Der Kongreßabgeordnete erinnerte gegenüber der Presse an seine Bestrafung durch die Arbeiterpartei, die Suspendierung seiner Rechte, weil er gegen die Parteilinie in der Abtreibungsfrage verstieß. Brasiliens Journalisten stellten daher die Frage, ob denn nun Präsidentschaftskandidatin Dilma Rousseff aus selben Gründen eine Parteistrafe erhält, weil sie kurz vor den Wahlen eine Positionsänderung vollzog, sich überraschend zur Abtreibungsgegnerin erklärte. Laut Wahlanalysen unterstützten die Grünen bei den jüngsten Wahlen in den Teilstaaten vor allem Serra-Bündnispartner. In der Präfektur von Sao Paulo stellen die Grünen den Umweltsekretär – Bürgermeister Kassab zählt zur Rechtspartei DEM, in der es von Diktaturaktivisten nur so wimmelt. Wie es in der Megacity Sao Paulo dank grünem Umweltsekretär Eduardo Jorge um den Umweltschutz steht, ist bestens bekannt – die Stadt hat dank ihm nicht einmal ein Radwegenetz. http://www.hart-brasilientexte.de/2010/09/07/sao-paulos-gift-luft-trixereien-mit-grenzwerten-umwelt-resultate-unter-lula/
„Marina Silva gewann Stimmen nicht wegen ihrer Fortschrittlichkeit, sondern wegen des Traditionalismus ihrer Meinungen.“(Folha de Sao Paulo)
Marina Silva predigt – anklicken: http://www.hart-brasilientexte.de/2010/10/07/marina-silva-brasiliens-evangelikaler-grunen-star-predigt-anklicken/
Wie es hieß, räumten Lula und die Kampagnespitze ein, Wahlkampf von oben herab betrieben zu haben, vor der Stichwahl sei jetzt Bescheidenheit angebracht. Grotestk-bizarr wirkte die sogenannte „Sieges-Kundgebung“ als Kampagneabschluß wenige Tage vor der Wahl in Sao Paulo – als längst klar war, daß es mit dem „Sieg“ wegen spürbaren Stimmungswandels nichts wird. Zur Kundgebung mußten von weither Anhänger mit Bussen herangekarrt werden, da sich mitten in der Megacity Sao Paulo nicht genügend Leute fanden. Dennoch gestikulierten Lula, Rousseff und Mercadante dann nur vor etwa 3000 Leuten. Jetzt habe Lula angewiesen, Wähler zurückzugewinnen, die wegen der Abtreibungsdiskussion abgesprungen seien. Die Medien erinnerten wie zuvor evangelikale und katholische Kirchen daran, daß Lulas Arbeiterpartei PT sogar bekannte, angesehene Mitglieder aus der Partei entfernt hatte, weil sie sich gegen die geplante Legalisierung der Abtreibung wandten. Einige Feministinnen hätten dies ins Programm hineinformuliert, hieß es aus der Arbeiterparteispitze. “ Zu diesen Minderheits-Feministinnen, so Kommentatoren, müsse Dilma Rousseff gezählt werden, die sich bereits 2007 für die „Descriminalazao do aborto“ ausgesprochen habe: „No Brasil, é um absurdo que nao haja.“ Als wichtigen Grund für das verfehlte Wahlziel wurden zudem Lulas arrogante Attacken gegen Medien und Journalisten gezählt, die jüngste Regierungsskandale, darunter Erenicegate, enthüllt hatten.
Leitmedien „Die Zeit“ und „Spiegel“ zum Wahlergebnis: http://www.zeit.de/politik/ausland/2010-10/brasilien-praesidentschaftswahl-rousseff
http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,721014,00.html
Grüner Abtreibungsgegner Bassuma: http://www.hart-brasilientexte.de/2010/10/06/gruner-abtreibungsgegner-luiz-bassuma-wenn-dilma-rousseff-zur-abtreibungsfrage-aus-wahltaktischen-grunden-lugt-verschlechtert-sich-ihre-situation-weiter-das-ware-ein-schus-in-den-fus-bassuma-we/
http://www.hart-brasilientexte.de/2010/10/03/wahl-humor-in-brasilien-o-globo/
Lula auf grotesker „Siegeskundgebung“ in Sao Paulo – wie stets als Frontmann von Dilma Rousseff, hinter ihm.
„Grande Comicio da Vitoria“: http://www.hart-brasilientexte.de/2010/09/28/dilma-rousseff-und-lula-grose-siegeskundgebung-grande-comicio-da-vitoria-in-sao-paulo/
Im Video wird auch der Indio-Infantizid kritisiert: http://www.youtube.com/watch?v=ILwU5GhY9MI
Katholischer Bischof Emilio Pignoli: http://www.hart-brasilientexte.de/2010/10/02/wir-wissen-das-es-grosen-stimmenkauf-im-norden-und-nordosten-gab-gefahrliche-politische-manipulation-emeritierter-katholischer-bischof-emilio-pignoli-zu-pflichtwahlen-anklicken/
„Apos polemica, Dilma caiu entre evangelicos“. (Estadao vor den Wahlen)
Arbeiterpartei-Kommunikationsexperte André Vargas zur befürworteten Legalisierung der Abtreibung: „Das war ein Fehler, durch einige Feministinnen hereingebracht“.
„PT já discute retirar aborto do programa de governo…Marina teve voto religioso e de classe media.“ (Folha de Sao Paulo)
„Lula diz que terá papel ativo em eventual governo Dilma.“
„No berco politico do PT, Dilma nao atingiu 50 % dos votos.“ O Estado de Sao Paulo über Wahlresultat in früherer Arbeiter-und Gewerkschaftshochburg Sao Bernardo do Campo bei Sao Paulo.
Leitmedium „Die Zeit“ zum Wahlergebnis: http://www.zeit.de/politik/ausland/2010-10/brasilien-praesidentschaftswahl-rousseff (more…)
Laut brasilianischen Wahlanalysen der Qualitätsmedien profitierte Präsidentschaftskandidatin Marina Silva stark von religiös besetzten Themen wie der Abtreibung. Dilma Rousseffs plötzliche Positionsänderung von der Abtreibungsbefürworterin zur Abtreibungsgegnerin, das Anbiedern bei Evangelikalen und Katholiken kam bei den Kirchen schlecht an, habe die grüne Kandidatin direkt begünstigt und ihr fast 20 Prozent der Stimmen zugespielt – weit mehr, als zuvor prognostiziert, heißt es. Marina Silva habe es geschafft, daß Anhänger der evangelikalen Sektenkirchen, die ursprünglich für Dilma Rousseff stimmen wollten, zur Predigerin aus den eigenen Reihen umschwenkten. Anhänger der Grünen Partei(PV) seien von Lulas PT-Kampagnemanagement als Hauptverbreiter von religiösen Botschaften gegen Dilma Rousseff identifiziert worden. Anti-Rousseff-Videos von evangelikalen Pastoren seien zu regelrechten Hits, vor allem im Internet geworden, millionenmal angeklickt.
Leitmedien „Die Zeit“ und „Spiegel“ zum Wahlergebnis: http://www.zeit.de/politik/ausland/2010-10/brasilien-praesidentschaftswahl-rousseff
http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,721014,00.html
Selbst in Sao Paulo schwenkten evangelikale Empfänger von „Bolsa Familia“ in den letzten Tagen vor der Wahl um, weil in deren Kirchen Zweifel an der Religiosität von Dilma Rousseff ausgestreut worden waren. Die PT-Wahlkampagne, hieß es in den Qualitätsmedien weiter, habe erfolglos versucht, den damit bei Dilma Rousseff angerichteten Imageschaden zu begrenzen. Das Gewicht der Religion bei Wahlen sei nach wie vor groß, wurde der Politikwissenschaftler Marcus Figueiredo von der Staatsuniversität Rio de Janeiro zitiert. Besonders gelte dies für evangelikale Wähler, die konservativer als andere religiöse Wählergruppen seien. Selbst die Frau von Präsidentschaftskandidat José Serra habe das Abtreibungsthema gegen Dilma Rousseff genutzt. Monica Serra habe sogar beim Wahlkampf in Rio de Janeiro erklärt, Dilma Rousseff sei dafür, Kinder zu töten(matar criancinhas).
Marina Silva als Predigerin – anklicken: http://www.hart-brasilientexte.de/2010/10/07/marina-silva-brasiliens-evangelikaler-grunen-star-predigt-anklicken/
“Marina Silva gewann Stimmen nicht wegen ihrer Fortschrittlichkeit, sondern wegen des Traditionalismus ihrer Meinungen.”(Folha de Sao Paulo)
“Nicht ohne Grund hat etwa der frühere US-Präsident Ronald Reagan in Südamerika die Sekten gefördert, weil sie individualisierend und systemstabilisierend wirken.” Franziskaner Paulo Suess in Publik-Forum
„Aborto opoe Marina a Dilma e esquenta guerra de candidatas.“(Schlagzeile von O Globo vor den Wahlen)
„Ich bin gegen die Abtreibung, ich bin gegen die Homo-Ehe.“ Marina Silva in TV-Interviews.
In den Teilstaaten Rio de Janeiro und Sao Paulo sind die Grünen die Bündnispartner der PSDB Serras.
Streit zwischen Wunderheiler-Sektenkirchen vor Stichwahl 2010: http://www.hart-brasilientexte.de/2010/10/22/evangelikale-wunderheilerkirche-von-predigerin-marina-silva-streitet-fur-prasidentschaftskandidat-jose-serra-sektenkirche-igreja-universal-von-edir-macedo-fur-lulas-kandidatin-dilma-rousseff/
Marina Silva als PT-Umweltministerin(bis Mai 2008): http://www.hart-brasilientexte.de/2008/05/13/brasiliens-umweltministerin-marina-silva-bittet-um-entlassung-meldet-presse-kurz-vor-eintreffen-angela-merkels/
„Präsidentenpalast schützt Ehemann von Ministerin Marina Silva“: http://portalamazonia.globo.com/pscript/noticias/noticias.php?idN=8744
„Marina Silva sucumbiu a esta politica, e na sua incompetencia politica permitiu, sendo ministra, que a bomba demorasse a estourar…E a ministra Marina Silva que vá desalojar o Sibá Machado no senado que, alias, emprega o marido da ministra em seu gabinete de suplente…da propria. Houve tempo em que o PT reclamava disso….È imensuravel o mal que esta senhora que, segundo o Osmarino Amancio(sindicalista autentico e seringueiro, amigo e companheiro de Chico Mendes) traiu os interesses dos Povos da Floresta, em busca de uma politica de conciliacao de interesses inconciliaveis.“
Umweltjournalist Norbert Suchanek über Marina Silva: http://www.hart-brasilientexte.de/2009/09/14/marina-silva-norwegischer-umweltpreis-dotiert-mit-100000-dollar-nichts-getan-und-doch-geehrt/
Tiririca-Video anklicken: http://g1.globo.com/especiais/eleicoes-2010/noticia/2010/10/saiba-quais-foram-os-candidatos-famosos-mais-e-menos-votados.html
Laut Politikexperten handelte es sich bei der Kandidatur von Tiririca um einen Trick der Republikanischen Partei(PR), um belastete Politiker, die in den Mensalao-Regierungsskandal um Stimmen-und Parteienkauf verwickelt sind, wieder in den Nationalkongreß zu hieven. Die hohe Stimmabgabe für Tiririca kommt diesen Politikern direkt zugute.
Franziskaner Valnei Brunetto befragt Geraldo Alckmin zu gravierenden sozialen Problemen des Teilstaats Sao Paulo – Obdachlose hören im Franziskanerkloster Sao Paulos gespannt zu.
Marina Silva warf gemäß Presseberichten Serra vor, Journalisten einzuschüchtern und kritisierte indirekt Staatschef Lula, der die Medien beschuldigte, im derzeitigen Wahlkampf parteiisch zu sein. Die Präsidentschaftskandidatin kommentierte die jüngste Zensuraffäre des Teilstaats Tocantins. Allgemein werde versucht, die Presse auf zwei Wegen einzuschüchtern. Einmal durch eine Serie öffentlicher Kritiken und andererseits auf verdeckte Weise, durch Angriffe auf Journalisten, die Forderung von deren Entlassung – was die gleiche Wirkung habe. Immer wieder wird zudem kritisiert, wie Politiker, Partei-und Regierungsfunktionäre hinter den Kulissen dafür sorgen, daß unbequeme, zumeist freiberufliche Journalisten, die sich nicht linientreu an Zensur-bzw. Berichterstattungsvorschriften halten, durch Streichung von Aufträgen ausgesondert werden. Universitätsprofessorin Zilda Iokoi, eine frühere politische Gefangene, hatte auf einer Tagung des Goethe-Instituts Sao Paulo erklärt, sehr problematisch sei die Rolle der großen, tonangebenden Medien Brasiliens, die systematisch über viele brisante Fakten nicht berichteten. ”Das ist Zensur – denn wir haben ein starkes, undemokratisches Medienmonopol in Brasilien. Neun Familien beherrschen das nationale Mediensystem, man liest nur, was die Zeitungsbosse wollen. Oft wollen Journalisten über Unerwünschtes schreiben, doch deren Texte werden zensiert, gekürzt. Mir sagen Journalisten beim Interview immer wieder: Ich weiß aber nicht, ob es gedruckt, gesendet wird.“
Filmemacher Fernando Meirelles, einer der wichtigsten Wahlkampfberater von Marina Silva, betonte unterdessen, in einem möglichen zweiten Wahldurchgang der Präsidentschaftswahlen für José Serra zu votieren. Lula versuche, Opposition und Medien zu zerbrechen.
Meirelles war durch seinen Film „City of God“(Cidade de Deus),nach dem Buch von Paulo Lins, weltbekannt geworden.
http://www.adital.com.br/site/noticia.asp?boletim=1&lang=PT&cod=50729
http://www.bundestag.de/dasparlament/2010/12/Beilage/006.html
Chico Buarque: http://www.youtube.com/watch?v=veeisMvPJm8
Hintergrund von 2002:
Brasiliens bizarrer Mammutwahlkampf
Spekulationsdruck, Stimmenkauf und Wählermanipulation – Viagra gratis an Senioren – „Osama Bin Laden“ und „Die Fette vom Markt“ kandidieren