Wie es hieß,wurden die Maxi-Honorare an Palocci im November und Dezember 2010 gezahlt, nachdem Dilma Rousseff als neue Präsidentin feststand. Rousseff hatte auf Palocci als Wahlkampfmanager bestanden – laut Medienberichten wurde die Wahlkampagne vor allem mit Unternehmerspenden finanziert. Zumindest ein Baukonzern – mit Interessen in der Regierung – war Klient Paloccis und gleichzeitig Spender für die Präsidentschaftswahlkampagne von Dilma Rousseff, schrieb die Qualitätszeitung „Folha de Sao Paulo“, von der die ersten Enthüllungen über „Patrimoniogate“ stammen.
„Warum hat der eine zu essen und der andere nicht? Was ist deine Ansicht? Stille den Hunger des Bettlers“ – Avenida Paulista in Sao Paulo. Immer wieder fährt an ihm der Wahlpropaganda-Lautsprecherwagen von Präsidentschaftskandidatin Dilma Rousseff vorbei.
(Brasilien hat Wirtschafts-und Finanzkrise gut überstanden, lauten europäische Bewertungen zu Hunger und Elend im Tropenland)
Laut Befreiungstheologe Frei Betto, Ex-Lula-Berater beim Anti-Hungerprogramm, liegt die Zahl der in extremer Armut, also in Hunger und Misere, lebenden Brasilianer, nicht wie offiziell angegeben, heute bei 16 Millionen, sondern ist doppelt so hoch. Nach derzeit geltendem mitteleuropäischen Werteverständnis hat damit die internationale Wirtschafts-und Finanzkrise, wie die Lula-Rousseff-Regierung verbreiten ließ, auf Brasilien nur geringe Auswirkungen gehabt.
Brasiliens investigative Journalisten wiesen indessen auf Rekordentlassungen, den Stopp vieler Industrieprojekte, auf Exportprobleme und Deindustrialisierung, geschönte offizielle Statistiken.
In Rio de Janeiro hatten Dilma-Rousseff-Anhänger das Wahlkampfteam von Oppositionskandidat José Serra attackiert, Serra war dabei zweimal am Kopf getroffen worden.
„Lula muß sich bei Serra entschuldigen. Er nannte ihn Lügner ohne die Videos gesehen zu haben, die den Zwischenfall rekonstruierten. Hätte er sie gesehen, hätte er nicht gelogen…“(O Globo)
http://das-blaettchen.de/brasiliens-konfuse-praesidentschaftswahlen/
Wie es hieß, räumten Lula und die Kampagnespitze ein, Wahlkampf von oben herab betrieben zu haben, vor der Stichwahl sei jetzt Bescheidenheit angebracht. Grotestk-bizarr wirkte die sogenannte „Sieges-Kundgebung“ als Kampagneabschluß wenige Tage vor der Wahl in Sao Paulo – als längst klar war, daß es mit dem „Sieg“ wegen spürbaren Stimmungswandels nichts wird. Zur Kundgebung mußten von weither Anhänger mit Bussen herangekarrt werden, da sich mitten in der Megacity Sao Paulo nicht genügend Leute fanden. Dennoch gestikulierten Lula, Rousseff und Mercadante dann nur vor etwa 3000 Leuten. Jetzt habe Lula angewiesen, Wähler zurückzugewinnen, die wegen der Abtreibungsdiskussion abgesprungen seien. Die Medien erinnerten wie zuvor evangelikale und katholische Kirchen daran, daß Lulas Arbeiterpartei PT sogar bekannte, angesehene Mitglieder aus der Partei entfernt hatte, weil sie sich gegen die geplante Legalisierung der Abtreibung wandten. Einige Feministinnen hätten dies ins Programm hineinformuliert, hieß es aus der Arbeiterparteispitze. “ Zu diesen Minderheits-Feministinnen, so Kommentatoren, müsse Dilma Rousseff gezählt werden, die sich bereits 2007 für die „Descriminalazao do aborto“ ausgesprochen habe: „No Brasil, é um absurdo que nao haja.“ Als wichtigen Grund für das verfehlte Wahlziel wurden zudem Lulas arrogante Attacken gegen Medien und Journalisten gezählt, die jüngste Regierungsskandale, darunter Erenicegate, enthüllt hatten.
Leitmedien „Die Zeit“ und „Spiegel“ zum Wahlergebnis: http://www.zeit.de/politik/ausland/2010-10/brasilien-praesidentschaftswahl-rousseff
http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,721014,00.html
Grüner Abtreibungsgegner Bassuma: http://www.hart-brasilientexte.de/2010/10/06/gruner-abtreibungsgegner-luiz-bassuma-wenn-dilma-rousseff-zur-abtreibungsfrage-aus-wahltaktischen-grunden-lugt-verschlechtert-sich-ihre-situation-weiter-das-ware-ein-schus-in-den-fus-bassuma-we/
http://www.hart-brasilientexte.de/2010/10/03/wahl-humor-in-brasilien-o-globo/
Lula auf grotesker „Siegeskundgebung“ in Sao Paulo – wie stets als Frontmann von Dilma Rousseff, hinter ihm.
„Grande Comicio da Vitoria“: http://www.hart-brasilientexte.de/2010/09/28/dilma-rousseff-und-lula-grose-siegeskundgebung-grande-comicio-da-vitoria-in-sao-paulo/
Marina Silva warf gemäß Presseberichten Serra vor, Journalisten einzuschüchtern und kritisierte indirekt Staatschef Lula, der die Medien beschuldigte, im derzeitigen Wahlkampf parteiisch zu sein. Die Präsidentschaftskandidatin kommentierte die jüngste Zensuraffäre des Teilstaats Tocantins. Allgemein werde versucht, die Presse auf zwei Wegen einzuschüchtern. Einmal durch eine Serie öffentlicher Kritiken und andererseits auf verdeckte Weise, durch Angriffe auf Journalisten, die Forderung von deren Entlassung – was die gleiche Wirkung habe. Immer wieder wird zudem kritisiert, wie Politiker, Partei-und Regierungsfunktionäre hinter den Kulissen dafür sorgen, daß unbequeme, zumeist freiberufliche Journalisten, die sich nicht linientreu an Zensur-bzw. Berichterstattungsvorschriften halten, durch Streichung von Aufträgen ausgesondert werden. Universitätsprofessorin Zilda Iokoi, eine frühere politische Gefangene, hatte auf einer Tagung des Goethe-Instituts Sao Paulo erklärt, sehr problematisch sei die Rolle der großen, tonangebenden Medien Brasiliens, die systematisch über viele brisante Fakten nicht berichteten. ”Das ist Zensur – denn wir haben ein starkes, undemokratisches Medienmonopol in Brasilien. Neun Familien beherrschen das nationale Mediensystem, man liest nur, was die Zeitungsbosse wollen. Oft wollen Journalisten über Unerwünschtes schreiben, doch deren Texte werden zensiert, gekürzt. Mir sagen Journalisten beim Interview immer wieder: Ich weiß aber nicht, ob es gedruckt, gesendet wird.“
Filmemacher Fernando Meirelles, einer der wichtigsten Wahlkampfberater von Marina Silva, betonte unterdessen, in einem möglichen zweiten Wahldurchgang der Präsidentschaftswahlen für José Serra zu votieren. Lula versuche, Opposition und Medien zu zerbrechen.
Meirelles war durch seinen Film „City of God“(Cidade de Deus),nach dem Buch von Paulo Lins, weltbekannt geworden.
Sklavenarbeit: http://www.hart-brasilientexte.de/2010/09/14/sklavenarbeit-unter-lula-scharfe-kritik-der-uno/
http://carosamigos.terra.com.br/index_site.php?pag=revista&id=146&iditens=710
José Arbex, Professor an der Katholischen Universität, auf internationalem Menschenrechtstribunal von Sao Paulo – der jetzige Präsidentschaftskandidat und kirchliche Menschenrechtsaktivist Plinio Sampaio fungierte als Hauptankläger. http://www.hart-brasilientexte.de/2010/06/11/plinio-sampaio-wie-tickt-der-einzige-kirchliche-menschenrechtsaktivist-unter-den-prasidentschaftskandidaten-fur-die-pflichtwahl-brasiliens-im-oktober/
(In Caros Amigos haben der Befreiungstheologe Frei Betto und Landlosenführer Joao Pedro Stedile ihre ausführlichen Kolumnen)
“Schönheit und Fäulnis”. Neue Zürcher Zeitung/NZZ – Klaus Hart:https://www.nzz.ch/schoenheit_und_faeulnis-1.700750
Autoritarismus-und Faschismusvorwürfe gegen Lula: http://www.hart-brasilientexte.de/2010/09/23/autoritarismus-von-lula-in-manifest-verurteilt-pt-grunder-helio-bicudolangst-ausgetreten-und-deutschstammiger-kardinal-evarista-arns-unterzeichnen-regierungsattacken-gegen-medien-zuruckgewies/
In meinungsbildenden deutschen Analysen wird die brasilianische Regierung ausdrücklich als “progressiv” eingestuft.
„Sowohl im wirtschaftlichen als auch im sozialen Bereich ist das größte Land Südamerikas zu einem Vorbild in der Region geworden. “ WeltTrends, Potsdam 2012
http://www.radioagencianp.com.br/8919-tortura-no-brasil-e-ignorada-por-juizes-e-promotores
„A tortura continua sendo uma prática rotineira por parte dos agentes do Estado no Brasil. E o pior, recebe apoio de delegados, juízes e promotores públicos. Esse diagnóstico foi feito pela Pastoral Carcerária, da Confederação Nacional dos Bispos do Brasil (CNBB), que divulgará um relatório completo na próxima segunda-feira (02). O assessor jurídico da Pastoral, José de Jesus Filho, acredita que o corporativismo é um dos principais incentivos para os torturadores.“(Radioagencia NP)
Günther Zgubic, Priester aus Österreich, Leiter der Gefangenenseelsorge Brasiliens.
http://www.bundestag.de/dasparlament/2010/12/Beilage/006.html
“Wir wollen mehr Demokratie wagen”: http://www.hart-brasilientexte.de/2013/11/22/mehr-demokratie-wagen-willy-brandt-1969-jahr-in-dem-er-in-bonn-vertrage-mit-der-brasilianischen-folterdiktatur-unterzeichnete/