Auch in der Megacity Sao Paulo, seit Anfang Januar von Bürgermeister Fernando Haddad aus Lulas Arbeiterpartei PT regiert, bekamen die Bürger gleich in den ersten Tagen des neuen Jahres plastisch-drastisch vorgeführt, daß sich an zunehmenden Erschwernissen des wirtschaftlichen und sozialen Alltags nichts ändern wird. Wie 2012 häufen sich Stromausfälle, wird indessen wenigstens ein Teil der mit Wartungsarbeiten begründeten Stromabschaltungen vorher angekündigt – den hohen wirtschaftlichen Schaden haben in den betreffenden Vierteln die Mittel-und Kleinbetriebe der verschiedensten Branchen, dazu Geschäfte und Serviceeinrichtungen, aber auch Büros mit Freiberuflern aller Art, ganz allein zu tragen – zumal die Stromabschaltungen stets in die Hauptgeschäftszeiten gelegt werden. Leitungsprobleme gibt es indessen nicht nur bei Strom – auch die Telefone bleiben tagelang tot, weil die Leitungen außerhalb der Gebäude in entsprechend prekärem Zustand sind.
Stromausfälle treffen auch bekannten Touristenorte wie Paraty.
Reihenweise unbesetzte Kassen.
Sao Paulos Supermärkte vermittelten ihren Kunden ebenfalls gleich an den ersten Tagen des neuen Jahres, daß auf Kontinuität gesetzt wird, es bei als bewährt empfundenen Methoden der Geschäftsführung bleibt: Von etwa zwanzig Schnellkassen eines großen Supermarkts war nur ein Drittel besetzt, so daß die Kunden in über 100 Meter langen Schlangen auf die „Schnellabfertigung“ binnen 40 Minuten und mehr warten mußten. Lautstarke Proteste oder Kritik, wie etwa in mitteleuropäischen Ländern, sind in Brasilien unüblich – die Kundschaft nimmt solche Behandlung passiv-apathisch hin.
Endlose Warteschlangen – der Horror besonders für alte Leute. Fast täglich berichten die Medien über kranke alte Menschen, die in Warteschlangen vor Hospitälern tot zusammengebrochen sind.
Nicht zufällig nimmt Brasiliens Bestsellerautor und DAAD-Stipendiat Joao Ubaldo Ribeiro die Mentalität seiner Landsleute, deren Autoritätshörigkeit und Passivität, aufs Korn. “Wir sind ein Volk mit dem Temperament von Schafen, von Hammeln, wir sind an Autorität gewöhnt. Hier reklamiert doch niemand.“
Der Kontrast zu einem lateinamerikanischen Land wie Chile könnte nicht größer sein – im chilenischen Alltag fällt das starke kritische Bewußtsein der Bevölkerung, die ausgeprägte Protestkultur überall auf – werden die Chilenen daher weder von Stromausfällen noch von schlechtem Service in Läden und Supermärkten gepeinigt.
Rund eine Million Haushalte in Brasilien noch ohne Stromanschluß, laut amtlichen Angaben.
Ausnahmen bestätigen die Regel – wenn bei Tropenhitze Fleisch und andere Lebensmittel im Kühlschrank mangels Strom barbarisch stinken: http://www.hart-brasilientexte.de/2012/12/28/brasilien-strasenproteste-wegen-tagelangen-stromausfallen-in-der-wm-und-olympia-stadt-rio-de-janeiro-sogar-auf-dem-internationalen-flughafen-standen-die-reisenden-komplett-im-dunkeln/
Ausriß. Brasiliens größte Qualitätszeitung „Folha de Sao Paulo“ über das im Gegensatz zum Staat immer besser organisierte Verbrechen.
Ausriß, Angeli, Blutflecken. „Besuche Sao Paulo“.
Menschenrechts-Samba von Jorge Aragao, anklicken: http://www.hart-brasilientexte.de/2012/09/13/der-irak-ist-hier-menschenrechts-samba-von-jorge-aragao-aus-rio-de-janeiro-seit-jahren-hochaktuell-das-blutbad-vom-september-2012/