Die relativ geringe amtliche Zahl der Diktaturopfer – 357 – war von verschiedener Seite als Beweis genutzt worden, daß Brasiliens Militärregime bei weitem nicht so grausam agierte wie die Diktaturen in Ländern wie Argentinien oder Chile. Marlon Weichert, Staatsanwalt in Sao Paulo, hatte indessens stets betont, daß die offizielle Opferliste nicht „repräsentativ“ sei. Viele Menschen seien damals Opfer eines autoritären Modells geworden, ohne direkt in politisch-ideologische Aktivitäten verwickelt zu sein. Allgemein bekannt ist, wie die Todesschwadronen der Militärdiktatur in den Slums wüteten – natürlich wurden die Opfer nicht registriert, geschieht dies angesichts der Fortexistenz der Todesschwadronen bis heute nicht oder nur sehr ungenau.
Vergangenheitsbewältigung in Brasilien:
http://www.bundestag.de/dasparlament/2010/12/Beilage/006.html
Wie es laut neuen Erhebungen hieß, müßten mindestens 600 Personen, darunter katholische Geistliche, Anwälte, Umweltaktivisten und Landgewerkschafter ebenfalls auf die amtliche Opferliste gesetzt werden. Laut Angaben der Qualitätszeitung „Folha de Sao Paulo“ gab es in den Wochen nach dem Militärputsch von 1964 im Nordosten, besonders in den Teilstaaten Pernabuco und Paraiba ein regelrechtes Gemetzel, Blutbad unter kritischen Landarbeitern sowie Landgewerkschaftern. Kaum etwas davon wurde bisher tiefgründig aufgearbeitet – gerade im Nordosten sind nach wie vor die alten Diktatur-Eliten an der politisch-wirtschaftlichen Macht. Brasiliens evangelikale Sektenkirchen beteten damals für den Sieg der Diktatur, begrüßten diese begeistert.
Diktaturopfer – getötete Regimegegnerin, Foto von kirchlichen Menschenrechtsaktivisten.
Die Diktatur begann mit dem Militärputsch von 1964 – 1969 schloß Bonn mit dem Militärregime laut Jahreschronik ein Kulturabkommen.