Felipe Melo, der bei Juventus spielt, gehört zu den sogenannten „Athleten von Christus“, einer evangelikalen Sportlergruppierung, zu der auch Kaká zählt. „Gott mag keinen gewalttätigen Fußballspieler“, schreibt Brasiliens Sportpresse, die sich auch über Kaká von der Wunderheiler-Sektenkirche „Renascer em Cristo“ lustig macht:“Kaká – wo ist denn deine Armee des Herrn geblieben?“ Die Südafrikaner, so wurde gelästert, verpaßten dem brasilianischen Team beim Abschied den Beinamen „Banana Banana!“
Erstaunlich viele Brasilianer verließen den Platz der Großleinwand in Sao Paulos City lachend, fröhlich – waren das Holland-Fans, Gegner des brasilianischen Teams, gar Fans der deutschen Mannschaft, oder Fatalisten? Gleich fünf brasilianische Radio-Fußballreporter betonten nach dem Holland-Spiel gegenüber dieser Website, daß ganz Brasilien beim Sonnabend-Spiel natürlich Deutschland den Sieg über den „Erzrivalen“ Argentinien wünsche, für den Sieg der deutschen Mannschaft jubeln werde. Weinende, gar geschockte Menschen waren nach dem Holland-Spiel in Sao Paulo nicht zu sehen, Böller krachten, Vuvuzelas waren zu hören. Auffällig, wie rasch sich die Leute indessen die gelben Fußballhemden mit der Aufschrift „Brasil“ vom Leib rissen, wieder zu normaler Kleidung übergingen – Frauen warfen vielerorts wütend diese Trikots auf den Bürofußboden und trampelten darauf herum. In Rio de Janeiro waren während der WM bisher bei Siegesfeiern mindestens drei Menschen erschossen und weitere verwundet worden – im Ausgehviertel Lapa ermordete ein Gangster einen feiernden Zivilpolizisten mit acht Schüssen vor einer dicht umlagerten Straßenbar – Hunderte von Menschen rannten in Panik davon.
In Leserbriefen wurde als „Energieverschwendung“ bezeichnet, für ein brasilianisches Team aus „ausländischen Millionären“ zu jubeln. Alles sei eine Illusion von „Brot und Spielen“ oder zeitgemäß „Bolsa-Familia und Fußball.“ Fußball-Weltmeister zu sein, führe zu nichts, solange „wir ein armes Volk ohne Kultur, unehrlich und korrupt sind – Charakterzüge der Bevölkerung, die sich in ihren politischen Vertretern reflektieren“.
Zwangsläufig mußten Programme und Eintrittskarten für das WM-Endspiel-Wochenende schon lange im voraus entworfen, gedruckt werden – aus Fußball-Hurra-Patriotismus entschied man sich, auf den Sieg Brasiliens zu setzen, druckte große patriotische Eintrittskarten für ”den großen Super-Sieges-Ball, ”Super Baile da Vitoria. Jetzt werden solche Eintrittskarten teils gratis verteilt, damit man am Endspieltag überhaupt die Häuser vollkriegt. Auf manchen dieser Poster, Eintrittskarten steht für den Endspieltag ”Hoch lebe die brasilianische Mannschaft!
„Heute wird Holland aus den Holzpantoffeln kippen“: http://www.hart-brasilientexte.de/2010/07/02/heute-wird-holland-aus-den-holzpantoffeln-kippen-brasilianische-zeitungsanzeigen-siegesgewis-vor-brasilien-holland-spiel-last-uns-die-hollander-zerquetschenhier-immer-als-orangen-bezeichnet/
„Brasilien hat provinziell verloren.“ Verissimo, Fußballreporter und Schriftsteller