Wie die wichtigste brasilianische Qualitätszeitung „O Estado de Sao Paulo“ unter Bezugnahme auf ein Vernehmungsprotokoll von Valerio schreibt, habe das Mensalao-Schema dabei geholfen, persönliche Ausgaben von Lula zu bezahlen, als dieser 2003 bereits Staatspräsident gewesen sei. Die Zeitung habe Zugang zu dem Vernehmungsprotokoll gehabt, dem zufolge Lula während einer Arbeitssitzung im Präsidentenpalast von Brasilia auch sein Okay zu Krediten bei den Banken BMG und Rural gegeben habe – Kredite, die den Zahlungen an Abgeordnete gedient hätten. Bei den Krediten habe es sich um Millionensummen gehandelt. Lula sei zudem aktiv geworden, um Gelder der Portugal Telecom für seine Arbeiterpartei PT zu erhalten.
Die Qualitätszeitung hatte laut eigenen Angaben bereits Anfang November über die Existenz des Vernehmungsprotokolls berichtet. Nachdem Valerio vom Obersten Gericht in Brasilia wegen seiner Mitwirkung am Mensalao-Abgeordneten-und Parteienkauf zu einer Haftstrafe verurteilt worden war, habe er sich aus eigener Initiative an die Generalstaatsanwaltschaft gewandt. Im Tausch gegen weitere wichtige Informationen habe er eine Strafminderung sowie persönlichen Schutz erreichen wollen.
Wie die Zeitung betont, habe das Oberste Gericht geschlußfolgert, daß die Operationen mit den Banken BMG und Rural betrügerisch gewesen seien – das Geld habe dazu gedient, politische Unterstützung im Nationalkongreß zu kaufen – in der ersten Amtszeit Lulas.
Laut Valerio habe Lula auch mit Miguel Horta, damaliger Chef der Portugal Telecom, die Überweisung von Geldern an die Arbeiterpartei verhandelt.
Die geschilderten Vorgänge waren in ihren Grundzügen seit der ersten Amtszeit Lulas als Präsident bekannt – vor diesem Hintergrund hatte u.a. in Mitteleuropa die Sympathie für den Regierungsstil der Lula-Regierung deutlich, kräftig zugenommen, auch bei sog. NGO, darunter des Lateinamerika-Spektrums. Dies sprach Bände.
Die Brisanz der früheren und neueren Enthüllungen ließe plausibel erscheinen, warum Lula während seines Berlinbesuchs im Dezember keinerlei Gefahr lief, kritischen Fragen ausgesetzt zu werden. Lula hat in Ländern wie Deutschland auch sehr einflußreiche Freunde.
In Paris sagte Lula zu den Vorwürfen gegenüber brasilianischen Journalisten kurz:“Ich kann nicht an Lügen glauben.“
Wie unabhängige brasilianische Intellektuelle die neuen Enthüllungen bewerten – Historiker Marco Antonio Villa: http://www.marcovilla.com.br/
Ausriß.
Brasiliens Sicherheitskrise, die Lage in den Slums – Fotoserie: http://www.hart-brasilientexte.de/2010/09/05/brasiliens-zeitungen-eine-fundgrube-fur-medieninteressierte-kommunikations-und-kulturenforscher/
Frankfurter Buchmesse 2013 – Gastland Brasilien: http://www.hart-brasilientexte.de/2012/10/17/frankfurter-buchmesse-2013-gastland-brasilien-literatur-und-landesrealitaet-keinerlei-veranstalterhinweis-auf-gravierende-menschenrechtslage-auf-daten-und-fakten-von-amnesty-international-und-bras/
Friedensdemonstration in Brasilandia 2012: http://www.hart-brasilientexte.de/2012/11/26/brasilien-friedensdemo-in-sao-paulo-caminhada-pela-paz-na-regiao-brasilandia-im-november-2012/
http://www.welt-sichten.org/artikel/221/der-hoelle-hinter-gittern
Viele Demo-Teilnehmer trugen T-Shirts mit den Fotos von Mordopfern aus jüngster Zeit: Familienangehörige, Freunde, Bekannte.
Wie Lula im Dez. 2012 in Berlin sagte, lebt Lateinamerika derzeit in einer Ära von “Frieden und Fortschritt”. (a “era de paz e progresso” que a América Latina está vivendo na atualidade)
Lula auf Kongreß der IG Metall in Berlin 2012: http://www.hart-brasilientexte.de/2012/12/03/wie-die-ig-metall-ihren-berliner-kongres-redner-lula-vorstellt-was-alles-fehltmenschenrechtslage-korruptionsskandale-unter-der-lula-regierung-komplett-unerwahnt/
Politik und organisiertes Verbrechen: http://www.hart-brasilientexte.de/2012/11/15/brasilien-eine-schwache-regierung-in-geheimem-einverstandnis-mit-dem-organisierten-verbrechen-okumenische-protestveranstaltung-zum-gedenken-an-die-rund-100-bisher-in-sao-paulo-bei-attentaten-d/