Bereits im Frühprogramm der Radiosender werben Brasiliens Sicherheitsfirmen neuerdings für die „Escolta armada“ und kommen damit einem weit verbreiteten Bedürfnis nach. Um etwa beim Umzug etwaigen Attacken von Straßenräubern auf den LKW vorzubeugen, mietet man sich, wie auf dem Foto von der Avenida Paulista in Sao Paulo zu sehen ist, zwei Bewaffnete – einer bleibt am LKW, der andere postiert sich an der Eingangstür des jeweiligen Gebäudes, die Hand demonstrativ am Revolver. Die Avenida Paulista wird lückenlos Video-überwacht, das Großaufgebot an Doppelstreifen der Militärpolizei ist nicht zu übersehen. Dennoch kommt es zu Raubüberfällen, Schießereien, gehen immer mehr Brasilianer, die es sich leisten können, auf Nummer sicher, engagieren bewaffnete Eskorten. Kurioserweise können/wollen sich nach wie vor viele Mitteleuropäer die Unterschiede in der Sicherheitslage beispielsweise zwischen Ländern wie Deutschland und Brasilien nicht vorstellen – Nachhilfeunterricht mit Fakten ist gerade bei politisch Korrekten garnicht erwünscht.
Ausriß März 2012.
Zu den Besonderheiten der größten Demokratie Lateinamerikas zählt, daß sich martialische Besetzung eines Slums durch Militär und Polizei sowie weiter herrschende Banditenkommandos, die die Slum-Bevölkerung terrorisieren, keineswegs ausschließen. Natürlich erhalten die zuständigen Autoritäten Rio de Janeiros auch aus neoliberalen Ländern wie Deutschland vor diesem Faktenhintergrund sehr viel Lob für diese Art von öffentlicher Sicherheit.
http://www.freitag.de/politik/1213-rinnsal-durch-dreck-und-kot
Zahlreiche Fachbegriffe zu den Bereichen Bürger-und Menschenrechte haben in Brasilien, wie die Realität zeigt, eine völlig andere Bedeutung als etwa in Mitteleuropa. Dies gilt auch für die Frage der Slum-Sondergerichte des organisierten Verbrechens, die beispielsweise in Mitteleuropa auf eisige Herzenskälte stößt.
Unterdessen bieten in der täglichen Radiowerbung Brasiliens die Sicherheitsunternehmen sogar den Service der bewaffneten Eskorte an – Hinweis auf die besondere Situation Brasiliens.
Brasiliens Slum-Sondergerichte: http://www.hart-brasilientexte.de/2012/03/15/brasiliens-slum-sondergerichte-der-banditenkommandos-existieren-weiter-todesurteile-folter-verstummelungen-laut-landesmedien/
Brasiliens Kindersoldaten: http://www.hart-brasilientexte.de/2008/02/22/brasiliens-kindersoldaten-junge-kinder-mit-waffen-die-einfach-anderre-kinder-erschossen-haben-die-sie-gerade-mal-schief-angeschaut-habenlesermail/
Bundesrichterin Tais Ferraz 2012 über die Sicherheitspolitik unter der Rousseff-Regierung: „Einige Hauptstädte von Teilstaaten sind durch ein wahres Szenario des Bürgerkriegs charakterisiert – 40 Morde auf 100000 Einwohner.“ Der Welt-Durchschnitt liege unter 10 Morden.
„…no Brasil, matar é ainda um crime que compensa.“
Wie es hieß, handelte es sich um das wichtigste Wahlkampfversprechen Rousseffs von 2010 für die öffentliche Sicherheit Brasiliens, das auf dem UNO-Index für menschliche Entwicklung nur den 84. Platz belegt. Indessen sei bis heute kein einziger Real für das UPP-Programm ausgegeben worden. Nun sollten die für die 2883 UPPs vorgesehenen Mittel der Bekämpfung des Crack-Business sowie der Grenzbewachung dienen. Renommierte Sicherheitsexperten wie Luiz Eduardo Soares sprachen angesichts der Wahlkampfzusagen von „Wahl-Demagogie“.
In der Praxis bedeutet dies, daß nach wie vor ungezählte Elendsviertel Brasiliens dem Terror der Banditenkommandos des organisierten Verbrechens ausgeliefert bleiben.
Laut Qualitätszeitung „Folha de Sao Paulo“ werden Rousseff-Wahlversprechen vergessen oder neuformuliert. „Ihre Regierung lernte nicht einmal zu erklären, warum sie sowenig von dem realisierte, das sie zu realisieren geschworen hatte.“
Ausriß. Angeli-Karikatur der größten Qualitätszeitung “Folha de Sao Paulo” zur aktuellen Lage.
Tags: Brasiliens soziokulturelle Faktoren, Gewaltkultur in Rio de Janeiro
Ausriß O Globo.
In Brasilien werden täglich laut offiziellen Angaben durchschnittlich 137 Morde verübt, die Dunkelziffer dürfte sehr hoch sein. “Pais registra um Carandiru por dia.”
WieAugenzeugen gegenüber der Website berichteten, ist die Ceará-Hauptstadt Fortaleza, mit etwa ebensoviel Einwohnern wie Berlin, in einem Zustand von Chaos und Panik – es gebe massenhaft Überfälle und Plünderungen, oft von Banditengruppen begangen – die Menschen verbarrikadierten sich in ihren Behausungen. Besonders dramatisch sei die Lage an der Slumperipherie.
O-Globo-Kolumne 2012 zu Brasiliens Tourismussituation:“Mehr Brasilianer reisen ins Ausland als Ausländer zu uns. Brasilien ist ein teures Reiseziel – die Infrastruktur des Landes ist prekär.“
NOTA DA CSP-CONLUTAS NACIONAL EM APOIO À GREVE DOS POLICIAIS MILITARES E BOMBEIROS:
TODO APOIO À GREVE DOS POLICIAIS E BOMBEIROS MILITARES DO CEARÁ
In Rio-City von Gangster erschossener Polizist, November 2010, Zeitungsausriß O Globo.
Brasilianische Spezialpolizei im Karneval. (Sao Luis, Maranhao) http://www.hart-brasilientexte.de/2010/05/24/italienischer-tourist-bei-raububerfall-in-fortaleza-erschossen-sinkende-zahl-auslandischer-besucher-in-brasilien/
Lynchen im Iran – und in Brasilien: http://www.hart-brasilientexte.de/2010/09/14/steinigen-im-iran-unter-ahmadinedschad-und-in-brasilien-unter-lula-lula-konnte-sich-uber-die-tatsache-beunruhigen-das-brasilien-zu-den-landern-gehort-in-denen-am-meisten-gelyncht-wird-jose/
Militärpolizisten mit Mpis in Salvador da Bahia.
Katholischer Menschenrechtspriester Haroldo Coelho in Fortaleza solidarisiert sich mit streikenden Polizisten.
Padre Coelho und die Libyen-Intervention: http://www.hart-brasilientexte.de/2011/10/21/brasiliens-anderdenker-mord-an-gaddafi-katholischer-priester-haroldo-coelho-libyenkenner-emport-uber-ermordung-befreiungstheologe-frei-betto/