Brasilianische Qualitätsmedien, die Opposition und Menschenrechtsorganisationen haben das Vorgehen des Militärs in Rio de Janeiros Slum „Morro da Providencia“ scharf verurteilt. Die Opposition im Nationalkongreß warf Staatschef Lula vor, die Armee zu Wahlkampfzwecken eingesetzt zu haben. Begünstigt worden sei das Projekt „Cimento social“ des von Lula bevorzugten Bürgermeisterkandidaten Marcello Crivella. Crivella gehört zur Wunderheilersekte „Universalkirche vom Reich Gottes“ und zählt zu der der von der Sekte dominierten Republikanischen Partei(PRB). Zur PRB gehört auch Lulas Vize, der Milliardär und frühere Diktaturaktivist José Alencar.
In Brasilien ist erstmals ein Bischof der größten neupfingstlerischen Wunderheilersekte „Igreja Universal do Reino de Deus“ wegen Mordes verhaftet worden. Wie die Polizei mitteilte, wurde der 31-jährige Fernando da Silva nahe der nordostbrasilianischen Millionenstadt Recife gestellt. Er hatte gerade einen Gottesdienst zelebriert. Ihm wird vorgeworfen, 2001 in der Stadt Salvador da Bahia in einem Tempel der Kirche gemeinsam mit zwei Pastoren einen 14-jährigen Jungen mißbraucht und danach lebendig verbrannt zu haben.
Nach dem traditionellen „Marsch für Jesus“ mit 22 Lautsprecherwagen, auf denen Rock-und Gospel-Bands spielten und Pastoren predigten, sprachen auf einer Massenkundgebung im Mai neben evangelikalen Spitzenpolitikern des Nationalkongresses sowie der Regionalparlamente auch Mitglieder der Regierung von Staatschef Lula.
Brasiliens Wunderheiler-Sekten und die Politik: Beispiellose politisch-religiöse Machtdemonstration in Sao Paulo. Anbiederung der Sekten an Brasilia “ und umgekehrt
„Viele katholische Priester in Brasilien hängen nur träge rum, machen nichts – Padre Marcelo dagegen engagiert sich, holt Unmengen Leute von den Wunderheilersekten zurück, begeistert für echte christliche Werte. Ihn einen Pop-Priester zu nennen, ist dumm und kurzsichtig.“ Kommentare von Gläubigen während der Mega-Missa – siehe Hintergrundtext.
Viele der beliebtesten brasilianischen Stars sangen mit Padre Marcelo Rossi ihre religiösen Hits – hier Alcione aus Rio de Janeiro.
TV-Video von der Mega-Missa: http://g1.globo.com/Noticias/SaoPaulo/
Franziskanerbischof Fernando Figueiredo und Padre Marcelo Rossi in der neuen Kirche der Diözese Santo Amaro von Sao Paulo 2012.
Die katholische Kirche des Tropenlandes akzeptiert Homosexuelle – evangelikale Sekten wollen sie indessen „umdrehen”, von ihrer Sünde „befreien, reinigen”, wie intensive Werbung betont und sich dabei an USA-Vorbildern orientiert. Fast täglich werden in den Sektenmedien „Ex-Gays” präsentiert. Beispiel Pedro Santana: Jahrelang stand er als Strich-Transvestit auf dem Uni-Campus von Sao Paulo “ aufreizend zurechtgemacht, täschchenschwenkend, mit Silikonbusen, war als „Sandra Le Baron” stadtbekannt.
Viele europäische Sportmedien würdigten Kaká als ordentlichen, sauberen, Skandal-freien, bestbezahlten Geld-Spieler des Planeten(Tagessalär laut italienischer Sportpresse umgerechnet 17000 Euro – wieviel kriegen Sie so pro Tag?) Doch nun ermitteln die brasilianische und die italienische Justiz gegen den Weltfußballer des Jahres 2007, weil er enge Beziehungen zu einer berüchtigten kriminellen Wunderheilersekte aus Sao Paulo unterhält.
Der katholische Padre Marcelo Rossi aus Sao Paulo hat vergangenes Jahr 3,3 Millionen CDs und DVDs abgesetzt und damit nicht nur Popstars aus Lateinamerika weit in den Schatten gestellt. Wie seine Plattenfirma SONY-BMG mitteilte, ist Rossi bereits das zweite Jahr hintereinander größtes Phänomen der Musikbranche des Tropenlandes.
Franziskanerbischof Fernando Figueiredo und Padre Marcelo Rossi in der neuen Kirche der Diözese Santo Amaro von Sao Paulo 2012.
Brasiliens Sekte „Deus é Amor“ und ihr Megatempel in Sao Paulo
Die auch im multikulturellen Deutschland agierende brasilianische Sekte „Deus é Amor“, Gott ist Liebe, unterhält mitten in der drittgrößten Stadt der Erde, in der über tausend deutsche Firmen vertreten sind, den nach eigenen Angaben gewaltigsten Tempel der Welt, der über zweihunderttausend Menschen fassen könne. Im Megatempel werden täglich Wunderheilungen und Exorzismus praktiziert, treibt man von den Anhängern auf dubiose Weise Geld ein. Christoph Schlingensief war hier 2007, holte sich Anregungen, Inspiration…
Missionario David Miranda
Frei Betto, CIA, Sekten, „Freikirchen“: http://www.ila-bonn.de/brasilientexte/2007/ciasekten.htm
Brasiliens Staatschef verteidigt Sektenklagen gegen kritische Medien als legitim
Die jüngste Prozeßlawine evangelikaler Sekten gegen kritische Medien und Journalisten ist vom brasilianischen Staatspräsidenten Luis Inacio Lula da Silva als legitim bezeichnet worden. Derartigen Klagen bedrohten keineswegs die Pressefreiheit, sondern gehörten zur Konsolidierung der Demokratie im Lande, erklärte Lula. Wenn die „Universalkirche vom Reich Gottes“ jetzt vor Gericht ziehe, bediene sie sich eines Pfeilers der Demokratie. Lula nahm keinen Anstoß daran, daß die über fünfzig Prozeßklagen offenbar in einer orchestrierten Aktion über das gesamte Land verteilt worden waren.
Die neupfingstlerischen Wunderheilersekten Brasiliens sind nach den Worten des deutschstämmigen Kardinals Claudio Hummes häufig „aggressiv antikatholisch“. Hummes, 73, im Vatikan für die Klerus-Kongregation zuständig, sagte in Indaiatuba bei Sao Paulo vor Geistlichen zudem, daß die sogenannten protestantischen Sekten außerordentlich zunähmen.
Befreiungstheologe Frei Betto über CIA, Lateinamerika und Sekten
„CIA spionierte Brasiliens
Kirche aus, fördert Sekten“
Bischofskonferenz analysiert freigegebene Geheimdokumente
Klaus Hart
Bischöfe und Theologen des Tropenlandes befassen sich derzeit mit ungewöhnlicher Lektüre: Das Weiße Haus hat weitere hochbrisante Geheimdokumente über CIA-Operationen vor und während der brasilianischen Militärdiktatur freigegeben, die auch die katholische Kirche betreffen. Renommierte Menschenrechtsaktivisten, Intellektuelle wie Helio Bicudo und der Befreiungstheologe Frei Betto aus Sao Paulo sehen ihre früheren Recherchen bestätigt. „Dank dieser Geheimdokumente wissen wir nun genau, daß Washington die südamerikanischen Militärputsche der sechziger und siebziger Jahre vorbereitete.“ Auch in Brasilien, so der Dominikanerbruder und Bestsellerautor mit Millionenauflagen, sei mit CIA-Hilfe 1964 ein Willkürregime an die Macht gebracht worden, das bis 1985 währte. Der damalige US-Botschafter in Brasilia habe sogar finanzielle und militärische Hilfe für die Putschisten angefordert. „Argumentiert wurde mit dem Hirngespinst von der kommunistischen Gefahr – obwohl die katholische Kirche und speziell deren befreiungstheologischer Flügel bedrohlicher für die Interessen der USA angesehen wurden als der Marxismus.“
Auf die Veröffentlichungen reagierte auch die Familie des 1964 weggeputschten demokratischen Präsidenten Joao Goulart. „Wir gehen jetzt vor den Internationalen Gerichtshof in Den Haag und werden beweisen, daß es eine Intervention der USA gab“, erklärten Joao Vicente und Denise Goulart, Kinder des damaligen Staatschefs, vor der Presse. „Sie haben einen gewählten Präsidenten gestürzt, Brasiliens Souveränität gebrochen.“ Vicente und Denise Goulart verweisen zudem auf Dokumente, denen zufolge damals tatsächlich im Rahmen der sogenannten „Operation Brother Sam“ eine US-Militärflotte vor der brasilianischen Küste bereitgestanden habe. Die Familie will eine hohe Entschädigungssumme von Washington – umgerechnet über 1,3 Milliarden Euro.
Brasiliens Kirche war zur Diktaturzeit weitgehend regimekritisch, war Opposition. Um ein Gegengewicht zu schaffen, so Frei Betto, habe die CIA deshalb die Ausbreitung von Sekten gefördert – und tue dies offenbar bis heute. “Die USA finanzierten jene Sektenkirchen, denen es darum geht, Brasiliens Christen zu spalten und progressive Tendenzen in der katholischen Kirche auszulöschen. Jene „elektronischen Kirchen“ propagierten sogar eine Theologie des Wohlstands. Dagegen stehe die Botschaft Jesu für Gerechtigkeit und Frieden in der Welt. Dies sollten die Gläubigen nicht entdecken. Bezeichnend sei, daß die brasilianischen Chefs wichtiger evangelikaler Kirchen heute alle in den Vereinigten Staaten wohnten, nicht in Brasilien.
Der Befreiungstheologe verbrachte als politischer Gefangener mehrere Jahre in den Foltergefängnissen der Diktatur, erlebte all den Horror am eigenen Leibe mit. In den CIA-Dokumenten steht, daß die USA über die Folterpraxis sehr genau Bescheid wußten. „Das Verhör politischer Gefangener ist häufig begleitet von Folter, unter anderem Aufhängen mit dem Kopf nach unten, Elektroschocks, Hunger“, heißt es in einem Geheimtelegramm von 1973. Zitiert wird auch ein CIA-Informant aus dem Repressionsapparat:“Er beschrieb uns den Mord an einem der Subversion Verdächtigten, der er „genäht“ habe, wie er es nannte – indem er auf ihn mit einer automatischen Waffe vom Kopf bis zu den Zehen des Fußes gefeuert habe.“ Kurz vor dem Putsch telegraphierte der damalige US-Botschafter Gordon nach Washington, man müsse Hilfe leisten, „um ein größeres Desaster zu verhindern, welches Brasilien zu einem China der sechziger Jahre machen könnte“. Der damalige US-Präsident Lyndon Johnson erklärte unter Bezug auf Brasilien:“Wir können das dort nicht tolerieren.“
Öffentliche Kritik an diesen Menschenrechtsverletzungen und der laut US-Gesetzen mögliche Stopp von Wirtschaftshilfe seien unterblieben, um die Gewinne aus den rasch wachsenden Rüstungslieferungen an die Militärdiktatur nicht zu gefährden, betont der Dominikaner. “Kardinal Evaristo Arns aus Sao Paulo zählte zum Widerstand gegen die Diktatur und schlug den USA sogar ein Wirtschaftsembargo gegen Brasilien vor.“ Seine Bitte habe natürlich kein Gehör gefunden. „Denn die USA finanzierten ja die Diktatur.“ Die CIA habe zudem Persönlichkeiten wie Kardinal Arns oder Erzbischof Helder Camara ausspioniert, Geistliche beispielsweise als progressiv, als hilfreich für die Interessen der USA oder gar als Feinde klassifiziert.
Viele Dollars flossen gemäß den nordamerikanischen Quellen auch in die Ausbildung von Todesschwadronen, von Eliteeinheiten der politischen Polizei Brasiliens. „Ab 1968 ging die Diktatur brutaler, aggressiver gegen Regimegegner vor, wurde gemordet, ließ man Menschen verschwinden“, erinnert sich Frei Betto. Der Repressionsapparat sei mit Washingtoner Hilfe besser organisiert worden. „An US-Militärakademien wurden Folterer für verschiedene lateinamerikanische Diktaturen, darunter für Brasilien ausgebildet.“
Brasiliens Bischofskonferenz fordert seit Jahren, daß die Regierung von Staatschef Luis Inacio Lula da Silva endlich die geheimen Diktaturarchive der Streitkräfte öffnet. „Damit würde mehr über die Zusammenarbeit mit der CIA bekannt.“ Doch genau dies solle verhindert werden. Länder wie Chile oder Argentinien seien bei der Vergangenheitsbewältigung schon viel weiter. “Die Lula-Regierung ist eigentlich dazu verpflichtet, die Öffentlichkeit über diese dunkle Phase unserer Geschichte aufzuklären, damit man weiß, wer verantwortlich war für all die Verbrechen.“ Lula, so sieht es Frei Betto, müßte als Chef der Streitkräfte die Militärs zwingen, alle Repressionsarchive zu öffnen. „Unerklärlich, ja verrückt, daß er es nicht tut.“ Schließlich legten selbst die USA ihre Geheimdokumente über diese Zeit, die Beteiligung am Militärputsch offen.
Brasilien – Kirche und Gesellschaft, Sammelband: http://www.hart-brasilientexte.de/2013/11/05/brasilien-%E2%80%93-kirche-und-gesellschaft-sammelbandtexte/
Angeli, Brasiliens größte Qualitätszeitung “Folha de Sao Paulo” zu Lula und Castro:”Sag mal, wie gehts denn der brasilianischen Rechten?””Der gehts optimal! Ich habe mich mit ihr verheiratet!”
Große Sozialdemokraten und ihre besonderen Beziehungen zu Brasilien – Willy Brandt und Helmut Schmidt: http://www.hart-brasilientexte.de/2011/11/16/helmut-schmidt-und-lula-lulas-sonderbeziehungen-zu-deutschland/
Diktator General Ernesto Geisel(Operation Condor), deutschstämmig, in dessen Amtszeit der jüdische Journalist Herzog gefoltert und ermordet wurde – und Willy Brandt, Ausriß. General Geisel war 1976 zu einem offiziellen Besuch in Großbritannien.
Kein Foto von Brandt und Geisel im Willy-Brandt Forum Unter den Linden, Berlin.
Wie die brasilianische Militärdiktatur Frauen folterte: http://www.hart-brasilientexte.de/2013/03/26/brasiliens-komplizierte-vergangenheitsbewaltigung-maria-amelia-de-almeida-teles-grauenhaft-gefolterte-regimegnerin-heute-mitglied-der-wahrheitskommission-des-teilstaats-sao-paulo-zur-aufklarung-der/
General Ernesto Geisel besuchte während seines offiziellen Aufenthalts in der Bundesrepublik Deutschland 1978 neben Willy Brandt auch Hans Filbinger: http://de.wikipedia.org/wiki/Hans_Filbinger “Was damals rechtens war, kann heute nicht Unrecht sein.”
1978 traf General Geisel in Bonn während des offiziellen Besuchs nach eigenen Angaben mit Bundeskanzler Helmut Schmidt, Außenminister Hans-Dietrich Genscher, Walter Scheel, Helmut Kohl, Franz-Josef Strauß zusammen, sprach etwa anderthalb Stunden mit Willy Brandt, Präsident der Sozialistischen Internationale.
Ausriß.
Presidente Ernesto Geisel e Primeiro-Ministro Helmut Schmidt.
“Kardinal des Widerstands”: http://www.hart-brasilientexte.de/2011/09/14/parabens-dom-paulo-evaristo-arns-der-deutschstammige-kardinal-sao-paulos-ist-90-hochengagiert-im-kampf-gegen-das-militarregime-der-foltergenerale1964-1985-wer-mit-den-diktatoren-eng-kooperierte/