Lula zu Poupanca: http://www.hart-brasilientexte.de/2009/04/30/lula-auf-thyssenkrupp-baustelle-bei-rio-de-janeiro/
Gegenüber März 2011 nahm die Industrieproduktion im März 2012 um 2,1 % ab, hieß es.
Brasilianische Müllsammlerin mit verletztem Fuß, in der City Sao Paulos am 1. Mai 2012. Wie sogar die Präfektur Sao Paulos einräumt, ist die Zahl der Obdachlosen in der Stadt von 2009 bis 2011 um 6 % gestiegen, auf 14478 – “trotz Wachstum von Wirtschaft und Arbeitsplätzen”(Folha de Sao Paulo)
Der angesehene Unternehmer Jorge Gerdau sagte gegenüber den Qualitätsmedien Brasiliens, das Handelsdefizit der verarbeitenden Industrie habe 2011 bei 92 Milliarden US-Dollar gelegen, fünf Jahre zuvor jedoch nur bei 20 Milliarden US-Dollar. Gerdau kritisierte besonders das komplexe System hoher Steuern, was die Wettbewerbsfähigkeit brasilianischer Industrieprodukte auf dem Weltmarkt deutlich vermindere. In Bezug auf den Endpreis bei Stahl sei Brasilien daher das zweitteuerste Land der Erde.
Gerdau zählte zu Brasiliens gravierendsten Problemen die Bildung. Schüler hätten durchschnittlich pro Tag lediglich 2,7 Stunden Unterricht. Ein weiteres gigantisches Problem sei Brasiliens Logistik, die sehr hohe Kosten verursache und damit die Wettbewerbsfähigkeit verringere.
http://www.hart-brasilientexte.de/2011/09/20/brasilien-daten-statistiken-bewertungen-rankings/
Lange Zeit war Brasiliens Deindustrialisierungsproblem im deutschsprachigen Wirtschafts-Mainstream ein Tabu, wurde dafür eine angeblich großartige Industrialisierung gefeiert. Erst 2012 wurde unter dem Druck der Fakten und der Alternativquellen das Tabu gebrochen.
Hintergrund von Anfang 2011 :
Führende brasilianische Wirtschaftsexperten haben die Hochzinspolitik der Regierung wiederholt heftig kritisiert. José Roriz Coelho, Fachdirektor für Wettbewerbsfähigkeit und Technologie in Lateinamerikas wichtigstem Industriellenverband FIESP in Sao Paulo, verglich 2011 im Website-Interview das Zinsniveau Brasiliens mit hohem Fieber, einer Krankheit: “Brasiliens Zinsen sind die höchsten der Welt – also ist die Krankheit sehr gravierend. Wieso sagen dann viele, die Zeitungen, daß im Lande alles wunderbar läuft, obwohl wir 40 Grad Fieber haben? Also läuft da etwas falsch. Denn die meisten Devisenzuflüsse, die unsere Landeswährung Real so ungünstig aufwerten, sind nur Spekulation mit Zinsgewinnen und leider keine Investitionen. Wo soll da für Brasilien ein Vorteil liegen? Zu einer Wirtschaftsmacht können wir nur werden, wenn der jetzige Kurs deutlich korrigiert wird.”
Direktor José Roriz Coelho beim Exklusivinterview in Sao Paulo 2011.
“In Brasilien nimmt der Anteil der Industrie am Bruttosozialprodukt zunehmend ab. Dafür gibt es verschiedene Gründe. So hat die Regierung ihre Ausgaben stark erhöht – muß also die Steuern erhöhen, um die Ausgaben decken zu können. Doch die Steuererhöhungen betreffen just den Industriesektor stark. Brasilien verkauft seine Rohstoffe sehr billig ins Ausland – doch teuer an die Unternehmen im Inland. Rohstoff-Firmen kommen viel billiger an Kredite als die mittleren und kleinen Industriebetriebe. Brasiliens Anteil am Welthandel ist sehr niedrig. Daß unsere Infrastruktur so teuer ist, bildet ein großes Problem. Denn unsere Transportkosten sind viel höher als in anderen Ländern, die Logistik ist sehr teuer. Die Regierung ist sehr unbeweglich – wir haben viel Bürokratie, für die die Ausgaben enorm sind. Zudem ist das Korruptionsniveau in Brasilien unakzeptierbar hoch – wir brauchen ein Programm gegen Korruption. In Brasilien existiert eine regelrechte Banken-Diktatur – Brasiliens Banken sind die rentabelsten der Welt. Dieses hiesige Bankensystem hat sehr viel Macht. In Ländern wie Deutschland ist dieses System ein Mechanismus, um die Wirtschaft zu ölen, ist das Öl im Räderwerk. Doch in Brasilien nimmt es sich fast allen Reichtum, den die Wirtschaft erzeugt. Die Regierung muß die Augen öffnen – und Korrekturen veranlassen.”
Wie es in den Wirtschaftsmedien hieß, importiere EMBRAER Hightech-Teile aus dem Ausland. Es handelt sich dabei um die selben Zulieferer wie etwa bei Boeing, darunter Liebherr. Im Brasilien-Agitprop spielt EMBRAER eine wichtige Rolle. Gewöhnlich wird Embraer in Mitteleuropa immer noch als drittgrößtes Flugzeugwerk bezeichnet – trotz der Bombardier-Position.
http://dmm.travel/news/artikel/lesen/2012/04/boeing-und-embraer-tun-sich-zusammen-42488/
http://www.uniara.com.br/mestrado_drma/arquivos/dissertacao/fernando_bueno_oliveira.pdf
Begründet wird der hohe Anteil ausländischer Teile mit der Unfähigkeit der brasilianischen Unternehmen, entsprechende Hightech-Qualität zu produzieren.
Gewöhnlich wird der außerordentlich hohe Hightech-Importanteil bei EMBRAER in ausländischen Veröffentlichungen nicht genannt. Damit entsteht zwangsläufig der Eindruck, EMBRAER verwende überwiegend von brasilianischen Firmen produzierte Teile, sei ein echter Hightechkonzern.
Auf dem Ranking der 500 größten Unternehmen Lateinamerikas liegt EMBRAER 2010 auf Platz 89, 2009 war es immerhin noch Platz 79. In der Statistik jener lateinamerikanischen Unternehmen, deren Verkäufe von 2009 bis 2010 am meisten fielen, liegt EMBRAER auf Platz 18, mit minus 9,3 Prozent.EMBRAER ist nach Petrobras zweitgrößter Importeur Brasiliens – auf der Liste der größten Exportfirmen Lateinamerikas belegt es Platz 15. Im brasilianischen Unternehmensranking liegt EMBRAER an 50. Stelle. (Quelle: AmericaEconomia)
Tags: A-29 Super Tucano, EMBRAER, Streubomben
Laut Landesmedien wurde der entsprechende Liefervertrag mit der US-Luftwaffe geschlossen – eine Aufstockung auf 55 Super Tucanos(950 Millionen Dollar) sei möglich. Embraer-Maschinen bestehen überwiegend aus Zulieferteilen der Ersten Welt, die Elektronik ist fast komplett aus den USA. Dies gilt auch für die Super-Tucano-Maschinen. Wie es hieß, würden diese in der Embraer-Montagefabrik von Jacksonville in Florida hergestellt, ” durch nordamerikanische Arbeiter, mit Flugzeugteilen nordamerikanischer Unternehmen”. Super-Tucanos würden durch sechs Luftstreitkräfte der Erde eingesetzt, darunter im Kampf gegen die FARC in Kolumbien.Der militärische Unternehmensteil von Embraer beschäftige derzeit 1436 Menschen.
EMBRAER-Jet – 93 Prozent der Teile, alle Higtech von ausländischen Herstellern, fast durchweg der Ersten Welt. Schwierig, in Brasilien einmal einen Flug mit einer Embraer-Maschine zu erwischen – Boeing und Airbus dominieren absolut.
In Wirtschaftskommentaren wurde das neue „Hilfsprogramm“ der Rousseff-Regierung gegen Deindustrialisierung sogar mit offenem Hohn und Spott belegt. Alte Artikel von 2007 könne man im Grunde erneut drucken, weil niemand den Unterschied bemerken würde. Gegen Brasiliens hohe Spezialkosten, „Custo Brasil“, darunter die archaische Infrastruktur und Logistik, werde nichts unternommen. Laut mitteleuropäischen Analysen erlebt Brasilien indessen ein Boom-Szenario.
och, 04. April 2012 von Klaus Hart **
Ausriß: „Neuer Versuch, um stagnierte Wirtschaft wiederzubeleben.“
Grüne Sicht auf Brasilien:
Unterdessen haben kurz vor Ostern Gewerkschaften und Unternehmer in Sao Paulo gemeinsam erneut „für die Verteidigung der Industrie und der Arbeitsplätze“ auf der Straße demonstriert.
Das neue Regierungsprogramm bedeute zudem einen Verstoß gegen die Regeln der Welthandelsorganisation sowie des Mercosul.
In Ländern wie Deutschland wird Brasiliens Präsidentin Dilma Rousseff als hervorragende Administratorin gerühmt.
“Mit wahnsinnigen Zahlen in allen Wirtschaftszweigen ist es bald eines der wichtigsten Länder der Welt.” (Die Welt)
Jahrelang wurde im deutschsprachigen Mainstream gemäß den PR-Vorschriften eine angebliche Industrialisierung Brasiliens gefeiert, während vor Ort, in Brasilien selbst, der Industriellenverband und die Wirtschaftsexperten mit zahlreichen Fakten die fortschreitende Deindustrialisierung des Landes belegten. Jetzt könnte sich der Trend wieder ändern. Denn das Handelsblatt stellte in einer Analyse erstmals klipp und klar fest: „Die Klage der Regierung und Industrieverbände trifft zu, daß in Brasilien eine schrittweise Deindustrialisierung stattfindet.“ Noch im November 2011, einem ausgesprochenen Deindustrialisierungsjahr mit zahlreichen Fabrikschließungen, hatten die Stuttgarter Nachrichten angesichts des Kretschmann-Besuchs in Brasilien konstatiert:“Das Land durchläuft eine intensive Industrialisierung“ – wurde somit die allgemein bekannte Deindustrialisierung zur Industrialisierung erklärt. Mainstream-Feststellungen dieser Art über Brasilien gibt es längst aus den bekannten Gründen täglich.
Tags: Brasiliens Bildungsrückstand, Breasiliens Industriellenverband FIESP
FIESP wirft der Rousseff-Regierung grundsätzlich vor, Brasiliens Industrieunternehmen mit im Weltvergleich unvertretbar hohen Steuern zu belasten, diese Abgaben dann aber ganz anders als beispielsweise in entwickelten Staaten sowie anderen Schwellenländern nicht effizient für soziale Zwecke, die dringend nötige Verbesserung der Infrastruktur einzusetzen. FIESP weist in einer Studie angesichts des gravierenden Fachkräftemangels besonders auf die prekäre Situation der Bildung in Brasilien. Zwar investiere der Staat praktisch doppelt soviel wie China, erziele indessen ganz anderes Resultate: “Geringere Schulbildung, höhere Analphabetenrate, schlechteste PISA-Note, hohe Sitzenbleiber-Raten, niedriges Niveau des Bildungswesens.”
Bereits 2005 seien in China 40 % der Hochschulabgänger Ingenieure gewesen, in Brasilien dagegen nur 8 %. In China kämen auf 10000 Einwohner statistisch 4,6 Ingenieure, in Brasilien dagegen nur 1,6. Auch deshalb erleide Brasilien im internationalen Konkurrenzkampf gravierende Nachteile. In anderen Ländern werde steigende Bildung rasch in größeren gesellschaftlichen Reichtum umgesetzt – für Brasilien gelte dies indessen nicht.
Auf dem letzten FIESP-Ranking für internationale Wettbewerbsfähigkeit rangiert Brasilien in der letzten Ländergruppe mit dem niedrigsten Niveau, auf Platz 36. China befindet sich dagegen in der Ländergruppe mit mittlerem Niveau, auf Platz 27, gefolgt von Rußland auf Platz 26. Auf den ersten Plätzen der Spitzengruppe liegen die USA, gefolgt von Norwegen und der Schweiz.
http://www.hart-brasilientexte.de/2011/09/20/brasilien-daten-statistiken-bewertungen-rankings/
http://www.dradio.de/dlf/sendungen/tagfuertag/1698492/
Hintergrund von Anfang 2011:
Führende brasilianische Wirtschaftsexperten haben die Hochzinspolitik der Regierung wiederholt heftig kritisiert. José Roriz Coelho, Fachdirektor für Wettbewerbsfähigkeit und Technologie in Lateinamerikas wichtigstem Industriellenverband FIESP in Sao Paulo, verglich 2011 im Website-Interview das Zinsniveau Brasiliens mit hohem Fieber, einer Krankheit: “Brasiliens Zinsen sind die höchsten der Welt – also ist die Krankheit sehr gravierend. Wieso sagen dann viele, die Zeitungen, daß im Lande alles wunderbar läuft, obwohl wir 40 Grad Fieber haben? Also läuft da etwas falsch. Denn die meisten Devisenzuflüsse, die unsere Landeswährung Real so ungünstig aufwerten, sind nur Spekulation mit Zinsgewinnen und leider keine Investitionen. Wo soll da für Brasilien ein Vorteil liegen? Zu einer Wirtschaftsmacht können wir nur werden, wenn der jetzige Kurs deutlich korrigiert wird.”
Direktor José Roriz Coelho beim Exklusivinterview in Sao Paulo 2011.
In Brasilien reißt die öffentliche Debatte über die Gründe des niedrigen BIP-Wachstums und der Deindustrialisierung – in europäischen Analysen auch Anfang 2012 als Boom definiert – nicht ab. Die brasilianischen Wirtschaftsmedien stellen heraus, daß von allen lateinamerikanischen Staaten 2011 nur Guatemala und El Salvador eine niedrigere Wachstumsrate aufweisen als Brasilien mit offiziell 2,7 % . Argentinien habe 8,8 %, Uruguay 5,5 %, Mexiko 3,9 %, Ecuador 9%, Venezuela 4,2 % erreicht. Wünschenswerte für Brasilien, so die einheimischen Fachleute, wäre eine jährlich Wachstumsrate von 6 %.
Im Ranking der Produktivität liege Brasilien in Lateinamerika lediglich an 15. Stelle, hinter Guatemala. Argentinien liege dagegen an 3., Chile an 4. und Mexiko an 5. Stelle. Zu den Hauptproblemen Brasiliens werden u.a. ungenügende Investitionen, fehlende Fachkräfte und schlechte Infrastruktur gerechnet. Industriegüter ließen sich derzeit billiger in den USA produzieren als in Brasilien. Als Gründe werden die infolge der spekulationsfördernden rekordhohen Realzinsen überbewertete Landeswährung Real, aber auch Arbeits-und Energiekosten genannt. Die Energiepreise zählen zu den höchsten der Erde. Fabriken werden in den verschiedensten Industriebranchen geschlossen, darunter Chemie, Textilien, Autoteile. Automultis importieren Teile aus ihren Herkunftsländern, statt weiter Teile in Brasilien herzustellen, hieß es.
„Das Land durchläuft eine intensive Industrialisierung.“ Stuttgarter Nachrichten 2011
„Für 2011 und 2012 wird mit einem Wirtschaftswachstum von jeweils ca. 3,7 und 4% (2010: 7,5%) BIP-Anteil gerechnet.“ Auswärtiges Amt
„In der Welt des Wachstums“: http://www.hart-brasilientexte.de/2011/11/23/gruner-ministerprasident-winfried-kretschmann-in-brasilien-2011/
Ausriß. Karikatur der größten brasilianischen Qualitätszeitung “Folha de Sao Paulo” zum schwachen Bruttosozialprodukt 2011.
Wie Andrade gegenüber der Landespresse weiter erklärte, beginnen einige Industriebranchen wie die Autoindustrie bereits mit Entlassungen – Stahlerzeugung und Autoteile-Hersteller könnten folgen. Er kritisierte besonders die künstliche Aufwertung des Real wegen starker Zuflüsse spekulativen Kapitals – von Brasilia angelockt durch wachstumshemmende Rekordzinsen.
„Das Land durchläuft eine intensive Industrialisierung.“ Stuttgarter Nachrichten 2011
„Für 2011 und 2012 wird mit einem Wirtschaftswachstum von jeweils ca. 3,7 und 4% (2010: 7,5%) BIP-Anteil gerechnet.“ Auswärtiges Amt
„In der Welt des Wachstums“: http://www.hart-brasilientexte.de/2011/11/23/gruner-ministerprasident-winfried-kretschmann-in-brasilien-2011/
Laut brasilianischen Wirtschaftsmedien schließen immer mehr Industriebetriebe oder verlagern die Produktion in Billiglohnländer wie Indien, weil vor allem die überbewertete Landeswährung die internationale Konkurrenzfähigkeit immer stärker absenkt. Als jüngstes Beispiel wird die Autoteilefirma Magneti Marelli bei Sao Paulo genannt, die zu Jahresbeginn ihre Fabrik schloß. Die brasilianische Firma Vulcabras Azaleia, größter Schuh-und Sportartikelhersteller Lateinamerikas, machte 2011 sogar sieben Fabriken in Brasilien dicht, entließ fast 9000 Beschäftigte, verlagert 2012 einen Teil der Produktion nach Indien, wo die Herstellungskosten geringer sind. Die Wirtschaftsmedien zählen zu den Gründen auch stets Uralt-Probleme, darunter die prekäre Infrastruktur und die absurd hohe Steuerbelastung der Industrie. Gemäß mitteleuropäischen Analysen handelt sich bei dieser Wirtschaftssituation eindeutig um „Boom“.
In keinem BRIC-Land ist angesichts überbordender Bürokratie laut Weltbank die Frist bis zur Eröffnung einer Firma so lange wie in Brasilien – 120 Tage. Indien – 29 Tage, Rußland 30 Tage, China 38 Tage.
Ausriß. Karikatur der größten brasilianischen Qualitätszeitung “Folha de Sao Paulo” zum schwachen Bruttosozialprodukt 2011.
http://www.hart-brasilientexte.de/2011/09/20/brasilien-daten-statistiken-bewertungen-rankings/