http://www.beija-flor.com.br/2012/index.html
An der „concentracao“ nahe der Metrostation „Praca Onze“ ließ sich aus nächster Nähe – und stundenlang – besonders bei „Beija-Flor“ beobachten, was während der eigentlichen Parade in Sekunden vorbeirauscht: Die Details der Allegorienwagen, besonders der Sklavenschiffe – die unglaublich gut gearbeiteten Kostüme – keineswegs billig geklebt wie bei den meisten Sambaschulen üblich, sondern aufwendig genäht und bestickt. Dazu die Gespräche mit Teilnehmern und Leitern der Sambaschulen, wo man weit mehr erfährt als aus den Medien. Aus Maranhao waren mehrere hundert Karnevalisten gekommen, hatten ihre Kostüme teils selber angefertigt – hätten sich nie im Leben träumen lassen, einmal bei einer Rio-Parade dabeizusein.
Copacabana, 2012.
„Brasilien im Sambarausch“ (Deutscher Mainstream)
Obwohl bekanntermaßen selbst beim Karneval in Rio de Janeiro nur sehr wenig Samba zu hören ist, werden auch 2012 laut Vorschrift die immergleichen Klischees wiederholt – so funktioniert halt die heutige Medienwelt. Wie üblich hat besonders die TV-Berichterstattung über den Karneval von Rio so gut wie nichts mit der Karnevalsrealität vor Ort zu tun – die mediale Erscheinungsebene entfernt sich von Jahr zu Jahr immer weiter von den Tatsachen, Inhalten. Gestellte Bilder allerorten: Eben noch trabt eine Gruppe von Brasilianern eher teilnahmslos die Straße entlang – doch plötzlich erscheint ein TV-Team, richtet eine Kamera auf sie, verwandelt die Gruppe in die scheinbar fröhlichsten, ausgelassensten, spontansten Menschen des Erdballs. Keine Nation scheint sich so perfekt auf Fotografier-Posen zu verstehen wie die brasilianische.