Laut den Versicherungsunternehmen sind es indessen sogar rund 55000 Verkehrstote.
Wie das Gesundheitsministerium weiter erklärte, haben Motorradfahrer darunter den größten Anteil. In Brasilien ist erlaubt, daß Motorradfahrer sich zwischen den Autos hindurchschlängeln, bei vollbesetzten Spuren nicht hinter diesen zu fahren brauchen, sondern mit hoher Geschwindigkeit in der schmalen Lücke zwischen den Wagen zweier Fahrspuren. Eine geringe Unachtsamkeit, ein Ausweichmanöver eines PKW – und schon kollidiert der Motorradfahrer mit dem Wagen. Unfälle dieser Art fordern in Großstädten wie Sao Paulo täglich mehrere Todesopfer.
Zudem ist üblich, Ampeln zu mißachten – selbst Polizeiautos überqueren nicht selten bei Rot eine Kreuzung, Fußgänger tun dies geradezu massenhaft. Anders als in Deutschland gehört zur Verkehrsnormalität, sich auch noch relativ oder total betrunken hinters Steuer zu setzen. Frauen gehen dabei gemäß Alltagsbeobachtungen von Brasilianern häufig mit schlechtem Beispiel voran: In Rio de Janeiro machte im Januar 2012 eine Polizeikommissarin Schlagzeilen, die betrunken in eine Verkehrskontrolle geriet, die Beamten aggressiv behandelte und sich auch noch weigerte, den Alkoholtest zu machen. Die Polizeikommissarin besaß, wie es weiter hieß, zudem keinen gültigen Führerschein, ihr Wagen war seit 2009 nicht mehr zugelassen.
Zwei Ministern, dem Kommunikationsminister Paulo Bernardo, verheiratet mit Chefministerin Gleisi Hoffmann, sowie der Menschenrechtsministerin Maria do Rosario wurde wegen häufiger Verstöße der Führerschein entzogen – sie machen daher derzeit erneut die Fahrerlaubnis. Die Landesmedien sprechen von „Unzivilisiertheit“ auf den Straßen. Regelmäßig wird man Zeuge tödlicher Unfälle. Die sozialen Kosten für die brasilianische Gesellschaft sind entsprechend hoch.
Verkehrsunfall mit Toten, Frontalzusammenstoß von PKW – nahe Jequié 2011.