Der gegenüber Brasilien viel höhere Entwicklungsstand Argentiniens, der sich auch im neuesten UNO-Ranking für menschliche Entwicklung deutlich zeigt(Argentinien Platz 45, Brasilien weit abgeschlagen nur Platz 85), reflektiert sich auch in viel geringeren Ausbreitungschancen der antikatholischen evangelikalen Wunderheilersekten, die in Brasilien sogar starke Förderung durch Staat und Regierung genießen. Wie Brasiliens Landesmedien betonen, besitzen in Argentinien die antikatholischen evangelikalen Sekten keine parteienübergreifende Parlamentsfraktion, wie sie seit langem in Brasilien existiert. In Argentinien verfügten die Sektenkirchen auch nicht über ein TV-Sendernetz. In Brasilien gehört immerhin sogar der zweitgrößte Fernsehsender der evangelikalen Wunderheilersekte „Universalkirche vom Reich Gottes“. Deren Chef Edir Macedo verfügt nach einer Statistik der US-Wirtschaftszeitschrift „Forbes“ über ein Vermögen von 950 Millionen Dollar. Entsprechend viel Sympathiewerbung wird für die brasilianischen Wunderheilersekten daher auch in mitteleuropäischen Medien betrieben.
Auffällig ist, daß im kirchlichen deutschsprachigen Mainstream selbst sog. christliche Zeitschriften wichtige Basisfakten zum von verschiedenster Seite stark geförderten Wachstum der Wunderheilersekten offensichtlich bewußt verschweigen. Dadurch erfährt man eine Menge über die Wertvorstellungen der zuständigen Medienfunktionäre.
Warum vielen in Deutschland die antikatholischen brasilianischen Wunderheilersekten so sympathisch sind – Hintergrund:
Brasilien
Wieviele Millionen Dollar scheffeln eigentlich die Sektenbosse?
US-Wirtschaftszeitschrift „Forbes“ mit erstem Ranking der Wunderheiler-Multimillionäre
“Wohlstand ist Gottesgabe“/
„The Richest Pastors In Brazil“
In Deutschland heißen sie meist beschönigend “Freikirchen” – in Brasilien nennt der Volksmund die Wunderheiler-Sektenkirchen dagegen drastisch „Gelddruckmaschinen“, empört sich mancher über den luxuriösen Lebensstil selbsternannter Apostel und Bischöfe. Nun hat die auf Millionärs-Statistiken spezialisierte US-Zeitschrift „Forbes“ erstmals amtliche Daten von Regierung und Bundespolizei des Tropenlandes durchforstet und eine gut fundierte Hitliste der Sekten-Multimillionäre erstellt. Bischof Edir Macedo, Chef der weltweit agierenden „Universalkirche vom Reich Gottes“, ist mit 950 Millionen Dollar der Spitzenreiter. Ihm gehört Brasiliens zweitgrößte TV-Station „Rede Record“, mit fast durchweg rein kommerziellem Programm, die 2012 sogar die Exklusiv-Übertragungsrechte der Olympischen Sommerspiele in London kaufte – und daran entsprechend verdiente. Hinzu kommen Musikfirmen, Verlage – der Privatjet des „Bischofs“ ist 45 Millionen Dollar wert. Macedo, „Brazils Richest Pastor“, hat seine ersten Millionen, wie jetzt die Landesmedien erinnern, just im berühmtesten Stadion der nächsten Fußball-WM 2014, dem „Maracaná“ von Rio de Janeiro verdient – mit spektakulärsten Wunderheilungen. Bizarr, wie Macedo, zuvor Lotterieangestellter, vor den Mikros wild gestikuliert und mit dem Fuß aufstampft, böse Geister und den Satan auffordert, sofort zu verschwinden. „Raus, raus raus“ skandiert die Menge der über 100000, und glaubt, weil es ihr Führer ja sagt, von allen Krankheiten, sogar Krebs, Aids, Blindheit geheilt zu sein. Auf Anweisung Macedos werfen Zehntausende begeistert ihre Brillen auf den Fußballrasen, die säckeweise weggetragen werden. „Wunderheilungen geschehen kontinuierlich in den Tempeln der Universalkirche“, heißt es auf ihrer offiziellen Website. Weil Macedo und seine Manager längst politisch einflußreich zum Regierungslager zählen, Parteien gründeten, Parlamentsabgeordnete und einen Minister stellen, für die Wahl von Staatschef Lula und seiner Nachfolgerin Dilma Rousseff unverzichtbar sind, bleiben selbst Anklagen der Bundesanwaltschaft wegen Scharlatanerie, Bandenbildung, Geldwäsche oder Betrug letztlich folgenlos. Kein Problem, teuerste Top-Anwälte einzuschalten. Ein Bischof zumindest, der laut Polizei mit zwei Pastoren einen 14-jährigen Jungen sexuell mißbraucht und danach lebendig verbrannt hat, sitzt im Gefängnis, wartet auf den Prozeß. In einem Tempel der Universalkirche findet die Polizei gar Mpis und reichlich Munition.
Nur folgerichtig, daß Valdemiro Santiago 18 Jahre lang als Bischof an der Seite Macedos alle Tricks zum Reichwerden erlernt, dann eine eigene „Freikirche“, die „Weltkirche der Macht Gottes“ aufmacht, sich zum Apostel ernennt – und nun auf der Forbes-Liste mit 220 Millionen Dollar Vermögen den zweiten Platz belegt. „Ich halte es nicht mehr aus, bin an der Grenze, helft mir, meine Brüder“, schluchzt Santiago noch vor wenigen Jahren am Altar. „Ich brauche dringend sieben Millionen Real, damit ich dieses TV-Programm unserer Kirche nicht stoppen muß – bitte zahlt rasch!“ Solche Appelle funktionieren bis heute. Drei Pastoren Santiagos werden wegen Waffenschmuggels verhaftet, weil sie US-Maschinengewehre für Banditenkommandos von Rio transportierten.
Der „Apostel“ jagt Macedo inzwischen aggressiv die Anhänger ab, nennt ihn gar einen Säufer, einen Verrückten.
Drittreichster ist laut Forbes mit 150 Millionen Dollar der TV-Prediger Silas Malafaia von der „Gottesversammlung“ , gefolgt von Romildo Ribeiro Soares(„Internationale Kirche der Güte Gottes“) mit 125 Millionen Dollar – und dem Ehepaar Estevam und Sonia Hernandes – er „Apostel“ und Ex-Werbemanager, sie Bischöfin. Beide saßen bereits wegen Geldwäsche und Betrug im US-Knast.
Hat die Forbes-Statistik gerade bei den Sektenanhängern, zumeist Arme und Verelendete aus den Slums, einen Sturm der Entrüstung ausgelöst? Schließlich müssen sie monatlich ein Zehntel ihrer mageren Einkünfte an die Sektenkirchen abliefern. Zorn oder Proteste keineswegs. In den Wunderheilerkirchen wird schließlich die Theologie der Prosperität gepredigt – am überzeugendsten just von Bischof Edir Macedo:“Wer ein üppig-reiches Leben führt, genießt die Segnungen des Herrn – Wohlstand ist eine Gabe Gottes.“ Laut Religionswissenschaftler Edin Abumanssur in Sao Paulo denken die Anhänger, Gott gab all das meinem Kirchenführer – und wird es mir auch geben. “Unsere religiöse Realität ist völlig anders als in Deutschland – hier existiert eine Art religiöser Markt, auf dem Wirtschaftsunternehmen derartige Kirchen wie ein Produkt anbieten. Da wird heftig und aggressiv um Marktanteile gestritten.“
Absurd überhöhte Gläubigenzahlen
Alle Multimillionäre sind besonders in Politik und dem TV-Business aktiv, organisieren mit Ausnahme Santiagos den jährlichen Jesusmarsch in der Megacity Sao Paulo, ein Barometer für die Stärke der evangelikalen Sektenkirchen. 2012 feierte man einen angeblichen neuen Teilnehmerrekord – über fünf Millionen! Die größte Qualitätszeitung Brasiliens, Folha de Sao Paulo, hatte indessen von 71 Statistik-und Umfrageexperten die tatsächliche Zahl ermitteln lassen – kam nur auf 335000 Marschierer. Zur Freude der brasilianischen „Freikirchen“ wurden, wie man per Internetsuche leicht feststellen kann, von zahlreichen deutschsprachigen Zeitungen nicht die reellen Teilnehmerzahlen gemeldet, sondern die stark überhöhten der Wunderheilerkirchen, war allen Ernstes von über einer Million die Rede.
Nicht zufällig wurde in Brasilien die Ausbreitung der evangelikalen Wunderheilersekten durch Leonardo Boff öffentlich begrüßt:
Boffs Zölibatsbruch:
Leonardo Boff hatte 1993 in einem Zeitungsinterview mitgeteilt, daß er trotz Zölibatsverpflichtung seit 1981 als katholischer Priester mit der anfangs noch nicht geschiedenen Frau seines Freundes, Marcia Miranda, zusammenlebte, die aus ihrer Ehe sechs Kinder hatte. Marcia Miranda war Boffs Sekretärin. Wie es in dem Interview hieß, lebte Boff mit Marcia Miranda und deren Ex-Mann über ein Jahrzehnt, bis 1991 in einem Haus von Petropolis bei Rio de Janeiro zusammen. Erst Ende der 80er Jahre, hieß es, wurde juristisch die Scheidung zwischen Marcia Miranda und dem Vater ihrer Kinder vollzogen.
“Amoröse Geständnisse eines Priesters.”
“Die Leidenschaft von Boff. Der polemischste Theologe der Kirche offenbart alles über das Liebesverhältnis, das er seit 12 Jahren mit seiner Sekretärin Marcia Miranda pflegt.”
Wikipedia: Em 1992, ante novo risco de punição, desligou-se da Ordem Franciscana e pediu dispensa do sacerdócio. Sem que esta dispensa lhe fosse concedida, uniu-se, então, à educadora popular[2] e militante dos direitos humanos Márcia Monteiro da Silva Miranda, divorciada e mãe de seis filhos, com quem mantinha uma relação amorosa em segredo desde 1981[3]
http://acervo.folha.com.br/fsp/1993/11/21/101//5677787
Befreiungstheologe Frei Betto zur Rolle des US-Geheimdienstes CIA bei der Sekten-Förderung in Brasilien:
Brasiliens Kirche war zur Diktaturzeit weitgehend regimekritisch, war Opposition. Um ein Gegengewicht zu schaffen, so Frei Betto, habe die CIA deshalb die Ausbreitung von Sekten gefördert – und tue dies offenbar bis heute. “Die USA finanzierten jene Sektenkirchen, denen es darum geht, Brasiliens Christen zu spalten und progressive Tendenzen in der katholischen Kirche auszulöschen. Jene „elektronischen Kirchen“ propagierten sogar eine Theologie des Wohlstands. Dagegen stehe die Botschaft Jesu für Gerechtigkeit und Frieden in der Welt. Dies sollten die Gläubigen nicht entdecken. Bezeichnend sei, daß die brasilianischen Chefs wichtiger evangelikaler Kirchen heute alle in den Vereinigten Staaten wohnten, nicht in Brasilien.
Frei Bettos Argumentation fehlt natürlich vorhersehbar auch in deutschsprachigen Analysen über evangelikale Wunderheilersekten, die gewöhnlich beschönigend als Freikirchen bezeichnet werden. Auch im Kontext der Papstwahl 2013 fielen diese Argumente und Fakten unter den Tisch.
http://www.hart-brasilientexte.de/2008/02/13/amazonia-an-ecocide-foreseen/
Der Papst, die Franziskaner, der Libyenkrieg – warum man davon im deutschsprachigen Mainstream nichts liest: http://www.hart-brasilientexte.de/2011/04/12/brasiliens-franziskaner-frei-jose-francisco-zu-libyenkrieg-und-kriegswaffenmesse-in-rio-de-janeiro-weltsozialforum-aktivist-oded-grajew-analysiert-vollig-korrekt/