Unter den ersten Zehn der Verkaufshitparade von 2011 liegen auf den Plätzen 5, 6 und 7 ebenfalls katholische Priester – Hinweis auf die besondere soziokulturelle und musikalische Realität des Tropenlands. Das Fördern und Verstärken verschiedenster Klischees fern der Fakten über das „Samba-Land“ – siehe die Karnevalsberichterstattung – erweist sich seit Jahrzehnten als sehr lukrativ.
Padre Marcello Rossi symbolisiert die Nähe der katholischen Kirche zu den Armen und Verelendeten des Riesenlandes, spricht deren Sprache, kennt deren Probleme genau und reflektiert darüber täglich auch in seinen Radioprogrammen. In Massen strömen besonders die Armen Brasiliens zu seinen Gottesdiensten, den Freilicht-Missas mit bis zu drei Millionen Gläubigen, ein beträchtlicher Teil (Noch-)Angehörige von evangelikalen Sekten. Während die Tempel der unzähligen, stark aufgesplitterten Wunderheilersekten in den letzten Jahren immer mehr auffällig leer bleiben, selbst große Sekten auf einmal erheblichen Mitgliederschwund erleben, erweist sich die katholische Kirche als stabile Größe im gesellschaftlichen Leben des Landes, zumal auch der Priestermangel spürbar zurückgeht, der Priesterberuf deutlich an Attraktivität gewonnen hat, wie die Statistiken zeigen. Immer mehr Arme haben offenbar das platte Geldeintreiben durch die Sektenpastoren satt, deren schwache Sozialarbeit mit der der katholischen Kirche nicht konkurrieren kann. Nicht zu übersehen ist, daß Padres wie Marcelo Rossi zu einem neuen, attraktiveren Erscheinungsbild der katholischen Kirche spürbar beigetragen haben.
Diözesan-Franziskanerbischof Fernando Figueiredo und Padre Marcelo Rossi 2012.
Sonntag, 26. Februar 2012 von Klaus Hart **