http://de.wikipedia.org/wiki/Odilo_Pedro_Scherer
Obdachlosenverbrennung:
Vom Mainstream wird im Kontext der Papstwahl über den weltweiten Kampf der katholischen Kirche unter Benedikt XVI. für Menschenrechte, gegen eine menschenfeindliche, extrem unsoziale neoliberale Politik, gerade auch in Ländern wie Brasilien sowie für die Bewahrung der Schöpfung offenkundig bewußt nicht informiert, ist das Fehlen entsprechender Analysen sehr aufschlußreich.
Kardinal Scherer verabschiedet sich Ende Februar 2013 von Papst Benedikt XVI.
Laut Landesmedien wird Kardinal Scherer als moderat eingestuft – in den letzten Jahren hat er indessen sehr häufig deutlich Position zu gesellschaftlichen und religiösen Fragen bezogen – u.a. gravierende Menschenrechtsverletzungen unter Lula-Rousseff, das lebendige Verbrennen von Obdachlosen, Staats-und Regierungskorruption, fortdauernde Sklavenarbeit und auch die staatlich geförderte Ausbreitung übelster Wunderheilersekten angeprangert. Scherer forderte seine Kirche stets auf, selbst in den heikelsten, schwierigsten Situationen Courage zu zeigen, ohne Angst vor den Risiken. Unter Scherer lieferten die Sozialpastoralen der Erzdiözese, darunter die Arbeiterseelsorge, auffällig gesellschafts-und regierungskritische Analysen, die in sehr interessanter Weise den im mitteleuropäischen Mainstream gepflegten Brasilien-Einschätzungen widersprachen.
Deutschstämmiger Kardinal Odilo Scherer beim Protestgottesdienst in der Kathedrale von Sao Paulo. “Wir erleben ständig soziale Spannungen. Es ist nicht gerecht, daß einige alle Rechte genießen, privilegiert sind – und anderen die Rechte verweigert werden. Wir müssen ehrliche, würdige Leute wählen mit ernsthaften Projekten, damit die soziale Ungerechtigkeit überwunden wird. Brasilien ist so reich, daß alle gut leben könnten. Niemandem darf Leben verweigert werden – weder durch Hunger noch durch fehlende Sicherheit.”
Scherer-Gottesdienst für Papst in Sao Paulo-Kathedrale: http://www.hart-brasilientexte.de/2013/02/26/brasilien-sao-paulos-deutschstammiger-kardinal-odilo-scherer-zelebriert-gottesdienst-in-der-kathedrale-zur-wurdigung-der-leistungen-von-papst-benedikt-xvifebr-2013/
Kardinal Odilo Scherer nennt als Problem, daß der Papst garnicht verstanden worden sei in der Konfrontation der Ideen, im Bereich der Kultur, dem Medien-Streit, daß man den Papst falsch interpretierte. Scherer benannte als Tatsache, daß es heute eine neue Kultur ohne solide, konsistente Werte, voller Subjektivismus und totalem Werte-Relativismus gebe, selbst in bezug auf ethische, anthropologische und sogar religiöse Werte. Diese neue Kultur sei verwässert. „Das ist die Kultur des totalen Subjektivismus.“ Dies sei die Herausforderung für eine katholische Kirche, die in ihrer Geschichte bereits viele Herausforderungen bestehen mußte.
Scherer gilt zwar als Papstkandidat, hat indessen wie alle anderen von Medien befragten katholischen Würdenträger Brasilien betont, daß es unwichtig sei, ob ein Lateinamerikaner, gar ein Brasilianer Papst werde. Brasilien zählt über 130 Millionen Katholiken. Der deutsche Benedikt XVI. ist in Brasilien außerordentlich populär, wie auch beim Besuch von 2007 sehr deutlich wurde. Vielen brasilianischen Katholiken gefiel sehr , daß ein Deutscher, deren Mentalität, soziokulturelle Charaktereigenschaften in Brasilien sehr geschätzt werden, zum Papst gewählt wurde. Der deutsche Papst, der Vatikan bewiesen stets ein sehr enges Verhältnis zu Brasilien, sehr gute Kenntnisse der brasilianischen Realität, wie auch in brasilianischen Medienanalysen betont wurde. In Brasilien ist die Befreiungstheologie weiterhin sehr lebendig, wurde unter Benedikt XVI., wie befreiungstheologisch orientierte Menschenrechtsaktivisten betonten, nicht im geringsten eingeschränkt. Auch im Zusammenhang mit dem Papstrücktritt wird in Mitteleuropa erneut Propaganda für evangelikale Wunderheilersekten betrieben. Diese Sekten werden gewöhnlich beschönigend „Freikirchen“ genannt. So wird weiterhin wahrheitswidrig behauptet, am Jesusmarsch der Sekten würden weit über eine Million Menschen teilnehmen, obwohl Studien der größten brasilianischen Tageszeitung „Folha de Sao Paulo“ ergeben hatten, daß selbst beim größten jährlichen Jesusmarsch in Sao Paulo zuletzt nur etwa 335000 Menschen dabeiwaren. http://www.hart-brasilientexte.de/2012/07/16/wie-brasiliens-evangelikale-sekten-ihre-gesellschaftliche-prasenz-enorm-ubertreiben-jesusmarsch-organisatoren-feierten-2012-angebliche-funf-millionen-teilnehmer-obwohl-es-laut-qualitatsmedien-nur-3/