Laut Medienberichten wurde er zudem schon in der Schule heftig gehänselt, ein Homosexueller zu sein – in einer extremen Machogesellschaft, an der Slumperipherie mit der tief verwurzelten Gewaltkultur besonders problematisch. Zwei Tage nach dem Schul-Massaker ist Brasilien, wie u.a. die fröhlich-ausgelassenen Live-Kindersendungen und Live-Unterhaltungsprogramme des Fernsehens zeigen, vielerorts schon wieder in der üblichen künstlichen Feierstimmung – ähnlich wie nach der verheerenden Erdrutschkatastrophe bei Rio de Janeiro mit rund 1000 Toten und vielen Vermißten.
2003 hatte im Teilstaat Sao Paulo ein Ex-Schüler in seiner Schule gezielt auf Heranwachsende geschossen, acht verwundet und sich daraufhin mit einem Schuß in den Mund getötet.
Brasiliens katholische Kirche spricht immer wieder von einer „Kultur des Todes“.
Schulkinder – Kindersoldaten in Rio de Janeiro: http://www.hart-brasilientexte.de/2008/02/22/brasiliens-kindersoldaten-junge-kinder-mit-waffen-die-einfach-anderre-kinder-erschossen-haben-die-sie-gerade-mal-schief-angeschaut-habenlesermail/
2013 startet Deutschlandjahr in Brasilien: http://www.alemanha-e-brasil.org/de
Ausriß, Rio-Lokalzeitung, Scheiterhaufen-Opfer, 7.11.2012. http://www.dradio.de/dkultur/sendungen/fazit/668242/
„Wir leben in einer Zeit der Feigheit“: http://www.hart-brasilientexte.de/2011/04/07/brasiliens-renommierter-therapeut-jorge-forbeswir-leben-in-einer-zeit-der-feigheit-hochachtung-fur-frau-sao-paulos-die-killerpolizisten-anzeigte-schulmassaker-in-rio-de-janeiro/
José de Souza Martins, Rechtsexperte, über den Täter von Rio: „Cidadao da sociedade da imitacao e da indistincao entre o virtual e o real.“
“Nutzt doch die US-Armee gerade auch solche Computersimulationen, um Soldaten die Hemmung vorm Töten eines Menschen zu nehmen. Der 19-jährige Täter von Erfurt ist sicherlich nicht durch Computerspiele zum Mörder geworden. Aber er konnte vorm Bildschirm die Tatabläufe beim Schießen einstudieren und jene Schnelligkeit trainieren, die er brauchte. Psychologen sprechen auch von `heimlichen Lehrplänen “in Gewaltspielen. Diese , sagen sie, lehrten Konfliktlösungsmodelle und Rollenmuster, die jegliche demokratischen und sozialen Aspekte gesellschaftlichen Zusammenlebens ausblenden – so wie am 26. April 2002 am Erfurter Gutenberg-Gymnasium. “ Kai Mudra, Mitteldeutsche Zeitung 2009, zur Militarisierung der Gesellschaft.
Hintergrund:
Massaker, Blutbäder, Todesschwadronen, lebendig verbrannte Obdachlose, von Mord bedrohte Ordensbrüder – könnt ihr Franziskaner in Deutschland, in den deutschen Kirchen überhaupt vermitteln, unter welchen Extrembedingungen Ihr in Sao Paulo Seelsorge leistet, Menschen in Not helft?
Johannes Bahlmann, Ordensoberer in Sao Paulo und Rio de Janeiro(inzwischen Bischof in Obidos), im Website-Interview: Ich nenne es „vergessener Krieg”, in dem wir hier leben – all die unglaublichen, absurden Geschehnisse unseres Alltags kann man vielen Deutschen nur schwer begreiflich machen. Diese komplexe Lage hier ist in Deutschland nur schwer zu vermitteln. Nur wer hier gewesen ist, die Dinge mit eigenen Augen gesehen hat, kann eigentlich nachvollziehen, in welche Realität wir Franziskaner eingebunden sind. Selbst in verschiedensten Kreisen Brasiliens geht es mir so: Vieles Furchtbare wird verdrängt, man blockt ab, will sich damit nicht auseinandersetzen, will es nicht wahrhaben. In den Medien wird viel über den Irakkrieg, Kriege in Afrika berichtet – und dabei oft vergessen, daß hier in Sao Paulo ebenso viele Menschen oder sogar noch mehr als in manchem fernen kriegerischen Konflikt getötet werden, auch wir hier im Grunde genommen wie in einem Krieg leben. Es gab sogar Massenmorde an Obdachlosen. Wir Franziskaner sind hier in friedensstiftender Mission, wollen hier Frieden schaffen.