf eine Förderung der (internationalen)Pharmaindustrie, ihrer Umsätze und Gewinne hinausläuft. In diesem Kontext spielt Aids eine besondere Rolle – Aids ist in Brasilien eine Epidemie – der Aidscocktail, die Aids-Behandlung bürden dem öffentlichen Gesundheitswesen enorme Lasten auf. Präventivkampagnen haben relativ wenig Wirkung, besonders in den Haupt-Risikogruppen nimmt Aids weiter zu.
„Brasilianer aller Einkommensschichten wechseln von frischen Lebensmitteln auf industriell verarbeitete Nahrung – womit sich die Ernährungsqualität verschlechtert. Der Zuckerkonsum ist in allen Einkommensschichten exzessiv.“
http://www.hart-brasilientexte.de/2010/12/15/diabetes-drittwichtigste-todesursache-in-brasilien/
http://www.hart-brasilientexte.de/2013/09/19/charles-aznavour-du-last-dich-gehn/
Brasiliens wichtigste Qualitätszeitung „O Estado de Sao Paulo“ hat laut eigenen Angaben eine derartige Studie vom Sozialministerium in Brasilia erbeten – in den Jahren zuvor habe das Ministerium abgelehnt, derartige Informationen herauszugeben. 5,3 Millionen Brasilianer, die die Hilfe „Bolsa Familia“ erhielten, also 42 Prozent aller Empfänger, seien nach wie vor verelendet. Die Basishilfe pro Familie von derzeit umgerechnet etwa 30 Euro monatlich, so das Ministerium, müßte mehr als verdoppelt werden. Die Zeitung kritisiert in ihrer Analyse:“Die Möglichkeit, eine angemessene Hilfe zu zahlen, die umgehend das Elend unter den Bezugsempfängern beseitigt, wird nicht einmal erwogen.“
Lateinamerikas teure Lebensmittel – Preissteigerungen um 40 Prozent in den letzten vier Jahren – Gefahr für Hungerbekämpfung: http://exame.abril.com.br/economia/mundo/noticias/precos-dos-alimentos-na-america-latina-sobem-40-em-4-anos–2
In meinungsbildenden deutschen Analysen wird die brasilianische Regierung ausdrücklich als “progressiv” eingestuft.
Laut Befreiungstheologe Frei Betto, Ex-Lula-Berater beim Anti-Hungerprogramm, liegt die Zahl der in extremer Armut, also in Hunger und Misere, lebenden Brasilianer, nicht wie offiziell angegeben, heute bei 16 Millionen, sondern ist doppelt so hoch. Nach derzeit geltendem mitteleuropäischen Werteverständnis hat damit die internationale Wirtschafts-und Finanzkrise, wie die Lula-Rousseff-Regierung verbreiten ließ, auf Brasilien nur geringe Auswirkungen gehabt.
Brasiliens investigative Journalisten wiesen indessen auf Rekordentlassungen, den Stopp vieler Industrieprojekte, auf Exportprobleme und Deindustrialisierung, geschönte offizielle Statistiken.
Der niedrigste Hilfssatz pro Familie liegt den Angaben zufolge derzeit bei umgerechnet etwa zehn Euro monatlich – der höchste bei rund 90 Euro. Viele Grundnahrungsmittel, von Frischmilch bis Käse und Joghurt, sind in Brasilien deutlich teurer als beispielsweise in Deutschland.
Bettelnde kranke alte Frau in der City von Sao Paulo, reichste Stadt Lateinamerikas.
Obdachloser Alubüchsensammler, an katholischer Kirche.
Brasilien – Verelendung und menschliche Verhaltensweisen:http://www.hart-brasilientexte.de/2014/03/17/brasilien-2014-wie-verelendung-menschliche-verhaltensweisen-andert-altere-obdachlose-frau-wascht-sich-allabendlich-vollig-nackt-an-strasenkreuzung-von-sao-paulo-reichste-stadt-lateinamerikas-viele/
Obdachloser greift zum Mikrophon vor der Kathedrale Sao Paulos, schreit Verzweiflung heraus. Wie üblich bei den landesweiten Protestaktionen des “Grito dos Excluidos” seit dem Amtsantritt der Lula-Rousseff-Regierung von 2003 – keine Medienfunktionäre, TV-Kamerateams des gesteuerten mitteleuropäischen Mainstreams für eventuelle Berichterstattung präsent, auch nicht bei den Protestgottesdiensten.
Brasilien – Daten, Statistiken, Rankings:http://www.hart-brasilientexte.de/2011/09/20/brasilien-daten-statistiken-bewertungen-rankings/
“Schlafen” mittags in Abgasgestank an der Avenida Paulista in Sao Paulo – erschöpfter verdreckter Obdachloser, Habseligkeiten in Plastiktüten am Fahrrad.
Kurioses Schönreden Brasiliens durch mitteleuropäische Politiker, Schönschreiben durch gesteuerten europäischen Mainstream, obwohl Brasilien auf dem UNO-Index für menschliche Entwicklung lediglich Platz 79 belegt…Dieser Ranking-Platz wird vom Mainstream fast ausnahmslos unterschlagen.
Wie ein Sprecher der 600 Familien, die zuvor ein seit 20 Jahren leerstehendes öffentliches Gebäude besetzt hatten, im Website-Interview sagte, gäbe es im Zentrum Sao Paulos zahlreiche öffentliche Gebäude dieser Art, die Wohnungslosen dienen könnten. Leider fehle politischer Wille der Autoritäten. Lateinamerikas reichste Megacity zählt über 2000 Slums. Unterdessen wurde bei Sao Paulo in Sao Bernardo do Campo jenes Gebäude „Condominio Residencial Hill House“ von vier Gangstern überfallen, in dessen luxuriös ausgebautem Obergeschoß Lula künftig wohnen will. Wie es hieß, waren seine Frau und deren Leibwächter im Gebäude, bemerkten aber nichts von dem Überfall – die Gangster konnten mit der Beute flüchten.
Senator Suplicy bat darum, daß im vollbesetzten Klostersaal all jene die Hand heben, die „Bolsa Familia“ erhalten – es waren nur neun. Als Minimum werden gemäß seinen Worten derzeit an eine anspruchsberechtigte verarmte bzw. verelendete Familie umgerechnet monatlich rund 10 Euro gezahlt, als Maximum 90 Euro. Im Durchschnitt erhalte eine begünstigte Familie heute rund 43 Euro umgerechnet. Bestehe die Familie aus Vater, Mutter und einem Kind, entfielen damit auf jede Person etwa 14,5 Euro im Monat. Das Preisniveau gerade für Grundnahrungsmittel liegt in Brasilien keineswegs deutlich unter dem deutschen – so kostet ein Liter Frischmilch in Brasilien derzeit umgerechnet etwa 1,25 Euro – und damit erheblich mehr als in Deutschland. Nicht zufällig nennt Brasiliens katholische Kirche „Bolsa Familia“ daher ein „Almosen“. Laut amtlichen Regierungsangaben erhalten bisher 12 Millionen Familien die Hilfen – Familien, die indessen meist nicht nur eines, sondern zahlreiche Kinder haben. Damit wird nachvollziehbar, wie „effizient“ Bolsa Famlia“ tatsächlich Hunger, Armut und Elend bekämpft – zumal bei weitem nicht alle anspruchsberechtigten Familien die Hilfen erhalten. In Brasilien gilt laut amtlichen Kriterien jeder nicht mehr als arm, der umgerechnet etwa 65 Euro verdient.
Brasiliens Preisniveau – viele Produkte, darunter Lebensmittel wie Milch, Joghurt und Käse, sind deutlich teurer als in Ländern wie Deutschland, ganz zu schweigen von der Qualität.
Brasilianischer Camembert ist z.B. in Sao Paulo mehrfach teurer als in Deutschland, aber erheblich schlechter. Da er daher, ebenso wie viele andere Käsesorten weltbekannter Namen, so gut wie kaum gekauft wird, liegt er nur zu oft steinhart in den Regalen, wird schließlich auf die Halde gekarrt oder verbrannt – was just in einem Land mit gravierenden Hungerproblemen wie Brasilien massenhaft und täglich geschieht. Gleiches gilt für viele andere teure Lebensmittel, darunter importierten Frischlachs. Von Fachleuten wird das massenhafte Vernichten hochwertiger Lebensmittel als skandalös bezeichnet – angesichts des Hungers in den rasch wachsenden Slums.
Gemäß neuesten Statistiken war 2011 gerade in den Supermärkten von teils unverschämtenb Preissprüngen gekennzeichnet. Danach bezahlten Familien bis 81 Prozent mehr für Nahrungsmittel und 17 Prozent mehr für Dienstleistungen. Üblich ist, daß auf Lohnanhebungen sofort starke Preiserhöhungen folgen.
„…das Land die globale Wirtschafts- und Finanzkrise 2008/2009 vergleichsweise unbeschadet überstanden hat.“ BDI 2011
Bettelnde alte kranke Frau in der Megacity Sao Paulo – reichste Stadt Lateinamerikas.
Zum Vergleich – Staatschef Lula bekommt für 31 während der Diktatur erlittene Hafttage seit seinem 51. Lebensjahr eine monatliche Entschädigung von umgerechnet über 1900 Euro, laut Landespresse, hinzu kommen sonstige Bezüge, darunter das Präsidentengehalt. Brasilien ist die achtgrößte Wirtschaftsnation und erhält nicht zuletzt wegen der Sozialpolitik der Lula-Regierung viel Lob aus Europa, darunter von deutschen Parteien („fortschrittliche Regierungspolitik“).
“Von allen linken Präsidenten hat Lula, der als am wenigsten links eingeschätzt wird, die größten Erfolge.” Gregor Gysi, Linkspartei, Deutschland, 2010.
Franziskaner Bahlmann: http://www.hart-brasilientexte.de/2008/11/13/in-brasilien-leiden-noch-sehr-viele-familien-hunger-trotz-bolsa-familia-franziskanerpriester-johannes-bahlmann-in-sao-paulo/
Wie die Qualitätszeitung „O Estado de Sao Paulo“ unter Berufung auf ein entsprechendes Dokument des UNO-Sonderberichterstatters für Hungerfragen, Olivier de Schutter, weiter berichtet, werde der Hunger in Brasilien nach Ansicht der Weltorganisation nur durch strukturelle Reformen der Einkommensverteilung sowie einer gerechten Landverteilung beseitigt werden können. Brasilias Soziaprogramme zielten nur auf die Symptome der Armut, nicht auf deren Ursachen. Was die Regierung den Betroffenen mit der einen Hand gebe, nehme sie ihnen mit der anderen, da ein wichtiger Teil der Programme durch ein Steuersystem finanziert werde, das den ärmsten Schichten 46 Prozent ihres Einkommens nimmt, während die reichste Schicht lediglich mit 16 Prozent belastet wird.
Die gleiche Kritik wird seit langem von dem jüdischen Weltsozialforum-Erfinder Oded Grajew in Sao Paulo geäußert. Produkte, die die Empfänger der Hilfsgelder kaufen, spülen hohe Gewinne in die Kassen von Handel und Industrie, aber auch hohe Steuereinnahmen in die Kassen der Regierung, wird immer wieder von Systemkritikern betont. „Bolsa-Familia“ sei daher ein gutes Geschäft und diene zudem dem Stimmenkauf.
„…das Land die globale Wirtschafts- und Finanzkrise 2008/2009 vergleichsweise unbeschadet überstanden hat.“ BDI 2011
Obdachloser alter Mann, mit Papperesten bekleidet, in der City von Sao Paulo.
DESIGUALDADE IMPEDE REALIZAÇÃO DOS DIREITOS HUMANOSÂ
O Movimento Nacional de Direitos Humanos (MNDH) em conjunto com outras três redes nacionais (Plataforma DhESCA Brasil, Parceiros de Misereor e PAD) informaram ao Comitê das Nações Unidas que é responsável pelo monitoramento dos compromissos do Brasil com os direitos econômicos, sociais e culturais (Comitê DESC/ONU) que a desigualdade é o principal fator impeditivo para a realizaçáo desses direitos no cotidiano da vida de milhões de brasileiros.
Frei Betto: Soziale Ungleichheit nahm unter Lula deutlich zu: Â http://www.hart-brasilientexte.de/2008/09/04/befreiungstheologe-frei-betto-widerspricht-lula-und-uno-soziale-ungleichheit-in-brasilien-nahm-unter-lula-nicht-ab-sondern-zu/
http://odia.terra.com.br/portal/economia/html/2009/5/vergonha_no_bolsa_familia_10612.html
Bischof Cappio, Kant-Weltbürgerpreisträger 2009: „Das Volk braucht Arbeit, Menschenwürde und staatsbürgerliche Rechte, keine Almosen.“
Hungernde vor Franziskanerkloster Sao Paulos – auf Essensverteilung wartend.
Franziskanerbischof Bahlmann: http://www.hart-brasilientexte.de/2008/11/13/in-brasilien-leiden-noch-sehr-viele-familien-hunger-trotz-bolsa-familia-franziskanerpriester-johannes-bahlmann-in-sao-paulo/
Lepra und Luxus: http://www.hart-brasilientexte.de/2008/09/05/brasiliens-soziale-ungleichheit-zahl-der-millionare-wuchs-auf-220000/
Hintergrund:
Brasilien: Die Milliardäre und die Hungernden(2011)
Kirche empört über starke Zunahme der Superreichen angesichts von Massenelend
Die Zahl der Milliardäre des Tropenlands ist laut neuester Forbes-Statistik auf 30 angestiegen – 2010 waren es noch 18. Platz acht der Weltrangliste belegt Unternehmer Eike Batista aus Rio, mit 30 Milliarden US-Dollar. Der Reichtum der brasilianischen Milliardäre sei dreimal so groß wie das Bruttosozialprodukt des entwickelten Nachbarlands Uruguay. Bankiers und Börsianer feiern den Zuwachs bei Brasiliens Superreichen als Beweis wirtschaftlichen Aufwärtstrends – die Kirche des größten katholischen Landes äußert dagegen Empörung, weist auf Hunger, Misere und rasch wachsende Elendsviertel. „Die Milliardärsstatistik zeigt, daß sich unter der Regierung von Präsident Lula an der grauenhaft ungerechten Einkommensverteilung, dem Begünstigen der ohnehin Privilegierten nichts geändert hat“, sagt Frei José Francisco, Leiter des Franziskaner-Sozialwerks von Sao Paulo. „Die neue Präsidentin Dilma Rousseff fährt diesen Kurs weiter, tut nichts gegen Einkommenskonzentration in den Händen weniger – trotz soviel Hunger und Massenelend. Nur bei sozialer Ungleichheit ist Brasilien Weltspitze.“ Der Franziskaner hat Riesenprobleme, Spender und Förderer für die zahlreichen Sozialprojekte der Megacity zu finden, ob für Straßenkinder oder obdachlose Familien. „Mit einem Quentchen des Gelds der Milliardäre könnte ich einen Großteil meiner Finanzierungsnöte beheben, müßte nicht sogar deutsche Hilfswerke wie Misereor und Adveniat um Mittel bitten. Denn Brasiliens Reiche geben nur, wenn es ihnen Profit, Status und Steuererleichterungen bringt. Wer aber wie wir mit echter Sozialarbeit jene Strukturen in Frage stellt, die Elend und Hunger schaffen, kriegt keinen Centavo.“
Hedwig Knist aus der Diözese Mainz leitet in Lateinamerikas reichster Stadt Sao Paulo die Obdachlosengemeinde und ist über die Milliardärsstatistik ebenfalls aufgebracht, kennt die unpatriotische Knickrigkeit der brasilianischen Superreichen nur zu gut. „Gäben die was ab, müßte ich derzeit nicht das deutsche Generalkonsulat um Gelder für ein Projekt anbetteln, das ausschließlich Brasilianern zugute kommt, könnte ich dem Heer der Straßenbewohner viel besser helfen. Das Anti-Hunger-Programm der Regierung holt die Menschen nicht aus dem Elend, Brasiliens Sozialkontraste werden nicht geringer – die Reichen indessen immer reicher. Die Milliardärsstatistik beweist es drastisch-provozierend.“
Priester Aecio Cordeiro da Silva betreut in Sao Paulo 13 der über 2000 Slums und erinnert daran, daß Brasiliens Parlamentsmitglieder ein Durchschnittsvermögen von umgerechnet einer Million Euro besitzen und sich erst kürzlich eine 60-prozentige Diätenerhöhung genehmigten. „Dennoch votierten sie jetzt für eine Mindestlohn-Anhebung auf rund 248 Euro brutto, deutlich unterhalb der Teuerungsrate – sowas ist doch skandalös, wie die Milliardärsstatistik! Es gibt weiter Hunger – das Gesundheitswesen ist so grauenhaft, daß Menschen in den Warteschlangen der Hospitäler sterben. Gerade ersuche ich einen Italiener um Geld für ein Projekt, das Jugendliche vor dem Abrutschen in die Drogenkriminalität bewahren soll – denn wir können nicht mal die Stromrechnung aufbringen.“