Im Memorial da Resistencia, dem früheren Folterzentrum des Militärregimes in Sao Paulo, erläuterte Maria Rita Kehl auf einer Gedenkveranstaltung, daß der Zugang zur Wahrheit selbst unter den heutigen Bedingungen der Demokratie nach wie vor schwierig sei. „Selbst in der Demokratie sind uns von der Wahrheitskommission die Geheimarchive weiterhin verschlossen. Die Streitkräfte Brasiliens sind nicht gerade hilfsbereit. Dort sagt jetzt niemand, ja, wir öffen euch jetzt die Geheimarchive. Es ist sehr kompliziert. Die fehlende Wahrheit über die tatsächlichen Vorgänge während des Militärregimes öffnet den Weg für eine Wiederholung der Menschenrechtsverletzungen von damals.“
Maria Rita Kehl verwies dabei auf gravierende Menschenrechtsverletzungen im heutigen Brasilien.
Theoretisch müßte die Wahrheitskommission leichten Zugang zu Geheimarchiven des Militärs haben, da Staatspräsidentin Dilma Rousseff laut Verfassung auch die Oberbefehlshaberin der Streitkräfte ist. Dann würden auch mehr Details über die Zusammenarbeit Bonns mit den Folter-Generälen bekannt:
Willy Brandt und sein Diktatur-Amtskollege José Magalhaes Pinto: http://www.hart-brasilientexte.de/2013/11/19/brasiliens-folter-diktatur1964-1985-mit-wem-bundesausenminister-willy-brandt-damals-bilaterale-vertrage-unterzeichnet-das-massaker-an-stahlarbeitern-unter-gouverneur-jose-magalhaes-pinto/
Lula war Diktatur-Informant, laut neuem Buch:
Ex-Mann von Präsidentin Dilma Rousseff, gefoltert: http://www.hart-brasilientexte.de/2013/04/10/brasilien-laut-ex-ehemann-von-prasidentin-dilma-rousseff-carlos-araujo-waren-unternehmer-des-industriellenverbands-fiesp-zur-diktaturzeit-bei-folterungen-prasent-stachelten-folter-an/
Bonns Haltung zu Brasiliens Diktaturgenerälen nach dem Militärputsch von 1964:
Laut Geschichtsdaten erfolgte der erste Besuch eines deutschen Bundespräsidenten mit Heinrich Lübke kurz nach dem Militärputsch vom 31. März 1964, vom 7. bis 14. Mai des betreffenden Jahres. Es war der erste offizielle Besuch eines ausländischen Staatschefs nach dem Militärputsch. Zum Lübke-Besuch wurde auch eine deutsche Sonderbriefmarke herausgegeben.
Deutscher Bundespräsident Heinrich Lübke, erster hochrangiger ausländischer Besucher der Folterdiktatur 1964: http://www.hart-brasilientexte.de/2014/01/01/brasilien-2014-tropenland-begeht-50-jahrestag-des-militarputsches-von-1964-wie-ihn-die-usa-unterstutzten-westdeutscher-bundesprasident-heinrich-lubke-als-erster-hochrangiger-besucher-der-putschgen/
Für das Folterregime hatte die politisch-wirtschaftliche Unterstützung durch eine führende Wirtschaftsnation wie Westdeutschland sehr große Bedeutung.
Lübke im Nazi-Machtzentrum: http://www.zeit.de/2007/30/Heinrich-Luebke/komplettansicht
…Der Jägerstab und der aus ihm im August 1944 hervorgegangene Rüstungsstab waren die wichtigsten Schaltstellen der Rüstungsproduktion im »totalen Krieg«. Damit befand sich Lübke nun in einem Machtzentrum des NS-Staates. Eines der Hauptthemen, das dort regelmäßig besprochen wurde, war die Forderung nach Zwangsarbeitern und KZ-Häftlingen, um sie in die Stollenprojekte »hineinzupumpen«, wie SS-Bauchef Hans Kammler im Mai 1944 in einer Jägerstabsrunde die Deportation dieser Menschen, darunter Zehntausender ungarischer Juden, auf die Untertagebaustellen nannte.
Außer der Aufgabe in Peenemünde übernahmen Lübke und seine Leute auch die Bauleitung für ein Industrieverlagerungsvorhaben in den stillgelegten Kalischächten von Plömnitz bei Bernburg im heutigen Sachsen-Anhalt. Unter dem Decknamen »Leopard« wurden hier bis zu 2000 Häftlinge aus einem Außenlager des KZ Buchenwald zu auszehrenden Betonierungs- und Transportarbeiten gezwungen. Ein Teil der Häftlinge war monatelang in einem Schacht in 420 Meter Tiefe untergebracht, etliche kamen darin um…
Laut Nationaler Wahrheitskommission waren bereits im Putschjahr 1964 über 50000 Menschen verhaftet worden. Wie die Wahrheitskommission weiter mittteilte, wurden die Regimegegner in Fußballstadion und Schiffen gefangen gehalten. Zu den Stadien zählte das Fußballstadion “Caio Martins” in Rio de Janeiro. Schon im Putschjahr 1964 sei vom Militärregime die Folter eingeführt worden – dazu Mord, Verschwindenlassen und Entführung.
1969 schloß Bonn mit dem Militärregime laut Jahreschronik ein Kulturabkommen.
Unterschiedliche Sichtweisen: http://www.hart-brasilientexte.de/2013/04/06/brasilien-unterschiedliche-sichtweisen-auf-das-militarregime-kongressenator-aecio-neves-starker-mann-der-psdb-der-sich-in-brasilia-mit-yoani-sanchez-traf-nennt-den-militarputsch-von-1964-revol/
„Diktatur light.“ WeltTrends, Potsdam 2012
Maria Rita Kehl, Mitglied der Nationalen Wahrheitskommission zur Aufklärung der Diktaturverbrechen, im Memorial da Resistencia. http://www.hart-brasilientexte.de/2011/01/26/ausergewohnliche-frauen-brasiliens-maria-rita-kehl/
Maria Rita Kehl, Teil der offiziellen brasilianischen Delegation zur Frankfurter Buchmesse 2013: http://www.hart-brasilientexte.de/2013/09/09/frankfurter-buchmesse-2013-gastland-brasilien-maria-rita-kehl-therapeutin-und-mitglied-der-wahrheitskommission-zur-aufarbeitung-der-diktaturverbrechen-uberraschend-teil-der-offiziellen-brasiliani/
Verfolgte katholische Kirche: http://www.ila-web.de/brasilientexte/alencarcoimbra.htm
Diktaturopfer – getötete Regimegegnerin, Foto von kirchlichen Menschenrechtsaktivisten.
„Diktatur light.“ WeltTrends, Potsdam 2012
Kuba-Bloggerin Yoani Sanchez und ihr Treffen mit Rechten und Rechtsextremen in Brasilia: Daß sich Sanchez ausgerechnet für rechte und rechtsextreme Diktaturanhänger Brasiliens interessiert, erscheint zusätzlich bizarr angesichts des kaum zu beschreibenden Sadismus, den der Repressionsapparat der von den USA unterstützten Militärdiktatur just an weiblichen Diktaturgegnern austobte: So war üblich, diese Frauen nahezu alle Formen entsetzlichsten sexuellen Mißbrauchs erleiden zu lassen – von massenhafter Vergewaltigung durch Folterknechte und andere Militärs bis hin zu schrecklichsten Folterungen an der Vagina und an den Brüsten. Sogar Genitalverstümmelung wurde angewendet. Am Ende stand fast stets die Ermordung. Diese Fakten sind weltweit bestens bekannt und werden derzeit von der Wahrheitskommission noch einmal bestätigt.
Allgemein bekannt ist, daß brasilianische Folterer in den USA ausgebildet wurden, der US-Geheimdienst laut US-Quellen im Repressionsapparat der Militärdiktatur Brasiliens präsent war. http://www.ila-web.de/brasilientexte/cia.htm
Französischer General Aussaresses zum Fall einer totgefolterten Diktaturgegnerin in Brasilien: http://www.hart-brasilientexte.de/2008/05/05/franzosischer-general-war-folter-lehrer-wahrend-brasiliens-diktaturzeit-regierung-in-paris-wuste-von-regime-verbrechen/#more-453
Sicherlich nicht nur für Medieninteressierte kurios, daß deutschsprachige Medien , die regelmäßig über Yoani Sanchez berichten, ihre Leserschaft über all diese Aspekte bisher immer noch nicht informieren wollen.
http://www.hart-brasilientexte.de/2011/09/20/brasilien-daten-statistiken-bewertungen-rankings/
Frankfurter Buchmesse 2013 – Gastland Brasilien. Deutschlandjahr 2013 in Brasilien: http://www.hart-brasilientexte.de/2012/10/17/frankfurter-buchmesse-2013-gastland-brasilien-literatur-und-landesrealitaet-keinerlei-veranstalterhinweis-auf-gravierende-menschenrechtslage-auf-daten-und-fakten-von-amnesty-international-und-bras/
Jesus in Mariana/Minas Gerais.