Wie es hieß, verzeichnete der Index der Zentralbank für wirtschaftliche Aktivität im Vergleich zum Dezember 2012 einen Rückgang von 0,13 %. Angaben unabhängiger Institutionen liegen nicht vor. Im Januar ging laut amtlichen Daten die Industrieproduktion gegenüber Dezember um 2,1 % zurück. Laut mitteleuropäischen Einstufungen handelt es sich dabei um ein Boom-Szenario mit raschem Wachstum.
Handelsblatt zu Deindustrialisierung Brasiliens: http://www.hart-brasilientexte.de/2012/03/22/boomland-brasilien-und-jahrelanges-tabuthema-deindustrialisierung-die-klage-der-regierung-und-industrie-trifft-zu-das-in-brasilien-eine-schrittweise-deindustrialisierng-stattfindet-handelsb/
Kurz vor der Bekanntgabe der offiziellen Wirtschaftsdaten für 2011 erinnern Brasiliens Qualitätsmedien daran, daß die Regierung ein Wachstum des Bruttosozialprodukts von über fünf Prozent vorhergesagt hatte – indessen dürfte es gemäß offiziellen Zahlen nunmehr bestenfalls bei 2,9 Prozent liegen, wobei die brasilianische Industrie besonders schlecht abschnitt. Im Januar 2012 ging, wie es hieß, die Industrieproduktion um bis zu ein Prozent zurück. Gemäß europäischen Einschätzungen handelt es sich um „Boom“.
Ausriß.
Gemäß europäischen Analysen von 2011 befindet sich Brasilien klar in einer Boomphase – was brasilianische Wirtschaftsexperten wie üblich entgegengesetzt beurteilten. Mit offiziell 2,7 Prozent Wirtschaftswachstum 2011 liegt Brasilien deutlich unter dem Weltdurchschnitt von 3,8 Prozent, betonen die brasilianischen Wirtschaftsmedien.
„Mit wahnsinnigen Zahlen in allen Wirtschaftszweigen ist es bald eines der wichtigsten Länder der Welt.“ (Die Welt)
„Brasilien gilt insgesamt als eine der am schnellsten wachsenden Volkswirtschaften der Welt.“(CeBIT-Pressemitteilung)
Aufschlußreich sind die Wachstumsraten der anderen BRIC-Staaten für 2011:
China – 9,2 %
Indien – 7,4 %
Rußland – 4,1 %
Brasilien – 2,7 %(offiziell)http://www.hart-brasilientexte.de/2011/11/27/zdf-adveniat-gottesdienst-in-favela-cachoeirinha-von-sao-paulo-2011-brasiliens-kontraste-fotoserie/
Brasilianische Wirtschaftsexperten haben mit Ironie auf Vorwürfe von Präsidentin Dilma Rousseff an die Adresse westlicher Staaten wegen eines „Tsunami“ billigen Geldes, eines Währungskriegs reagiert. Die Fachleute stellen in den Qualitätsmedien die Frage, warum wohl unter den Schwellenländern die brasilianische Währung derzeit am meisten aufgewertet wird – und nennen als als essentielles Motiv Brasiliens Leitzinsen, die weit höher als in den anderen Schwelleländern seien. „Daß unsere Leitzinsen so hoch sind…ist unsere Schuld. Daß Brasiliens Kosten so hoch sind, ist unsere Schuld.“ Es sei schwierig, dies zuzugeben – und noch weit schwieriger, dieses Problem zu lösen. „Diesen Krieg werden wir verlieren.“
Brasiliens Regierung zeige wenig Bereitschaft, sich ernsthaft um die internen Probleme der Wettbewerbsfähigkeit zu kümmern. Brasilia könne sehr viel tun, um die nationalen Unternehmen effizienter und wettbewerbsfähiger zu machen. Die Regierung manifestiere Untätigkeit angesichts von Ineffizienz und exzessiven Kosten der nationalen Wirtschaft.
CeBIT und Brasiliens Computer-Kinder: http://www.dradio.de/dkultur/sendungen/ewelten/1651902/
Wie es offiziell hieß, lag der Rückgang im September gegenüber August bei 5,2 Prozent – Daten aus regierungsunabhängigen Quellen liegen leider nicht vor. Auch aus den Teilstaaten Rio de Janeiro und Minas Gerais, zwei weiteren industriellen Zentren Brasiliens, werden offiziell Produktionsrückgänge gemeldet. Die nationalen Wirtschaftsmedien sehen sich in ihren Voraussagen, teils aus dem letzten Jahr, bestätigt und weisen in diesem Zusammenhang auf die zunehmende Deindustrialisierung Brasiliens. In europäischen Analysen war der betreffende Zeitraum wegen anderer Kriterien als „Boom“, als positive Wirtschaftssituation bewertet worden.
Der Jahres-Wertverlust an Brasiliens Börse liegt bisher bei über 17 Prozent.
Ausriß Folha de Sao Paulo.
“Wirtschaftsmacht der Zukunft”:
“Wirtschaftswunder unterm Zuckerhut”: http://www.welt.de/debatte/kolumnen/article13638342/Wirtschaftswunder-unterm-Zuckerhut.html
Auch andere Industrieunternehmen klagen über Absatzprobleme, volle Lager – stellen deshalb die Produktion ganz oder teilweise ein, entlassen Hunderte von Mitarbeitern.
Brasiliens Wirtschaftsexperten bewerten die neuesten Wachstumszahlen als klaren Hinweis auf die seit langem fortschreitende Deindustrialisierung. Lateinamerikas führender Industriellenverband FIESP in Sao Paulo sieht sich in seinen Analysen erneut bestätigt. Für das dritte Quartal 2011 wird laut nationalen Wirtschaftsmedien sogar bereits mit leichter Rezession gerechnet. Zitiert wird die Credit Suisse Brasil, die von 0,3 Prozent Minuswachstum und einem Gesamt-Wirtschaftswachstum für 2011 von nur noch 2,8 Prozent ausgeht. Finanzminister Guido Mantega hatte als realistische Prognose immerhin 5,5 Prozent ausgegeben.
Betont wird von nationalen Wirtschaftsexperten, daß sich Brasiliens Wirtschaftstätigkeit bereits vor der internationalen Krise, vor der Verschlechterung der externen Faktoren, wegen hausgemachter Gründe verlangsamt hatte.
In Europa wird Brasilien nicht selten als Industrienation bezeichnet.
Brasiliens wuchs im zweiten Quartal 2011 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 3,1 Prozent, China indessen um 9,5 Prozent, Rußland um 3,4 Prozent, Indien um 7,7 Prozent, Chile um 6,8 Prozent, Mexiko um 3,3 Prozent.
Führende brasilianische Wirtschaftsexperten haben die Hochzinspolitik der Regierung wiederholt heftig kritisiert. José Roriz Coelho, Fachdirektor für Wettbewerbsfähigkeit und Technologie in Lateinamerikas wichtigstem Industriellenverband FIESP in Sao Paulo, verglich 2011 im Website-Interview das Zinsniveau Brasiliens mit hohem Fieber, einer Krankheit: “Brasiliens Zinsen sind die höchsten der Welt – also ist die Krankheit sehr gravierend. Wieso sagen dann viele, die Zeitungen, daß im Lande alles wunderbar läuft, obwohl wir 40 Grad Fieber haben? Also läuft da etwas falsch. Denn die meisten Devisenzuflüsse, die unsere Landeswährung Real so ungünstig aufwerten, sind nur Spekulation mit Zinsgewinnen und leider keine Investitionen. Wo soll da für Brasilien ein Vorteil liegen? Zu einer Wirtschaftsmacht können wir nur werden, wenn der jetzige Kurs deutlich korrigiert wird.”
Brasiliens Regierung hatte offiziell weltweit verbreitet, daß die Wirtschafts-und Finanzkrise lediglich geringe Auswirkungen auf das Land habe, laut Staatschef Lula handele es sich höchstens um eine kleine Welle statt eines Tsunami. Umso heftiger spotten derzeit die Wirtschaftsexperten und Kommentatoren, weil Brasilia selbst offiziell erneut frühere Daten berichtigte. So war sogar in die internationalen Wirtschaftsmedien durchgeschaltet worden, daß Brasilien schon 2009 wieder ein Wirtschaftswachstum zwischen 4 und 5 Prozent erreichen werde. Das staatliche Statistikinstitut IBGE mußte indessen später einräumen, daß 2009 nicht einmal ein Nullwachstum, sondern ein Rückgang des Bruttosozialprodukts um 0,2 Prozent erreicht wurde. Im Dezember 2010 kam schließlich das Eingeständnis, daß es nicht 0, 2 Prozent, sondern sogar 0,6 Prozent waren – regierungsunabhängige Daten liegen nicht vor. Bei einem von Massenelend gezeichneten Land, das weniger exportiert als Baden-Württemberg, hatte die Rezession entsprechend gravierendere Auswirkungen, vor allem durch Massenentlassungen – bei nicht vorhandenen Arbeitslosenhilfen wie etwa in Europa. Die jetzt veröffentlichten Daten zeigten, daß jener amtlich verkündete Schutz gegen die Krise nur aus Papier gewesen sei, hieß es in Kommentaren – Brasiliens Exporte seien 2009 um 30 Prozent gesunken. Wichtige Firmen seien beinahe pleite gegangen – und selbst der Ölkonzern PETROBRAS habe Regierungsgelder benötigt. Die Industrieproduktion sei 2009 gemäß den neuen Daten nicht nur um 5,5 Prozent, sondern sogar um 6,4 Prozent zurückgegangen. In den acht Jahren der Lula-Regierung verzeichnete Brasilien danach lediglich ein durchschnittliches Wirtschaftswachstum von 4 Prozent – deutlich weniger als in den BRIC-Staaten China, Indien und Rußland – und sogar unter dem Durchschnitt Lateinamerikas. Argentinien erreichte durchschnittlich 7,4 Prozent, Venezuela 5,7 Prozent, Kolumbien 4,4 Prozent.
In Brasilien nimmt die Besorgnis wegen der fortschreitenden Deindustrialisierung zu. Das Land wird in Europa gelegentlich als „Großmacht“ bezeichnet.
Gewerkschaftsprotest gegen Massenentlassungen in Sao Paulo.
„Krise – was denn für eine Krise?“ – Kloake-Slum in Sao Paulo.
„Großmacht“ Brasilien: http://www.hart-brasilientexte.de/2010/10/30/baden-wurttemberg-exportiert-mehr-als-ganz-brasilien/
Laut Landesmedien verlieren brasilianische Produkte wie Flugzeuge und Schuhe weiter Marktanteile in den USA. Brasilien zähle zu den wenigen Ländern, in denen die USA einen Handelsüberschuß erzielen. Bereits das dritte Jahr hintereinander exportierten die USA mehr ins Tropenland, als sie von dort kauften. Zahlreiche Teile für in Brasilien von der Firma EMBRAER montierte Flugzeuge müssen aus den USA importiert werden. Der brasilianische Marktanteil in den USA liege ähnlich wie 2002 bei 1,3 Prozent, während sich der chinesische in den letzten acht Jahren auf 19 Prozent verdoppelt habe.
Brasilien bewegt den Bundespräsidenten: Während seines Besuchs zeigte sich Joachim Gauck beeindruckt von der Aufbruchstimmung im Land. Deutschland könne von dem Mut zu Veränderungen lernen. Regierungssender Deutsche Welle 2013
Den Berichten zufolge sinkt der Industrieanteil am Bruttosozialprodukt des Landes seit 1995, von damals 28 Prozent auf heute 13,5 Prozent.  Das Phänomen zeige sich besonders in der Chemieindustrie, der Kapitalgüterproduktion sowie in der elektro-elektronischen Industrie. Immer mehr heimische Produkte würden völlig durch chinesische ersetzt. Das Land verliere seine Innovationsfähigkeit. Die Lula-Regierung wird wegen dieses Kurses seit Jahren scharf kritisiert. Bei China und anderen asiatischen Ländern wie Japan, hieß es, machen Produkte der verarbeitenden Industrie rund 90 Prozent der Exporte aus, bei den USA und der Europäischen Union seien es etwa 75 Prozent – bei Brasilien indessen nur rund 40 Prozent. Unter Lula seien nicht die nötigen Reformen gestartet worden, um die verarbeitende Industrie zu fördern. Diese werde durch exzessive Bürokratie, hohe Steuerlast und mangelhafte Infrastruktur ebenso geschädigt wie durch die Währungspolitik.
Unterdessen importiert Brasilien immer mehr Hightech, aber auch Schiffe aus China. Der brasilianische Lehrling, heißt es, werde an einer chinesischen Maschine lernen, aber hinterher keinen Arbeitsplatz bekommen, weil die entsprechenden Industrien dichtmachen. In China liege der Anteil der verarbeitenden Industrie am Bruttosozialprodukt bei 46,3 Prozent.
Paul Krugmann, Wirtschaftsexperte und Kolumnist der New York Times:“Die Idee eines Brasilien als künftiger Wirtschaftsgroßmacht basiert noch stark auf Spekulationen – ich sehe das noch nicht kommen.“
In Ländern Mitteleuropas wird Brasilien heute bereits zur „Industrienation“ erklärt, das Flugzeugwerk EMBRAER häufig als Beweis angeführt.
Brasilien bewegt den Bundespräsidenten: Während seines Besuchs zeigte sich Joachim Gauck beeindruckt von der Aufbruchstimmung im Land. Deutschland könne von dem Mut zu Veränderungen lernen. Regierungssender Deutsche Welle 2013
Brasilianische Wirtschaftsexperten verweisen immer häufiger auf eine im Gang befindliche Deindustrialisierung Brasiliens.
Große wichtige Industriezweige, darunter die Automobilindustrie, sind so gut wie komplett in der Hand ausländischer Multis.