Zur Mittel-und Oberschicht zu gehören, bedeutet nichts, falls mich die unteren Schichten nicht als Privilegierten anerkennen. So beschreibt der angesehene Therapeut und Kolumnist der größten brasilianischen Qualitätszeitung „Folha de Sao Paulo“, Contardo Calligaris, die Denkweise heutiger Neureicher, der „Neoprivilegiados“. Dies habe zur Folge, daß auch in Brasilien eine neue Wirtschaftselite, wild darauf, der Welt den neuen Status zu demonstrieren, die Macht brauche und mißbrauche.
Brasiliens größte Qualitätszeitung „Folha de Sao Paulo“ hat den zwei offiziellen Statistikinstituten Ipea und IBGE erneut Falschinformation über den Grad der sozialen Ungleichheit im Tropenland vorgeworfen.
In Brasilien ist gemäß neuen von der Presse veröffentlichten Studien(Fundacao Getulio Vargas) das Einkommen unter den ärmsten 10 Prozent der Bevölkerung 2007 um 5,2 Prozent zurückgegangen. Wie es hieß, seien letztes Jahr 18,11 Prozent der rund 190 Millionen Brasilianer verelendet gewesen. Zitiert wird eine Expertin des Anti-Hunger-Programms(Bolsa Familia) der Regierung, wonach es weiterhin schwierig sei, die ärmsten Schichten zu erreichen:“Sao os exluidos dos excluidos…“
Gilmar Mauro, neben Joao Pedro Stedile der wichtigste Führer der Landlosenbewegung MST, hat im Exklusivinterview gegenüber dieser Website betont, daß unter der Lula-Regierung Brasiliens soziale Ungleichheit, die Kluft zwischen Armen und Reichen größer geworden ist. Staatliche Hilfen für Verelendete wie „Bolsa-Familia“ seien lediglich Notbehelf-Politik – die an Familien durchschnittlich im Monat gezahlten 90 Real – umgerechnet etwa 37 Euro – armselig. In Brasilien gebe es „Barbarie social“
Die drei jungen Männer Sao Paulos, die etwa zwei Jahre unschuldig unter dem Vorwurf der Vergewaltigung und Ermordung einer jungen Frau in eine total überfüllte Gefängniszelle gesperrt und zudem gefoltert worden waren, haben in zahlreichen Medieninterviews ihre Haftzeit als „Hölle“ bezeichnet. „In die Zelle für höchstens 12 Personen wurden 40 gepfercht. Unsere Familien waren im Grunde mit uns eingesperrt.“
Wie Brasiliens Medien unter Berufung auf eine neue Studie von „The Boston Consulting“ melden, zählt das Tropenland zu jenen Staaten, in denen die Zahl der Millionäre am meisten zunimmt. Derzeit seien es bereits rund 220000 Dollar-Millionäre, während es 2007 noch 143000 gewesen seien. Entsprechend habe sich der Luxusgütermarkt in Brasilien stark vergrößert, gründeten immer mehr Luxusmarken ihre Filialen in Sao Paulo oder Rio de Janeiro.
Gleichzeitig belegen Sozialstudien das rasche Wachstum von Elendsvierteln, die denen in indischen Städten wie Kalkutta sehr ähneln.
Frei Betto, der bekannteste, wichtigste und meistgelesene Befreiungstheologe Brasiliens, hat im Exklusivinterview gegenüber dieser Website Angaben von Staatschef Lula, aber auch der Vereinten Nationen zurückgewiesen, wonach unter der Lula-Regierung die soziale Ungleichheit in Brasilien zurückgegangen sei. Frei Betto erklärte wörtlich: „Die soziale Ungleichheit hat sich erhöht und wurde keineswegs reduziert. Denn zwei Drittel des nationalen Reichtums sind in der Hand von nur zehn Prozent der Bevölkerung – das sind skandalöse Zahlen, das ist gravierend! http://www.hart-brasilientexte.de/2009/09/26/wohlhabende-verbrauchen-in-drei-tagen-wozu-arme-ein-ganzes-jahr-brauchen-brasiliens-soziale-kontraste-ipea-studie/