Erenicegate nannte sich der Skandal um Erenice Guerra, die 2010 von Dilma Rousseff als Nachfolgerin für ihren Posten als Chefministerin des Zivilkabinetts ausgesucht worden war, jedoch nach Medienenthüllungen bald wieder von Lula entlassen werden mußte. Erenice Guerra ist eine enge Freundin der Staatschefin, laut Presseangaben. Bisher unterblieb, wie es hieß, jedoch die Aufklärung von Erenicegate. Die Qualitätsmedien fragen zudem:“Es fehlt zudem die Aufklärung darüber, wie es gelang, vor Dilma zu verstecken – die doch immer höchst aufmerksam beobachtet, was in den wichtigsten Ministerien passiert – jene 66 Unregelmäßigkeiten in Ausschreibungen und Verträgen des Transportministeriums. Dem Staat entstand dadurch ein Schaden von 682 Millionen Real. Das ist viel Geld.“
Die andere Sicht: Hillary Clinton bezeichnete 2012 laut Landesmedien den Kampf von Dilma Rousseff gegen die Korruption sowie die Regierungstransparenz unter Rousseff als beispielhaft. Die Staatschefin habe damit entsprechende globale Standards und Normen geschaffen.
Dilma Rousseff bei der Amtsübergabe 2010 an Erenice Guerra – diese lachte nicht lange, bald nach Medienenthüllungen entlassen. Ausriß.
Auffällig ist, daß Staatschefin Dilma Rousseff stets den hoch belasteteten Ministern, angefangen mit Antonio Palocci, ihr vollstes Vertrauen bestätigte und lange zögerte, bis unter dem Druck der Enthüllungen und der öffentlichen Meinung nur noch die Entlassung übrigblieb.
Brasiliens Mensalao-Skandal – Lulas inhaftierte Freunde 2013: http://www.hart-brasilientexte.de/2013/11/18/brasiliens-politik-jose-dirceu-ex-minister-verurteilt-und-inhaftiert-wegen-bandenbildung-und-aktiver-korruption-als-autor-der-friedrich-ebert-stiftung-anklicken/
Rousseff zuvor in PDT von Brizola:
Schriftsteller Joao Ubaldo Ribeiro und der Korruptions-Samba:
Zeitungsausriß.
Zeitungsausriß – Dilma Rousseff übergibt als Chefministerin Lulas ihr Amt an enge Freundin Erenice Guerra – nach Presseenthüllungen muß diese bald entlassen werden…
Brasiliens Politikerinnenskandale – Erenicegate: http://www.hart-brasilientexte.de/2010/09/24/lula-raumt-schuld-der-entlassenen-ministerin-erenice-guerra-ein-sie-verlor-die-auserordentliche-chance-eine-grose-staatsfunktionarin-zu-sein/
Hohe Politik und Landesalltag: http://www.hart-brasilientexte.de/2011/04/10/crack-kind-in-sao-paulo-2011-gesichter-brasiliens-drogen-und-kinderpolitik-unter-der-regierung-rousseff/
In den ersten drei Monaten der Rousseff-Amtszeit häuften sich in den Landesmedien die Negativschlagzeilen aus den Bereichen Wirtschaft, Soziales, Menschenrechte, wurde der Präsidentin sogar Bruch von Wahlversprechen vorgeworfen, darunter ein Abgehen von der konsequenten Elendsbekämpfung. Der Wahlkampfdiskurs, so brasilianische Politikexperten, sei völlig anders als die tatsächliche Amtsausübung. Wirtschaftsexperten des führenden lateinamerikanischen Industriellenverbands FIESP kritisieren die beibehaltene Rekord-Hochzinspolitik ebenso wie die Deindustrialisierung – unter der hochgeschnellten Teuerungsrate leiden vor allem die ärmsten Bevölkerungsschichten in den weiterhin rasch wachsenden Slums. Wie vorausgesagt, spricht Ex-Chefministerin Rousseff ihre Amtsführung permanent und kontinuierlich mit Amtsvorgänger Lula ab, heißt es weiter in den Qualitätsmedien. Vor dem US-Präsidenten Barack Obama sei Dilma Rousseff in Brasilia eingeknickt, habe erst nach dessen Abreise Mißfallen über die in Brasilia verfügte Libyen-Kriegserklärung geäußert, statt dies Obama sofort und direkt zu sagen, wie viele Brasilianer erwartet hatten, womöglich die offiziellen Gespräche abzubrechen. Die Landesmedien stellten heraus, daß mit einer offiziellen Note, die einen Waffenstillstand in Libyen erbat, ebenfalls solange gewartet wurde, bis Obama außer Landes war.Bemerkenswert, daß sich beim Brasilia-Empfang für Obama am Tisch mit Rousseff just José Sarney, einstiger Präsident der Folterdiktatorenpartei ARENA befand, der zu den berüchtigtsten archaischen Oligarchen Brasiliens gerechnet wird. Hochinteressant, wie unterschiedlich der Obama-Besuch in Brasilien und in Chile ablief – etwa in Bezug auf die Diktaturvergangenheit, die Freiheit der Presse. Auffällig, bemerkenswert die Arbeiterrevolten unter Präsidentin Rousseff gegen schlechte Löhne, grauenhafte Arbeitsbedingungen just auf Baustellen für stark umstrittene Wasserkraftwerke Amazoniens. Dies sprach Bände – ebenso wie ein Gefangenenaufstand.
http://www.tagesspiegel.de/weltspiegel/gewalttaten-in-den-schulen-haeufen-sich/4037582.html
Gegen fortdauernde gravierende Menschenrechtsverletzungen, darunter gegen Folter sowie die von Militärpolizisten geführten Todesschwadronen, wurden unter Rousseff in den ersten drei Amtsmonaten keinerlei Maßnahmen ergriffen, konstatierten Menschenrechtsexperten. Kostspielige Rüstungsprojekte, darunter der Bau einer Werft für Atom-U-Boote wurden mit Hochdruck fortgesetzt – heftige Kritik gab es zudem wegen des Festhaltens am geplanten Bau von zahlreichen Atomkraftwerken. Die Schwächen des brasilianischen „Biosprit“-Programms traten in Rousseffs ersten drei Amtsmonaten erstaunlich offen zutage und werden in der Öffentlichkeit heftig diskutiert. Unvergessen ist zudem der Erenicegate-Skandal. Unter Lula-Rousseff wurde ein wichtiges Gesetz gegen Sklavenarbeit im Kongreß blockiert, unter Rousseff nun ebenfalls – die Kirche protestiert. Die Bewertung erleichtert, wenn man sich vorstellt, wie wohl in Ländern wie Deutschland, Österreich oder der Schweiz ein Regierungschef, eine Regierungschefin beurteilt würde, in deren Verantwortungsbereich Folter alltäglich wäre und Todeschwadronen landesweit wüteten – ohne daß wirksame Gegenmaßnahmen ergriffen würden. Nicht zufällig liegt Brasilien auf dem UNO-Index für menschliche Entwicklung nur auf dem 73. Platz, während beispielsweise Libyen auf Platz 53 rangiert.
In meinungsbildenden deutschen Analysen wird die brasilianische Regierung ausdrücklich als “progressiv” eingestuft.
“Die Korruption ist strukturell im brasilianischen Staat.” José Eduardo Cardozo, neuer Justizminister unter Dilma Rousseff, in Interview vor Amtsantritt, Dezember 2010
Dilma Rousseff leistet sich zudem laut Landesmedien eine unverzeihliche Peinlichkeit im Kulturellen. So hielt sie im Konzerthaus Sao Paulos Ende Februar 2011 eine Rede, erhob sich danach und ging weg – obwohl alle Welt im Saal erwartet hatte, daß die Staatspräsidentin natürlich die Nationalhymne und das Konzert des besten brasilianischen Sinfonieorchesters mit ihrer Präsenz ehrt. Rousseffs Verhalten wurde als „grande indelicadeza, descortesia“ bewertet. „Die Leute schauten sich gegenseitig an, konnten es nicht fassen“, schrieben die Medien zum abrupten Weggang der Präsidentin. Verschiedene hohe Politiker waren natürlich zu Nationalhymne und Konzert geblieben.
„Dilma chancela o atraso.“ Greenpeace-Experte Ricardo Baitelo
Der Korruptionsskandal um Lulas und Dilma Rousseffs enge Vertraute, die Chefministerin des Zivilkabinetts, Erenice Guerra, hatte laut einer Datafolha-Umfrage der Qualitätszeitung „Folha de Sao Paulo“ bei Brasilianern, die ihre Wahlabsicht kurzfristig änderten, etwa dreimal soviel Gewicht als religiöse Themen. Diese Wähler sorgten dafür, daß Dilma Rousseff in die Stichwahl gegen José Serra muß. Rousseff hatte durchgesetzt, daß Erenice Guerra ihre Amtsnachfolgerin in der Regierung wird – und damit gemäß Landesmedien spezielle „Kompetenz“ bewiesen. Besonders schmerzhaft für Lula war die Niederlage seines Gouverneurs-Wunschkandidaten Aloisio Mercadante ausgerechnet im Arbeiter-Teilstaat Sao Paulo, der wichtigsten Industrieregion ganz Lateinamerikas – Lula hatte für Mercadante immense Wahlpropaganda betrieben – dennoch setzte sich der Gegenkandidat von José Serras PSDB, Geraldo Alckmin, durch.
Die andere Sicht: Hillary Clinton bezeichnete 2012 laut Landesmedien den Kampf von Dilma Rousseff gegen die Korruption sowie die Regierungstransparenz unter Rousseff als beispielhaft. Die Staatschefin habe damit entsprechende globale Standards und Normen geschaffen.
„der Freitag“ über Brasiliens Präsidentschaftswahlen: http://www.freitag.de/politik/1040-die-patin-des-lulismo
Kurios ist derzeit die Positionierung in Teilen der Unterschicht Brasiliens, gerade bei Frauen – gewöhnlich wird als Name des PT-Stichwahlkandidaten nicht Dilma Rousseff, sondern Lula genannt – man geht davon aus, daß in Wahrheit Lula den Laden weiterführt, Dilma Rousseff nur eine „Marionette“ sei. http://www.hart-brasilientexte.de/2010/07/12/lula-ist-autoritar-und-will-prasidentschaftskandidatin-dilma-rousseff-an-der-macht-um-weiter-im-land-bestimmen-zu-konnen-helio-bicudo-jurist-mitgrunder-der-arbeiterpartei-pt-kirchlicher-mensc/
Lula selbst hatte eingeräumt, in einer Rousseff-Regierung eine aktive Rolle spielen zu wollen. Viele Brasilianer sagen jetzt: „Ich wähle wieder Lula“ – oder: „Lula wähle ich nicht wieder.“
Zeitungsausriß. Dilma Rousseff mit enger Vertrauter Erenice Guerra, nach Journalistenenthüllungen von Lula notgedrungen gefeuert.
Leonardo Boff – klare Wahlaussage für Dilma Rousseff:
http://www.bundestag.de/dasparlament/2010/12/Beilage/006.html
SIP-Präsident Alejandro Aguirre nannte Lulas Vorgehen „gefährlich und sehr besorgniserregend“, verglich es mit Hugo Chavez in Venezuela und Christina Kirchner in Argentinien. Es mache stets besorgt, wenn ein Regierender sich zum Herren der öffentlichen Meinung erkläre. weil er gewählt worden sei.
„Es ist evident, daß die Korruption in der Regierung zunahm“, betonen heute Brasiliens Landesmedien in Analysen. Die Korruption müsse besiegt werden, da sie ein Hindernis für politischen, wirtschaftlichen und institutionellen Fortschritt sei. Unterdessen gehen die Enthüllungen über Korruption im Regierungsapparat weiter, haben sogar Justizbehörden Brasilias entsprechende Ermittlungen verstärkt.
Internationaler Korruptionsindex und Brasilien unter Lula: http://www.hart-brasilientexte.de/2009/10/05/brasilien-auf-uno-index-fur-menschliche-entwicklung-jetzt-platz-75-hinter-argentinien-chile-und-kuba/
“Die Korruption ist strukturell im brasilianischen Staat.” José Eduardo Cardozo, neuer Justizminister unter Dilma Rousseff, in Interview vor Amtsantritt, Dezember 2010
Lula-Lob für Auslandsmedien: http://www.hart-brasilientexte.de/2010/12/04/lula-lobt-in-rio-uberschwenglich-auslandsmedien-fur-deren-berichterstattung-stets-harsche-kritik-an-nationalen-medien-elogios-para-a-imprensa-de-fora/
Staatschef Lula ist wegen des nahenden Pflichtwahltermins weiterhin um effiziente Schadensbegrenzung angesichts des neuesten Skandals bemüht.
Lula und regierungskritische Medien und Journalisten: http://www.hart-brasilientexte.de/2010/09/20/erenicegate-lula-verargert-uber-presse-enthullungen-die-ihn-zur-entlassung-von-regierungsmitgliedern-zwangen-nationale-zeitungsassoziation-und-anwaltsverband-verurteilen-lulas-verbalattacken-auf-d/
http://veja.abril.com.br/noticia/brasil/propina-era-paga-dentro-da-casa-civil
Lula mit enger Vertrauter Erenice Guerra – auf Druck der öffentlichen Meinung, von Medienrecherchen durch Lula notgedrungen gefeuert. (Brasilien hat nicht einen Medien-Mainstream wie in Mitteleuropa) Globo-Ausriß.
http://www1.folha.uol.com.br/poder/800842-filho-de-erenice-nomeou-amigos-para-pasta-de-dilma.shtml
http://www.estadao.com.br/estadaodehoje/20100918/not_imp611751,0.php
Paulo Maluf und Lula: http://www.hart-brasilientexte.de/2010/07/12/paulo-maluf-uber-lula-hintergrundinterview-lula-esta-mais-malufista-do-que-eu/