In großer Aufmachung hat die brasilianische Qualitätszeitung „O Globo“ über Dirceus vertrauliche Äußerungen zum Parteien-und Stimmenkauf-Skandal „Mensalao“ berichtet, nach dem in der Ersten Welt die Sympathien für die Lula-Regierung deutlich zunahmen. Wie es hieß, beschuldigte Dirceu Führer von Lulas Arbeiterpartei PT eines illegalen Finanzierungschemas, das „verrückt und pervers“ sei. Dirceu habe gegenüber der US-Diplomatie keinerlei Schuld für den gigantischen Mensalao-Skandal auf sich genommen. Dirceu bezweifelte, daß Lula fähig sei, sich vom Mensalao-Skandal zu erholen – die Wiederwahl sei unsicher.
Brasiliens auflagenstärkste Qualitätszeitung weist auf die engen Verbindungen zwischen „Sektoren der Polizei“ und dem organisierten Verbrechen Brasiliens und hinterfragt zudem, aus welchen tatsächlichen Motiven die jüngsten Polizei-und Militäroperationen geschahen. So wird als Möglichkeit genannt, daß Unstimmigkeiten über die Höhe der von den Banditenkommandos an die Polizei zu zahlenden Gelder der eigentliche Grund für die derzeitigen Zusammenstöße und Spannungen in der Zuckerhutstadt sind. In den Rio-Slums stationierte Soldaten könnten jetzt vom organisierten Verbrechen oder von den paramilitärischen Milizen kooptiert werden – viele der jetzt vorgeschickten Soldaten stammen just aus diesen Rio-Slums. http://www.hart-brasilientexte.de/2008/08/05/brasiliens-streitkrafte-und-die-slumdiktatur5-opposition-und-menschenrechtsorganisationen-verurteilen-verbrechen-der-militarswir-leben-in-einem-sozialfaschismus-heute-geht-es-gegen-die-armen-a/
Es gebe zahlreiche Berichte über die Abzweigung der jetzt beschlagnahmten Drogen, Waffen und Banditengelder durch Staatsangestellte, sowie über gefolterte Slumbewohner. Ein Führer der Slumassoziation von „Complexo do Alemao“ sah den Angaben zufolge, wie Getötete von Schweinen aufgefressen wurden. „Warum ist der Slum jetzt voller Polizisten, die Rucksäcke tragen? Munition tragen die darin jedenfalls nicht fort“, wird ein Bewohner zitiert. Viele Slumbewohner klagen über offenen Raub durch Polizisten und Soldaten, bevorzugt würden elektrische Geräte bis hin zum Fernseher, mitgenommen. Polizisten nähmen Armen und Verelendeten in Slumkaten die Lebensmittel weg oder verzehrten sie gar vor deren Augen. Der katholische Priester Barnabé Cunha beklagte die Zerstörung der Innenräume seiner Kirche durch die Polizei. Ärgerlich über den beobachteten Raub von Fernsehgeräten, hätten Angehörige der Spezialeinheit BOPE just in die Bildschirme geschossen, hieß es weiter.
Brasilien bewegt den Bundespräsidenten: Während seines Besuchs zeigte sich Joachim Gauck beeindruckt von der Aufbruchstimmung im Land. Deutschland könne von dem Mut zu Veränderungen lernen. Regierungssender Deutsche Welle 2013
„Militäreinsatz ist Farce„: http://www.hart-brasilientexte.de/2010/12/02/der-militar-und-polizeieinsatz-von-rio-de-janeiro-ist-eine-farce-und-entbehrt-jeglicher-rechtsstaatlichkeit-luis-de-barros-vidal-prasident-der-brasilianischen-richtervereinigung-fur-demokratiea/
Berichte dieser Art häufen sich seit Jahrzehnten jedesmal nach Polizei-und Militäroperationen in den Rio-Slums, fehlten indessen auch diesmal im hochlukrativen Agitprop-Medienzirkus. Der „Complexo do Alemao“ nahe dem internationalen Flughafen ist von der Polizei regelmäßig „gestürmt“ und „erobert“ worden – Staatschef Lula war zuletzt im Oktober 2010 dort.
Nicht wenige Rio-Bewohner betonen, Autos und Busse seien lediglich angezündet worden, um einen Vorwand für die Polizei-und Militäroperationen zu schaffen. Es entbehre der Logik, daß das organisierte Verbrechen die zahlreichen Fahrzeuge abfackelte – weil auf diese Weise lediglich Zorn der Bevölkerung gegen die Banditenkommandos geschürt und Polizeiaktionen provoziert würden. Man habe es in Wirklichkeit mit einer gut geplanten geheimen Aktion der Polizei zu tun, lauteten Auffassungen u.a. von Angehörigen der Rio-Mittelschicht.
Allgemein wird bestätigt, daß just in der Mega-Favela Rocinha nahe der Nobel-und Eliteviertel wie Ipanema und Leblon der Rauschgifthandel offen und ungehindert weitergeht – Polizei und Militär dort derzeit nicht eingreifen. Rocinha wird ebenfalls regelmäßig „erstürmt“ und „erobert“, schalten dann die Autoritäten bis nach Europa durch, daß man das organisierte Verbrechen, den Drogenhandel nun aber wirklich ernsthaft bekämpfen wolle.
In Brasiliens Arbeiter-Teilstaat Sao Paulo, der führenden Wirtschaftsregion und Industrielokomotive ganz Lateinamerikas, Wiege von Lulas Arbeiterpartei PT, kam Dilma Rousseff auf 45,95 Prozent, ihr Herausforderer José Serra von der PSDB auf 54,05 Prozent.
http://www.hart-brasilientexte.de/2010/11/03/iranerin-sakineh-neue-weltproteste/
Während in Sao Paulo PT-Anhänger auf der Avenida Paulista die Wahl von Dilma Rousseff als Sieg der Linken bejubelten, feierte die gewählte Präsidentin zur selben Stunde in Brasilia mit José Sarney, dem Oligarchen und Ex-Chef der ARENA, Partei der nazistisch inspirierten Folter-Diktatur Brasiliens.
Anklicken – Trailer des Rio-Spielfilms “Tropa de Elite 2?: https://www.youtube.com/watch?v=SK8Mvd0u7YU
Offizieller Blog: http://www.tropa2.com.br/
Hit: http://www.youtube.com/watch?v=ZthNYozVwNM
Passend zum Filmstart haben Rio de Janeiros Sicherheitsbehörden die Lage überhaupt nicht im Griff – eine Welle von Wegelagerei, wobei bewaffnete Banditen in Gruppen mitten in der Stadt den Verkehr stoppen, Autofahrer ausrauben, mit den wertvollsten Wagen davonfahren – erschreckt die Rio-Bewohner. Bei einer Schießerei zwischen Polizei und Banditen wurde ein 12-jähriger Junge getötet.
Film und Realität, Fotodokumentation: http://www.hart-brasilientexte.de/2010/09/05/brasiliens-zeitungen-eine-fundgrube-fur-medieninteressierte-kommunikations-und-kulturenforscher/
Lula-Film und Oscar: http://www.hart-brasilientexte.de/2010/09/23/brasilien-schickt-lula-propaganda-spielfilm-ins-rennen-um-oscar-auszeichnung-als-bester-auslandischer-film/
Staatschef Lula ist wegen des nahenden Pflichtwahltermins weiterhin um effiziente Schadensbegrenzung angesichts des neuesten Skandals bemüht.
Lula und regierungskritische Medien und Journalisten: http://www.hart-brasilientexte.de/2010/09/20/erenicegate-lula-verargert-uber-presse-enthullungen-die-ihn-zur-entlassung-von-regierungsmitgliedern-zwangen-nationale-zeitungsassoziation-und-anwaltsverband-verurteilen-lulas-verbalattacken-auf-d/
http://www.bundestag.de/dasparlament/2010/12/Beilage/006.html
Ministerin Erenice Guerra ist eine enge Vertraute der Amtsvorgängerin und Präsidentschaftskandidatin Dilma Rousseff, die Vorwürfe gegen Erenice Guerra zählen zum üblichen Repertoire und wurden vor allem nach Recherchen des Nachrichtenmagazins „Veja“ und der größten Qualitätszeitung „Folha de Sao Paulo“ erhoben. Das Blatt hatte am Entlassungstag über gefordertes Bestechungsgeld berichtet und Erenice Guerra als „rechte Hand“ der Präsidentschaftskandidatin Dilma Rousseff bezeichnet. Die jüngsten Enthüllungen kommen in Brasilien für kaum jemanden überraschend – in Straßenkommentaren in Sao Paulo wird Lulas Arbeiterpartei PT und die jetzige Regierung als die womöglich bislang korrupteste bezeichnet. Der erste Zivilkabinettschef der Lula-Regierung, José Dirceu, war auf öffentlichen Druck wegen des Parteien-und Stimmenkaufskandals (Mensalao) entlassen worden. Dirceu zählt unterdessen wieder zu den mächtigsten Figuren in Lulas Arbeiterpartei PT, generell im Regierungs-Machtapparat. Die Zahl der bereits von Lula notgedrungen gefeuerten Minister und die jeweiligen Gründe sprechen Bände, erinnern unter anderem an die Kritik der katholischen Kirche Brasiliens am Lula-Machtapparat – bereits weit vorm Amtsantritt geäußert. Aus Europa erhält die Lula-Regierung sehr viel Lob für „fortschrittliche Regierungspolitik“ – zu den (neoliberalen)Kriterien zählt dabei offenbar auch die Menschenrechtslage. Das Lob stellt klar, welche Aspekte als positiv eingestuft werden.
Folha de Sao Paulo:“Consultor confirma encontro com Erenice, diz que empresa se recusou a pagar propina e descreve reuniao com Israel“.
Como voce reagiu quando pediram dinheiro?´“Eu mandei, desculpe a expressao, para a puta que pariu.“
Bezerra da Silva: http://www.youtube.com/watch?v=8i69t5BI3KI
Lula war Diktatur-Informant, laut neuem Buch:
Dilma und Erenice – enge Freundinnen seit langem, Hinweis auf Kompetenz der Präsidentschaftskandidatin(Veja-Ausriß.) http://www.hart-brasilientexte.de/2010/04/25/belo-monte-brasilianische-regierung-verbreitet-lugen-uber-wasserkraft-projekt-keine-saubere-energie-laut-bischoflichem-indianermissionsrat-cimi/
Das gigantische „Belo-Monte“-Staudammprojekt in Amazonien wurde von der Ministerin in Gang gebracht, darunter die Beteiligung von Firmen, berichtet die Landespresse.
Leonardo Boff 2010 :“Lula machte die größte Revolution der sozialen Ökologie des Planeten, eine Revolution für die Bildung, ethische Politik.“
Schweizer Protestaktion: http://www.hart-brasilientexte.de/2010/09/17/schweizer-aktion-zugunsten-von-brasilianischen-bio-bauern-proteste-ausgerechnet-an-die-jetzt-gefeuerte-chefministerin-des-zivilkabinetts-erenice-guerra/
Korruptionsindex Brasilien: http://www.hart-brasilientexte.de/2008/09/23/brasilien-und-neuer-welt-korruptionsindex-vom-72-auf-80-platz-zuruckgefallen/
“Schönheit und Fäulnis”. Neue Zürcher Zeitung/NZZ – Klaus Hart:https://www.nzz.ch/schoenheit_und_faeulnis-1.700750
Ausstellungsfoto in Sao Paulo.
Experte Naumann: http://www.hart-brasilientexte.de/2008/02/11/deutsche-firmen-und-wirtschaftskriminalitat-in-brasilien1/