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Die Thüringer Landeszentrale unter Leiter Franz-Josef Schlichting unterstützt bis heute auf vielfältige Weise u.a. mit den Steuergeldern der Thüringer den westdeutschen Autor Max Annas und dessen Buch „Morduntersuchungskommission“. Annas hat das Buch explizit mit der Widmung versehen:“Für Manuel Diogo (1963 – 1986)“ – im Klappentext heißt es:“Ein packender Kriminalroman über einen historischen Mordfall…“ Unter vielen Ankündigungen für Lesungen findet sich der Hinweis:
Indessen hat die Staatsanwaltschaft Potsdam erst unlängst Quellen aus den achtziger Jahren bis heute als richtig bestätigt, wonach es sich keineswegs um einen Mordfall handelte, Diogo keineswegs brutal von Neonazis zusammengeschlagen wurde. Daraus ergeben sich mehrere Fragen: In Ostdeutschland war so gut wie jedermann schon zu DDR-Zeiten über gängige Kommunikationslinien bekannt, daß Diogo nicht ermordet wurde, die Darstellung des Sachverhalts durch Autor Annas, darunter in Interviews, nicht der Wahrheit entsprach. Bereits lange vor der Positionierung durch die Staatsanwaltschaft Potsdam hatten ausgewiesene Experten dies mit Fakten und Dokumenten belegt. Die Thüringer Landeszentrale hat dies indessen nicht daran gehindert, Annas, sein Buch, seine Sichtweisen zu propagieren. Die damit verbundene Neuinterpretation des Begriffs „politische Bildung“ kann nicht akzeptiert werden.
„Ein eminent politisches Buch nach einem historischen Fall“: Wie die Ramelow-Hoff-Behörde in Thüringen die Annas-Falschdarstellungen propagiert:
http://hartmut-mechtel.de/Kein_Blog.htm
http://www.hartmut-mechtel.de/
Indessen hatte keineswegs nur die Thüringer Landeszentrale die Falschdarstellung des Falles Manuel Diogo unterstützt – nahezu alle Mainstreammedien Deutschlands verfuhren ebenso:
Ausriß ARD.
“bis sie alles zerstückelt haben”. ARD-“Kronzeuge” Ibraimo Alberto beschreibt, wie Manuel Diogo von DDR-Neonazis angeblich an den Beinen gefesselt, aus dem DDR-Zug kopfunter heruntergelassen worden war und durch den Kontakt mit Zugrädern, Schienen und Gleisbett sukzessive in Fetzen gerissen wurde – “bis sie alles zerstückelt haben”. Max Annas beschreibt diese Szene in seinem Krimi seitenlang.
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Frankfurter Rundschau – in die Kampagne eingespannt…
„der Freitag“ – in die Kampagne eingespannt…
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Für Gegenpositionen wie diese hat sich die Thüringer Landeszentrale offenkundig nicht interessiert:
Portugal sträubte sich lange, seine Kolonien aufzugeben. 1975 wurde endlich Mosambik freigelassen, das sich zur Volksrepublik wandelte. Die Orientierung in Richtung des politischen Ostens (wichtigste Partner waren die DDR und Bulgarien) rief massiven westlichen Widerstand hervor. Territorial ausgehend von Südafrika, unterstützt von der CIA und besonders aktiv vom BND, zog eine Söldner- und Terroristentruppe durch das Land und ermordete eine Million Menschen, die meisten davon Bauern und ihre Familien, auch Entwicklungshelfer aus der DDR waren unter den Opfern.
Die DDR schickte Entwicklungshelfer, die BRD finanzierte Terroristen. Die DDR nahm Arbeiter aus Mosambik auf (später nannte man sie Vertragsarbeiter), die BRD schickte Waffen und Technik und beherbergte die Terroristen bei deren Tagungen und Schulungen. So etwas stand damals durchaus gelegentlich in Zeitungen (ja, auch in westlichen), heute wird es nicht gern gehört und wie so vieles aus der unrühmlichen BRD-Vergangenheit gern mal umgedeutet. Es kann nicht sein, dass beim direkten Ländervergleich DDR-BRD bezüglich Mosambiks die Bundesrepublik extrem schlecht abschneidet.
Geschichte wird umgeschrieben, Verbrechen werden weißgewaschen. Falls überhaupt jemand starb, dann nicht eine ganze, sondern nur eine halbe Million; und nicht durch Terror, sondern im Bürgerkrieg. Die Terroristen waren Freiheitskämpfer. Die DDR-Entwicklungshelfer blutrünstige Stasi-Agenten. Der BND hatte nichts mit den Freiheitsterroristen zu tun (und hat vermutlich Mosambik nicht mal auf einer Landkarte gefunden). Und die Vertragsarbeiter in der DDR wurden nicht wie noble Gäste (Gastarbeiter) behandelt, sondern von den ihrer sozialistischen Erziehung wegen rassistischen Neonazis gehetzt und geschlachtet, was die Stasi vertuschte. Ein Betrunkener ist vor einen Zug getorkelt? Das war natürlich ein stasivertuschter Mord.
Ein bis dato kaum profilierter westdeutscher Historiker fand sein Thema: Delegitimierung der DDR, Entlarvung des Rassismus in der DDR. Journalisten sprangen auf das passgerechte Thema auf, der MDR drehte eine Sensationsreportage über den Mord von Ost-Nazis an einem Farbigen, ein Mosambikaner gesellte sich als Zeuge zur dreckigen Gesellschaft (der beste Freund des aus dem Zug gefallenen Manuel Diogo sei er, wie er behauptete, obwohl die beiden sich gar nicht kannten; besagter Pseudozeuge Ibraimo Alberto bereiste zum Dank für seine passgerechten Erfindungen als Mitglied von Bundespräsident Steinmeiers offizieller Delegation mehrere afrikanische Staaten). Die Gruppierung, die aus unbekannten Gründen Antifa genannt wird, sprang auf den Zug der Rassismus-in-der-DDR-war-böse-Behauptung auf, unterstützt von Mitgliedern der Linken, die ihre Unterwerfung unter den neoliberalen Mainstream gern durch DDR-Bashing demonstrieren.
Das Trommelfeuer der Geschichtsverdrehung wurde verstärkt, als ein Buch des Westdeutschen Max Annas erschien, gewidmet Manuel Diogo, dessen (angeblicher) Fall dem Roman zugrundeliegt. Der Rowohlt-Verlag schloss gleich noch eine Kampagne an, die das Buch zum bisher besten und wahrheitsgetreuesten Krimi über die DDR erklärte (in der es ohnehin keine Kriminalliteratur gegeben habe, die den Namen verdiente). Es folgten Preise fürs Buch, Lesungen (auch in Thüringen, wohin Annas den Fall verlegt hatte), die Empfehlung als politisches Schulungsmaterial durch die Thüringer Landeszentrale für politische Bildung.(Aus: kein Blog, Hartmut Mechtel 2021)
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Speziell in Thüringen hat die Propagierung von Max Annas und dessen Buch bei vielen Politisierten für Verärgerung und Empörung gesorgt. Wird sich die Landeszentrale daher vor der Öffentlichkeit entschuldigen, Selbstkritik üben und erläutern, wie es angesichts eindeutiger Quellenlage zu der Falschdarstellung kommen konnte? Werden sich die politisch hauptverantwortlichen Ramelow und Hoff positionieren – besonders jetzt, nach der ausführlichen Annas-Analyse durch die Berliner Zeitung?
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