Klaus Hart Brasilientexte

Aktuelle Berichte aus Brasilien – Politik, Kultur und Naturschutz

Brasiliens katholischer Priester Marcelo Rossi – gegen den Strom(Mainstream): Padre weiht mit Franziskanerbischof Fernando Figueiredo in Sao Paulo den größten Tempel des Landes ein – künftig Platz für etwa 100000 Gläubige. „Santuario Mae de Deus“, Viertel Interlagos. Wunderheiler-Sekten und CIA, Franziskaner in Brasilien.

Donnerstag, 01. November 2012 von Klaus Hart

 http://www.hart-brasilientexte.de/2012/11/02/die-franziskaner-ihr-bischof-fernando-figueiredo-fuhrt-brasiliens-popularste-diozese-santo-amaro-in-sao-paulo-bischof-weiht-mit-padre-marcelo-rossi-groste-katholische-kirche-des-landes-ein-san/

http://www.hart-brasilientexte.de/2012/11/03/brasilien-franziskanerbischof-fernando-figueiredo-und-padre-marcelo-rossi-zelebrieren-gottesdienst-in-sao-paulos-neuer-groster-kirche/

Priester wie Padre Marcelo haben mit ihrer enormen Popularität dazu beigetragen, daß Papst Benedikt XVI. den meisten Brasilianern keineswegs fremd geblieben war, sondern sehr nahe. Denn in jedem Mega-Gottesdienst holte  Padre Marcelo  den deutschen Papst durch Predigt, Zitate, Lieder in die „Missa“, Benedikt wurde selbst mit Hochrufen der Massen teils regelrecht gefeiert. 

Die neue Kirche der Diözese Santo Amaro ist keineswegs als einzige Sao Paulo stets voll – auffällig und kurios die erhebliche Zahl von Anhängern evangelikaler Sektenkirchen unter den Katholiken.  Wer die Kathedrale Sao Paulos mit ihren vielen Gottesdienstes besucht, wird feststellen, daß es dort ebenfalls sehr beliebte Priester gibt, die enormen Zulauf haben. Und wenn Kardinal Odilo Scherer beispielsweise am 1. Mai einen Arbeitergottesdienst zelebrierte, kamen die letzten Jahre sogar mehr Gläubige als zu Lulas Gewerkschaftskundgebung ein paar Kilometer entfernt. 

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http://www.hart-brasilientexte.de/2012/11/02/brasiliens-groste-katholische-kirche-in-sao-paulo-einge

Entwurf von Architekt Ruy Ohtake, Gottesdienst-Zeiten: Donnerstag – 20 Uhr, Sonnabend – 15 Uhr, Sonntag – 5.50, 9 und 17 Uhr.

Seit Jahren ist eine große, wenngleich provisorische Halle, in der Padre Marcelo Gottesdienste zelebriert, gleichzeitig Wallfahrtsort für Gläubige aus ganz Brasilien, die teils sogar in Buskarawanen aus Amazonien anreisen.  Jede Woche feierte dort auch der Diözesan-Franziskanerbischof Fernando Figueiredo gemeinsam mit Rossi Gottesdienste. 

Die neue Kirche gehört ebenso wie die bisherige Halle zur Diözese Santo Amaro und wird von dieser administriert – ungezählte Brasilianer haben für den neuen Bau gespendet.  Angesichts des Ansturms der Gläubigen erwies sich der Kirchenbau für die Diözese schlichtweg als Notwendigkeit. 

Da Padre Marcelo Rossi einfach lebt, keinerlei Villen, Privatflugzeuge etc. besitzt und keinerlei persönlichen Reichtum herausstellt, wie es bei den Führungsleuten der Wunderheilersekten üblich ist,  die in Ländern wie Deutschland gewöhnlich beschönigend als Freikirchen bezeichnet werden, ist er angesichts seiner Popularität als Katholik permanent gerade auch in Europa vielen Medien-Verleumdungen ausgesetzt, darunter selbst im kirchlichen Mainstream.

Sektenführer als Multimillionäre:  http://www.hart-brasilientexte.de/2013/01/18/brasilien-die-millionare-unter-den-bischofen-der-wunderheiler-sektenkirchen-edir-macedo-universalkirche-auf-platz-1-950-millionen-dollar/

http://www.padremarcelorossi.com.br/

http://www.hart-brasilientexte.de/2012/04/01/brasiliens-padre-marcelo-rossi-sein-hit-seit-2011-o-meu-lugar-e-no-ceu-agape-musical/

http://www.hart-brasilientexte.de/2012/02/26/brasiliens-unangefochtener-bestsellerautor-der-katholische-priester-marcelo-rossi-und-agape-bisher-75-millionen-verkaufte-exemplare-wie-stark-sich-die-brasilianische-katholische-kirche130-mi/

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Dom Fernando Figueiredo,  Franziskaner-Bischof der Diözese Santo Amaro, in der Padre Marcelo Rossi wirkt, nach dem Website-Interview.

Figueiredo, Kommunikationsexperte und Medienpionier seiner Kirche, baut mit Gleichgesinnten zielstrebig katholische Radio – und TV-Stationen auf, moderiert sogar Sendungen in kommerziellen Sendern – und hat das Glück, daß 1990 ein junger Mann namens Marcelo Rossi  partout in seiner noch so grauenhaft provisorischen  Diözese Padre werden will.  Der Bischof erkennt rasch Charisma und Kommunikationstalent des Seminaristen, fördert, schult ihn nach Kräften.  Als Rossi 1994  nach der Priesterweihe die ersten Gottesdienste zelebriert,  stehen die Gläubigen bereits dichtgedrängt bis auf die Straße, blockieren den Verkehr selbst auf einer großen Kreuzung, kommt kein Auto mehr durch.  Alle paar Jahre müssen immer größere Lagerhallen angemietet werden, um den Ansturm der Menschen zu bewältigen, die bereits mit Buskarawanen aus allen Landesteilen, selbst aus Amazonien kommen…

Aber heißt es nicht in den Medien, Figueiredo und Rossi seien eitle Popstars – der Papst beobachte mit Argwohn und Distanz, wie beide völlig unkonventionelle, unvergleichlich lebendige und mitreißende Gottesdienste gestalten, der Kirche Brasiliens gegen die Linie Roms viele neue Impulse geben? „Leider kommt von den Kritikern keiner mal hier vorbei, prüft, was wir tun“, so der Bischof. „Denn Papst Benedikt unterstützt die Initiativen unserer Diözese, darunter die Aktivitäten von Padre Rossi, begleitet sie mit großer Sensibilität. Er kennt Rossi bereits aus seiner Kardinalszeit gut, hat zu ihm ein vertrautes, herzliches Verhältnis. 2010 hat er Rossi für seine Evangelisierungsarbeit mit dem Van-Thuan-Menschenrechtspreis ausgezeichnet und sagte uns beiden:“Macht so weiter!“ Die Missionszentrale der Franziskaner habe beim Aufbau der Diözese, gegründet erst 1989,  stark mitgeholfen – dürfte sich ebenfalls über die Erfolge freuen. Die Zahl der Kirchengemeinden sei von 34 auf 110 gestigen, die der Geistlichen von 40 auf 170. Von Priestermangel keine Spur – Diözese-Padres seien heute sogar in Avignon, Toulon, Lyon tätig – und selbst im portugiesischen Coimbra. „In unserer Diözese entscheiden sich jedes Jahr mehr junge Leute für den Priesterberuf – und viele Gläubige, die zu Sekten üb erwechselten, kehrten durch unsere Arbeit zur katholischen Kirche zurück.“ Das haben auch Studien bewiesen. Den nötigen Denkanstoß dafür liefern nur zu oft Padre Rossis begeisternde Freilicht-Gottesdienste auf der Formel-Eins-Rennstrecke, zu denen bis zu drei Millionen Menschen strömen. Befragt man dort Gläubige, geben sich erstaunlich viele als zweifelnde Sektenanhänger zu erkennen.

Erwartungsgemäß haben Figueiredo und Rossi wegen des Erfolgs ihrer Arbeit auch viele Neider, sogar Feinde.  Brasiliens Sekten, die nicht selten explizit die katholische Kirche als „Kirche des Teufels“ beschimpfen,  sind nicht nur in Brasilien politisch und wirtschaftlich sehr einflußreich, haben sogar eigene Parteien, Minister, gehören zum Regierungsbündnis von Staatschefin Dilma Rousseff. Die kaum verdeckte Sympathie in Mitteleuropa für die als Freikirchen bezeichneten Wunderheilersekten ist bekannt, kommt daher nicht von ungefähr. Über die Zusammenarbeit von Geheimdiensten und Sekten – vom Mainstream gewöhnlich unterschlagen –  gibt es Analysen wie die von Brasiliens wichtigsten Befreiungstheologen Frei Betto:

Hintergrund:

„CIA spionierte Brasiliens Kirche aus, fördert Sekten”
Bischofskonferenz analysiert freigegebene Geheimdokumente
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