17.4. 2016, US-Hinterhof Brasilien – Pro-Impeachment-Kundgebung auf der Avenida Paulista in Sao Paulo.Daß Eduardo Cunha die Abstimmung im Abgeordnetenhaus leitet, degradiert nach Ansicht vieler Brasilianer das Land zur Bananenrepublik.
Brasilianische Soziologen wie Antonio Engelke(O Globo, 2.4. 2016) weisen auf den in der jetzigen politisch-wirtschaftlichen Krise Brasiliens gängigen Denkfehler, den “Markt”, also die Wirtschaft, wirtschaftliche Interessen, nicht als politischen Akteur wahrzunehmen. Das Problem der Korruption werde durchweg in der Sphäre der Politik gesehen. “Ziel der Empörung ist immer der korrupte Politiker, nie der korrumpierende Unternehmer.”
Luiz Ruffato, Mitglied der offiziellen brasilianischen Buchmesse-Delegation, in der Neuen Zürcher Zeitung 2013:
“Allerdings sind wir im Alltag noch immer mit einer institutionalisierten Barbarei konfrontiert, die sich nicht nur in einer konstanten physischen Bedrohung, sondern auch in der Korruption und in der absoluten Missachtung des menschlichen Lebens äussert. In Brasilien ist der Begriff des «wilden Kapitalismus» keine Metapher.”
“Die großen Unternehmen, ob Banken, Baufirmen oder Großgrundbesitzer, investierten massiv in Rousseffs Präsidentschaftswahlkampagne – über 100 Millionen Real – betrachteten dies als Investition, verlangen jetzt von Rousseff Gegenleistungen. Sie unterwirft sich diesen Interessen.” Waldemar Rossi, Leiter der Arbeiterseelsorge in der Erzdiözese Sao Paulo.
Zu den Manipulationstricks im deutschen Mainstream gehört, die extrem wichtige Rolle des politischen Akteurs Privatwirtschaft in der aktuellen Krise Brasiliens zu unterschlagen.
“Brasilien gilt längst nicht mehr nur als Schwellenland, sondern hat den Sprung in die Riege der führenden Industrienationen geschafft.” Öffentlich-rechtlicher Sender Deutschlands
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Basisfakten: Das Abgeordnetenhaus in Brasilia hat 513 Sitze, davon entfallen nach aktuellem Stand auf die Arbeiterpartei von Dilma Rousseff/Lula 57 Sitze(!), auf PMDB 66 Sitze. Im Abgeordnetenhaus sind insgesamt 25 Parteien vertreten – zum Regierungsbündnis zählten bereits rund 20 Parteien, derzeit sind es weniger. Parteidisziplin nach mitteleuropäischen Begriffen existiert im Abgeordnetenhaus nicht – eine unbekannte Zahl von Abgeordneten der Oppositionsparteien votiert für die Regierung – eine unbekannte Zahl von Abgeordneten der Regierungsparteien votiert gegen die Regierung.
Von den derzeit 23 brasilianischen Ministerien sind aktuell 11 mit Ministern besetzt, die nicht der Arbeiterpartei PT angehören, weitere sechs Ministerposten gingen an Parteilose.Die Arbeiterpartei hält nur fünf Ministerposten. Der Posten des Tourismusministers (bisher PMDB) ist derzeit unbesetzt.
Brasiliens Agrarministerin Katia Abreu, deren Partei PMDB angeblich komplett mit der Regierung von Staatschefin Dilma Rousseff brach, teilte am 30.3. 2016 mit, daß alle sechs Minister aus den Reihen der PMDB weiter im Amt bleiben werden, nicht zurücktreten, wie vor allem von ausländischen Medien gemeldet wurde. Zudem gibt es weiterhin rund 600 PMDB-Mitglieder auf hohen Regierungsposten unterhalb der Ministerebene. Damit ist noch nicht einmal klar, ob die jetzige Regierungskoalition überhaupt einen Partner, die PMDB, verlor. Ob es zu einer Amtsenthebung von Rousseff kommt, läßt sich zum jetzigen Zeitpunkt keineswegs vorhersagen. Laut Landesmedien braucht Rousseff mindestens 172 Abgeordnetenstimmen, um den Antrag für ein Amtsenthebungsverfahren abschmettern zu können – bisher verfüge die Regierung laut deren Angaben über etwa 150 Stimmen. Ex-Präsident Lula, der wegen einer Justizentscheidung seinen Ministerposten nicht antreten darf, verhandele derzeit in Brasilia mit Abgeordneten, Senatoren, Parteiführern, um die fehlenden Stimmen zusammenzubekommen.
Fast täglich finden sich im deutschen Mainstream kuriose Darstellungen der politischen Lage in Brasilien. So hieß es, Lula sei 2016 von der Polizei in Handschellen abgeführt worden, von Lula in Handschellen gebe es sogar Fotos. Indessen handelt es sich dabei um eine weitere der vielen Falschmeldungen zur Regierungskrise. Dies erinnert an die anläßlich von Helmut Schmidts Tod verbreitete Falschmeldung, dieser habe Lula zur Diktaturzeit im brasilianischen Gefängnis besucht.
Boff wird im deutschen Staatsfunk gerne gespielt.
Hintergrundtexte:
http://www.hart-brasilientexte.de/2008/02/14/ex-sektenbischof-zu-stimmen-und-parteienkauf-skandal-lulas-arbeiterpartei-zahlte-an-sektenpartei/
„Brasilien 2016. „Und der, warum der?“ „Der hat uns beschuldigt, extremistisch, radikal und gewalttätig zu sein.“ Benett zur innenpolitischen Lage, in Brasiliens größter Qualitätszeitung „Folha de Sao Paulo“, Ausriß.
Laut brasilianischen Politikexperten hoffen die Politiker von „Opposition“ und Regierung auf ein möglichst kurzes Erinnerungsvermögen der Leute – andernfalls entdeckten diese überall gravierende Widersprüche, u.a. im Verhalten der rechtsgerichteten PMDB, die noch unlängst vom Chef der Diktaturpartei ARENA, José Sarney geführt worden sei. Die PMDB-Führung wolle das Land davon überzeugen, an der grauenhaft gescheiterten Regierungspolitik nicht beteiligt gewesen zu sein. Auch im neoliberalen Deutschland, ebenfalls US-Hinterhofstaat, bauen Regierung und gesteuerte Medien genauso auf die Vergeßlichkeit der Wähler.
Grünen-Kretschmann in Brasilien – kuriose Fehleinschätzungen :
„Correio da Cidadania“: Para uma significativa parcela da população, a crise política demonstra um caráter golpista. Os ataques midiáticos ao Governo Federal, o processo de impeachment da presidente Dilma Rousseff e, mais recentemente, os acontecimentos envolvendo o ex-presidente Lula, somados à manifestações massivas dos setores ligados à oposição de direita, capazes de manipular imensas quantidades de descontentes sem bandeiras, catalisaram esta crise, dando os contornos que muitos denunciam. Para entender a natureza jurídica desses acontecimentos e poder avaliar a atual crise política, conversamos com o jurista Fábio Konder Comparato, professor emérito da Faculdade de Direito da Universidade de São Paulo.
Professor Fabio Konder Comparato.
“Unsere Politik hat immer zwei Gesichter: Eines für außen, zivilisiert, die Rechte respektierend – und eines für innen, grausam. Für mich ist das Konsequenz des Sklavenhalterregimes, das unsere kollektive Mentalität tief prägte…Wir halten diese Doppelzüngigkeit des Charakters im gesamten politischen Leben aufrecht…Die Wahlen sind Theater…Heute haben die brasilianischen Oligarchen eine Struktur aufgebaut, die die Wahlen schlicht zu einem politischen Theater werden läßt…Lula bewies, daß er für die Oligarchie nicht gefährlich ist. Er ist das größte populistische Talent der politischen Geschichte Brasiliens, viel besser noch als Getulio Vargas…Der Aufstieg Lulas in unserem politischen Leben ist für unsere Oligarchen, wie den höchsten Jackpot zu gewinnen…Wir müssen systematisch im Ausland anklagen, daß die Mörder und Folterer des Militärregimes heute durch die Justiz gedeckt werden…Der Staat, unsere Autoritäten fürchten die Anklagen aus dem Ausland, weil unser Verstellen, Verheimlichen auf internationalem Parkett dann offenläge…In Brasilien haben die Bankiers und Großunternehmer klar mit dem Militärregime zusammengearbeitet… Ich widerspreche dem Begriff Redemokratisierung. Wir hatten bis heute nie Demokratie…” 2010
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Politikwissenschaftler brasilianischer Bundesuniversitäten zählen zu den Gründen der jüngsten brasilianischen Regierungskrise und den Versuchen zur Amtsenthebung von Rousseff, daß ausländische Großunternehmen, darunter aus den USA, mehr Marktanteile und Einfluß in Brasilien erreichen wollen, restliche große Staatsbetriebe anpeilten. Gegenüber der Website wurde argumentiert, daß ein Teil des rechtsgerichteten Establishments auf den Sturz von Rousseff aus sei, um von neoliberaler Globalisiererung diktierte Reformen, wirtschaftliche Anpassungen rascher, brutaler durchsetzen zu können. Bei diesen wirtschaftlichen Anpassungen handele es sich um einen Angriff auf die nationale Souveränität. Unter der Rousseff-Regierung würden neoliberale Reformen zu langsam realisiert. Auffällig sei, daß bei den derzeitigen Lava-Jato-Ermittlungen erstmals ein seit Jahrzehnten funktionierendes Arrangement zwischen privaten brasilianischen Großunternehmen und dem brasilianischen Staat in Frage gestellt wird – somit erstmals große Baukonzerne, aber auch Banken am Pranger stehen. Deren Macht im Staate werde nunmehr angefochten, damit ausländische wirtschaftliche Großunternehmen noch besser zum Zuge kämen. Denkbar sei, daß Großkonzerne der Ersten Welt nunmehr auch Joint Ventures mit angeschlagenen brasilianischen Baukonzernen, Banken schlössen. Politikwissenschaftler stimmten 2016 der seit Jahren von Insidern der Arbeiterpartei PT geäußerten Argumentation zu, daß Lula einst von deutschen Automultis aufgebaut worden sei. Bei Lula handele es sich um ein Produkt der Automultis im ABC-Industriegürtel von Sao Paulo, in dem VW und Mercedes-Benz führend seien. Lula habe als Gewerkschaftsführer stets sehr eng mit der Gegenseite kooperiert, sei kein Linker, stehe rechts-neoliberal, sei ein Politiker des Großkapitals, zähle keineswegs zur Arbeiterschaft. Im deutschen Mainstream heißt es nach wie vor, Lula stehe links, verfolge eine linke Politik.
“Lula, die Umzingelung durch die Rechte wird enger.”
Absolutes Tabu im gesteuerten deutschen Mainstream, natürlich auch im SPD-CDU-Staatsfunk – der brasilianische Enthüllungs-Bestseller über Lula als Informant der Folterdiktatur. In manchen Stadt-Buchhandlungen Brasiliens wird er praktischerweise auch 2016 wegen des großen Käuferinteresses gleich im anderthalb Meter hohen Stapel präsentiert.
Warum Lula in Ländern wie Deutschland viele Sympathisanten eines bestimmten politischen Spektrums hat – Lula war Informant der Diktatur-Geheimpolizei Dops, laut neuem Buch: http://www.hart-brasilientexte.de/2014/02/12/brasilien-die-folterdiktatur-lula-und-die-arbeiterpartei-pt-rufmord-ein-kapitalverbrechen-buch557-seiten-mit-schweren-vorwurfen-gegen-lula-macht-schlagzeilen/
DIE ZEIT nennt Lula 2016 einen “linken Anführer” – kein Witz. ZEIT-Mitherausgeber Helmut Schmidt/SPD hegte nicht zufällig größte Sympathie für Lula.
Ausriß. “Mit der SPD bin ich schon seit den Zeiten verbunden, als ich Gewerkschaftsführer war.” Hochrangige SPD-Politiker wie Willy Brandt und Helmut Schmidt pflegten enge Beziehungen zur nazistisch-antisemitisch orientierten brasilianischen Folterdiktatur.
”Hitler irrte zwar, hatte aber etwas, das ich an einem Manne bewundere – dieses Feuer, sich einzubringen, um etwas zu erreichen. Was ich bewundere, ist die Bereitschaft, die Kraft, die Hingabe.” Ist das Zitat von Lutz Bachmann, Björn Höcke oder von SPD-Idol Lula?
“Ich glaube, ihr seid auf einem fabelhaft gutem Wege.” Helmut Schmidt/SPD, Mitherausgeber von DIE ZEIT, zu Lula 2009…Ausriß.
Lula betont gegenüber ZEIT-Mitherausgeber Schmidt, Brasilien sei bei Öl bereits Selbstversorger. Dies wird von Experten stets bestritten.
Schmidt:”Ich kenne Oskar Niemeyer – und ich habe einen großen Respekt vor ihm…Ich war einer, der dafür gesorgt hat, daß er den japanischen kaiserlichen Kunstpreis für Architektur bekommen hat. So habe ich Oskar Niemeyer in Tokio kennengelernt.”(Extrem stark beschnittenes Gespräch Schmidt-Lula auf youtube)
“Ist Brasilia unmenschlich?” DIE ZEIT 1967, Helmut Schmidt/SPD ist noch nicht Mitherausgeber, steuert noch nicht die Inhalte:http://www.zeit.de/1967/50/ist-brasilia-unmenschlich/komplettansicht?print=true
Oscar Niemeyer und das Massaker an Bauarbeitern während der Errichtung von Brasilia:
http://www.hart-brasilientexte.de/2009/11/11/brasilia-50-und-das-massaker-an-bauarbeitern/
Lula bei Schmidt/SPD, Mitherausgeber von DIE ZEIT in Hamburg. http://www.hart-brasilientexte.de/2015/11/11/helmut-schmidt-2015-gestorben-mainstream-verbreitet-falschmeldungen-kuriose-mythen-schmidt-hatte-angeblich-den-damaligen-gewerkschaftsfuehrer-lula-begehrt-bei-unternehmern-als-verhandlungs-und-g/
DIE ZEIT ist immer wieder Propaganda-und Agitprop-Plattform für Lula – heikle Fragen nach Folter, Todesschwadronen, Scheiterhaufen, Sklavenarbeit, Gefängnis-Horror etc. werden Lula von dem SPD-Blatt natürlich nicht gestellt:
http://www.zeit.de/2009/48/Lula-Rom/komplettansicht
Deutschlandradio Kultur über Scheiterhaufen in Brasilien, das lebendige Verbrennen von Bürgerrechtlern, unter Lula-Rousseff – per Google-Suche hat man rasch heraus, in welchen deutschsprachigen Medien, Staatsfunksendungen das Thema unter die Zensur fällt:http://www.deutschlandradiokultur.de/moderne-scheiterhaufen-aus-autoreifen.1013.de.html?dram:article_id=167263
…Vertreter der Kirche, doch auch der renommierte Historiker Josè Murilo de Carvalho von der Bundesuniversität Rios sind der Auffassung, dass durch die Slumdiktatur Rebellionen der Slumbewohner verhindert werden sollen. Eine Politisierung der Verarmten und Verelendeten werde ebenfalls blockiert. Die Gangsterkommandos dienten damit der Aufrechterhaltung politischer Stabilität – ganz im Sinne der Eliten.
Rogerio Reis: „Ich sehe das ganz genau so – hier sind starke wirtschaftliche, politische Interessen im Spiel. Hochgestellte Figuren der Gesellschaft sind verwickelt, sind Nutznießer des organisierten Verbrechens…
Fotoserie zum Gewalt-Gesellschaftsmodell Brasiliens – derzeit u.a. in Ländern wie Deutschland, strategischer Partner Brasiliens, kopiert:
Scheiterhaufen in Brasilien heute: http://www.hart-brasilientexte.de/2008/02/11/der-brasilianische-musiker-und-poet-marcelo-yuka1/
17.4. 2016, US-Hinterhof Brasilien – Pro-Impeachment-Kundgebung auf der Avenida Paulista in Sao Paulo.Daß Eduardo Cunha die Abstimmung im Abgeordnetenhaus leitet, degradiert nach Ansicht vieler Brasilianer das Land zur Bananenrepublik.
“Der Mann, der keine Angst hatte”:http://www.hart-brasilientexte.de/2016/12/16/der-mann-der-keine-angst-hatte-brasiliens-wichtigster-katholischer-befreiungstheologe-frei-betto-dez-2016-ueber-den-verstorbenen-kardinal-erzbischof-paulo-evaristo-arns/
Brasilianische Soziologen wie Antonio Engelke(O Globo, 2.4. 2016) weisen auf den in der jetzigen politisch-wirtschaftlichen Krise Brasiliens gängigen Denkfehler, den “Markt”, also die Wirtschaft, wirtschaftliche Interessen, nicht als politischen Akteur wahrzunehmen. Das Problem der Korruption werde durchweg in der Sphäre der Politik gesehen. “Ziel der Empörung ist immer der korrupte Politiker, nie der korrumpierende Unternehmer.” Der Markt als Macht wirke auf die Politik ein – – doch von der Öffentlichkeit werde das gewöhnlich nicht bemerkt.
Luiz Ruffato, Mitglied der offiziellen brasilianischen Buchmesse-Delegation, in der Neuen Zürcher Zeitung 2013:
“Allerdings sind wir im Alltag noch immer mit einer institutionalisierten Barbarei konfrontiert, die sich nicht nur in einer konstanten physischen Bedrohung, sondern auch in der Korruption und in der absoluten Missachtung des menschlichen Lebens äussert. In Brasilien ist der Begriff des «wilden Kapitalismus» keine Metapher.”
“Die großen Unternehmen, ob Banken, Baufirmen oder Großgrundbesitzer, investierten massiv in Rousseffs Präsidentschaftswahlkampagne – über 100 Millionen Real – betrachteten dies als Investition, verlangen jetzt von Rousseff Gegenleistungen. Sie unterwirft sich diesen Interessen.” Waldemar Rossi, Leiter der Arbeiterseelsorge in der Erzdiözese Sao Paulo.
Zu den Manipulationstricks im deutschen Mainstream gehört, die extrem wichtige Rolle des politischen Akteurs Privatwirtschaft in der aktuellen Krise Brasiliens zu unterschlagen.
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“Brasilien gilt längst nicht mehr nur als Schwellenland, sondern hat den Sprung in die Riege der führenden Industrienationen geschafft.” Öffentlich-rechtlicher Sender Deutschlands
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Brasiliens Agrarministerin Katia Abreu, deren Partei PMDB angeblich komplett mit der Regierung von Staatschefin Dilma Rousseff brach, teilte am 30.3. 2016 mit, daß alle sechs Minister aus den Reihen der PMDB weiter im Amt bleiben werden, nicht zurücktreten, wie vor allem von ausländischen Medien, darunter dem deutschen Mainstream, gemeldet wurde. Zudem gibt es weiterhin rund 600 PMDB-Mitglieder auf hohen Regierungsposten unterhalb der Ministerebene. Damit ist noch nicht einmal klar, ob die jetzige Regierungskoalition überhaupt einen unter verschiedenen Partnern, die PMDB, tatsächlich verlor, wie vom deutschen Mainstream behauptet.
Ob es zu einer Amtsenthebung von Rousseff kommt, läßt sich zum jetzigen Zeitpunkt keineswegs vorhersagen. Laut Landesmedien braucht Rousseff mindestens 172 Abgeordnetenstimmen, um den Antrag für ein Amtsenthebungsverfahren abschmettern zu können – bisher verfüge die Regierung laut deren Angaben über etwa 150 Stimmen. Ex-Präsident Lula, der wegen einer Justizentscheidung seinen Ministerposten nicht antreten darf, verhandele derzeit in Brasilia mit Abgeordneten, Senatoren, Parteiführern, um die fehlenden Stimmen zusammenzubekommen.
Der deutsche Mainstream teilte auch am 31.3. 2016 ungeachtet der Faktenlage weiter mit, die PMDB habe ihre sechs Minister aus der Regierung abgezogen. Die Falschmeldung wurde offenbar bisher noch nicht berichtigt. Hochrangige Politiker der PMDB erklärten unterdessen, die Entscheidung von Brasiliens Vizepräsident Michel Temer/PMDB, daß dessen Partei die Regierungskoalition verlassen solle, sei eine Dummheit, unintelligent, vorschnell gewesen. Die Partei sei in der Frage des Austritts aus der Regierungskoalition gespalten.
Fast täglich finden sich im deutschen Mainstream kuriose Darstellungen der politischen Lage in Brasilien. So hieß es, Lula sei 2016 von der Polizei in Handschellen abgeführt worden, von Lula in Handschellen gebe es sogar Fotos. Indessen handelt es sich dabei um eine weitere der vielen Falschmeldungen zur Regierungskrise. Dies erinnert an die anläßlich von Helmut Schmidts Tod verbreitete Falschmeldung, dieser habe Lula zur Diktaturzeit im brasilianischen Gefängnis besucht.
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Basisfakten: Das Abgeordnetenhaus in Brasilia hat 513 Sitze, davon entfallen nach aktuellem Stand auf die Arbeiterpartei von Dilma Rousseff/Lula 57 Sitze(!), auf PMDB 66 Sitze. Im Abgeordnetenhaus sind insgesamt 25 Parteien vertreten – zum Regierungsbündnis zählten bereits rund 20 Parteien, derzeit sind es weniger. Parteidisziplin nach mitteleuropäischen Begriffen existiert im Abgeordnetenhaus nicht – eine unbekannte Zahl von Abgeordneten der Oppositionsparteien votiert für die Regierung – eine unbekannte Zahl von Abgeordneten der Regierungsparteien votiert gegen die Regierung.
Von den derzeit 23 brasilianischen Ministerien sind aktuell 11 mit Ministern besetzt, die nicht der Arbeiterpartei PT angehören, weitere sechs Ministerposten gingen an Parteilose. Die Arbeiterpartei hält nur fünf Ministerposten. Der Posten des Tourismusministers (bisher PMDB) ist derzeit unbesetzt.
Boff wird im deutschen Staatsfunk gerne gespielt.
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„Wir hatten noch nie Demokratie“:
“CIA befürchtete Massen-Politisierung in Brasilien.” Ausriß
Grünen-Kretschmann in Brasilien – kuriose Fehleinschätzungen :
Regierungssender Deutsche Welle 2012:http://www.dw.com/de/brasilien-auf-dem-weg-zur-wirtschaftsmacht/a-15640836
Deutscher Staatsfunk 2012 über Dilma Rousseff: „Eisern ging sie gegen Bestechung auch in den eigenen Reihen vor.“
„Frauenpower in Brasilien“ – taz mit Rousseff-Lob
Brasilien – Daten, Statistiken, Rankings:http://www.hart-brasilientexte.de/2011/09/20/brasilien-daten-statistiken-bewertungen-rankings/
Zika-und Dengue-Epidemie vor Olympischen Sommerspielen von Rio de Janeiro:http://www.hart-brasilientexte.de/2016/02/15/brasilien-zika-und-dengue-epidemie-2016-deutsche-luegenpresse-verschweigt-gezielt-dass-brasilianische-soldaten-zwecks-moskitobekaempfung-nicht-in-die-herrschaftsgebiete-parallelstaaten-des-or/
Politkabarett über Dilma Rousseff:
http://kibeloco.com.br/2013/06/27/porta-dos-fundos-reuniao-de-emergencia/
Dilma Rousseff hatte als Präsidentschaftskandidatin 2010 im ersten Wahlgang 47,6 % der Pflichtwählerstimmen erhalten, im zweiten dann 56,05 %.
Joachim Gauck im Mai 2013 in Sao Paulo: ”Und zweitens ist der weitere Erfolg Brasiliens auch deswegen für uns eine Chance, da Brasilien unsere Werte – Demokratie, Menschenrechte, Rechtsstaatlichkeit – teilt und seine wirtschaftliche Potenz in den Dienst auch dieser Werte stellt.”
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Politikwissenschaftler brasilianischer Bundesuniversitäten zählen zu den Gründen der jüngsten brasilianischen Regierungskrise und den Versuchen zur Amtsenthebung von Rousseff, daß ausländische Großunternehmen, darunter aus den USA, mehr Marktanteile und Einfluß in Brasilien erreichen wollen, restliche große Staatsbetriebe anpeilten. Gegenüber der Website wurde argumentiert, daß ein Teil des rechtsgerichteten Establishments auf den Sturz von Rousseff aus sei, um von neoliberaler Globalisiererung diktierte Reformen, wirtschaftliche Anpassungen rascher, brutaler durchsetzen zu können. Bei diesen wirtschaftlichen Anpassungen handele es sich um einen Angriff auf die nationale Souveränität. Unter der Rousseff-Regierung würden neoliberale Reformen zu langsam realisiert. Auffällig sei, daß bei den derzeitigen Lava-Jato-Ermittlungen erstmals ein seit Jahrzehnten funktionierendes Arrangement zwischen privaten brasilianischen Großunternehmen und dem brasilianischen Staat in Frage gestellt wird – somit erstmals große Baukonzerne, aber auch Banken am Pranger stehen. Deren Macht im Staate werde nunmehr angefochten, damit ausländische wirtschaftliche Großunternehmen noch besser zum Zuge kämen. Denkbar sei, daß Großkonzerne der Ersten Welt nunmehr auch Joint Ventures mit angeschlagenen brasilianischen Baukonzernen, Banken schlössen. Politikwissenschaftler stimmten 2016 der seit Jahren von Insidern der Arbeiterpartei PT geäußerten Argumentation zu, daß Lula einst von deutschen Automultis aufgebaut worden sei. Bei Lula handele es sich um ein Produkt der Automultis im ABC-Industriegürtel von Sao Paulo, in dem VW und Mercedes-Benz führend seien. Lula habe als Gewerkschaftsführer stets sehr eng mit der Gegenseite kooperiert, sei kein Linker, stehe rechts-neoliberal, sei ein Politiker des Großkapitals, zähle keineswegs zur Arbeiterschaft. Im deutschen Mainstream heißt es nach wie vor, Lula stehe links, verfolge eine linke Politik.
Verelendete Sklavennachfahrin in Lateinamerikas reichster Stadt Sao Paulo 2016. „Erfolgsmodell Brasilien“ – Staatsfunk WDR.
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Lepraopfer 2016 – City von Sao Paulo, vor der Kathedrale.
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Der Fall des Tourismusministers Henrique Alves(PMDB) zeigte besonders plastisch, mit welchen komplett ineffizienten Figuren sich Rousseff in einer Regierung umgab, die sich auf eine Koalition aus über 15(!) Parteien stützte. Unter diesen Parteien sind sogar rechte bis rechtsextreme, auch im wichtigsten Koalititionspartner PMDB fehlt es nicht an einstigen Diktaturaktivisten, die u.a. auf hohen Posten das Folterregime der Generäle unterstützten. Das brasilianische Tourismusministerium ist politisch hauptverantwortlich dafür, daß der Fremdenverkehr keineswegs eine wichtige Einnahmequelle des Landes bildet: So kommt Brasilien bei einer Einwohnerzahl von mehr als 200 Millionen Menschen lediglich pro Jahr auf über 6 Millionen ausländische Besucher – Tagesbesucher aus benachbarten Ländern wie Argentinien, Uruguay, Paraguay mitgerechnet – während Kuba mit nur 11,2 Millionen Bewohnern immerhin 2015 rd. 3,5 Millionen „echte“ ausländische Besucher verzeichnete, die fast durchweg per Flugzeug anreisten. Die Zustände in touristisch „attraktiven“ Orten Brasiliens spotten gewöhnlich jeder Beschreibung, angefangen mit der Scheiterhaufenstadt Rio de Janeiro. Doch auch der Umgang Brasiliens mit seinen kulturhistorischen, architektonischen Kleinoden ist fast durchweg erschreckend. So ist wie in europäischen Staaten beispielsweise auch in Kuba normal, daß von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärte Städte natürlich ausreichend Fußgängerzonen besitzen, Touristen nicht von chaotischem Individual-und LKW-Verkehr gestört werden. Ganz anders in Brasilien: Die Weltkulturerbe-Barockstadt Ouro Preto besitzt bis heute nicht eine einzige Fußgängerzone – durch die touristisch, kulturhistorisch wichtigsten Teile fahren zu jeder Tageszeit LKW, Busse, PKW. entsetzlich laute, stinkende Motorräder – und können dort auch parken. Ausländischen Touristen ist nicht zu verdenken, daß sie daher auf Reisen in solche im Grunde hochinteressanten Orte verzichten – viele die dort waren, raten anderen davon ab.
Die Rua Direita in der Unesco-Weltkulturerbe-Stadt Ouro Preto – die wichtigste, von Touristen am meisten benutzte Straße ist natürlich keine Fußgängerzone, sondern vielbefahren, nach Abgasen stinkend und auch noch Parkraum; für Besucher bleiben lediglich die engen Fußsteige.
Brasilien und Manipulationsmethoden der deutschsprachigen Lügenmedien:http://www.hart-brasilientexte.de/2015/08/24/brasilien-und-aktuelle-manipulationsmethoden-wie-medienkonsumenten-teils-ueber-jahrzehnte-fuer-dumm-verkauft-werden-mottowas-kuemmert-mich-mein-geschwaetz-von-gestern-prof-robert-kappel-darf-na/
Rhetorische Tricks des Handelsblatts – wie erkläre ich meinen Lesern, daß alles ganz anders war als bisher beschrieben: „…Galt Brasilien vor wenigen Jahren noch als einer der großen Emporkömmlinge der Weltwirtschaft, hat sich die Lage in den vergangenen Monaten deutlich verschlechtert. Der ehemalige Hoffnungsträger steckt in der tiefsten Rezession seit mehr als 100 Jahren. Brasilien ist zu einem der größten ökonomischen und politischen Sorgenkinder in der Welt geworden…“ Journalismus für Deppen-Leser?
Auch der deutsche CDU-SPD-Staatsfunk ist derzeit in der Bredouille – dessen Medienfunktionäre hatten das Lula-Rousseff-Gespann auf geradezu abenteuerliche Weise schöngeschrieben.
Wie es der Berliner Tagesspiegel hindreht:
Vor wenigen Jahren noch galt Brasilien als einer der großen Aufsteiger – politisch, wirtschaftlich, militärisch. Jetzt droht das Land im Korruptionssumpf zu versinken.“
Staatsfunk WDR:“Aber wir hatten bisher das Bild von Brasilien, daß das im Grunde ein mehr oder weniger Erfolgsmodell ist.“ Keine Entschuldigung bei den Hörern für bisherige Falschberichterstattung – siehe angebliches „Erfolgsmodell“, eine reine Erfindung angesichts der Faktenlage.
“Ausgedachte Wirklichkeiten: Die Distanz des politischen Journalismus zur tatsächlichen Politik war nie zuvor so groß wie heute.” Frankfurter Allgemeine Zeitung 2013
Was jedermann, der nicht zu den Oberdeppen gehörte, bereits 2011 wußte:
“Brasilien gilt längst nicht mehr nur als Schwellenland, sondern hat den Sprung in die Riege der führenden Industrienationen geschafft.” Öffentlich-rechtlicher Sender Deutschlands
Verelendete Sklavennachfahrin in Lateinamerikas reichster Stadt 2016.
17.4. 2016, US-Hinterhof Brasilien – Pro-Impeachment-Kundgebung auf der Avenida Paulista in Sao Paulo.Daß Eduardo Cunha die Abstimmung im Abgeordnetenhaus leitet, degradiert nach Ansicht vieler Brasilianer das Land zur Bananenrepublik.
—
Fast täglich finden sich im deutschen Mainstream kuriose Darstellungen der politischen Lage in Brasilien. So hieß es, Lula sei 2016 von der Polizei in Handschellen abgeführt worden, von Lula in Handschellen gebe es sogar Fotos. Indessen handelt es sich dabei um eine weitere der vielen Falschmeldungen zur Regierungskrise.
Ausriß. Zwei Frauen in der Politik, bekannte Resultate.
Politikwissenschaftler brasilianischer Bundesuniversitäten zählen zu den Gründen der jüngsten brasilianischen Regierungskrise und den Versuchen zur Amtsenthebung von Rousseff, daß ausländische Großunternehmen, darunter aus den USA, mehr Marktanteile und Einfluß in Brasilien erreichen wollen, restliche große Staatsbetriebe anpeilten. Gegenüber der Website wurde argumentiert, daß ein Teil des rechtsgerichteten Establishments auf den Sturz von Rousseff aus sei, um von neoliberaler Globalisiererung diktierte Reformen, wirtschaftliche Anpassungen rascher, brutaler durchsetzen zu können. Bei diesen wirtschaftlichen Anpassungen handele es sich um einen Angriff auf die nationale Souveränität. Unter der Rousseff-Regierung würden neoliberale Reformen zu langsam realisiert. Auffällig sei, daß bei den derzeitigen Lava-Jato-Ermittlungen erstmals ein seit Jahrzehnten funktionierendes Arrangement zwischen privaten brasilianischen Großunternehmen und dem brasilianischen Staat in Frage gestellt wird – somit erstmals große Baukonzerne, aber auch Banken am Pranger stehen. Deren Macht im Staate werde nunmehr angefochten, damit ausländische wirtschaftliche Großunternehmen noch besser zum Zuge kämen. Denkbar sei, daß Großkonzerne der Ersten Welt nunmehr auch Joint Ventures mit angeschlagenen brasilianischen Baukonzernen, Banken schlössen. Politikwissenschaftler stimmten 2016 der seit Jahren von Insidern der Arbeiterpartei PT geäußerten Argumentation zu, daß Lula einst von deutschen Automultis aufgebaut worden sei. Bei Lula handele es sich um ein Produkt der Automultis im ABC-Industriegürtel von Sao Paulo, in dem VW und Mercedes-Benz führend seien. Lula habe als Gewerkschaftsführer stets sehr eng mit der Gegenseite kooperiert.