„Rio+20: „Der Verbrauch von Biotreibstoff ging stark zurück, der von Benzin nahm enorm zu.“ O Globo
http://www.hart-brasilientexte.de/2011/09/20/brasilien-daten-statistiken-bewertungen-rankings/
Biologe Olmos, langjähriger UNO-Berater, sagte in Sao Paulo im Website-Interview weiter, er sei in Bezug auf Rio+20 nicht im mindesten optimistisch, es müsse mit sehr wenig Objektivität gerechnet werden. „Umwelt, Umweltschutz werden heute nur zu oft benutzt als trojanisches Pferd für ganz andere politische Ziele. Es ist traurig – wir haben sehr ernste ökologische Herausforderungen, doch keine politischen Führer, die sich diesen Herausforderungen stellen. Anstatt zumindest strategisch zu denken, schauen die politischen Führer nur auf Fragen minderer Bedeutung. Brasilien vergeudet eine absurd große Menge an Lebensmitteln, macht sie zu Abfall – die nationale Landwirtschaft produziert ohne Vernunft. Doch die brasilianischen Politiker denken nur für die Zeit ihres Mandats, anstatt politisch schmerzhafte Entscheidungen zu realisieren und damit die Zukunft zu sichern. In Brasilien sehen wir überall kollektive Verantwortungslosigkeit, jenen Marsch der Vernunftlosigkeit. Individuen treffen egoistische Entscheidungen, von denen alle geschädigt werden. Die Megacity Sao Paulo ist dafür das beste Beispiel – Sao Paulo ist ein Desaster.“
Dr. Fabio Olmos beim Website-Interview in Sao Paulo.
http://www.dradio.de/dkultur/sendungen/wissenschaft/1779605/
Laut Olmos müßte die Bevölkerungsexplosion, auch die brasilianische, unbedingt zu den Hauptthemen von Rio+20 gehören. „Bevölkerungsexplosion bedeutet noch mehr Konsum, noch mehr Umweltzerstörung als bisher. Doch dieser Aspekt gilt als politisch unkorrekt, wie viele andere.“ Niedrige Bildung verhindere, daß die Menschen aus Katastrophen lernten – nicht einmal die Komplexität der jetzigen Umweltkatastrophen – Dürre im Nordosten und Überschwemmungen in Amazonien – werden daher begriffen. In Brasilien gewöhne sich die Gesellschaft zunehmend an vieles früher absolut Unakzeptierbare, Untolerierbare – darunter an die Verwandlung von Bade-Flüssen in Kloaken, aber auch an das Heer der Obdachlosen und Cracksüchtigen. „Nur zu viele enden im Massengrab.“ „Ein sehr ernstes Problem der brasilianischen Kultur ist der fehlende Sinn für individuelle Verantwortung, von Respekt für den Raum des anderen. Und für ein Leben in der Kollektivität, der Gruppe bedeutet dies ein absolutes Desaster.“
Die Geier Brasiliens haben wegen ihrer Funktion als “Gesundheitspolizei” derzeit in den Dürregebieten überreichlich vor allem wegen Wassermangel verendete Haus-und Weidetiere als Nahrung.
Wie es in neuen Analysen heißt, nimmt die Menge des in Brasilien anfallenden Abfalls schneller zu als das Wirtschaftswachstum – was zunehmende Ineffizienz beweise. Als Beispiele für geplante Kurz-Haltbarkeit werden Computer, Drucker, Handys etc. genannt.
Tasso Azevedo, Forstingenieur, fordert, die geplante Kurz-Haltbarkeit durch Produkte zu ersetzen, die (wieder) ein ganzes Leben lang halten.
In Brasilien ist ein besonders auffallendes Beispiel der landesweit verhinderte Ausbau des Bahntransports für Personen und Güter – Busse und LKW verschleißen schließlich viel, viel schneller als die Eisenbahn. Zumal Brasiliens Straßen überwiegend sehr schlecht sind. Selbst zwischen den wichtigsten Städten Rio de Janeiro und Sao Paulo wurde der Zugverkehr eingestellt, um offenbar den denkbar ineffizienten Transport von Menschenmassen in rasch verschleißenden Bussen zu begünstigen.
Die Zahl der Autos in Rio de Janeiro lag 1992 bei amtlich 83851, heute liegt sie bei über 2,5 Millionen – entsprechend ist die Luft-und Lebensqualität.
Die Produktion von Wegwerfprodukten bzw. Produkten mit immer kürzerer Nutzungszeit und niedriger Qualität wurde nach der Rio-Konferenz von 1992 gezielt vorangetrieben, um Rohstoff-Ressourcen zügiger zu vernichten. Stichwort “Planned Obsolescence”:http://en.wikipedia.org/wiki/Planned_obsolescence
Scherenschleifer in Sao Paulo – Berufe, die immer seltener werden.
Tags: , Rio+20 und Bevölkerungsexplosion in der Dritten Welt
„Amazonia – an ecocide foreseen“: http://www.hart-brasilientexte.de/2008/02/13/amazonia-an-ecocide-foreseen/
On the eve of Rio+20, there is need to denounce liberal capitalism’s new offensive: the mercantilising of nature. A carbon market already exists, established by the Kyoto Protocol (1997). It determines that developed countries, the main polluters, must reduce hothouse gas emissions by 5.2%.
Reducing the volume of poison vomited by those countries into the atmosphere implies in a reduction in profits. Hence credit carbon was invented. A ton of carbon dioxide (CO2) is equal to a carbon credit. A rich country or its businesses which surpass the permitted limit of pollution may buy credit from a poor country or its businesses which have not yet attained their respective limits of CO2 emissions and, therefore, are authorised to emit hothouse gases. The value of this permission must not exceed the fine that the rich country would pay if it were to surpass its CO2 emission limit.
Frei Betto beim Website-Interview im Dominikaner-Konvent von Sao Paulo.
In verschiedenen Regionen des Nordostens hat es seit 4 Monaten nicht geregnet, sind die Trinkwasserreservoire leer. Obwohl Aufforstung in diesen Regionen nahezu ein Fremdwort ist, ähnelt das Medien-und „Experten“-Geschwätz über nachhaltiges Wirtschaften vor Rio+20 den Sprüchen der Konferenz von 1992 – und den Jahren danach – fast aufs Wort. Unterdessen geht selbst in baumarmen Städten wie Sao Paulo die rigorose Abholzung letzter Baumbestände weiter – wer in diesen Städten wohnt, macht fast täglich entsprechende Beobachtungen, hat den Lärm der Motorsägen selbst in der Innenstadt im Ohr. Proteste von Anwohnern bleiben gewöhnlich aus, das „Säubern“(„limpar“) von Waldfläche gilt in Brasilien für die meisten als positiv – die entstehenden Freiflächen werden daraufhin betoniert. In Sao Paulo führte die Beton-Konzentration zu einem deutlichen Anstieg der Durchschnittstemperatur, zu früher unbekannten, sehr heftigen Tropengewittern, die große Schäden verursachen.
Kurioserweise hatte im Nordosten Brasiliens bereits vor etwa hundert Jahren der populäre Volksprediger Padre Cicero in einem regelrechten Umwelt-Manifest vor der bis heute gängigen Umweltzerstörung gewarnt und die inzwischen eingetretenen Klimaveränderungen, Hunger, Dürre etc. exakt vorhergesagt.
Rio+20 und die immergleichen Spesenritter:
http://www.spiegel.de/wissenschaft/natur/0,1518,822885,00.html
Rio+20 und die Spesenritter(Hotels inzwischen ausgebucht): http://www.hart-brasilientexte.de/2012/02/26/rio20-und-die-immergleichen-spesenritter-rio-de-janeiros-hotels-fur-die-zeit-der-uno-konferenz-bereits-zu-94-prozent-ausgebucht-laut-landesmedien/
„Umweltschutz existiere nicht“: http://www.hart-brasilientexte.de/2011/10/25/brasilien-deutschland-bischof-dom-sebastiao-bandeira-coelho-aus-coroatamaranhao-in-roxel/
„Das ist nicht normal“: http://www.hart-brasilientexte.de/2010/06/16/das-ist-nicht-normal-neue-website-uber-lateinamerikas-fuhrende-megacity-sao-paulo-umweltvergiftung-stadtzerstorung-absurditaten/
http://www.pro-regenwald.de/news/2012/03/02/Schon_jenseits_Greenwashing
Rio+20 und die Spesenritter(Hotels inzwischen ausgebucht): http://www.hart-brasilientexte.de/2012/02/26/rio20-und-die-immergleichen-spesenritter-rio-de-janeiros-hotels-fur-die-zeit-der-uno-konferenz-bereits-zu-94-prozent-ausgebucht-laut-landesmedien/
„Konferenzpause in Kopenhagen“ – Angeli in Qualitätszeitung „Folha de Sao Paulo“, Ausriß.
http://www.hart-brasilientexte.de/2012/02/27/ney-matogrosso-por-debaixo-dos-pano/
Hintergrund:
„O Rio, por exemplo, nao recicla nem 1% do seu lixo!“
“Stolz, ein Brasilianer zu sein.” Aufschrift auf der Arbeitskleidung der Straßenkehrerin Sao Paulos am Stadtgeburtstag – Anregung für Arbeitskleidung bei deutscher Stadtreinigung?
Ausriß.
Fehlende Hygiene optimal für Fiebermoskitos:
Grajew, der die NGO “Rede Nossa Sao Paulo” führt, ermittelte, wielange Stadtbewohner, die auf das öffentliche Gesundheitswesen angewiesen sind, auf einen vereinbarten Arztbesuch warten müssen – durchschnittlich 61 Tage. Nur 1,5 Prozent der rund 12 Millionen Stadtbewohner sind an ein Müllabfuhr-System ähnlich wie in Deutschland, die “Coleta seletiva”, angeschlossen, der große Rest hat keine Mülltonnen zur Verfügung, wirft den Müll in Plastiktüten oder lose an die Straße – zur Freude der Ratten. In Porto Alegre funktioniert moderne Müllabfuhr bereits für 100 Prozent der Bewohner, hieß es. Sao Paulos Flüsse “Rio Tieté” und “Rio Pinheiros” sind pure Kloake, geben massenhaft klimaschädliche Giftgase wie Methan an die Atmospäre ab. Sao Paulo ist Lateinamerikas reichste Großstadt.
Müllsituation in Sao Paulo – Abfälle werden zumeist auf diese Weise an die Straße geworfen, meist nachts von Müllabfuhr eingesammelt.
Am Tag der Freigabe der City-Straße des Gebäudeinsturzes führte Gas erneut zu einer der typischen, häufigen Gully-Explosionen Rio de Janeiros, diesmal wurden nach offiziellen Angaben mindestens eine Person getötet, mehrere verletzt.
“Rio zählt täglich 55 neue illegale Bauten”, laut Tageszeitung O Dia. Die Präfektur registrierte 2011 über 20000 Bauwerke mit Problemen, heißt es. Illegaler Umbau sei wahrscheinlichste Ursache der Tragödie im Zentrum.