http://www.hart-brasilientexte.de/2013/01/08/chile-valparaiso-gesichter/
https://www.youtube.com/watch?v=osjdCZXhVJY&list=PL83pHiMfxhArUQ4RYdoCvWFDA7gax-UZz&index=6
Deutsche, Deutschstämmige in Chile: http://www.linguistik-online.de/3_00/ziebur.html
tags: logistikmarkt chile 2013
Frappierende Modernisierungsmentalität
Orientieren an Effizienzkriterien der Ersten Welt
Deutsche Logistikfirmen willkommen
Chile hat das Jahr 2012 mit den besten Wirtschaftsdaten aller lateinamerikanischen Länder abgeschlossen – der Weltwährungsfonds nannte die Zahlen sogar „phantastisch“. Wer aus dem logistischen Chaos Brasilien, gar seiner Wirtschaftsmetropole Sao Paulo über die Anden nach Santiago jettet, empfindet die Unterschiede besonders drastisch, fühlt sich bereits nach der Abfahrt vom Airport nahezu wie in einem Land der Ersten Welt. Nicht zufällig ist Chile in Südamerika das einzige OECD-Mitglied – was Bände spricht.
Absurdeste, teils zig Kilometer lange LKW-Staus wie im Großraum Sao Paulos sind hier unbekannt, weil die chilenische Hauptstadt gut und vernünftig strukturiert ist, der Verkehr nahezu problemlos fließt. Gleiches gilt für die Zufahrten der nahen führenden Hafenstädte Valparaiso und San Antonio – in auffälligem Kontrast zu Brasiliens wichtigstem Hafen Santos sind in Chile die entsprechenden Autobahnen und Fernstraßen hervorragend ausgebaut, gibt es spezielle LKW-Trassen zu den Terminals, leiden die Städte daher kaum oder garnicht unter dem Schwerlastverkehr.
Erste Gespräche mit chilenischen Logistikmanagern könnten indessen jene verwirren, denen Vergleichsdaten, Einblicke in die Situation der Nachbarländer fehlen. Denn auch in den Branchenmedien fällt die Kritik an der logistischen Infrastruktur Chiles teilweise so harsch aus, daß man den – falschen – Eindruck gewinnen könnte, hier läge vieles im Argen. Selbst der Frachtflughafen von Santiago, den ausländische Fachleute zu den effizientesten, besten Lateinamerikas zählen, wird erbarmungslos herabgestuft, weil er Signale des Kollaps zeige: „Sie müßten das hier mal im Alltag erleben – nur von Ferne betrachtet, erscheint die Lage besser als sie ist.“ Chile brauche dringend bessere Häfen, Flughäfen, ein Straßennetz mit viel mehr Qualität.
Solche überraschend kritischen Töne lassen sich mit soziokulturellen Faktoren erklären, einem Problembewußtsein ähnlich dem deutschen: In den Weltstatistiken für Bildungsniveau, Globalisierungsgrad, Wettbewerbsfähigkeit und menschliche Entwicklung rangiert Chile weit vor Brasilien – Chilenen sind auffällig qualitätsbewußt, stark politisiert und daran gewöhnt, staatsbürgerliche Rechte im Rahmen einer hochentwickelten Protestkultur einzufordern. Ganz anders als in Brasilien sehen sich daher Regierung und staatliche Behörden, Institutionen jeglicher Art permanenter öffentlicher Kontrolle, Perfektionierungsdruck ausgesetzt. Präsident Sebastian Pinera nennt seine Landsleute zunehmend anspruchsvoller, fordernder – sie wollten Resultate. Derzeit heißt dies auch: Milliarden werden ins Straßennetz, darunter weitere Autobahnen, sowie in neue Terminals investiert – und immer mehr Hafenanlagen zwecks Ausbau privaten Konzessionären übergeben. Anders als in dem von Konjunkturflaute geplagten Brasilien wird damit keineswegs versucht, jahrzehntelange Versäumnisse wettzumachen – vielmehr muß die Landeslogistik an das unerwartet starke Wirtschaftswachstum der letzten Jahre angepaßt werden. Dies wiederum wurde durch eine moderne Logistik erst möglich. So wird im Agrarexportland Brasilien neidisch konstatiert, daß Chile mit nur rund einem Zehntel der Obstanbaufläche sowie viel längeren Transportwegen nach Europa weit mehr und lukrativer exportiert, viel wettbewerbsfähiger sei – weil eben die Logistik stimme. Chile führte letztes Jahr laut Statistik etwa 2,6 Millionen Tonnen Frischobst aus, Brasilien nicht einmal 700000 Tonnen.
Befragte chilenische Manager stellen immer wieder klar: Wir orientieren uns permanent an den fortschrittlichsten logistischen Strukturen der globalisierten Welt.
Lateinamerikanische Nachbarn wie Brasilien kommen da nicht vor, auch nicht beim deutschstämmigen Harald Jäger, Hafenchef in Valparaiso. „Ich will, daß meine Profis ständig schauen, was in der ganzen Welt an besten Beispielen existiert, schicke meine Ingenieure dorthin, auch zu den wichtigsten Kongressen, fahre selber herum. Hier in Valparaiso habe ich mit Hamburgs damaligem Wirtschaftssenator Günther Bonz über günstigste Lösungen diskutiert.“ Und im Aufsichtsrat hat er Klaus Schmöcker, Chef der HHLA-Tochter HPC(Hamburg Port Consulting). Deutsche Logistiker sind in Chile überall sehr willkommen.
Auch Jäger weist auf Schwachstellen der Logistik-Infrastruktur Chiles, lobt Deutschlands modernes Bahnnetz:“Die Bahn war hier früher sehr wichtig, verband den Norden mit dem Süden, bis die Regierung in den 60er, 70er Jahren die Investitionen stoppte – das war ein Fehler. Wir brauchen wieder einen höheren Bahn-Anteil – auch im Hafen von Valparaiso.“
Der wird keineswegs so martialisch von Sicherheitskräften bewacht, wie dies in Brasilien üblich ist. Denn als günstige Standortfaktoren Chiles gelten auch niedrige Kriminalität, wenig Korruption.
Wer die Landplage des bewaffnetenFrachtraubs in Brasilien kennt, staunt daher, mit welcher Vehemenz ChilesLogistikverband ALOG Ende 2012 von Regierung und Polizei energische Schritte gegen Banden verlangt, die LKW vor allem nahe den wichtigsten Häfen überfallen. Im Großraum der Hauptstadt habe es im ersten Halbjahr 2012 mehr als 70 Fälle gegeben, und damit 70 Prozent mehr als im Vergleichzeitraum von 2011. Dies schade dem Landesimage, der Wettbewerbsfähigkeit des Außenhandels, verteuere die Export-und Importkosten wegen notwendiger Prävention. In Brasilien längst geschehen: Allein im ersten Halbjahr 2012 wurden im Großraum von Sao Paulo rund 4000 derartige Überfälle registriert, schicken die Unternehmen immer häufiger ihre LKW-Transporte mit teuren bewaffnete Eskorten los. In Chile käme niemand auf eine solche Idee.
Chile –Daten:
17,4 Millionen Einwohner
Rd. 756000 Quadratkilometer Landesfläche
(zum Vergleich Deutschland: 357121 Quadratkilometer)
Wirtschaftswachstum 2011: 5,9 %
2012: 5,6% (Regierungsangaben)
Vergleich Brasilien: 2011: offiz. 2,7 %
2012: 0,9 % (Regierungsangaben)
Hafenrestaurant.
http://www.hart-brasilientexte.de/2013/01/07/chile-santiago-moneda/
https://www.youtube.com/watch?v=osjdCZXhVJY&list=PL83pHiMfxhArUQ4RYdoCvWFDA7gax-UZz&index=6
So starb auch Neruda:
https://www.youtube.com/watch?v=TqgweajopU8
Deutschstämmige, Deutsche in Chile.
Vielerorts überraschende deutsche Prägung/ Blumengärten, Bier und Kuchen wie in der alten Heimat
„Waren sie schon in unserer katholischen Kirche, ganz aus Holz, diesem Prachtstück? Da müssen sie hin“, empfiehlt Gerda Opitz, die im malerischen Städtchen Puerto Varas am Llanquihue-See wie viele Deutschstämmige in einem schönen alten Holzhaus wohnt. Sie betreibt eine kleine, originelle Pension nur ein paar Schritte von der Kirche „Sagrado Corazon de Jesús“ entfernt – bevor man sie betritt, ist der Blick auf die beiden schneebedeckten Vulkane Osorno und Puntiagudo einfach grandios. Gerda Opitz wechselt immer wieder vom Deutschen in die Landessprache Spanisch – und auch in der Kirche sieht man beim Gottesdienst, bei Taufen zwar viele deutsche Gesichter, hört indessen meist spanische Laute. Weils im Alltag einfach praktischer ist, Mischehen längst überwiegen, ist die rund eine halbe Million Deutschstämmige unter den insgesamt etwa 17 Millionen Chilenen fast komplett auf Spanisch umgeschwenkt, halten, wie es heißt, nur noch an die 20000 an ihrer Muttersprache fest. Deutscher Identität, deutscher Prägung hat das offenbar keinen Abbruch getan – manche Zugereisten könnte dies direkt verlegen machen.
Die Kirche ist Nationaldenkmal, wurde zwischen 1915 und 1918 erbaut, wobei sich die Architekten von Gotteshäusern Baden-Württembergs inspirieren ließen.
Katholische Einwanderer, heißt es in Studien, assimilierten sich wegen des selben Glaubens im Unterschied zu den Lutheranern sehr rasch, heirateten viel häufiger Ibero-Chilenen.
„Ja, hier geht es recht deutsch zu“, sagen selbst einfache chilenische Landarbeiter der Seeregion ungefragt im spontanen Gespräch, machen die Einwanderer für den beeindruckenden Entwicklungsstand von Südchile verantwortlich, loben deren Kuchen und Bier, überall angeboten, dazu deutsche Tugenden wie Fleiß und Ordnung, hohes Qualitätsbewußtsein. „Wir sind leider nicht so pünktlich wie die.“
Von Puerto Varas mit seiner großen deutschen Schule, dem „Club Alemàn“, einem Bürgermeister namens Alvaro Berger Schmidt ist man per Bus rasch im nahen Dörfchen „Nueva Braunau“, das um 1875 Zuwanderer aus dem heutigen Broumov in Tschechien gründeten. „Keine fünfzig Deutschstämmige sind noch da – ich bin die vierte Generation“, erläutert Karl-Heinz Döpking-Held in dem mit sensationellen Raritäten aus dem Leben der Migranten gespickten „Museo Alemán“. Erst seit einigen Jahren ist er Museumsführer, suchte zuvor wie gar nicht so wenige junge Deutschstämmige auf ungewöhnliche Weise den intensiven Kontakt zum Land der Vorfahren. „Ich bin zwei Jahre freiwillig zur Bundeswehr, nach Rostock – das war super. Danach meldete ich mich nach Afghanistan, habe ja schließlich einen deutschen Paß – aber leider war mein Kompaniechef dagegen.“
Laut Karl-Heinz Döpking- Held kamen in Südchile die meisten angeworbenen Einwanderer aus Sachsen und Bayern, wollten, als sie den undurchdringlichen Urwald sahen, am liebsten gleich wieder zurück. „Monatelang haben sie vom Pazifik einen Weg zum See geschlagen. In Regen und Kälte – es war Wahnsinn. Der chilenische Staat suchte zuvor Einheimische, die das Gebiet besiedeln, wirtschaftlich entwickeln sollten – doch die wollten nicht. Zuviel Arbeit. Argentinier, Franzosen wollten auch nicht.“
Heute merke man den deutschen Einfluß in Chile stark. „Wie die Häuser sind, wie man hier arbeitet – das ist die deutsche Art.“ Auch er hält sich mit politisch unkorrekten Bemerkungen keineswegs zurück:“Hier gab es keine Indianer – wegen eines Vulkanausbruchs sind die weggelaufen, wegen ihrer mythischen Vorstellungen.“
In der idyllischen Deutschen-Siedlung Frutillar bei Puerto Varas, doch selbst in der Hauptstadt Santiago findet man hübsche Gärten und Parks mit Himbeerstauden, Geranien, Rosen, Buchen und Ahorn – sogar deutsche Feldblumen haben die Einwanderer in Chile heimisch gemacht. Überall trinkt man das nach deutschem Reinheitsgebot gebraute Bier der Marke „Kunstmann“, stößt auf Apotheken, Einzelhandels-und Supermarktketten mit deutschstämmigen Besitzern. In Valparaiso, UNESCO-Kulturdenkmal der Menschheit, leitet ein Deutschstämmiger den modernsten Hafen Chiles. „Die gesamte Entwicklung des Landes ging von Valparaiso aus – hier gab es eine große deutsche Gemeinde.“
Nicht zu übersehen, Nachfahren der Einwanderer spielen auch im Wirtschaftsleben des Landes eine beträchtliche Rolle, haben mit dafür gesorgt, daß Chile heute in Lateinamerika der Spitzenreiter ist, von UNO oder Weltbank laufend Bestnoten erhält, Kriminalität und Korruption etwa im Vergleich zu Brasilien verschwindend gering sind.
Luiz ist Kellner in der alten Markthalle von Santiago, spricht fließend deutsch:“Ich bin absoluter Bach-Fanatiker, extra nach Leipzig gefahren, um mir in der Thomaskirche ein von Kurt Masur dirigiertes Thomaner-Konzert anzuhören. Hinterher Eisenach und Lübeck – immer auf den Spuren von Bach!“
Vor dem Präsidentenpalast La Moneda geht es zackig zu – die Uniformen der Wachoffiziere erinnern irgendwie an deutsche. Richtig – bereits nach 1885 wurden Chiles Streitkräfte von preußischen Militärberatern geformt, nennt man in Nachbarstaaten die Chilenen spöttisch auch die „Prussianos“ von Lateinamerika.
Bereits mit den spanischen Eroberern kamen Deutsche ins Land – Bartholomäus Blumen aus Nürnberg zählte zu den Gründern von Santiago, dessen Bürgermeister wurde 1572 Peter Lisperger aus Worms.
Die erste Einwanderungswelle Deutscher begann nach 1840, die zweite nach 1880.
Nach 1930 flohen deutsche Juden, etwa 15000, vor den Nazis nach Chile.
Hauptverbreitungsgebiet der Deutschstämmigen ist bis heute die Landesregion südlich von Santiago.
Heute noch etwa 20 deutsche Schulen, mit rund 15000 Schülern.
Auffällig gut organisiertes Vereinswesen – allen voran die deutschen Clubs, ferner Sportvereine, Chöre und Kapellen, studentische Burschenschaften
Beste Reisezeit zwischen Dezember und Februar – der Süden ist sehr regenreich.
Über 10000 Chilenen haben einen deutschen Paß.
Deutschstämmige empfinden sich laut Studien soziokulturell deutlich anders als Bundesdeutsche
Die sogenannten deutschen Tugenden, zuhause gewöhnlich lächerlich gemacht, werden einem in Lateinamerika permanent positiv angekreidet, auch in Chile.
tags: logistikmarkt chile 2013
Frappierende Modernisierungsmentalität
Orientieren an Effizienzkriterien der Ersten Welt
Deutsche Logistikfirmen willkommen
Chile hat das Jahr 2012 mit den besten Wirtschaftsdaten aller lateinamerikanischen Länder abgeschlossen – der Weltwährungsfonds nannte die Zahlen sogar „phantastisch“. Wer aus dem logistischen Chaos Brasilien, gar seiner Wirtschaftsmetropole Sao Paulo über die Anden nach Santiago jettet, empfindet die Unterschiede besonders drastisch, fühlt sich bereits nach der Abfahrt vom Airport nahezu wie in einem Land der Ersten Welt. Nicht zufällig ist Chile in Südamerika das einzige OECD-Mitglied – was Bände spricht.
Absurdeste, teils zig Kilometer lange LKW-Staus wie im Großraum Sao Paulos sind hier unbekannt, weil die chilenische Hauptstadt gut und vernünftig strukturiert ist, der Verkehr nahezu problemlos fließt. Gleiches gilt für die Zufahrten der nahen führenden Hafenstädte Valparaiso und San Antonio – in auffälligem Kontrast zu Brasiliens wichtigstem Hafen Santos sind in Chile die entsprechenden Autobahnen und Fernstraßen hervorragend ausgebaut, gibt es spezielle LKW-Trassen zu den Terminals, leiden die Städte daher kaum oder garnicht unter dem Schwerlastverkehr.
Erste Gespräche mit chilenischen Logistikmanagern könnten indessen jene verwirren, denen Vergleichsdaten, Einblicke in die Situation der Nachbarländer fehlen. Denn auch in den Branchenmedien fällt die Kritik an der logistischen Infrastruktur Chiles teilweise so harsch aus, daß man den – falschen – Eindruck gewinnen könnte, hier läge vieles im Argen. Selbst der Frachtflughafen von Santiago, den ausländische Fachleute zu den effizientesten, besten Lateinamerikas zählen, wird erbarmungslos herabgestuft, weil er Signale des Kollaps zeige: „Sie müßten das hier mal im Alltag erleben – nur von Ferne betrachtet, erscheint die Lage besser als sie ist.“ Chile brauche dringend bessere Häfen, Flughäfen, ein Straßennetz mit viel mehr Qualität.
Solche überraschend kritischen Töne lassen sich mit soziokulturellen Faktoren erklären, einem Problembewußtsein ähnlich dem deutschen: In den Weltstatistiken für Bildungsniveau, Globalisierungsgrad, Wettbewerbsfähigkeit und menschliche Entwicklung rangiert Chile weit vor Brasilien – Chilenen sind auffällig qualitätsbewußt, stark politisiert und daran gewöhnt, staatsbürgerliche Rechte im Rahmen einer hochentwickelten Protestkultur einzufordern. Ganz anders als in Brasilien sehen sich daher Regierung und staatliche Behörden, Institutionen jeglicher Art permanenter öffentlicher Kontrolle, Perfektionierungsdruck ausgesetzt. Präsident Sebastian Pinera nennt seine Landsleute zunehmend anspruchsvoller, fordernder – sie wollten Resultate. Derzeit heißt dies auch: Milliarden werden ins Straßennetz, darunter weitere Autobahnen, sowie in neue Terminals investiert – und immer mehr Hafenanlagen zwecks Ausbau privaten Konzessionären übergeben. Anders als in dem von Konjunkturflaute geplagten Brasilien wird damit keineswegs versucht, jahrzehntelange Versäumnisse wettzumachen – vielmehr muß die Landeslogistik an das unerwartet starke Wirtschaftswachstum der letzten Jahre angepaßt werden. Dies wiederum wurde durch eine moderne Logistik erst möglich. So wird im Agrarexportland Brasilien neidisch konstatiert, daß Chile mit nur rund einem Zehntel der Obstanbaufläche sowie viel längeren Transportwegen nach Europa weit mehr und lukrativer exportiert, viel wettbewerbsfähiger sei – weil eben die Logistik stimme. Chile führte letztes Jahr laut Statistik etwa 2,6 Millionen Tonnen Frischobst aus, Brasilien nicht einmal 700000 Tonnen.
Befragte chilenische Manager stellen immer wieder klar: Wir orientieren uns permanent an den fortschrittlichsten logistischen Strukturen der globalisierten Welt.
Lateinamerikanische Nachbarn wie Brasilien kommen da nicht vor, auch nicht beim deutschstämmigen Harald Jäger, Hafenchef in Valparaiso. „Ich will, daß meine Profis ständig schauen, was in der ganzen Welt an besten Beispielen existiert, schicke meine Ingenieure dorthin, auch zu den wichtigsten Kongressen, fahre selber herum. Hier in Valparaiso habe ich mit Hamburgs damaligem Wirtschaftssenator Günther Bonz über günstigste Lösungen diskutiert.“ Und im Aufsichtsrat hat er Klaus Schmöcker, Chef der HHLA-Tochter HPC(Hamburg Port Consulting). Deutsche Logistiker sind in Chile überall sehr willkommen.
Auch Jäger weist auf Schwachstellen der Logistik-Infrastruktur Chiles, lobt Deutschlands modernes Bahnnetz:“Die Bahn war hier früher sehr wichtig, verband den Norden mit dem Süden, bis die Regierung in den 60er, 70er Jahren die Investitionen stoppte – das war ein Fehler. Wir brauchen wieder einen höheren Bahn-Anteil – auch im Hafen von Valparaiso.“
Der wird keineswegs so martialisch von Sicherheitskräften bewacht, wie dies in Brasilien üblich ist. Denn als günstige Standortfaktoren Chiles gelten auch niedrige Kriminalität, wenig Korruption.
Wer die Landplage des bewaffnetenFrachtraubs in Brasilien kennt, staunt daher, mit welcher Vehemenz ChilesLogistikverband ALOG Ende 2012 von Regierung und Polizei energische Schritte gegen Banden verlangt, die LKW vor allem nahe den wichtigsten Häfen überfallen. Im Großraum der Hauptstadt habe es im ersten Halbjahr 2012 mehr als 70 Fälle gegeben, und damit 70 Prozent mehr als im Vergleichzeitraum von 2011. Dies schade dem Landesimage, der Wettbewerbsfähigkeit des Außenhandels, verteuere die Export-und Importkosten wegen notwendiger Prävention. In Brasilien längst geschehen: Allein im ersten Halbjahr 2012 wurden im Großraum von Sao Paulo rund 4000 derartige Überfälle registriert, schicken die Unternehmen immer häufiger ihre LKW-Transporte mit teuren bewaffnete Eskorten los. In Chile käme niemand auf eine solche Idee.
Chile –Daten:
17,4 Millionen Einwohner
Rd. 756000 Quadratkilometer Landesfläche
(zum Vergleich Deutschland: 357121 Quadratkilometer)
Wirtschaftswachstum 2011: 5,9 %
2012: 5,6% (Regierungsangaben)
Vergleich Brasilien: 2011: offiz. 2,7 %
2012: 0,9 % (Regierungsangaben)